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L
Hallo,
ich leide an Agoraphobie u. mir macht insbes. das Symptom Herzrasen sehr zu schaffen. Ich denke immer es schadet mir langfristig. Ich hatte zu Hause vor langer Zeit einmal den Notarzt wegen Panik und Herzrasen und habe immer im Kopf, was passiert wäre, wenn dieser nicht gekommen wäre und medikametös interveniert hätte. Oder wäre nicht passiert?
Ich bin in Behandlung u. habe auch bereits Therapien hinter mir. In Absprache mit meinem Psychiater konfrontiere ich mich täglich allein mit dem Rausgehen. Mein Problem ist, dass ich oft eine Strecke gehe und mir dann scheinbar bewusst wird, wie weit ich jetzt vom Haus entfernt bin u. 100 m erscheinen wie 1000. Ich flüchte noch oft völlig kopflos aus der Situation obwohl ich weiss, dass dies falsch ist. Das Panikgefühl kommt bei mir auch nicht peu á peu sondern es geht von 0 auf 100. Ich habe mir bereits Zettel geschrieben mit Sätzen aus dem Buch von Doris Wolf und rede mit der Angst aber im Fall der Panik kann ich kaum klar denken u. die Stimme der Vernunft wahrnehmen. Auch habe ich das Gefühl die Panik kommt auch dann wenn ich bewusst keine Katastrophengedanken hatte u. dann erwischt es mich eiskalt.
Was kann ich besser machen. Wie kann ich es aushalten?

Danke

09.01.2009 17:11 • 12.01.2009 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo linischka,

zuerst einmal gratuliere ich Dir zu Deinem Mut, Deine Ängste über selbständige Konfrontationsübungen anzugehen. Da ist der Rat Deines Psychiaters im Grundsatz sicherlich richtig. Es gibt auch keine sonstigen Tricks. Nur die ständige Übung und schrittweise Konfrontation mit der Angst wird über Erfolgserlebnisse zu Verbesserungen führen.

Das Problem, wenn Patienten diese Übungen ohne professionelle Anleitung und auch teilweise Unterstützung in der Situation selbst machen, ist, dass die Übungen oft nicht systematisch, nicht schrittweise steigernd und nicht gut vorbereitet gemacht werden. Auch fehlt dann manchmal in den Situationen die Hilfe, es auch durchzuhalten, wenn man ganz alleine auf sich gestellt ist. Das scheint mir auch bei Dir der Fall zu sein.

Grundsätzlich würde ich Dir deshalb zu einer ambulanten Verhaltenstherapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten mit Verhaltenstherapieausbildung raten, weil Dein jetziges Vorgehen immer wieder zu Fluchtreaktionen führt und Deine Angst eher noch stabilisiert. Das wäre mein wichtigster Rat.

Natürlich kannst Du auch selbst weiter Konfrontationsübungen machen. Wenn Du es nicht schaffst, trotz Panikanzeichen in der Situation zu bleiben, bis die Angst abnimmt, mußt Du zu einer schrittweisen Konfrontation übergehen. Das geht vom Lernprozess zwar langsamer voran, verhindert aber Fluchtverhalten und führt zu mehr Erfolgserlebnissen. Wenn Du z.B. nach draußen gehst, lege Dir die Strecke so fest, dass Du sie gut schaffst. Arbeite dabei an Deinen Gedanken. Hast Du es geschafft, weite am nächsten Tag die Strecke etwas aus usw. - Nicht so lange konfrontieren, bis Du überfordert bist und es schließlich nicht mehr aushältst. !! Das endet dann mit Flucht und nicht mit dem Gefühl, dass Du Deine Angst bewältigen kannst.

Herzrasen schadet Dir, wenn Dein Herz sonst in Ordnung ist, nicht ! Es ist lediglich Zeichen Deiner großen Erregung. Trotzdem ist es Stress für den Körper und sollte nicht auf Dauer auftreten. Das ist aber nur zu reduzieren, in dem Du in der Bewältigung Deiner Ängste weiterkommst. Hilfreich kann dabei sein, wenn Du progressive Muskelentspannung gelernt hast und diese Entspannungsreaktion zur Beruhigung einsetzen kannst.

Aber nochmal: eine systematische Behandlung durch einen Verhaltenstherapeuten/ eine Verhaltenstherapeutin wäre hilfreich !

Schau auch mal, ob Du das Buch von Willi Butollo, Die Angst ist eine Kraft vom Piper Verlag noch irgendwo bekommen kannst (eventuell auch über eine Leihbücherei). Hier finde ich das Konfrontationsvorgehen sehr gut beschrieben.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg

Bernd Remelius

12.01.2009 08:47 • #2





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