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callisto
Hallo liebes Experten Team,
am 13. März diesen Jahres ist mein Bruder völlig unerwartet verstorben und ich komme einfach nicht drüber weg! Ich muss ständig an ihn denken und stelle mir vor, wie sie in der Klinik versucht haben ihn wieder zu beleben etc. Ständig kreisen meine Gedanken darum, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Es ist kaum zum aushalten. Mein Bruder und ich hatten ein super Verhältnis. Wir haben uns immer total gut verstanden und ich dachte auch, er würde mir alles erzählen. Wie sich rausstellte tat er dies jedoch nicht.
Wie schaffe ich es bloss über seinen Tod hinweg zu kommen und wieder glücklich zu werden? Kann ich das überhaupt jemals schaffen? Wenn ich an ihn denke, könnte ich nur noch heulen. Und wenn ich heule bekomme ich Panik aus dieser depressiven Stimmung nicht mehr raus zu kommen oder einen totalen Nervenzusammenbruch zu bekommen. Deshalb versuche ich die Gefühle der Trauer stets zu unterdrücken und mich abzulenken.
Ich leide unter ständigen körperlichen Symptomen, wie Schwindel, Benommenheit, Übelkeit, Depersonalisierung und teilweise auch starken Angstgefühlen.
Das Problem ist, dass ich eine kleine Tochter im Alter von 7 Monaten habe, die mich braucht. Ich muss doch wieder fröhlich sein, für sie.

Z.Zt. bin ich auf der Warteliste eine Psychotherapeuten, auch wegen meiner Angststörungen. Aber kann mir eine Therapie überhaupt helfen? Wie kann ich bloss wieder glücklich werden?
Bitte helfen Sie mir!

09.09.2007 15:39 • 10.09.2007 #1


1 Antwort ↓

B
Liebe callisto,

ich darf Dich hier im Forum sehr herzlich begrüßen und Dir erstmal meine Anteilnahme zu Deinem schweren Verlust aussprechen.

Es ist sicherlich schwer, die richtigen Worte zu finden, wenn jemand einen für ihn wichtigen Menschen verloren hat, mit dem er eng verbunden war. Es ist richtig, dass Du um Deinen Bruder trauerst ! Und ich hoffe, dass Du mir glauben kannst, dass eine solche Reaktion wie Deine völlig angemessen und verständlich ist. Verwechsele dabei tiefe Traurigkeit nicht mit Depression und rede Dir keine psychische Störung in dieser Weise ein. Trotzdem kannst Du Dir natürlich Unterstützung und Hilfe holen. Du wirst darüber hinwegkommen, auch wenn es vielleicht noch eine Weile dauert. Ein halbes Jahr ist bei einer engen Beziehung eher wenig. Viele Menschen brauchen hierfür ein Jahr oder mehr.
Wichtig ist dabei aber, WIE Du in dieser Zeit der Trauer mit Deinem Schmerz umgehst. Trauern heißt nicht, dass man das eigne Leben auf Sparflamme stellen muss, dass man nur noch für die Trauer leben muss oder dass man den Bruder verrät, wenn man sein eigenes leben neben der ganzen Trauer so normal wie möglich weiterlebt !

Deshalb: die Trauer nicht unterdrücken, sondern ihr ihren angemessenen Platz in Deinem Leben zuweisen. Wann ist (Dein) Leben und Dein Kind dran, wann die Trauer um Deinen Bruder ? Nicht entweder-oder, sondern sowohl-als-auch.

Lege Dir Zeiten fest, wo DU trauern kannst und nicht in Konflikt mit anderen Aufgaben kommst (am Grab, ein festgelegter Zeitraum zu Hause, auf einem Spaziergang an gemeinsame Orte der Erinnerung). Schreibe Deine Gedanken einfach auf. Hast Du Deinem Bruder schon einen Brief geschrieben, in dem Du Abschied von ihm nimmst? Hast Du ihm Dein Kind schon gezeigt und ihm gesagt, dass dieser kleine Mensch Dich jetzt am allermeisten braucht. Er wird es verstehen und Dich loslassen und Du wirst ihn mit der Zeit loslassen können !

Vielleicht kann Dir auch das Buch von Fr.Dr.Wolf helfen: Einen geliebten Menschen verlieren aus dem PAL Verlag, in dem sie neben dem notwendigen Mitgefühl auch Strategien darstellt, mit denen man das Abschiednehmen und das Trauern unterstützen kann.

Gib Dir die Zeit dafür, die Du brauchst, mache es aber aktiv und bringe Dich nicht in eine Situation, in der Du Dir nur hilflos vorkommst und alles passiv erduldest. Das erscheint mir besonders wichtig !

Viel Kraft auf Deinem Weg wünscht Dir

Bernd

10.09.2007 15:13 • #2





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