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S
Hallo!

Ich habe vor kurzem einen Rückfall meiner PA und meiner Agoraphobie erlitten. Ich dachte, ich hätte schnell wieder alles im Griff, weil ich die alten Strategien ja kenne (Konfrontation, Entspannung, Unterbrechen negativer Gedanken usw.), aber leider ist dem nicht so.
Was mich am meisten ängstigt sind nicht unbedingt die PA an sich (die natürlich auch!), sondern dass ich insbesondere außerhalb der PA ständig ein ganz unheimliches Unwirklickeitsgefühl habe, dass ich schlecht bis gar nicht unter Kontrolle bekomme. Ich habe das Gefühl, kognitiv nicht ganz da zu sein. Es fühlt sich an, als ob meine Seele/Geist alles bei vollem Bewusstsein von außen betrachtet (also auch meine Gedanken, meine eigenen Handlungen, meine Sprache). So als ob ich nicht wirklich am realen Leben mit teilnehme. Ich bin oft erstaunt, dass ich auf Ansprache von außen wie automatisiert doch adäquat reagieren kann. Das ängstigt mich total, zumal es ja kein Symptom einer gerade stattfindenen PA ist, sondern meine Grundstimmung.
Dadurch fällt es mir sehr schwer, meinen Alltag mit Arbeit und Kindern zu wuppen. Ich lebe in ständiger Furcht, alleine für immer in diesem unangenehmen Zustand (zwischen Leben und Tod) bleiben zu müssen und mich immer weiter vom eigentlichen normalen Leben zu entfernen (Handlungsunfähigkeit). Daraus resultieren auch viele irrationale Gedanken, die mir Angst machen und auf die ich keine Antwort finden kann, was wiederum dazu führt, dass ich denke: Ohne Antwort/Wissen halte ich das nicht aus, ich werde verrückt.

Ich weiß, dass ich solche Gefühle wahrscheinlich zulassen muss, aber doch nur im Rahmen einer akuten Attacke, oder?

Wie kann ich diese negativen Gefühle bearbeiten und umkehren? Sie sind ja eben ständig da. Im Gegensatz zur Herzneurose, bei der ich nach einem akuten Anfall feststelle, dass mein Herz wieder ganz normal schlägt, habe ich diese komische Stimmung ja ständig. Da kann es doch nicht zu einer Besserung kommen, oder?

Wie merke ich überhaupt, dass ich Fortschritte mache? Ich war die letzten Tage trotz Unwirklicheitsgefühl nahezu ohne akute Attacken, weil ich diese irrationalen Gedanken und Unwirklichkeitsgefühle versucht habe, sofort im Keim zu unterbrechen. Nach dem Motto: Du bist jetzt hier auf der Welt. Irgendeinen Sinn wird dein Dasein hier schon haben. Gott (oder wer auch immer) hat dir einen funktionierenden Verstand mitgegegben, mit dem Du im Leben handlungsfähig bleibst. Den näheren Sinn (wie alles funktioniert und warum alles so ist wie es ist) wird man irgendwann schon verstehen. Nimm es so hin wie es ist ohne zu bewerten oder zu hinterfragen.
Ist das der richtige Weg, auf Dauer angstfrei zu werden und das Unwirklichkeitsgefühl loszuwerden? Ich habe aber immernoch die Furcht, dass ich auf dem Holzweg bin und meine ganzen Bemühungen umsonst sind. Ich fühle mich noch nicht so, dass ich die Angst unter Kontrolle habe. Den ganzen Tag muss ich diese Gedanken umkehren und beschäftige mich somit stets gedanklich mit meiner Angst. Ich schalte nie ab ...

Danke Für Eure Experten hilfe.. (mein Therapeut ist gerade im Urlaub - Schnüff...)

04.08.2010 09:53 • 04.08.2010 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo sunyulli,

das sind natürlich sehr spezielle Fragen, die eigentlich in einen therapeutischen Rahmen gehören. Hast Du Dir überlegt, noch einmal Kontakt mit dem früheren Therapeuten aufzunehmen? Eine kürzere Phase der Krisenintervention und Nachsorge wäre nicht schlecht.

Ich kann Dir deshalb nur kurz und allgemein antworten. Ich würde aus Deinem Verlauf schließen, dass Du zwar den Umgang mit Panikattacken gut gelernt hast und was Du schilderst zeigt den richtigen Weg im Umgang mit den Symptomen!
Andererseits zeigen Deine Gefühle der Derealisation, dass es da noch etwas mehr geben muss. Reine Symptombeseitigung bzgl Angst und Panik scheint auf Dauer nicht ausreichend zu sein.
Häufig treten diese Gefühle als Hinweis auf, dass noch Arbeit unerledigt ist oder sind ein Schutz, um noch schlimmere Empfindungen zu vermeiden, abzumildern u.ä., notwendige schmerzhafte Entscheidungen nicht zu treffen. Dein Rückfall muss ja Gründe haben.

Gedanken, die auch Sinnfragen enthalten, weisen möglicherweise auf depressive Reaktionen hin, die wiederum wichtige Hinweise auf Fragen sind, mit denen Du Dich möglicherweise zu wenig offen bisher beschäftigt hast (wer bin ich? wer will ich sein? bin ich zufrieden in meinem Leben? welche Ziele habe ich noch? wie stehe ich zu mir selbst? wie gestalte ich meine sozialen Beziehungen? u.v.m)

Also ist es wichtig, das, was Du gelernt hast, Wert zu schätzen und auch weiterhin anzuwenden, aber auch offen zu werden für möglicherweise bisher versteckte Themen und Entwicklungen - eventuell auch mit professioneller Hilfe noch einmal da ran zu gehen.

Ich wünsche Dir alles Gute und grüße Dich

Bernd Remelius

P.S. Noch einen Tipp - wenn Du Dir das Buch von Butollo, Die Angst ist eine Kraft eventuell mal besorgen oder ausleihen kannst (es ist leider nicht mehr im Handel, höchstens gebraucht) - das könnte Dir noch besser aufzeigen, was ich vorher in kurzen Worten zu erläutern versucht habe.

04.08.2010 11:49 • #2





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