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M
Hallo liebes Team!

Ich leide seit 4 Jahren mal mehr, mal weniger stark unter Agoraphobie mit Panikattacken.

Ich war 1,5 Jahre in Therapie, habe jetzt aber den Therapeuten gewechselt, weil ich keinerlei Fortschritte erzielt habe und die Angst immer schlimmer wurde, ich immer mehr vermieden habe.

Bei meinem neuen Therapeuten habe ich ein besseres Gefühl, aber mir geht es grade so schlecht wie noch nie, mein Alltag besteht nur noch aus Erwartungsangst und Vermeidungsverhalten.

Seit 2 Wochen kann ich kaum noch etwas essen, mir ist von morgens bis abends dauerübel bis hin zum Erbrechen.
Meine Angst, das Haus zu verlassen (obwohl es mir draußen besser geht) ist so stark, dass ich mich beim Gedanken daran schon übergeben muss und dann mein Kreislauf so im Keller ist (habe sowieso niedrigen Blutdruck), dass ich mich nur noch ins Bett lege und noch mehr Angst kriege.

Zum Termin mit meinem Therapeuten schaffe ich es nur unter größter Anstrengung, es ist einfach eine Qual.

Ich fürchte, ich werde mir doch mal Medis vom Psychiater verschreiben lassen müssen...
Hab aber wahnsinnige Angst vor Nebenwirkungen oder was die Medis mit mir machen oder dass ich davon abhängig werde...

Ich fühle mich, als würde ich aufgeben, nicht genug kämpfen, und es mir zu einfach zu machen. Fühle mich dann noch unzulänglicher, weil ich meine Angst nicht mehr ohne Hilfe von Medis überwinden kann, das zerrt echt am Selbstbewusstsein...

Woher soll ich denn wissen, ob Fortschritte von den Medis kommen oder durch die Therapie?

Verzweifelte Grüße

05.12.2007 01:33 • 06.12.2007 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Miss Sixty,

ich kann aus Deinen Worten nachempfinden, dass Du im Augenblick ziemlich verzweifelt bist und kaum Licht am Ende des Tunnels siehst. Nicht aufgeben ! Du wirst es schaffen.

Du schreibst: Ich fürchte, ich werde mir doch mal Medis vom Psychiater verschreiben lassen müssen... Confused Confused
Hab aber wahnsinnige Angst vor Nebenwirkungen oder was die Medis mit mir machen oder dass ich davon abhängig werde...

Ich fühle mich, als würde ich aufgeben, nicht genug kämpfen, und es mir zu einfach zu machen. Fühle mich dann noch unzulänglicher, weil ich meine Angst nicht mehr ohne Hilfe von Medis überwinden kann, das zerrt echt am Selbstbewusstsein...


Du befindest Dich bereits in einer Therapie. Da frage ich mich natürlich, hast Du darüber mit Deinem Therapeuten gesprochen und was rät er Dir? Denn ein wichtiges Thema scheint mir in Deinen Worten zu stecken: Es darf mir nicht einfach besser gehen, egal auf welchem Weg. Es darf mir nur besser gehen, wenn ich es ganz allein, aus eigener Kraft und mit viel Kämpfen schaffe. Sonst ist es nichts wert. Das spricht sehr dafür, dass Du sehr viel von Dir forderst, Dich vielleicht auch oft überforderst, Dir selbst wenig Anerkennung gibst und eher hart mit Dir umgehst. Ist das ein wichtiges Lebensthema von Dir?

Zu den Medikamenten: Medikamente sind kein Teufelszeug, deren Einnahme beweist, dass man versagt hat. Auch psychische Probleme haben eine biologische und körperliche Seite. Da können Medikamente helfen. Gerade wenn man sich selbst in einer Krisensituation befindet, nicht weiter weiß, sollte man eine solche Möglichkeit der Hilfe nicht einfach so abtun.

Die allermeisten Psychopharmaka machen nicht abhängig ! Das gilt meist nur für Tranquillizer und Schlaf- bzw. Schmerzmittel, die man über einen langen Zeitraum einnimmt. Viele Menschen nehmen über Jahre psychisch wirksame Medikamente und fahren gut damit. Soll man die etwa verurteilen, weil es ihnen über diesen Weg besser geht? Also hier ist Deine Angst unbegründet. Auch die Nebenwirkungen werden oft übertrieben. Aber wenn sie zu stark sind, gibt es meist auch noch Alternativen. Hier braucht man dann aber einen Facharzt für Neurologie und Psychiatrie als Fachmann.
Sprich nochmal mit Deinem Therapeuten darüber und schneide Dir nicht aus Vorurteilen eine Möglichkeit ab, die Dir zusätzlich helfen könnte.

Falls Dir eine ambulante Therapie zur Zeit nicht ausreicht, wäre es eventuell sinnvoll, mit Deinem Therapeuten auch einmal über eine zeitlich intensivere Therapie in einer verhaltenstherapeutisch orientierten Klinik nach zu denken. Dies kann in einer Behandlung oft einen positiven Schub geben, den man dann ambulant fortführen kann.

Ich wünsche Dir auf Deinem Weg möglichst bald Licht am Ende des Tunnels. Sei es Dir wert, bis zu diesem Ende zu kommen.

Herzliche Grüsse

Bernd Remelius

06.12.2007 14:31 • #2





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