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D
Hallo ihr,

in den Büchern von Doris und Rolf wird oft das ABC der Gefühle beschrieben. Ich stimme den beiden zu, dass in jeder Situation die entsteht auch positive Aspekte zu finden sind und man sich auf diese fokussieren sollte.

Doch nur wie kommt man an diese positiven Aspekte heran, wenn man sich in Situationen befindet, die einen wirklich verletzen und unter die Haut gehen?

Vielleicht ein Beispiel: Wenn man von seinem langjährigen Kumpel oder seiner Lebensgefährtin ent-täuscht wird, dann ist das ja positv, da einem die Täuschung der man aufgelaufen ist bewusst wird. Doch in solch einer Situation entstehen nun man Gefühle wie Wut, Trauer, Frustration etc.

Wie soll man in so einer schwerwiegenden Situation das ABC anwenden? Seine Gefühle einfach wegschieben und sich aufs positive konzentrieren stelle ich mir schwierig vor, wenn man so verletzt wurde.


Das soll hier keine Buchdiskussion werden sondern ich befasse mich ernsthaft mit dieser Frage und würde mich freuen, wenn ihr mir hierzu vielleicht einen Denkanstoss geben könntet!

Grüße

D G

PS. Falls der Beitrag in der falschen Kategorie eingestellt wurde bitte verschieben!

15.06.2008 16:56 • 16.06.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Dorian grey,

es ist schön, wie intensiv Du die Bücher liest. Nur so kann man verstehen, worum es geht.

Zu Deiner Frage: Das ABC der Gefühle ist erst einmal ein Modell, das den Zusammenhang zwischen Situationen (=A; nicht jeder Mensch verhält sich immer gleich, sondern oft entscheiden bestimmte Situationen darüber, wie er sich verhält), Gedanken/Einstellungen(=B; wir sind keine Roboter, sondern prägen unser Verhalten und unsere Emotionen mit unseren Einstellungen und Bewertungen, Vorhersagen, gedanklichen Schlüssen usw. entscheidend mit) und unseren Reaktioen (=C; Gefühle und Verhaltensmuster bzw. -gewohnheiten, wenn sie lange eintrainiert sind) darstellen soll.

Damit ist es eine Hilfe, sich von Reaktionen nicht einfach überwältigen zu lassen, sondern anhand des ABC mehr oder weniger gut analysieren zu können, was bei mir abläuft bzw. abgelaufen ist. Dann kann man für sich besser überprüfen: war die Situation wirklich so, wie ich sie erlebt habe? was habe ich dabei gedacht? wie habe ich das alles bewertet? Stimmen meine Gedanken oder gibt es auch andere Erklärungen? Übertreibe ich? Mache ich Denkfehler? Verlange ich etwas, was ich mir eigentlich nur wünschen kann - dann hätte ich nämlich Stinkwut statt angemessener Enttäuschung !)

Zu Deinem Beispiel, so dass Du vielleicht konkret verstehen kannst, was ich meine: Wirst Du z.B von jemanden enttäuscht, dann ist das keine objektive Beschreibung Deiner Situation, sondern bereits eine Bewertung. Das ist aber wichtig zu trennen. Die Situation wäre vielleicht: Jemand erzählt hinter meinem Rücken Dinge, die ich ihm anvertraut habe (A) - ich finde das nicht in Ordnung, es enttäuscht mich, weil ich ihm vertraut habe und er mir sein Versprechen gab (B) - ich bin traurig darüber und auch verärgert (C) und ich sage ihm dies auch offen und klar (C/Verhalten). Dies wäre in diesem Fall eine angemessene Reaktion !

Nun anders: A wie vorher - dieser schei. Kerl, das darf er nicht, ich habe einen Anspruch darauf, dass ich nicht so behandelt werden (B) - ich bin maßlos wütend, schreie ihn an und will ihn nie wieder sehen - oder vermeide sogar den Kontakt ganz, ohne mit ihm gesprochen zu haben(C)

Das wäre eher unangemessen, da es für Dich auf der Welt keine Garantie gibt, dass alle sich so verhalten, wie Du es forderst und Du gibst ihm so keine Chance, sich eventuell zu entschuldigen und daraus zu lernen.

Du siehst, es geht nicht darum, immer positive Gedanken zu haben. Zu unserem Leben gehören auch Trauer, Enttäuschung, Angst und Ärger. Das sind in bestimmten Situationen völlig angemessene Reaktionen und gehören zum Leben dazu. Psychisch krank machen uns vielmehr überzogene, irrationale und falsche Annahmen, Bewertungen und Forderungen an sich selbst oder andere, ständige massive und nicht angemessene Gefühle und die Annahme, wir wären dem schutzlos ausgeliefert und könnten selbst nichts daran ändern.

Ich hoffe, Du hast mehr Klarheit bekommen und setzt Dich unter diesem Aspekt neu mit den Büchern und dem ABC der Gefühle auseinander.
Zusätzlich würde ich Dir gerne noch ein recht vergnügliches Buch empfehlen, das ähnliches aus einer etwas anderen Perspektive beleuchtet:
Anleitung zum Unglücklichsein von Paul Watzlawick.

Ähnlich auch die Glückssaboteure
http://www.psychotipps.com/glueck-saboteure.html

Herzliche Grüße

Bernd Remelius

16.06.2008 14:34 • #2





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