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F
Hallo,

die letzten Wochen ging es mir immer besser. Ich habe mich an das Buch Ängste verstehen und überwinden gehalten. Es ist ein wirklich gutes Buch, hat viel zu meinem Verständnis beigetragen.

Ich bin jetzt aber an einem Punkt angekommen an dem ich nicht mehr weiter weiß.

Ein Teil von mir freut sich über die Fortschritte, aber ein anderer Teil von mir beginnt Zweifel zu sähen.
Manchmal fühle ich mich als möchte mein Gehirn mir sagen: Hey du! Das es dir gut geht ist nur eine Phase, das ist unnormal! Bald kommt wieder eine Phase in der es dir schlecht geht!
Mir fällt es immer schwerer meine neu gewonnene Freiheit zu genießen, aus Zweifel ob sie noch lange anhält.

Ich wollte mir einen Wunsch erfüllen. Ich wollte mir einen Hund kaufen. Ich dachte ich könnte mit dem kleinen Welpen zusammen wachsen. Mit ihm zusammen das rausgehen wieder neu lernen und als normal anzusehen. Ich hab mich wahnsinnig gefreut. Und jetzt, kurz bevor der Hund einzieht, werden die Zweifel immer stärker. Ist es richtig was du tust? Mutest du dir zu viel zu?
Ich versuche die Ängste konkret zu fassen und Lösungen mit meinem Partner zu finden. zB Er geht mit dem Hund spazieren falls ich mich nicht in der Lage fühle.

Ich versuche also nach dem Buch zu handeln und nicht nur die schlimmen Gedanken zu zelebrieren, sondern mir Lösungswege zu überlegen.

Trotzdem bleiben diese Zweifel.
Ist es normal das ich den Eindruck habe das mein Gehirn sich gegen die Umstellung wehrt?
Wie lange wird diese Phase noch anhalten?
Gibt es etwas mit dem ich das beschleunigen kann? Oder hilft nur aussitzen und weitermachen?

Es ist wirklich anstrengend..es ist als würde ich gegen mich selber ankämpfen obwohl mir beide Denkweisen richtig vorkommen..

Kompliziert..und ich bin für jeden Ratschlag dankbar.

Gruß

Feralia

25.08.2009 07:40 • 30.08.2009 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Feralia,

erst einmal meine Anerkennung, dass und wie Du Deine Ängste angegangen bist und Dich auf den Weg der Veränderung begibst. Deine Fortschritte geben Dir recht und Du bist auf dem richtigen Weg !

Das was Du an Bremsen schilderst, sollte Dich nicht allzu sehr verunsichern und vor allem: es sollte Dich keinesfalls von Deinem erfolgreichen Weg abbringen, weil es eine Phase und ziemlich typisch in der Überwindung Deiner Ängste ist.

Vielleicht kannst Du Dir das so vorstellen: Da gibt es neben einem Mutmacher immer auch den Skeptiker und Kritiker im Kopf. Bei Menschen mit Ängsten hat letzterer bisher so und so überwogen. Eigentlich ist es gut, dass es diesen Teil auch gibt, weil er uns vor unüberlegten, impulsiven Schritten und damit verbundenen Gefahren schützt.
Er hat aber nicht immer recht, wenn er uns zurück hält. Manchmal irrt er sich gewaltig und ist nur das Ergebnis eines früheren langen Lernprozesses. Aber so schnell gibt er seine Aufgabe nicht auf.

Und an diesem Punkt kommt es auf Dich an. Hier darfst Du, wenn Du Dich veränderst, nicht einfach wie früher auf ihn hören, ohne dass Du überprüft hast, ob er recht hat. Es geht also darum, das bis zu einer Veränderung Deiner Ängste Dein realistischer Verstand lenkende Instanz wird. Also frage Dich, wenn der Zweifler auftritt kurz, welche Argumente er hat und lass Deinen Mutmacher die Gegenargumente vorbringen. Und dann entscheide Du, welchem Du folgen willst, welche Sichtweise Dir hilft und Dich vorwärts bringt. Es geht also darum, beide Instanzen zu nutzen und nicht eine zu bekämpfen. Beide sind wertvolle Helfer !

Bis der Kritiker sich zurück hält und sich ein immer besseres Sicherheitsgefühl bei Dir einstellt, Dein Gefühl also Deiner Einsicht folgt, dauert eine Zeit. Das sollte Dich nicht beunruhigen, das ist ganz normal, weil Deine Gefühle eng mit Körperprozessen verbunden sind und diese zu einer Anpassung länger brauchen als Einstellungen und Einsichten.

Es gibt noch einen zweiten Punkt: Du hattest viel Zeit, Dich an Deine Ängste zu gewöhnen, sie sind ein Teil von Dir, auch wenn sie Dich plagen. Sie sind ein Teil Deiner Identität geworden. Außerdem schützen Ängste auch manchmal vor weitergehenden Veränderungen, die vielleicht notwendig wären und wo man keine bewusste Entscheidung treffen muss, so lange man die Ängste ja hat und nicht kann.
Verändert man sich nun, entsteht auch eine Gegenkraft, die lieber alles beim Alten belassen will. Das Alte kennt man gut, das Neue aber noch nicht. Also schaue auch einmal, ob so etwas auch bei Dir eine Rolle spielen kann und triff bewusste Entscheidungen, wie Du damit umgehen willst
Überlege auch, was Du verlierst, wenn Deine Ängste verschwinden.
Die beste Entscheidung, wenn Du deine irrationalen Ängste wirklich los werden willst, ist natürlich, gerade die Dinge in Angriff zu nehmen, die angstbesetzt sind, also trotz der Angst lösungsorientiert voran zu gehen. Lass Dir Zeit dazu, immer Schritt für Schritt, anerkenne jeden Fortschritt, feiere ihn, Du musst nicht im Hauruck-Verfahren vorgehen. Veränderung ist immer auch anstrengend und Du brauchst auch Ruhephasen, in denen Du wieder Kraft tankst für die nächsten Schritte.

Alles Gute für Dich - Du bist auf dem richtigen Weg !

Lieben Gruß

Bernd Remelius

30.08.2009 09:42 • #2





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