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Ich bin 31 Jahre alt und Krankheitsängste haben sich bei mir eingeschlichen, nachdem meine Mutter plötzlich an einem Hirntumor erkrankt ist und innerhalb von 3einhalb Monaten gestorben ist. Ich habe damals mein Studium unterbrochen und habe sie mit Unterstützung meiner Geschwister und meiner Schwägerin gepflegt, wobei ich es schon hauptsächlich alleine gemacht habe, da ich ja zeitlich die flexibelste war. Ich habe das auch gerne gemacht, meine Mutter war ein Mutter, wie man sie sich nur hätte wünschen können. Allerdings glaube ich, dass dieses hautnahe miterleben ihrer Krankeit, ganz besonders dazu beigetragen hat, dass ich diese Ängste entwickelt habe.
Davor hatte ich nicht einmal ansatzweise Krankheitsängste. Im Gegenteil, zum Arzt bin ich immer nur gegangen, wenn es gar nicht mehr anders ging.

Die Ängste fingen bei mir zunächst mit einer Unsicherheit an. Ich hatte einmal gute zwei Wochen lang Schmerzen in der rechten Seite, die ich mir nicht erklären konnte. In diesen zwei Wochen schwankte ich immer hin und her - gehe ich zum Arzt oder nicht. Ich habe solange gezögert, da ich mir so unsicher war, dass ich letztendlich mit hohem Fieber im Krankenhaus gelandet bin mit einer Nierenbeckenentzündung. Ich konnte nicht mehr auf mein Urteilsvermögen vertrauen - ist das jetzt ein Grund zum Arzt zu gehen, oder nicht?

Danach war ich noch unsicherer und ängstlicher als zuvor. Im November 2008 hatte ich mal wieder eine ich muss dringend abnehmen Phase und war abends joggen. Im Hinterkopf hatte ich aber schon eine unterschwellige Sorge, weil ich lange keinen Sport mehr gemacht hatte - so war ich ein bisschen ängstlich (Herzinfarkt, Kreislaufkollaps usw). Dennoch bin ich 45 min gejoggt und kam ziemlich fertig zu Hause an und da wurde mir plötzlich schwindlig. Tja und dann begann das Dilemma. Dieser Schwindel kam an jenem Abend und begleitet mich seitdem wie ein treuer Begleiter, auf den ich allerdings gut und gerne verzichten würde. Nachdem dieser Schwindel einige Wochen angedauert hatte, bin ich zu meinem Hausarzt gegangen und habe ihm meine Beschwerden geschildert. Dieser meinte damals, dass gerade ein Virus im Umlauf sei, der solch einen Schwindel auslösen könnte. Ich sollte Paracetamol nehmen (das sei wohl u.a. entzündungshemmend) und er hat mir etwas pflanzliches gegen Schwindel verschrieben (Vertigoheel). Der Schwindel ist leider nicht weggegangen. Ich war danach beim Neurologen, dieser hat ein EEG gemacht und diese typischen Tests die eben gemacht werden: Augen schließen und Zeigefinger auf die Nase führen, mit verschlossenen Augen ein paar Schritte gehen, Sensibilität in den Füßen testen usw. Ihr kennt das sicher. Mein Fehler war damals, ihm zu sagen, dass ich Angst vor einem Hirntumor habe, da meine Mutter daran gestorben ist. Ab da hatte ich das Gefühl der nimmt dich jetzt nicht mehr ernst. Er meinte dann am Ende, dass er keine Anzeichen für eine Tumorerkrankung finden kann und dass ich beruhigt sein könne.

Der Schwindel blieb jedoch. Also war ich dann auch noch beim HNO-Arzt und beim Orthopäden. Auch diese konnten nichts feststellen, was den Schwindel hätte erklären können.

Ich war am Ende überzeugt, dass ich einen Hirntumor habe (irgenetwas musste den Schwindel doch auslösen...) und fortan war das Leben nur noch eine Qual. Ich wachte morgens mit dem Gedanken auf du bist schwer krank und wirst bald sterben und mit diesem Gedanken schlief ich abends ein. Tagsüber verfolgte mich dieser Gedanke sowieso. Wenn ich mit meinem Freund oder mit meinen Geschwistern oder guten Freundinnen zusammen war, dachte ich immer genieße es, bald ist alles vorbei. Ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren, habe das Studium schleifen lassen, habe mich ziemlich zurückgezogen und geschont. Irgendwann konnte ich nicht mehr und bin zu meinem Hausarzt gegangen und habe ihm gesagt, er soll mir eine Überweisung zur Psychotherapie geben. Dann habe ich eine Kurzzeittherapie (Verhaltenstherapie) mit 25 Sitzungen gemacht. Nach Beendigung der Therapie waren die Ängste noch immer da, allerdings konnte ich besser damit umgehen. Die Therapeutin hat mir ein paar sehr nützliche Tipps gegeben, die mir wirklich geholfen haben.

Der Schwindel war in dieser Zeit und ist auch noch immer nicht weg. Die Therapeutin hatte mich am Anfang der Therapie gefragt, ob mein Hausarzt denn ein Blutbild gemacht hätte. Als ich dies verneint habe, sagte sie, ich sollte das mal machen lassen. Sie meinte dass manchmal die Schilddrüse Schwindel und Angstzustände auslösen könnte. Also ließ ich ein Blutbild machen - und siehe da - Schilddrüsenunterfunktion. Seitdem nehme ich L-Thyroxin. Der Schwindel wurde anfangs besser, ging jedoch nicht weg. Zwischendurch verstärkt er sich auch immer mal wieder.

Mein Problem im Moment ist, dass ich Schwierigkeiten habe, den Ärzten 100%ig zu vertrauen. Zum einen, weil es für mich unerklärlich ist, dass mein Hausarzt nicht von selbst auf die Idee gekommen ist, die Schilddrüsenwerte prüfen zu lassen, oder einfach mal ein Blutbild zu machen um auch andere Werte sich anzuschauen. Zumal ich eine neue Patientin war, da ich neu in die Stadt gezogen war.

Dann war da noch eine andere Sache. Ich hatte lange Zeit unerklärliche Schmerzen beim Gähnen (die Schmerzen zogen sich vom Kiefer bis ins Ohr). Irgendwann fiel mir dann auch auf, dass meine rechte Mandel enorm vergrößert war und ich war der Meinung, dass das nicht immer so war -allerdings war ich auch hier wieder verunsichert - war es vielleicht doch schon immer so und es fällt mir nur wegen der erhöhten Aufmerksamkeit auf?.... Ein Dilemma sag ich euch.
Nachdem ich dann auch hier wieder gedacht habe, dass es ein Tumor sein könnte, bat ich meinen Hausarzt, sich die Mandel mal anzuschauen. Dies hat er dann auch gemacht und meinte dann, die sehe nicht ungewöhnlich aus. Auf mein Nachfragen, warum sie denn nur rechts so groß sei, meinte er, das sei nicht ungewöhnlich, das könne schon mal der Fall sein. Gut. Ich war dann auch erstmal beruhigt, und musste sogar über mich selbst lachen, dass ich meine Mandel für einen Tumor gehalten hatte.

Allerdings traten irgendwann Schmerzen beim Schlucken auf - auf der rechten Seite.... Dann kam wieder die Angst - irrt sich der Arzt und es ist doch ein Tumor?
Nachdem ich mich mit dem Gedanken herumgequält habe bin ich im Dezember 2009 nochmals zum Hausarzt, da ich so seltsame komische Bröckchen auf der Mandel hatte. Ich dachte es sei Eiter. Ausserdem war die Mandel gerötet und ich hatte Schluckbeschwerden. Ich hatte zuvor in der Praxis angerufen und mein Problem geschildert und gefragt, ob ich vorbeikommen kann (bei diesem Arzt war es schwierig ohne Termin). Da es einen Tag vor Heiligabend war, erbarmte man sich meiner und ich durfte hin.
Der Arzt kam ins Behandlungszimmer und begrüßte mich mit den Worten Hallo, Sie haben was entdeckt? Da dachte ich na toll, der geht jetzt schon davon aus, dass es eine Lappalie ist, ohne auch nur einmal untersucht zu haben .
Dann schaute er sich die Mandel an und meinte ich sehe da nichts akutes und wollte mich schon wieder loswerden. Da habe ich aber nochmals betont, dass ich seit langer Zeit Schluckbeschwerden habe. Daraufhin sagte er dann dann gehen sie halt doch mal zum HNO-Arzt und lassen das abklären.

Das habe ich dann auch gemacht. Dieser schaute kurz in den Hals und sagte Oh, die ist total vernarbt. Nachdem der sie dann etwas näher untersucht hat sagte er die ist total verhärtet die muss auf jeden Fall raus.
Da läuteten bei mir wieder die Alarmglocken Hilfeeee, was heisst das denn schon wieder??) und müsste raus.
Der Assistenzarzt hatte dann noch erwähnt, dass es unter anderem deshalb so wichtig sei, dass die Mandel rauskommt, da der Verdacht auf eine chronische Mandelentzündung bestünde, und dass diese schwere Herz- und/oder Nierenschäden versurschen könne.
Ach ja, und in seltenen Fällen könnte ja auch ein TUMOR dahinterstecken.....

Gott sei Dank hat sich das aber nicht bewahrheitet mit dem Tumor .
Allerdings haben sich nach der OP meine Ängste wieder eingeschlichen. Erst die Angst vor Nachblutungen, die im Extremfall sogar zum Tode führen können (wurde mir wirklich so gesagt im Krankenhaus), danach Unsicherheiten wie warum ist der Hals immer noch geschwollen, warum ist die Zunge auf einmal geschwollen usw...

Ich war nach der OP schon 3 mal beim HNO Arzt zur Nachkontrolle und zweimal sogar im Krankenhaus - vor lauter Angst

Ich hoffe mein Bericht hat euch nicht gelangweilt, ich weiss er ist sehr lang geworden, aber mir war wichtig, dies alles zu erwähnen, damit ihr mein Dilemma besser verstehen könnt: Ich habe definitiv übertriebene Krankheitsängste - ABER leider hat mein Hausarzt durch sein Verhalten auch dazu beigetragen, dass ich das Vetrauen in Ärzte verloren habe, was den Umgang mit den Ängsten erheblich erschwert

Ich hoffe hier in diesem Forum auf einen hilfreichen Austausch zwischen Leidensgenossen.

Ich wünsche allen betroffenen viel Kraft.

Frida

16.05.2010 12:42 • 17.05.2010 #1


4 Antworten ↓


P
Herzlich Willkommen hier im Forum!
Ich hoffe Du findest hier Hilfe.

Wenn Du Deinem jetzigen Arzt nicht vertraust, warum suchst Dir keinen Anderen?

16.05.2010 19:39 • #2


A


Ich bin neu hier und stelle mich mal vor

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F
Hallo Pax,

Danke für deine Antwort

Ich bin kürzlich wieder umgezogen, und habe jetzt einen neuen Hausarzt - eine Hausärztin um genauer zu sein. Ich kann noch nicht viel zu ihr sagen - aber mein erster Eindruck ist sehr positiv - und sie ist die Hausärztin meines Freundes, der sehr zufrieden mit ihr ist - allerdings geht er auch eher selten zum Arzt .

Ich war bei meinem alten Hausarzt in meiner alten Heimatstadt immer zwiegespalten. Mal fand ich ihn nett und fürsorglich, mal fand ich ihn seltsam und abweisend. Da einem Hypochonder ja vom doctor-hopping abgeraten wird, habe ich es doch erstmal mit ihm versucht. Allerdings wusste ich auch, dass meine Zeit in der alten Stadt nur begrenzt war, sodass ich auch fand, dass sich die Mühe nach einem anderen Arzt zu suchen nicht gelohnt hätte - zumal ich nicht gewusst hätte, ob dieser dann besser gewesen wäre.

Mit den Ärtzen ist das eben so eine Sache. Den alten Arzt hatte mir eine Freundin empfohlen und sie war sehr wohl mit ihm zufrieden.

Wie dem auch sei, Danke für deine Antwort und dein Interesse.

Viele Grüße,
Frida

16.05.2010 20:05 • #3


P
Hast Du schon mal daran gedacht eine Therapie anzufangen?

17.05.2010 08:02 • #4


F
Ich habe bereits eine Kurzzeittherapie hinter mir. Danach ging es mir auch deutlich besser als davor. Ich habe dort schon einiges gelernt.

Nun kommen die Ängste allerdings verstärkt wieder. Ich vermute durch die Mandel OP, die ich vor ca 6 Wochen hatte.

Ich hatte Angst vor der OP an sich (vor allem vor der Narkose), nach der OP vor Nachblutungen und im allgemeinen Angst davor, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein könnte. Also Angst Angst Angst und immer wieder Angst. Verstärkt werden diese Ängste bei mir, wenn ich alleine bin und niemanden um mich herum habe der im Notfall da wäre - das ist im Moment der Fall.

Ich werde also abwarten müssen, ob die Ängste wieder weniger werden, sobald der Hals ein für alle mal verheilt ist. Wenn die Ängste bleiben, werde ich wohl die Therapie fortsetzen.
Dann leider mit einem anderen Therapeuten, da ich kürzlich umgezogen bin - schade, ich fand meine Therapeutin richtig gut - habe mich immer sehr wohl bei ihr gefühlt.

17.05.2010 12:11 • #5





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