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S
hallo,

ich leide seit ca. 3 jahren unter agoraphobie und panik.
ich bin 19 jahre alt und auf der suche nach den ursachen meiner angst.
wie kann ich diese denn herausfinde?
gespräche mit den psychologe brachten nichts. diese schoben meine angst auf stresssituationen. doch auch wenn ich keinen stress habe, was zurzeit der fall ist, tritt die angst recht häufig auf.

meine frage ist nun, wer kann oder was kann mir wirklich helfen die ursachen meiner angst zu ergründen?!
denn wenn ich diese wüsste wäre so einiges leichter.

vielen dank.
soma

12.06.2008 20:42 • 16.06.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo soma,

ich möchte versuchen, Dir deutlich zu machen, wie wir heute die Ursache von Ängsten sehen.
Dies hängt auch davon ab, welche Theorien zur Erklärung herangezogen werden.
Die Tiefenpsychologie sieht Ängste eher als das Ergebnis unbewusster Konflikte, die man in einer Therapie aufzudecken versucht.
Die Verhaltenstherapie hingegen sieht auch Emotionen als gelernte Reaktionen und Reaktionsgewohnheiten an. Hierbei ist die Frage nach einer Ursache weniger wichtig, weil Ängste zwar zu einer bestimmten Zeit (durch bestimmte gemachte Erfahrungen, durch Lernen am Modell etwa in der eigenen Erziehung, durch traumatische Erfahrungen - also durch die eigene Lern- und Lebensgeschichte) entstanden sind, aber heute und aktuell meist nicht mehr durch diese Ereignisse aufrechterhalten werden. Also - die sog. Ursachen müssen heute nicht mehr bestehen. Die Angst kann aber so stabil gelernt worden sein, dass sie durch innere Reize (Gedanken und Einstellungen) sowie in vielen Situationen auftritt, ohne dass dies noch einen Sinn hat - die Angst warnt also nicht mehr wirklich vor echten Gefahren. Die Angst wird deshalb nicht aufgegeben oder wird nicht gelöscht, weil wir meist so denken und handeln, als zeige sie immer noch eine echte Gefahr: wir fliehen aus solchen Situationen oder vermeiden sie schon im voraus, wir lösen sie immer wieder durch angstmachende Gedanken aus. Dadurch kann unser Gehirn nicht lernen, dass die Angst inzwischen unberechtigt ist und löst sie stabil immer wieder aus, denn Angst ist bei wirklicher Gefahr ja sinnvoll und schützt uns. Die Angst weitet sich mit der Zeit meist auf viele Situationen aus. Es entsteht eine sog. generalisierte Angststörung.
Wir gehen nun davon aus, dass diese Angst nur dann wieder verlernt werden kann, wenn wir uns den angstauslösenden Situationen stellen und lernen, dass die Angst unberechtigt ist, wir also nicht fliehen oder vermeiden müssen. Hinzu kommt, dass wir Gedanken und Einstellungen, die die Angst begründen, entdecken und verändern müssen. Dazu gehört nicht nur die Einsicht, sondern viel Übung. Diese Erklärung erscheint derzeit wissenschaftlich am besten abgesichert. Therapien, die darauf aufbauen, haben in der Regel auch die besten Erfolge aufzuweisen.

Das hilft Dir nun nicht sofort und alleine weiter. Es sollte aber aufzeigen, dass Du nicht aufgeben solltest, nur weil Du in Gesprächen mit einem Psychologen nicht viel weiter gekommen bist. Ich weiß hier nicht, welche Ausrichtung der Kollege und wie viel Erfahrung in der Behandlung mit Ängsten er hatte.

Ich möchte Dir deshalb erst einmal das Buch von Fr.Dr.Wolf, Ängste verstehen und bewältigen aus dem PAL Verlag empfehlen, weil es Dir sicher die Zusammenhänge noch einmal deutlicher und ausführlicher vermitteln kann und auch erste Schritte aufzeigt, was Du tun kannst.

Zum anderen empfehle ich Dir auf jeden Fall eine ambulante Verhaltenstherapie. Hier kann Dir Deine Krankenkasse mit Adressen oder die gelben Seiten weiterhelfen. Lass Dir aber immer schon bei einer Terminvereinbarung oder in der ersten Sitzung sagen, ob der Therapeut Erfahrung mit der Behandlung von Angststörungen und eine Ausbildung speziell in Verhaltenstherapie hat. Lass Dir erläutern, wie er in der Regel solche Störungen behandelt, damit Du abschätzen kannst, ob er klare Vorstellungen von solch einer Behandlung hat.

Geeignete Therapeuten kannst Du auch hier über den Link Psychotherapeuten auf der linken Seite suchen. Die Entstehungsgeschichte Deiner Ängste kann dann innerhalb einer solchen Therapie mit Dir zusammen geklärt werden. Aber noch viel wichtiger ist es, dass Du dann Strategien lernst, Deiner Angst so zu begegnen, dass Du sie bessern oder überwinden kannst.

Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg und bin sicher, dass es Dir gelingen kann. Es ist schon vielen vor Dir gelungen und es gibt heute gute Behandlungsmöglichkeiten.

Herzlichen Gruß


Bernd Remelius

16.06.2008 13:50 • #2





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