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Anijenije
Ich gehe ganz normal arbeiten (Teilzeit) und bin nebenbei selbstständig. Es gibt ja die sogenannte Hochfunktionale Depression.

Ich denk das den meisten die Arbeit gut tut. Feste Strukturen sind unglaublich wichtig bei Depressionen. Wobei es natürlich ganz darauf ankommt wie stark die Depression ist. Bei leichten bis mittelschweren ist meiner Meinung nach aber arbeiten durchaus möglich.

Ich persönlich habe mich sogar gegen das Home Office entschieden. Ich brauche gerade das aus dem Haus gehen morgens, um richtig zu funktionieren. Zu Hause kann ich mich nicht motivieren und wäre noch depressiver geworden. Aber das ist reine Typsache.

Allerdings würde ich dir raten den Arbeitsweg nicht zu lange wegen deiner Angst zu meiden. Das ist ein reines Vermeidungsverhalten und lässt deine Angst auf lange Sicht nur noch mehr wachsen und schlimmer werden. Wenn also wieder Ressourcen da sind, rate ich dir dieses Thema anzugehen. Bis dahin wünsch ich viel Kraft und viel Erfolg bei deinem erneuten Berufseinstieg.

Wenn dir dein Bauchgefühl sagt das du wieder arbeiten kannst wird das die richtige Entscheidung sein.

11.09.2022 19:45 • x 2 #21


E
Zitat von Pauline333:
War dieses Gefühl durchgehend oder nur morgens? War es auch mal tage- oder stundenweise besser?

Am schlimmsten ab 3 Uhr nachts, da ich nicht mehr schlafen konnte.

Anfangs war es nur vormittags, wurde mit der Zeit immer schlimmer, so dass es 24/7 war.

Ich denke hätte ich eher mit Antidepressiva angefangen, wäre es nicht bis zur Klinik gekommen. Ich habe aber zu lange gedacht das ich es schaffe respektive mir eingeredet.

11.09.2022 19:56 • x 2 #22


A


Depression und arbeiten gehen - geht das?

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P
Zitat von Spaceman:
Auch wenn Home-Office natürlich eine (gute) Alternative ist, kann es mit Depressionen auch sehr, sehr schwer sein - vor allem, wenn man zur ...


Nein, ein Selbstläufer wird es ganz sicher nicht. Aber ich habe fest gestellt, dass ich mir oft viel mehr Gedanken mache, wie schöimm es werden wird, als es dann nachher in der Situation ist. So bin ich normalerweise ganz und gar nicht. Wss diese Erkrankung mit und aus einem machen kann, ist erstaunlich.

Ich werde schauen, ob die kommende Nacht ok wird und dann morgen entscheiden, ob ich es wage. Eine verlängerte Krankmeldung habe ich schon in der Tasche.

11.09.2022 19:57 • x 1 #23


P
Zitat von Grace_99:
Am schlimmsten ab 3 Uhr nachts, da ich nicht mehr schlafen konnte. Anfangs war es nur vormittags, wurde mit der Zeit immer schlimmer, so dass es 24/7 ...


Danke dir. Also anfangs war es täglich von nachts bis mittags und hat sich dann auf 24/7 ausgeweitet?

Entschuldige, dass ich so nachfrage, aber ich habe ja immer wieder bessere/gute Tage und auch die schlechten Tagen sind meist nur bis späten Mittag, sodass ich hoffe, ich komme so durch, wenn ich höre, mir geht es nicht so schlecht, wie es sein könnte.

24/7 Unruhe gepaart mit einem tiefen Trauer-Angst-Hoffnungslosigkeitsgefühl hatte ich beim Einschleichen vom Citalopram mehrfach - immer bei der Erhöhung - und das war das Unerträglichste, was mich in die Klinik brachte.

11.09.2022 20:04 • #24


Coru
Bei mir fühl ich mich mit meiner Depression oft hilflos, ängstlich und total überfordert. Mir ist alles zu viel auch die Menschen und Geräusche. Ich hab oft auch eine innere Unruhe, Schmerzen und Übelkeit. Oft wurde es im Lauf des Vormittags besser. Es gab aber auch Tage da ging es auf der Arbeit einfach nicht. Da versuch ich früher Feierabend zu machen. Ich brauch auch morgens echt lang bis ich fertig für die Arbeit bin da alles so anstrengend ist.

11.09.2022 20:10 • x 4 #25


E
Zitat von Pauline333:
Danke dir. Also anfangs war es täglich von nachts bis mittags und hat sich dann auf 24/7 ausgeweitet? Entschuldige, dass ich so nachfrage, aber ich ...

Einschleichen ist ja nur ein paar Wochen. Eine Depression, welche wächst dauert länger. Ich hatte auch am Anfang und zwischendurch gute Tage, deshalb hatte ich ja gedacht ich schaff es alleine und dann ist die Depression schleichend immer schlimmer geworden.

11.09.2022 20:18 • x 1 #26


E
Zitat von Coru:
Bei mir fühl ich mich mit meiner Depression oft hilflos, ängstlich und total überfordert. Mir ist alles zu viel auch die Menschen und Geräusche. ...

Das war bei mir auch so.
Mittlerweile klappt es Schritt für Schritt wieder besser.

11.09.2022 20:19 • x 2 #27


P
Zitat von Anijenije:
Ich gehe ganz normal arbeiten (Teilzeit) und bin nebenbei selbstständig. Es gibt ja die sogenannte Hochfunktionale Depression. Ich denk das den ...


Ich danke dir für deine Nachricht. Sie motiviert mich.
Ja, der Arbeitsweg ist eine von zwei Herausforderungen. Die zweite ist, mehrere Stunden mit meinen Kindern allein zu sein, da ich fürchte, ich könnte mich nicht im Griff haben, wenn es mir schlecht geht. Aus dem Grund kann mein Mann aktuell keine Wochenenddienste machen und seine Kollegen müssen mehr ran. Noch sind sie sehr verständnisvoll.

Was mir Hoffnung macht, ist dieser Satz:
Zitat von Anijenije:
Wenn also wieder Ressourcen da sind, rate ich dir dieses Thema anzugehen.


Aktuell habe ich die Angst, dass es nie wieder gut wird. Ich weiß, dass das die Stimme der Depression ist. Wie ist denn deine Erfahrung mit Depression? Wie lange hat es gedauert, bis du wieder Ressourcen hattest? Oder ist das immer unterschiedlich?

11.09.2022 20:26 • x 1 #28


P
Zitat von Grace_99:
Einschleichen ist ja nur ein paar Wochen. Eine Depression, welche wächst dauert länger. Ich hatte auch am Anfang und ...


Ohje... ich hoffe, mir bleibt das erspart...

11.09.2022 20:28 • #29


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Zitat von Pauline333:
Ich danke dir für deine Nachricht. Sie motiviert mich. Ja, der Arbeitsweg ist eine von zwei Herausfirderungen. Die zweite ist, mehrere Stunden mit ...

Auch wenn du mich nicht gefragt hast, ich habe ja auch Kinder.
Offen mit ihnen reden, es gibt kindergerechte Bücher zu dem Thema.

Hast du Großeltern in der Nähe, Paten, Freunde die dich mit den Kindern unterstützen können?

11.09.2022 20:30 • x 1 #30


E
Zitat von Pauline333:
Ohje... ich hoffe, mir bleibt das erspart...

Ich spreche aus meiner Erfahrung und die lautet mit Rückblick: Ich hätte definitiv eher mit Antidepressiva anfangen sollen und nicht so lange warten bis bei mir gar nichts mehr ging.

11.09.2022 20:31 • x 1 #31


P
Zitat von Coru:
Bei mir fühl ich mich mit meiner Depression oft hilflos, ängstlich und total überfordert. Mir ist alles zu viel auch die Menschen und Geräusche. ...


Wie lange hast du deine (aktuelle) Depression schon? Ist es deine erste oder leidest du wiederkehrend daran? Weiß dein Arbeitsumfeld Bescheid?

11.09.2022 20:32 • #32


P
Zitat von Grace_99:
Ich spreche aus meiner Erfahrung und die lautet mit Rückblick: Ich hätte definitiv eher mit Antidepressiva anfangen sollen und nicht so lange ...


Sollte es bei mir noch schlechter werden, fange ich auch wieder an. Das Rezept habe ich schon hier.

Wie geht es dir denn aktuell unter dem AD? Du hattest, glaube ich, ab und zu ein paar schlechtere Tage, was ja viele Ursachen haben kann. Du dachtest auch an Hormone, richtig? Wie ist es da aktuell bei dir?

11.09.2022 20:34 • #33


P
Zitat von Grace_99:
Auch wenn du mich nicht gefragt hast, ich habe ja auch Kinder. Offen mit ihnen reden, es gibt kindergerechte Bücher zu dem Thema. Hast du ...


Meine Kinder sind deutlich jünger als deine (9/6). Sie wissen, dass es mir momentan öfter nicht gut geht. Sie wissen von Schlafproblemen und Unruhe. Aber sie sollen mich nur als starke oder zumindest nicht hilflos-weinerlich-ängstliche Mama erleben. Ich denke, das würde ihnen große Angst machen.
Vermutlich kommt diese große Angst vor so einer Situation bei mir aus meiner Kindheit mit bipolarer Mutter. Manchmal denke ich, diese Angst meinen Kinder durch mein Verhalten zu schaden, basiert auf einem Trauma. Die Angst ist schon sehr irrational, zumal ich mich bisher in jeder Situsation und war die innere Zerrissenheit noch so groß, ziemlich im Griff hatte. Vielleicht wirke ich dann gereizt, aber nicht wie oben befürchtet.
Ich verstehe mich da selber nicht, wie ich mich angesichts solcher Situationen (viele Stunden allein mit ihnen) so dermaßen reinsteigern kann. Ich kümmere mich eigentlich die ganze Zeit um sie.

11.09.2022 20:43 • #34


E
Zitat von Pauline333:
Meine Kinder sind deutlich jünger als deine (9/6). Sie wissen, dass es mir momentan öfter nicht gut geht. Sie wissen von Schlafproblemen und ...

Das ist nicht gut. Kinder sollten altersgerecht wissen was los ist. Kinder sind nicht doof und in dem Alter können sie Dinge spüren und suchen die Schuld bei sich.

Pauline, du musst nicht stark sein wenn du es nicht bist. Das kostet dich so viel Energie und Kraft.

Ich komme mittlerweile zurecht mit dem Escitalopram. Es hilft bei der Depression wirklich gut, bei Angst und Panikattacken nur so na ja.

Ja, ich bin lt. Blutstatus in den Wechseljahren und nehme Hormone. Ich glaube die Wechseljahre spielen extrem mit rein.

11.09.2022 20:54 • x 1 #35


P
Zitat von Grace_99:
Das ist nicht gut. Kinder sollten altersgerecht wissen was los ist. Kinder sind nicht doof und in dem Alter können sie Dinge spüren und suchen die ...


Ich denke, sie können mit Depression nicht viel anfangen und ich möchte auch nicht, dass sie in der Schule erzählen, ihre Mutter sei depressiv. Ich erzähle ihnen das, was sie meiner Meinung nach wissen sollten, um die Situation zu verstehen und was sie meinetwegen auch weiter erzählen dürfen.
Ich achte auch darauf, dass sie meinen Zustand - den sie wie gesagt kaum mitbekommen - nicht auf sich beziehen.

Ich denke auch, dass bei mir die Wechseljahre langsam anfangen. Ich muss mich um genauere Abklärung kümmern, sobald ich wieder längere Autostrecken alleine bewältigen kann. Meine Gyn ist 20km weit wege und 10-15km ist so eine magische Grenze im Moment...

11.09.2022 21:00 • #36


E
Zitat von Pauline333:
Ich denke, sie können mit Depression nicht viel anfangen und ich möchte auch nicht, dass sie in der Schule erzählen, ihre Mutter sei depressiv. ...

Ja natürlich, altersgemäß.

Kann dich jemand zum Gyn begleiten? Das wäre wichtig abzuklären.
Als es bei mir los ging, war es extrem schlimm psychisch. Ich dachte wirklich das ich komplett gaga werde.

Seitdem meine Periode Anfang Juni das letzte Mal kam, wird es besser. Da Antidepressiva bei hormonell bedingten Depressionen nicht hilft (außer Venlafaxin), war es wirklich schlimm. Umso wichtiger die Hormone überprüfen zu lassen.

Hab ich u.a. in dem Forum nachgelesen, welches du mir per PN geschickt hast. Da steht ganz viel über Depression im Zusammenhang mit beginnenden Wechseljahren.

11.09.2022 21:07 • x 1 #37

Sponsor-Mitgliedschaft

P
Zitat von Grace_99:
Ja natürlich, altersgemäß. Kann dich jemand zum Gyn begleiten? Das wäre wichtig abzuklären. Als es bei mir los ging, war es extrem schlimm ...


Ach schön, dass dir das Forum geholfen hast. Nimmst du bioidentische Hormone? Progesteron oder auch Östrogen? Entschuldige, wenn das zu privat ist...
Und wie klasse, dass dir die Hormone schon etwas geholfen haben! Das lässt ja hoffen.

Nimmst du überhaupt Hormone, frage ich mich gerade...? Oder ist es so aktuell besser geworden?

11.09.2022 21:11 • #38


E
Zitat von Pauline333:
Ach schön, dass dir das Forum geholfen hast. Nimmst du bioidentische Hormone? Progesteron oder auch Östrogen? Entschuldige, wenn das zu privat ...

Ich habe Gel und Tabletten bekommen, Östrogen und Progesteron.

Ich habe damit angefangen und als dann keine Blutung kam, hab ich es mit Rücksprache meines Gyn weg gelassen um zu sehen wie es mir geht.
Es ging besser. Wahrscheinlich weil keine Blutung kam. So lang es so ist, lass ich die Hormone weg. Sollte es wieder schlimmer werden, werde ich damit wieder anfangen.

11.09.2022 21:16 • x 1 #39


Anijenije
Zitat von Pauline333:
Aktuell habe ich die Angst, dass es nie wieder gut wird.


Diese Angst hatte ich in meiner schlimmsten Phase auch. Aber ich verspreche dir: es wird wieder gut. Du musst nur herausfinden warum du dich momentan in einer depressiven Phase befindest und dieses Thema angehen.

Jede Depression ist individuell, manche schwächer manche stärker. Manche haben nur eine kurze Phase manche werden ihr Leben lang damit zu kämpfen haben.

Ich kann nur von meinen persönlichen Erfahrungen berichten und würde behaupten das ich "nur" eine depressive Phase hatte und diese größtenteils überstanden habe. Bei mir wurde die Phase durch die Diagnose einer (relativ) "schlimmen" Krankheit (die u.a. Auch meine Krankheitsangst ausgelöst hat wegen der ich mich hier im Forum rumtreibe ) gepaart mit einer massiven Überforderung im Alltag ausgelöst.

Erster Schritt war bei mir also die Krankheitsakzeptanz (an der ich nach wie vor jeden Tag arbeite) und als zweiten Schritt die Überforderung anzugehen.

Ich bin ja auch Mama und hatte/habe sehr hohe Anforderungen an mich selbst. Ich habe mich permanent hinten angestellt, bin arg über meine Grenzen gegangen und hatte nicht einmal ein fitzelchen Freizeit. Wenn mal jemand anderes auf mein Kind aufgepasst hat (mein Mann oder mal die Oma) habe ich nie geruht sondern immer was erledigt. Haushalt, Erledigungen etc. Verschnaufen konnte ich nie. Bis mein Körper irgendwann dicht gemacht hat.

Wenn dann plötzlich gar nix mehr geht merkt man das die Welt nicht unter geht wenn der Haushalt mal nicht so perfekt ist, die Kinder auch mal was vom Lieferdienst essen oder auch andere Familienmitglieder die Kinder bespaßen können.

Achte mehr auf dich. Ruh dich aus. Gib mehr ab. Und hab vor allem kein schlechtes Gewissen dabei! Lade deine Akkus auf, dann kannst du auch wieder für deine Kinder da sein ohne Angst haben zu müssen das du "dich nicht im Griff haben wirst".

So schwer es sich für dich im Moment auch anfühlen mag, es wird besser werden. Versprochen.

(Sorry für den langen Text)

11.09.2022 21:47 • x 2 #40


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