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K
Hallo.

Ich möchte und muss mal wieder schreiben, zum einen weil es mir immer was gebracht hat, einfach zu schreiben, und zum anderen, in der Hoffnung, dass ich vlt. ein paar Anregungen bekommen kann.

Ich habe jetzt länger nicht geschrieben, weil es mir richtig gut ging, doch seit letztem Sonntag gehts bergab und es kommt die Angst, dass es wieder schlimm wird.

Es ist, als ob im Kopf ein Schalter umgelegt wurde, und auf einmal nehme ich meinen Körper wieder ganz anders und viel intensiver war.

Als Beispiel könnte ich das öffnen eines geschlossenen Marmeladenglasses nennen, welches ich vorhin nur unter sehr grossem Kraftaufwand auf bekam.
Danach habe ich jeden Knochen in der Hand unangenehm gespürt, und gleichzeitig durchströmte mich ein Angstgefühl, dass diese Wahrnehmungsstörrungen wieder stärker werden. Letzte Woche hätte ich das Marmeladenglass aufgemacht, die Hand hätte zwar auch kurz geschmerzt, aber es wäre alles wieder in Ordnung gewesen.

Und jetzt ist wieder der schon angesprochene Schalter umgelegt und ich merke im Körper alles anders.
Ich habe wieder mit unerklärlichen Schmerzen zu kämpfen und auch die innere Unruhe verbunden mit Reizmagen ist wieder da. Abends komme ich auf einmal wieder völlig fertig von Arbeit und kann mich nur noch hinlegen. Ausserdem ist meine Stimmung zum Abend hin immer sehr depremiert. Und ich fühle mich natürlich wieder viel angespannter.

Bin mir ziemlich sicher, dass das Thema mit dem Kopf zu tun hat, aber ich wüsste im Moment keine äussere Änderung, die auf einmal den Stimmungsabfall ausgelöst hat.

Aus der Erfahrung weiss ich, das es wieder weg geht, aber ich würde es gerne gar nicht so weit kommen lassen, dass ich wieder so viel in mich reinhorsche und jede Krankheit in mir erkenne und dann wochenlang depressiv verstimmt durch die Gegend laufe.

Würde den Schalter gerne einfach wieder zurück umlegen können.

Vielen Dank fürs lesen.

06.09.2019 09:45 • 06.09.2019 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo katerlorenz,

Arthralgie in den Händen ist grundsätzlich nicht so einfach für Ärzte oder HPs zu behandeln. Im Falle von Rheuma wird Dir wahrscheinlich Cortison verschrieben und mit den Nebenwirkungen sollst Du dann zurecht kommen...

Mit der hier allseits bekannten Hypochondrie ist es immer so: Krank oder Einbildung? Positive Diagnosen steigern die Angst, Ausschlussdiagnosen ebenfalls... Ich persönlich vertrete den Standpunkt, dass man auch als Hypochonder tatsächlich (!) irgendwelche - relativ schwer zu diagnostizierenden - gesundheitlichen Probleme haben darf.

Das bedeutet also: Schon den Symptomen auf den Zahn fühlen! Die meisten Therapeuten sehen in keiner Diagnose einen wichtigen Schritt zur Besserung der Angststörung, aber leider bleibt es wohl oft bei diesem ersten Schritt und das reicht halt uns hier nicht.

Tatsache ist: Unabhängig (!) von real existierenden Gesundheitsproblemen haben Ängste immer (!) Ursachen. Das Aufspüren dieser Ursachen und die Verbindung der akut vorherrschenden Angst mit diesen Ursachen ist der Job, den wir zu leisten haben. Sehr oft ist uns die Ursache sogar bekannt, aber wir wollen einfach nicht so richtig darüber nachdenken - nicht selten könnte sich damit eine Verantwortung für etwas herausstellen, der wir ausweichen wollen. Lieber ziehen wir uns noch einen Thread oder ein Video oder einen Online-Tipp rein und vergeuden damit im Grund wertvolle Zeit und verlängern das Leiden. Die Kür wäre: a) Forschen, b) Erkennen, c)Handeln.

Das Forschen bedarf einiger Zeit und ist entgegen vielfacher Meinung durchaus im Alleingang zu bewerkstelligen. Denn Therapeuten, noch dazu gute und passende, sind rar und die Betroffenen zu viele (und wir werden immer mehr!). Wer selber an sich arbeitet (und das ist es: konkrete, aber hochinteressante Arbeit!), erlangt m. E. weitaus verlässlichere, individuellere und stabilere Einsichten als mit einem Coach oder Therapeuten. Es kann(!) länger dauern, aber andererseits kann man auch mehrere Jahre mit der Suche (!) nach einem Therapeuten verbringen. Oberstes Gebot ist nämlich absolute Ehrlichkeit! Und die kann man idR sich selber (!) deutlich leichter entgegenbringen als einem Therapeuten (oder, ja, auch einem Freund). Parallel ist die Unterstützung des Körpers durch passende Maßnahmen hilfreich: Mass., Sauna (mein Favorit!), Meditation und/oder Kontemplation, Nahrungsergänzungen, gute Ernährung - aber auch ein kleines Zuckerl zwischendurch (Soulfood) für das Belohnungssystem. Das alles ist mit Zeit für sich selbst verbunden, ein Geschenk, dass man weitestgehend nur selber generieren kann, indem man sich für eine gewisse Zeit selbst zurück nimmt. Wenn man es mit sich selber erst mal so richtig gut aushält, wird dieses Selbst auch irgendwann zutraulich. Sich selbst zu vertrauen geht nicht von heute auf morgen. Die hier geschilderte Forschungsarbeit und die Fürsorge gegenüber Geist und Körper sind ein erfüllender, lehrreicher Weg. Einmal erlangt, hat man ein stimmiges Verhältnis zu sich selbst und wird von Außen nicht mehr so leicht erschüttert.

Das Erkennen muss man aushalten können, in der Tat. Erkenntnis hat immer mehrere Aspekte: Enttäuschung, Erleichterung, Erschütterung, Faszination, Befreiung, Entlastung, Wut, Freude etc. Hier bedarf es gründlicher Reflektion: Was sagt mir die Erkenntnis? Habe ich auch wirklich alles verstanden?

Das Handeln kann ebenso vielfältig sein wie die gewonnenen Einsichten und Erkenntnisse: Akzeptieren, Umdenken, Vergeben, Konfrontieren und natürlich konkretes Handeln im Sinne von Konsequenzen ziehen. Sofern man in der Forschungsphase ehrlich und mitfühlend sich selber gegenüber war, fällt das Handeln dann meist überraschend leicht. Es ist wie Radfahren mit ordentlich Rückenwind und macht z. T. auch noch Freude.

Was bleibt, ist im Idealfall ein deutlich vervollständigter Charakter. Dies ist unsere Chance (!). Viele haben diese nicht, da in ihrem Leben (vermeintlich !) alles nach Plan verläuft.

Liebe Grüße

06.09.2019 11:12 • x 1 #2





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