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Shiraza
Guten Tag..

Erstmal danke, dass ihr eure Zeit dafür investiert den Menschen hier zu helfen. Finde ich wirklich klasse.

Nun zu mir..

Ich bin weiblich, 22 Jahre und bin erst seit Anfang August wieder im Berufsleben.. Ich grenze das ab, weil ich nicht der Meinung bin, mich wirklich in diesem Leben zu befinden, auch wenn ich es vom Willen her gerne würde.. Vor diesem Versuch, mein Fachabi nochmal zu versuchen, lagen 3 Jahre des Nichts-tuns, in der ich viel Zeit damit verbracht habe Dro. zu nehmen, leider. Ich habe diese seit meinem 15ten Lebensjahr konsumiert, am Ende heftiger als anfangs. Das heisst viele Phasen, in denen ich täglich Amphetamine nahm und *beep* jeden Tag, bis ich meinen Führerschein deshalb verlor.
Ich denke, dass ich nie sehr gut in der Lage war meine Gefühle zu kontrollieren. Schon als Kind war ich oft launisch und brutal, obwohl ich sagen muss, dass mein Vater alles erdenkliche getan hat um es mir schön zu machen. Doch er war und ist sehr überängstlich. Hat mich nie machen lassen und wollte mich vor allem bewahren. Die Trennung meiner Eltern mit 4 Jahren war einfach ein Disaster. Ständig stand das Jugendamt vor der Tür und fragte wieder wo ich wohnen möchte. Mama hat Papa schlecht gemacht und Papa Mama, und so ist das heute noch ..Musste dann mit 8 Jahren zu einem Psychologen nach Fulda, da ich gewisse Verhaltensauffälligkeiten und Ängste entwickelt hatte. Laut ihm nahm ich mich selbst nicht mehr wahr und versuchte es nur noch allen recht zu machen. Zudem glaubte ich als Kind die unmöglichsten Geschichten und nahm diese so ernst, dass ich sehr große Angst vor dem Schlafengehn und Alleinsein hatte.
Dies ist ein Abschnitt von dem ich berichten wollte, nun der andere. Ich begann mit etwa 13 Jahren, mich zu ritzen. Zunächst gelegentlich und dann immer heftiger. Ich hatte das Gefühl, dass mit mir was nicht stimmte. Machte meine ersten unglücklichen Erfahrungen mit Jungs und wurde dabei mal vom besten Freund meines damaligen Freundes mehrmals grob angetascht, wodurch ich mich sehr hilflos fühlte und unter Schock stand. Meine Eltern steckten mich darauf in eine Jugendpsychatrie. Dort konnte ich mich aber nicht öffnen, ich nahm die Sache nicht ernst. Stattdessen machte ich im dortigen Raucherzimmer meine erste Erfahrung mit Canna.. Ein Mitbewohner dort kam aus meiner Nähe und so traf ich mich nach dem Aufenthalt dort oft mit ihm und seinen Kollegen, vernachlässigte immer mehr die Schule um Dro. zu nehmen. Ich kann nicht sagen, dass es mir in der Zeit sehr schlecht ging, aber ich denke ich habe einfach alle Gefühle mit der passenden Dro. in den Hintergrund treten lassen, wie es mir beliebte.
Ich muss sagen, dass ich immer schon ein sehr anhänglicher Mensch gewesen bin, wenn ich eine gute Freundin hatte, dann klebte ich förmlich an ihr und hatte stets große Trennungsängste. Doch kam es dadurch dann auch öfter dazu, denn meine großen Erwartungen waren sicher für Normalsterbliche nicht leicht zu erfüllen.
Alles in Allem war ich also stetig auf der Suche nach Zuwendung. In verschiedenen Formen der Abhängigkeit.
Dann kam die erste große Liebe, mit einer Frau. Und diese Beziehung war zwar eine zeitlang schön und intensiv, aber es ging auch viel um Dro., was das zwischenmenschliche alles andere als einfach macht auf Dauer.. Zudem machte ich einen riesen Wandel durch in der Zeit. Von Dezember 07 bis Mai diesen Jahres.. Ich war vorher Dauersingle und immer u überall mit Dabei, doch im Laufe der Beziehung wurde ich immer antriebsloser und unzufriedener. Fühlte mich allem nicht mehr gewachsen und begann mir zu sagen, dass ich nicht arbeitslos bin weil ich nicht will, sondern weil ich nicht kann. Begann mir Situationen auszumalen, wie ich zB an der Kasse sitze und da nicht wegkann wenn ich mich blamiere, wie ich einfach Verantwortung übernehmen muss und es nicht schaffe..
Dann kam auch die erste bewusst wahrgenommene Panikattacke. Mitten in einem Supermarkt mit den üblichen Symptomen, Schwindel, Herzrasen.. Meine Freundin fand diese und weitere Attacken zwar schei..e , aber sie redete mir immer ein dass ich einfach spinne und verdrehte nur die Augen wenn ich erzählte, dass es mir gerade nicht gut geht. Ich denke diese belastende Zeit in Zusammenhang mit ihrer freiheitsliebenden Person hat dann auch dazu geführt ,dass wir uns getrennt haben. Seitdem habe ich auch nur noch am Anfang und wenige Dro. genommen, weil es mir an den folgenden Tagen immer schlechter ging. Zudem traute ich mir immer weniger zu, Situationen die ich mit ihr noch leichter durchstehn konnte, waren nun gar nicht mehr machbar. Sei es Autofahren auf langen Strecken ,überhaupt weites Wegsein von Zuhause oder halt auch die neuerworbe Arbeit (ein Jahrespraktikum in ner Werbeagentur).. Es wird einfach zunehmend schlimmer. Ich habe mich dann endlich meinen Eltern anvertraut, Freunden hab ich gar nicht zumuten wollen, mich zu verstehn, zudem gehen die meisten von denen auch feiern, daher: sie nehmen Dro. und alles ist super locker für sie.
Mein Vater war dann mit mir beim Arzt, der mich auch die ganze letzte Woche krankgeschrieben hat. Zudem hat er festgestellt, dass ich an Bluthochdruck leide. Hab dann ein 24 Std Messgerät bekommen und muss nun beta blocker und Blutdrucksenker nehmen. Dazu gab es aber auch direkt ne Überweisung zu ner Psychotherapie.
Ich will was dagegen unternehmen, will meine Arbeit gut meistern. Aber nun sitze ich hier und weiss nicht, wie ich den Tag morgen überleben soll. Stehe schon wieder extrem unter Druck. Dazu muss ich sagen, dass mir die Wirklichkeitsentfremdung immer mehr zu schaffen macht. Sitze oft da und starre einfach nur geradeaus, ohne einen bestimmten Punkt anzufixieren. Das ist mir nun schon oft aufgefallen. Zudem achte ich oft den halben Tag auf meine Atmung und meinen Kreislauf.. Schon die Vorstellung gleich das Haus zu verlassen reicht oft aus, ein Engegefühl in meinem Hals hinaufzubeschwören.. Sehr belastend, vor allem weil ich endlich mal die Chance habe mich weiterzuentwickeln mit dem Abi, und mich nun so unter Druck stelle dass nichts mehr läuft.
Ich habe diese Punkte meines Lebens alle angesprochen, weil ich wissen möchte, ob es da einen Zusammenhang gibt. Hoffe es ist kein Problem, dass der Text nicht nur um Angst geht ...Möchte gerne eine erste Einschätzung, woran es bei mir liegen kann, bzw was ich habe. Ist es eine Angststörung, oder könnte es eine Persönlichkeitsstörung sein?! Das sind Fragen, die ich mir stelle, bis zur Therapie sind es leider noch einige Monate hin. Ich weiss das ist aus der Ferne sicher nicht leicht zu sagen, zumal dazu bestimmt auch noch einige Informationen fehlen, jedoch ist der Text schon so ziemlich lang ...Vielen Dank also schon mal!

MFG Shiraza

31.08.2009 01:16 • 02.09.2009 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo shiraza,

erst einmal vielen Dank für die Anerkennung unserer Bemühungen hier im Forum.

Du warst sehr offen mit Deinen Informationen über Dich und Dein Leben - auch die selbstkritischen Einsichten über den Zusammenhang zwischen Deinem Dro. und dem Umgang mit Deinen Gefühlen. Ich denke, Du siehst bei Dir, so weit es Dir auf der bewußten Ebene möglich ist, schon ziemlich klar.

Ich möchte Dir meinen Eindruck und meine Hypothesen - in der hier gebotenen Kürze - darstellen:

Aufgrund Deiner eigenen - besonders der frühen - Lebensgeschichte mit Trennung Deiner Eltern und vielen Beziehungskonflikten der Eltern im Vorfeld konntest Du wahrscheinlich keine sehr sichere Bindung zu anderen Menschen entwickeln. Du scheinst mir deshalb sehr zwischen einer emotionalen Abhängigkeit von Beziehungspartnern/innen und andererseits auch immer dem Wunsch nach Eigenständigkeit zu schwanken. Dies kannst Du sicherlich eher als eine besondere Art der Persönlichkeitsentwicklung sehen, die Dir im bisherigen Handeln viele Freiheiten nimmt, und weniger als ein eng umgrenztes Störungsbild. Du kannst oft nicht, obwohl Du eigentlich willst, weil Du von einer bestimmten Schiene nicht herunterkommst.
Die selbstbestimmte Regulation von Gefühlen fällt Dir anscheinend schwer und Du glaubst bisher, dafür die Regulierung von außen (durch andere Personen, durch Dro.) zu benötigen.

Deshalb würde ich Deine Panikattacken bzw. verstärkten Angstreaktionen auch mehr als die Spitze des Eisberges sehen. Diese Reaktionen zeigen Dir meines Erachtens nur, dass Du Dein Leben nicht so weiterführen willst wie bisher, dass sich dafür bei Dir selbst aber Einiges ändern muß, um dies überhaupt schaffen zu können. Du bist schon auf dem Weg zu etwas Neuem. Die Angst entsteht, weil Du nicht wissen kannst, wohin es genau geht und ob bzw. was Du da schaffen kannst. Die Angst hat also einen motivierenden Teil: Tue etwas und verändere Dich !, aber auch einen Teil, der Dich bremst, denn Du bist es bisher gewohnt, bei Problemen eher zu flüchten oder sie zu vermeiden (durch Dro., die kurzfristig alles schön erscheinen lassen, durch andere Personen, die Dich führen, durch Ausweichen und vermeiden).
Dir eine Veränderung nur vorzunehmen, reicht nicht aus und überfordert derzeit Deine Möglichkeiten, wenn Du dies alleine schaffen wolltest. Ich denke, dazu brauchst Du professionelle Hilfe und Unterstützung von außen. Deshalb ist es gut, dass Du Dich zu einer Therapie entschlossen hast. Das wird Mut und vor allem Ausdauer und aktive Arbeit von Dir verlangen. Aber es eröffnet Dir Chancen, Dich weiter zu entwickeln !

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Du so lange auf eine ambulante Therapie warten solltest und ob dies als erster Schritt sinnvoll ist.
Ich würde mir bei Dir eine andere Gewichtung besser vorstellen können:
Schritt 1: eine klare Entscheidung, keine Dro. oder andere äußere Manipulationsmittel zum Umgang mit Deinen Gefühlen mehr. Du musst Dich Dir selbst stellen ! Das wird vielleicht manchmal schmerzhaft, aber Gefühle bringen Dich nicht um. Sie sind Signale, die man ernst nehmen sollte.
Schritt 2: eine intensivere Anfangstherapie in einer geeigneten Fachklinik, um unabhängig von allgemeinen Alltagsbelastungen die ersten Veränderungsschritte zu gehen und sicherer zu werden, was DU willst und wo es hingehen soll.
Schritt 3: Fortsetzung der Therapie ambulant danach - auch als Begleitung der Eingliederung in einen beruflichen Weg für Dich
Schritt 4: Mit der Zeit schrittweise Abnabelung von therapeutischer Hilfe und immer mehr Übernahme von Eigenverantwortung

Falls Du an diesen Ideen etwas sinnvolles finden kannst, dann möchte ich Dir hier einige Kliniken nennen, von denen uns Patienten häufig Positives berichten (eine subjektive Auswahl ohne Garantie !):

Klinik Berus. Orannastr.55. 66802Überherm-Berus

Psychosomatische Klinik Windach-Ammersee,Schützenstr.16,86949 Windach

Psychosomatische Fachklinik,Kurbrunnenstr.12,67098 Bad Dürkheim

Vogelsbergklinik,JeanBerlitStr.3l, 36355Grebenhain

Klinik Roseneck.Am Roseneck6. 83209 Prien

Psychosomatische Fachklinik BadPyrmont,Bombergallee 10,31812 Bad
Pyrmont

Zum Überleben verweise ich Dich gerne noch auf die vielen Informationen, die Du hier unter http://www.psychic.de finden kannst und die Du durchaus auch jetzt schon kurzfristig nutzen und einsetzen solltest.

Ich wünsche Dir einen guten Weg für Dich und Ausdauer, Mut und Kraft, diesen auch zu gehen.

Herzliche Grüße

Bernd Remelius

02.09.2009 11:30 • #2





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