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P
Lieber Bernd,
2 Fragen: Was ist, wenn meine Angstsymptome in einer Situation auch genauso lange dauern wie die Situation ist, egal ob 5 Minuten oder 2 Stunden und nicht IN DER Situation abklingen? Und: Was ist, wenn ich am Ende dann nicht : hurra denke, sondern: Bitte niemals wieder! Nicht um diesen Preis?
Wie kann ich damit umgehen?
Liebe Grüsse
Iris

Ich tricks mal ne Runde und schreib die Antwort hier rein. Ich bin gestern zu einem ähnlichen Gedankengang gekommen und bin heute anders in die Übung reingegangen. Das hatte zur Folge, dass die Anfangsangst deutlich höher war als bisher, aber auch IN der Situation runter ging, ICh konnte sogar meine Mutter besuchen gehen *freu*
Danke dir ganz herzlich Bernd!
Liebe Grüsse
Iris
P.S. Die Angst sieht ganz schon mau aus, wenn man ihr so direkt ins Gesicht schaut, auch wenn ich noch erst bei meiner Anfangsübung bin, also noch eine ganz kleine.

19.09.2008 13:36 • 25.09.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo powerladyiris,

also, das kann ich wieder nur allgemein beantworten. Das müsste man natürlich persönlich auf Dich genauer analysieren.

Aber aus meiner Erfahrung heraus, vermute ich erst einmal, dass Du unbeabsichtigt die Angst doch in der Situation durch entsprechende Gedanken aufrecht erhältst oder steigerst. Beispiel: ich gehe in die Angstsituation, die Angst kommt, ich lenke mich ab, anstatt mich ihr zu stellen oder denke, das halte ich nicht aus, hoffentlich wird es nicht noch schlimmer o.ä.
Stattdessen: o.k. Du bist da, ich hab dich erwartet, ich fühle mich mit Dir zwar nicht wohl, aber ich halte Dich aus, du kannst verschwinden, wann immer du willst. welche Gefahr meldest du mir eigentlich? Ist die real? wenn nicht - hier gibt es keine wirkliche Gefahr, also warnst Du mich umsonst....

Davon musst Du natürlich überzeugt sein, daran wirklich glauben, dich ausreichend damit auseinandergesetzt haben. (vgl Dr. Doris Wolf, Ängste verstehen und bewältigen, PAL Verlag)

Eine weitere Möglichkeit ist, dass Du nicht systematisch übst, sondern nur versuchst, die Angst in natürlichen Situationen, wenn Du spontan Angst entwickelst, auszuhalten. Es geht aber nicht ums Aushalten, sondern Dir selbst zu zeigen, dass die Angst unnötig ist, weil es keine wirkliche Gefahr gibt. Solche Situationen zu identifizieren, an den irrationalen Gedanken zu arbeiten, alternatives Denken zu entwickeln, es gezielt mit in die Situationen zu nehmen und gezielt Angstkonfrontation häufig und aktiv, als Entscheidung von Dir, zu üben und nicht darauf zu warten, dass es über Dich kommt, ist die wichtigste Vorgehensweise. Wenn Du das Gefühl hast, das die Angst gerade über dich kommt (was ja nicht stimmt, weil wir die Angst selbst innerlich unbewusst erzeugen), ist in der Regel keine gute Lernsituation, auf die Du nicht vorbereitet bist und nur noch versuchst, mit Deinen Gefühlen klar zu kommen.

Drittens: Du hast möglicherweise einen Gewinn davon, dass Du Deine Ängste unbewusst aufrecht erhältst. Häufig sind dies neben Verständnis und Interesse und Hilfe durch die Umwelt noch größere Ängste oder Probleme, die Du befürchtest, wenn Deine bewussten Ängste verschwinden würden. Da hilft oft die Frage: was würde passieren, was würde ich konkret tun, vor welchen Entscheidungen würde ich stehen, wenn mir morgen ein Zauberer oder ein Wunder meine jetzigen Ängste ganz wegnehmen würde ? Wäre dann wirklich alles gut? Oder welche Konsequenzen hätte es für mich, die ich bisher nicht bedacht habe?

Vielleicht stecken einige Anregungen in meiner Antwort und helfen Dir weiter. Das würde mich freuen. Ich wünsche Dir alles Gute.

Gruß

Bernd Remelius

25.09.2008 10:03 • #2





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