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R
Hallo zusammen.
Bin hier nicht besonders aktiv. immer wieder, aber nicht regelmäßig. Es kann aber sein, jemand hat von mir hier was gelesen.
Jetzt hocke ich am Bahnhof. Die Wartezeit verdeutlicht etwas, was mir schon seit einiger Zeit aufgefallen ist.
Ich kämpfe seit Jahren mit einer angeblichen Depression. angeblich weil mir eine genaue Diagnose bisher verweigert blieb. Wenn das überhaupt möglich ist. und auch weil mir bis heute immer noch schwer fällt es zu sagen dass ich eine habe. Damit wird nie ausgesprochen was jedem eigentlich klar ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich habe immer sehr ausgeprägte Heulkrämpfe. von allen wenn ich alleine bin. Bei Auto fahren war immer am schlimmsten. Ein Lied oder nur eine Gedanke war genug um alles auszulösen. Und dann fühle ich mich ganz mies.
Aber jetzt habe ich den Eindruck, es trifft mich jederzeit, überall. Auch wenn anderen um mich herum sind. Ich muss so oft mich zurückhalten. Und auch das fällt mir immer schwerer.
Kann das sein? Es hat sich eigentlich nichts geändert. trotzdem, warum ist das so? Oder bilde ich mir was ein?
Eine Frage die gut möglich unmöglich ist zu beantworten. aber vielleicht hat jemand was ähnliches erlebt.
Liebe Grüße an alle

28.09.2019 23:16 • 02.10.2019 #1


10 Antworten ↓


Hotin
Hallo Rich,

wenn Du seit Jahren mit einer Depression kämpfst, ist das für Dich bestimmt nicht
einfach. Vermutlich wird es auch nicht einfacher, wenn Du diese Depression für Dich
aussprichst und akzeptierst.
Zitat:
Ich habe immer sehr ausgeprägte Heulkrämpfe. von allen wenn ich alleine bin.


Wie kommt es dazu? Nicht jeder kann gut damit umgehen, wenn er viel allein ist.
Warum jedoch steigerst Du Dich da so hinein, dass Du weinen musst?

Zitat:
Ich muss so oft mich zurückhalten. Und auch das fällt mir immer schwerer.
Kann das sein? Es hat sich eigentlich nichts geändert. trotzdem, warum ist das so? Oder bilde ich mir was ein?


Natürlich kann das sein, was Du beschreibst. Psychische Probleme gehen selten von alleine weg.
Etwas musst Du schon dafür tun, dass sie sich abschwächen.
Sonst bleiben Deine Probleme oder sie werden sogar noch stärker.

Viele Grüße

Bernhard

29.09.2019 00:52 • x 1 #2


A


Heulkrämpfe und Depressionen - was habe ich?

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B
Hallo Rich,

vermeintlich grundlose Tränen sind m. E. eine Art Ventil für nicht definierte Traurigkeit. Manchmal genügt es zu weinen und der Druck lässt nach. Gelernt über die Ursachen bzw. Gründe hat man dabei leider nichts.

Egal ob Diagnose Depri oder nicht: Irgendwas in Dir will sich ausdrücken, will gesehen werden. Es kann sich seit längerem nicht Gehör verschaffen, den dazu müsste es gedanklich (in Worten) formuliert werden. Also bleibt der nonverbale Monolog über die Tränen.

Ganz tief sitzt die Hoffnung, dass diese von einem Gegenüber wahrgenommen, erkannt werden - ebenfalls ohne Worte, da ja keine Kommunikation im üblichen Sinne möglich scheint.

Genau hier würde ich ansetzen. Versuche, zu formulieren: Zuerst in wagen Begriffen wie z. B. Versäumnis etc. Notiere diese Begriffe in ein Büchlein und suche Begriffe oder Gedanken, die hiermit wiederum in Verbindung stehen usw.

Die wörtliche Definition von Quellen der Traurigkeit kann äußerst erlösend wirken.

29.09.2019 06:55 • x 3 #3


R
Hallo zusammen... und vielen Dank für die Antworten.

Die Tatsache... oder zumindest das Gefühl, dass alles so hoffnungslos ist spielt eine zentrale Rolle. Ich habe schon lange damit zu kämpfen, die Versuche mit Therapie etwas zu verbessern waren leider sehr enttäuschend; und erfolglos. Genau deshalb wundert mich jetzt so sehr, es hat sich nämlich nichts geändert. Weder besser noch schlechter. Und trotzdem, ich bin eindeutig empfindlicher geworden. Und leider auch, hoffnungsloser. Es ist so wie wenn ich versuchen würde einen Ausweg zu finden. Aber egal wo ich hinlaufe, finde ich keinen. Habe Angst irgendwann einfach stehen zu bleiben, es wäre wohl noch schlimmer.

Grüße

29.09.2019 20:51 • x 1 #4


Hotin
Hallo Rich,

Zitat:
Die Tatsache... oder zumindest das Gefühl, dass alles so hoffnungslos ist spielt eine zentrale Rolle.
die Versuche mit Therapie etwas zu verbessern waren leider sehr enttäuschend; und erfolglos. Genau deshalb
wundert mich jetzt so sehr, es hat sich nämlich nichts geändert. Weder besser noch schlechter.


Meiner Meinung nach siehst Du das sehr klar und richtig.
Wenn Du selbst mit Therapie nichts verändert hast, scheint es Dir vermutlich immer noch hoffnungslos zu sein.
Warum aber konntest Du trotz Unterstützung mit der Therapie in Deiner Denkweise nichts verbessern?
Fehlt Dir immer noch das Wissen, wie es geht?

Zitat:
Und trotzdem, ich bin eindeutig empfindlicher geworden. Und leider auch, hoffnungsloser.


Mich wundert so etwas nicht. Ohne das Gefühl, etwas im Leben bewegen zu können,
kann es immer hoffnungsloser erscheinen.

Dabei kannst Du jede Woche, jeden Monat sehr viel bewegen.
Du musst es nur tun.

Bernhard

29.09.2019 21:03 • x 2 #5


B
Hallo Rich,

bitte nicht missverstehen, aber Deine Ausdrucksweise gefällt mir sehr. Sie erinnert mich an die Bücher von Wilhelm Genazino. Schwermütig, traurig, hoffnungslos, aussichtslos.

Ich Gegensatz zu Dir empfinde ich diese Emotionen jedoch nicht als Belastung. Seit ich denken kann, bin ich ein melancholischer Mensch und habe diesen Charakter durchaus oft genossen, so befremdlich sich das vielleicht für Dich anhört.

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass Du ein recht gutes Gespür für das Dasein hast. Im Grunde ist die Herangehensweise an das Leben im Falle der allermeisten von uns hoffnungslos: Alles wird vergehen, blüht nur - vielleicht - eine kurze Zeit, um dann zu welken, zu sterben, zu schwinden.

Sofern man dieser Tatsache als ich und mein subjektiv ausgeliefert ist, kann dies durchaus ein Leben sehr schwer machen. Gelernt habe ich, dass ich Emotionen nicht trauen darf, aber ich darf sie bewusst erleben. Sowohl vermeintliche Freuden als auch vermeintliche Leiden sind nur temporär. In der Tat kannst Du jeden Augenblick ein Anderer sein - anders denken, fühlen, sprechen, handeln. Wenn Du das z. B. im Zuge einer Verhaltenstherapie tust, hast Du vielleicht das Gefühl, Du wärst nicht Du. Und damit hast Du weder Recht noch Unrecht. Du kannst letztendlich nicht auf Dich oder Dein Leben schauen. Es ist immer Er-Leben - ohne den, der erlebt.

Wenn Du mal wieder einen Spaziergang machst und bleibst stehen: Versuche, das, was auf Dich zukommt in Deinem Leben, zu erahnen. Dann drehe Dich um und schau zurück. Was siehst Du in Deinem bisherigen Leben? Welche Blickrichtung rührt Dich eher zu Tränen: Die vorwärts- oder die rückwärtsgewandte?

Ich möchte wetten: Die rückwärtsgewandte Blickrichtung.

Das vergangene Er-Leben ist vorbei.

Blick nach vorne - es ist alles da.

Du bist da.

Bist da.

Bist.

Mehr ist da nicht.

30.09.2019 15:13 • x 4 #6


R
Lieber Bernie,

Vielen Dank für den Text...

Ich habe mich auf deinen Vergleich zwar sehr gefreut, muss aber ehrlicherweise zugeben Wilhelm Genazino nicht zu kennen. Überhaupt mit Literatur nicht viel am Hut, meine Interessen haben immer eine anderen Richtung angeschlagen. Trotzdem, habe ich das was du geschrieben hast als Kompliment angenommen.

Vieles von dem du geschrieben hast ist mir vertraut. Aber leider von früher... heute ist leider sehr schwer für mich mit Leiden umzugehen. Und überhaupt Freude zu empfinden. Alles wird sehr überschattet von Gedanken und Gefühlen die ich nicht lenken kann. Auch wenn mir irgendwie klar ist, ich sollte anders denken ... ich komme nicht weiter.

Ich wünsche mir so einen Spaziergang machen zu können und dabei bewusst zurück schauen ... was aber immer passiert ist, ich bekomme wieder mal die Krämpfe von den ich erzählt habe. Und dann ist Schluss. Ich denke, unbewusst vermeide ich solche Situationen. Hauptsache Augen zu und weiter...

Liebe Grüße

01.10.2019 19:44 • x 1 #7


B
Servus Rich,

ich habe mir eben Deine anderen Beiträge hier im Forum durchgelesen und hätte nun folgenden Vorschlag:

Solltest Du aktuell keine Antidepressiva nehmen (wovon ich ausgehe), würde ich an Deiner Stelle zeitnah folgendes probieren: Jede Deiner Zeilen drückt eindeutig erheblichen Endorphinmangel aus. Wie es dazu kam ist nun erstmal zweitrangig. Dass Du auf Psychoanalyse oder Verhaltenstherapie nicht ansprichst, ist logisch. Du kannst dies leicht nachprüfen, indem Du eine Aminosäuren-Kombination namens DLPA einnimmst. Es ist eine Kombi aus D- und L-Phenylalanin, die den Endorphinspiegel nachweislich steigert. Sie wirkt lt. Studie bis zu zweimal besser als ADs.

Nimm anfangs 1500 mg über den Tag verteilt (nicht abends) und steigere ggfs. auf 3000 mg.

Solltest Du eine verstärkte Unruhe spüren, dann besorg Dir ersatzweise reines DPA (D-Phenylalanin solo sozusagen) und nimm 1500 mg über den Tag verteilt (bis zum Nachmittag).

In dieser Phase sollte Zucker, Weißmehl, Soja, Koffein und Alk. weitestgehend gemieden werden. Gleichzeitig achte auf genügend Protein, nimm ggfs. zusätzlich einen Aminokomplex (z. B. Amino Gram Forte Plus / Douglas Labs, NL). Iss viel Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte.

Ergänzend wäre ein hochdosiertes Multi-Präparat (z. B. Executive Stress Formula / Douglas Labs) sehr zu empfehlen. Falls Du insbesondere Abends starke Trauer spürst, nimm noch 5-HTP aus Griffonia (z. B. von Supplements Provitas). Das steigert natürlich den Serotoninspiegel.

Dies ist ein Vorschlag, der die körperliche Komponente Deiner aktuellen Situation betrifft. Mit größter Wahrscheinlichkeit hast Du dann eine bessere Ausgangsposition für die Arbeit an der geistigen Fraktion.

02.10.2019 06:45 • x 3 #8


S
@Bernie1970

Interessanter Beitrag, vielen Dank. Klingt für mich schlüssig. Ich werde deinen Tipp an Rich mal selber ausprobieren.

02.10.2019 07:06 • x 1 #9


R
Hallo,

Vielen Dank dafür dass du dir so viel Mühe gibst zu schreiben.
Leider muss ich sagen, auch wenn deine Vorschläge sehr gut gemeint waren, dass ich keinesfalls irgendwelche Pillen nehmen werde die jemand den ich nicht kenne und selber mich nicht kennt empfohlen hat.
Gut möglich, ich reagiere etwas empfindlich darauf weil ich aus meiner Familie die Erfahrung habe, Medikamente sind nicht immer ein Segen, auch nicht immer eine Hilfe. Ich frage mich auch wie verantwortungsvoll es ist hier solche Vorschläge zu machen. Dafür gibt es nämlich Fachleute die sich erst mit dem Betroffenen auseinander setzen sollen. Wenn alles so läuft wie es hätte laufen sollen.
Warum der Name von dem Thema das Ich erstellt habe sich geändert hat kann ich auch nicht nachvollziehen. Aber es gibt sicher viel wichtigeres.

Grüße

02.10.2019 19:56 • x 4 #10


B
Hi Rich,

kein Problem, danke für die Rückmeldung.

Themennamen werden hier oft von den Admins oder Helfern umformuliert, damit ggfs. Andere via Suchmaschine bzw. interne Suchfunktion besser darauf stoßen.

02.10.2019 22:52 • #11


A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl