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Hallo,

ich habe mir -neben mehreren anderen- letzten Herbst auf der Beerdigung der Oma meiner Freundin einen Virus gefangen und an einem Tag ca. 25 Mal gebrochen. Da ich Nierentransplantiert bin und in meinem Leben noch nie so viel gebrochen hatte, habe ich meinen Nephrologen angerufen. Er meinte, dass es bei so einer Häufigkeit nur ein Reflex ist. Danach war gleich Ruhe und ich war erleichtert. Nicht zuletzt, weil ich Angst um meine Niere hatte. Ich empfand diese Situation als sehr schlimm. Körperlich bin ich gesund!

Mitte August habe ich meine Calcium-Brausetablette zu schnell getrunken, obwohl ich wusste, dass der Magen das nicht verträgt, wenn man sie schnell trinkt. Habe ich aber dennoch gemacht, weil ich gleich danach mit meiner Freundin ausgehen wollte. Nach einer Viertelstunde war mir dann übel. Der Abend war gelaufen und ich habe 6 Mal gebrochen. Dann habe ich mich an die Situation nach der Beerdigung gedacht bzw. dass es nur ein Reflex ist. Aber dennoch habe ich seit August ständig die Brechgedanken im Kopf und Fragen wie was ist wenn... Ich habe Angst zu essen, weil ich es ja brechen könnte. Aber ich esse seit einiger Zeit normal. Ich laufe ständig mit einem flauen Gefühl durch die Gegend. Ich traue mich auch nicht ganz ins Café oder Restaurant zu gehen, weil ich Angst habe dort evtl. brechen zu müssen. Ich weiß nicht, wie ich dann reagieren oder mich dann verhalten soll bzw. wie die Leute dann reagieren. Dennoch überwinde ich mich und gehe hin. Ich bin schon sehr verzweifelt, emotional down und weiß nicht mehr weiter. Ich war psychisch immer sehr fit!

Vor ca. einer Woche schaute ich abends aus dem Fenster und ein bekloppter kam aus dem Supermarkt und rief ständig laut durch die Straße Friss die schei. und Kotze des Hundes. Und ich wollte ein paar Minuten danach was essen. Seit dem ist zusätzlich dieser Gedanke bei mir drin und auch beim Essen. Ich sage mir oft du kannst die negativen Gedanken/Vorstellungen und auch das Brechen ertragen, denn es ist ungefährlich. Ich versuche mich mit diesen Gedanken/Vorstellungen zu konfrontieren. Allein bei den Gedanken könnte mir übel werden. Gebrochen habe ich seit August nicht. Und wenn ich mich mit diesen Gedanken/Vorstellungen konfrontiere, dann wird das flaue Gefühl noch stärker und ich rege mich innerlich sehr stark auf. Mein Herz schlägt sehr schnell. Soll ich mich diesen Gedanken/Vorstellungen stellen oder verdrängen bzw. versuchen sie vorbeiziehen zu lassen? Denn ich weiß nicht wie ich tagsüber und beim Essen damit umgehen soll. Denn angenehm sind die nicht. Ich bin der Meinung, dass ich eine engmaschige Therapie bräuchte, aber für mehrere Monate ist alles besetzt und alle 3-4 Wochen ist für mich zu lang. Sollte ich mich stationär aufnehmen lassen? Ich bin verzweifelt, weil ich mir denke, dass das alles nur ein böser Traum ist. Ich hatte nie Probleme mit dem Brechen. Dass es unangenehm ist, wie bei jedem anderen auch, ist klar. Ich frage mich ständig, warum bist du in dieser Situation, wird es jemals verschwinden?, und es macht mich sehr sehr traurig, da ich endlich seit 2008 die Niere meiner Mutter habe und dachte, dass ich endlich ruhe habe. Aber diese Situation empfinde ich als schlimmer, als die Dialyse. Die Gedanken/Vorstellungen und das flaue Gefühl begleiten mich täglich und ständig. Wenn ich mal einen guten Tag habe und mich gut fühle, dann freue ich mich richtig. Das positive Denken ist in dieser Situation sehr schwer.

Wie soll ich mit dem Brechen, den Brechgedanken und die aktuellen Gedanken (friss die Sch... und die Kotze des Hundes umgehen? Sagen, du darfst nicht daran denken, bringt ja nichts, da diese erst recht kommen. Ist eine wöchentliche Therapie bzw. dreiwöchige Therapie für mich ok oder sollte ich lieber stationär? Einer meiner innerlichen Fragen ist auch, ob es denn auch wieder verschwindet und ich wieder bin wie vor ca. 2 Monaten. Diese Situation ist einfach nur ein Albtraum für mich. Jedes Wort, jeder Satz, der was mit Essen, Übelkeit, Brechen oder eklige Gedanken zu tun hat, könnte aktuell einen Reiz auslösen bzw. Assoziationen. Falls ich mal durch die Gedanken/Vorstellungen brechen sollte werde ich mich evtl. fragen warum das passiert ist, obwohl ich seit August nicht gebrochen habe und würde mich evtl. fragen, ob ich wieder brechen muss. Das Gefühl eines leeren Magens oder das Hungergefühl interpretiere ich manchmal als flaues Gefühl oder Übelkeitsgefühl.

Was können Sie mir dazu sagen? Ist die Chance groß, dass ich wieder so werde wie ich vor kurzem war? Muss ich erst brechen, um zu merken, dass es nicht schlimm ist (auch wenn man es in diesem Moment evtl. so empfindet). Wie soll ich denken, was soll ich mir sagen und wie soll ich mich verhalten, wenn diese Gedanken/Vorstellungen kommen oder ich brechen muss?

Über Ihre Einschätzung würde ich mich sehr freuen!

09.10.2010 11:38 • 14.10.2010 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Ringo77,

erst einmal: Du wirst diese Entwicklung stoppen und wieder verändern können ! Dazu ist es natürlich wichtig, nicht einfach darauf zu warten, dass dies vorübergeht, sondern aktiv daran zu arbeiten. Deinen Worten entnehme ich, dass Du dies auch weißt und schon versuchst.

Wichtig bei Dir ist, dass Du für körperliche Vorgänge in der Vergangenheit aufgrund Deiner Grunderkrankung natürlich besonders sensibilisiert bist und erst lernen musst, Deinem Körper wieder voll zu vertrauen - also, dass es der Körper schon richten wird, besser als Du selbst in der Lage bist, richtig zu reagieren und dass Du ihm da vertrauen kannst.
Wenn es Dir nicht gut geht, solltest Du auch nicht versuchen, künstlich positiv zu denken. Das wird oft falsch verstanden. Es geht um realistische Einschätzungen und Bewertungen. Das tust Du schon recht gut und solltest Du auch fortführen (wahrnehmen, was Du spürst, fühlst, denkst - akzeptieren für den Moment o.k., so ist es augenblicklich - Annahmen, Vorhersagen, Denken, Bewertungen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen und wenn notwendig alternative Denkweisen entwickeln - einfache Leitsätze für die Situationen, in denen die Ängste auftreten entwickeln und dort anwenden - nicht erwarten, dass gleich die Gefühle sich verändern, sondern Geduld entwickeln.
Was dann ganz wichtig ist - wenn Du Dich schon ziemlich mies fühlst, lieber ablenken und intensiv etwas anderes TUN; besser ist natürlich Konfrontation damit, aber nur, wenn Du Dich einigermaßen stark fühlst. Dann ist es gut, einzelne Vorstellungen (denn es geht auch bei Worten um die dahinter liegenden Bilder !) zulassen, in sie hineingehen, genau wahrnehmen (am besten unter Entspannung - z.B. mit einer CD), nicht bewerten -- bis es langsam besser und Du wieder ruhiger wirst ! Letzteres ist entscheidend, weil nur so die Koppelung Vorstellung - Angst und Anspannung verlernt werden kann. Dazu gehört Training und Übung.

Zur Unterstützung, wenn Du es alleine versuchen willst, empfehle ich Dir noch:

https://www.psychic.de/emetophobie-angst-erbrechen.php

Es lohnt sich sicher, auch selbst zu versuchen, eine Veränderung zu erreichen. Solltest Du Dich aber damit überfordert fühlen oder einfach mehr Unterstützung notwendig wird, würde ich Dir zu einer stationären Behandlung in einer psychosomatischen Fachklinik raten, was von Deiner Vorgeschichte her wegen der Finanzierung sicherlich keine Schwierigkeiten geben dürfte.

Ich nenne Dir hier mal einige Adressen - natürlich als subjektive Auswahl:

Klinik Berus.Orannastr.55.66802 Überherm-Berus

Psychosomatische Klinik Windach-Ammersee,Schützenstr.16,86949 Windach

AHG Klinik für Psychosomatik,Kurbrunnenstr.12, 67098 Bad Dürkheim

Vogelsbergklinik,Jean Berlit Str.3l, 36355 Grebenhain

Klinik Roseneck.Am Roseneck 6. 83209 Prien

Psychosomatische Fachklinik Bad Pyrmont,Bombergallee 10,31812 Bad
Pyrmont

Jetzt bleibt mir nur noch, Dir alles Gute zu wünschen. Du wirst es schaffen ! Und denke mal daran, was Du schon alles geschafft hast.

Liebe Grüße

Bernd Remelius

14.10.2010 10:10 • #2





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