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N
Hallo,
ich bin hin- und hergerissen ob ich eine Therapie machen soll. Habe einige Freunde dazu befragt, eine hat gemeint dass ihr die Therapie sehr viel gebracht hat. Eine andere hat gesagt, sie hat dort nichts gelernt was sie nicht schon wusste. Ich komme selbst aus dem therapeutischen Bereich, habe zudem auch Psychologie und Psychiatrie als Nebenfächer gehabt. Ich reflektiere meine Panikattacken selbst, ich kann die Symptomatik und Dauer usw. sehr differenziert wahrnehmen und beschreiben. Bezüglich der Ursache dafür habe ich eine Erklärung aus meiner Kindheit gefunden, wurde sehr leistungsorientiert erzogen und hatte immer das Gefühl, perfekt sein zu müssen.

Habe mir jetzt auch eine Angsthierarchie aufgestellt, vor welchen Situationen ich am meisten Angst habe und welche nur bedingt PA auslösen, sodass ich das langsam abarbeiten kann.
Ich vermute bei mir eine Agoraphobie mit Panikattacken, habe Angst vor Menschenmengen, Fußgängerzonen, in schweren Phasen vor dem Einkaufen ( PA geht dort aber nach 10 min vorbei). Meine Panikattacken äußern sich in der Regel mit extremer Übelkeit und Angst zu Erbrechen, in den letzten zwei Wochen sind auch Schwindelattacken in verschiedener Stärke aufgetreten. Der momentane Stand ist, dass ich in Begleitung im Moment recht gut einkaufen gehen kann, größere Sachen sind gerade gar nicht möglich. Ich will aber natürlich nicht immer einen Babysitter brauchen und andererseits auch nicht meine Freunden und Familie als Psychologen missbrauchen, obwohl mir alle zugesagt haben mit den Attacken umgehen zu können und mich bei meiner Konfrontationstherapie zu unterstützen. Meinst du, dass meine Selbsttherapie ausreicht oder brauche ich eine professionelle Therapie z. B um doch einen anderen Blickwinkel zu bekommen? Muss dazu sagen, dass ich generell Schwierigkeiten damit habe, Schwächen zu zeigen und gehe sehr oft in Konfrontation wenn ich mich angegriffen fühle...bin also sicherlich nicht die einfachste Patientin

Freue mich auf Antwort
Das Nachtleben

11.05.2009 15:19 • 18.05.2009 #1


3 Antworten ↓


B
Hallo Nachtleben,

erst einmal möchte ich Dir sagen, dass ich den Eindruck habe, wenn ich Deine Zeilen lese, dass Du motiviert und willens bist, Deine Ängste zu bewältigen und Dein Vermeidungsverhalten abzubauen. Auch den Weg, den Du aufzeigst, erscheint mir - soweit ich dies aus der Ferne beurteilen kann - angemessen.

Andererseits sagst Du selbst - und ich spüre das auch aus dem, was Du berichtest - dass Du Zweifel hast, ob dies ausreicht. M.E. gibt es keinen Grund, eine therapeutische Hilfe zu vermeiden und diese nur in Anspruch zu nehmen, wenn Du Dir quasi bewiesen hast, dass es alleine nicht ausreichend vorwärts geht. Also warum ein entweder-oder, warum nicht ein sowohl - als auch?
Du kannst alle die Schritte, die Du Dir vorgenommen hast, natürlich selbst gehen. Es kann aber sehr gut sein, wenn Dich ein Verhaltenstherapeut mit seiner Erfahrung wie ein Coach dabei begleitet. Hier wäre in erster Linie das Ziel: Arbeit an der Bewältigung der Symptomatik.

Aus meiner Erfahrung ist eine Angstsymptomatik aber meist auch in Lebenserfahrungen und daraus resultierenden Einstellungen und automatisierten Gefühlsreaktionen und Verhaltensmustern eingebettet. Hier ist oft eine therapeutische Hilfe notwendig, weil man auf dem eigenen Auge sich selbst gegenüber doch oft ziemlich blind ist. Eine grundlegendere Veränderung hilft dann oft dabei, eine stabile Veränderung zu erreichen und die Rückfallgefahr zu mindern.

Also einfach gesagt - ich würde Dir zum sowohl als auch raten.

Zusätzlich möchte ich noch einmal auf das Buch von Dr. Doris Wolf, Ängste verstehen und überwinden aus dem PAL Verlag sowie auf die Seite https://www.psychic.de/panikattacken.php - und hier besonders auf zu Deinem Problem passenden Videos sowie die pdf-Anleitungen zur Selbsthilfe von Dr. Doris Wolf - hinweisen, um einen umfassenderen Blick auf Deine Angstproblematik zu bekommen. Neben dem Umgang mit der Angst und ausgeprägtem Vermeidungsverhalten wird dadurch deutlicher, welche große Rolle spezifische Einstellungen und gelernte Muster spielen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Vorhaben und bin sehr guter Dinge, dass Du Dich im Rahmen dieses Prozesses persönlich weiter entwickeln wirst.

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius

11.05.2009 16:25 • #2


A


Therapie ja oder nein?

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N
Herzlichen Dank für die Antwort, das hat mir sehr weiter geholfen

15.05.2009 21:51 • #3


B
Hallo,

schön, dass Dir das weiterhilft.

Gruß

Bernd Remelius

18.05.2009 17:50 • #4