@Rimski
Ich hab ADHS. Und Prokrastination? Die ist so was wie dieser alte Bekannte, der ungefragt vorbeikommt, sich aufs Sofa schmeißt und erstmal alles lahmlegt. Nicht, weil ich’s will – sondern, weil mein Kopf auf „Pause“ schaltet, sobald eine Aufgabe irgendwie unangenehm, unklar, langweilig oder einfach zu groß erscheint. Es ist kein bewusster „Ich will nicht“, sondern eher ein „Ich kann grad einfach nicht loslegen“. Auch wenn ich genau weiß, dass Aufschieben’s nicht besser macht – es passiert trotzdem.
Beruflich ist das oft wie ein mies getimter Adrenalinschub. Nichts geht voran, bis die Deadline direkt vor mir steht. Dann plötzlich Hyperfokus. Zwei Stunden, ein ganzer Berg Arbeit, Herzklopfen inklusive. Und dann denk ich manchmal: Warum nicht gleich so? Aber vorher? Da ist es zu viel. Zu chaotisch. Irgendwie wie ein Berg, den man erst hochlaufen muss, bevor überhaupt klar ist, wo man hinwill.
Im Alltag zeigt sich das bei mir oft in den kleinen Dingen – wie Geburtstagsgeschenken. Immer der gleiche Ablauf: „Ach, ist ja noch Zeit.“ Und dann? „Verdammt, das war gestern.“ Und danach diese Mischung aus schlechtem Gewissen und dem Gefühl, mal wieder versagt zu haben. Als wär man irgendwie... zu spät für alles.
Aber das ist genau der Punkt: Mit Faulheit hat das nichts zu tun. Gar nichts. Es ist ein Muster. Ein Automatismus. Und gerade bei ADHS ist das Teil der Grundausstattung. Nicht weil man nicht will – sondern weil das Gehirn einfach anders sortiert, anders priorisiert, anders anspringt.
07.04.2025 12:03 •
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