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Z
Wie stehts denn bei Deiner Frau mit Tierliebe?

Ich selber habe mit Hilfe von Hunden geschafft, einen Teil meiner Ängste zu überwinden.

Man hat Verantwortung für das Tier und MUSS mit dem Tier raus....

Ich habe mich, solange es finanziell für mich möglich war, sehr stark für den Tierschutz eingesetzt und bis zu 6 Pflegehunde aus dem Ausland in meinem Haus gehabt.
Ich habe mich um die Vermittlung gekümmert und andere Pflegestellen betreut, Presseberichte geschrieben, Sperrmüllhaufen für Sachspenden durchwühlt etc.

Gassigehen, Tierarztbesuche, Gespräche mit anderen Hundebesitzern...all das hat mich aus dem Alltagstrott befreit und mich unbewußt dazu gebracht, mal wieder hinter den Horizont zu schauen und mein eigenes Befinden nicht als Nabel der Welt zu sehen.

04.06.2009 14:50 • #21


G
Hallo Zamira,

auch Tiere sollten uns auf dem Weg zur Bekämpfung der Angst begleiten. Wir haben einen Hovawartrüden, mit dem wir anfangs auch in der Nähe auf Ausstellungen waren. Ausserdem ist er gekört und darf als Zuchtrüde tätig sein. So haben wir auch zu anderen Hundebesitzern Kontakt. Aber wenn wir uns mal treffen, dann kommen immer alle zu uns. Ausserdem haben wir noch seit 5 Jahren ein Pferd. Das steht bei uns zu Hause und die Koppel ist keine 400 m entfernt. Meine Frau liebt Pferde, aber sie konnte sich nicht überwinden längere Ausritte zu machen. Und wenn sie dann doch mal mehr als 500m vom Haus aus weiterreiten möcht-dann geht das nur, wenn ich mit dem Auto hinterher fahre.

04.06.2009 15:10 • #22


A


Meine Frau leidet unter Agoraphobie-und ich kann nicht mehr!

x 3


zerschmetterling
lieber grawil,

du schreibst immer wieder eine agoraphobikerin kann dies und das nicht - wir sind hier zum großen teil agoraphobiker_innen (ich unter anderem auch) und wenn wir dir sagen, dass es geht, dann glaub uns das doch bitte

deine frau hat bis jetzt nur den bequemen weg gewählt und du hast es ihr ermöglicht. jetzt liegt es an dir, ihr diesen wieder zu verwehren. ängste sind letztendlich nur durch konfrontation zu besiegen. deine frau ist in der luxuriösen und zugleich verfänglichen situationen, dass sie einen menschen hat, der ihr immer alles abgenommen hat. ich zB habe das nicht - wenn ich was zu essen haben will, muss ich einkaufen gehen. nur durch diese kontinuität bleibt es mir irgendwie möglich, dies auch weiterhin zu tun. ich habe immer wieder (zum teil sehr heftige) attacken, aber umgebracht haben sie mich bis jetzt nicht. und zwischendrin habe ich sogar erfolgserlebnisse.

was deine konkrete situation betrifft, würde ich dir zu allererst raten, deinem eigenen leben wieder mehr raum zu geben. was ist zB, wenn du deine frau öfter alleine zuhause lässt (wenn auch nur nachmittags 2 stunden, in denen vielleicht sogar euer sohn anwesend ist) und in der zeit freund_innen triffst, einem hobby nachgehst usw? zuhause ist meist noch der raum, in dem sich agoraphobiker_innen am sichersten fühlen. hast du ein handy? wenn ja, kannst du ihr ja anbieten, dich im notfall über dieses handy zu erreichen. dir würde es dadurch sicher bald um einiges besser gehen und vielleicht würde das ja auch deine frau dazu anspornen, wieder mehr aus ihrem leben zu machen.

auf kurz oder lang werdet ihr aber um eine therapie nicht drumherum kommen. wenn es für sie allerdings momentan unmöglich ist, wieso suchst du dir dann nicht eine selbsthilfegruppe für angehörige von agoraphobiker_innen? ansonsten kann ich mich der ultimatum-idee nur anschließen; entweder, sie schaffts innerhalb einer frist (zB ein halbes jahr) einen termin bei einer therapeutin zu machen, oder du schickst sie in eine kur oder ähnliches. denn, mal ganz hart ausgedrückt, momentan gibt es für deine frau anscheinend einfach nicht genug anreiz, etwas zu ändern. du nimmst ihr alles ab und zudem ist sie nie allein. du darfst es ihr nicht so einfach machen, sich auf ihrer panik auszuruhen....

04.06.2009 15:12 • #23


G
Das mit dem mal losfahren für 1-2 Stunden ist ebenfalls Bestandteil unseres Therapieplanes. Das funktioniert gut, wenn es spontan erfolgt. Problematisch wird es immer, wenn eine fester Termin für mich ansteht-dann müssen wir immer für Ersatz für mich suchen bzw. sie lädt sich dann z.B.eine Freundin ein. Selbsthilfegruppen für Agoraphobiker oder deren Angehörige gibt es in unserer Gegend keine. Wir haben intensiv danach gesucht! Und zur schon in anderen Beiträgen angesprochenen Zwangseinweisung kann ich nur sagen-auch damit habe ich mich befasst, aber so lange keine Gefahr für die Gesundheit oder das Leben von Dritten besteht, wird sich kein Arzt und keine Klinik auf eine Zwangseinweisung einlassen.

04.06.2009 15:24 • #24


Z
Grawil...

vielleicht bemerkst Du es gar nicht, aber Dein Verhalten hat sich schon dem Deiner Frau angepasst.

Ich bemerke bei Deinen Antworten zu den Beiträgen hier, dass Du auf konkrete Vorschläge auch nicht so reagierst, wie man es nach deinem Eingangsposting erwarten würde.

Alles geht nicht... alles ist nicht machbar... haben wir schon probiert, aber klappt nicht...so antworte ich auch, wenn mir jemand helfen will

Nimm mir meine offenen Worte nicht übel, aber das ist mein Eindruck.

Befrei Dich aus dem Teufelskreis...Deine Frau ist krank, nicht Du!

Änder deine Gewohnheiten und Dein Verhalten und fang Deine Frau auf, wenn sie damit nicht klar kommt...

aber änder was!

04.06.2009 15:32 • #25


zerschmetterling
okay, das kann sein. das hört sich jetzt heftig an, aber vielleicht würde ich an deiner stelle einfach radikal sagen, dass sie sich entweder eine therapeutin sucht oder das ganze für dich nicht mehr tragbar ist. du hast geschrieben, sie hätte gesagt, dass es dir ja frei stände zu gehen - das sagt sie aber nur, weil sie sich deiner so sicher ist. glaubst du wirklich, dass sie ohne dich klar kommen würde? glaubst du wirklicht, dass sie ernsthaft riskieren würde, dich zu verlieren? du musst aufhören mitzuspielen. du musst ihr grenzen setzen. ziehe einen schlussstrich. du bist ein eigenständiger mensch und du hast das recht auf ein schönes leben!

04.06.2009 15:35 • #26


G
Hallo Zamira,

es ist doch nicht so, dass ich auf die vielen Vorschläge nicht reagiere. Ich will doch damit nur sagen, dass wir fast alles schon ausprobiert haben und das nicht nur ein oder zwei mal-sondern kontinuierlich mehrere Jahre lang. Das Problem ist doch, dass sich der Erfolg nicht in dem Maße eingestellt hat, wie wir uns das erhofft haben!

04.06.2009 15:42 • #27


Z
Ja....aber Du reagierst nur auf die Sachen, die Ihr schon probiert habt.

Auf die Sachen, die wir vorschlagen und die Ihr anscheinend noch nicht probiert habt, reagierst Du gar nicht

Deine Frau ist schwerkrank in ihrer Seele....wie viele andere hier...
viele haben genau den gleichen Krankheitsgrad wie sie (ich gehöre auch dazu) und schaffen trotzdem mehr als Deine Frau.

Jetzt meine Frage: Woran liegt das?

04.06.2009 15:45 • #28


Z
Grawil....ich will Dich nicht ärgern oder in die Enge treiben...ich versuche nur, DICH wachzurütteln.

Du liebst Deine Frau und Du willst Ihr helfen....aber Du hast das Leben um Deine Frau herum aufgebaut...
Damit ist Ihr aber nicht geholfen und das wisst Ihr alle beide.

Es muss eine Änderung her und die muss im Kopf beginnen...
da es Deiner Frau schwerfällt, muss zuallererst bei Dir ein Umdenken stattfinden!

04.06.2009 15:50 • #29


G
Hallo Zamira,

was schlägst Du mir konkret vor? Was muss ich anders machen?

04.06.2009 15:55 • #30


Z
Wir können gerne mal telefonieren.

04.06.2009 15:56 • #31


Z
Es muss Veränderung her...

es kann nicht sein, dass Du, bei aller Liebe zu deiner Frau, diese Krankheit genauso durchlebst und Dich einschränkst als wenn Du selber darunter leiden würdest.

Ich wette, dass Deine Denkweise schon genauso ist wie bei uns...

Wann ist es voll im Laden?
Schaffen wir das oder nicht?
Haben wir diese Woche zuviele Termine?
Funktionert unser Auto auch wirklich tiptop, denn eine Panne wäre ne Katastrophe.

usw. usw.

Deine Frau hat Angst vor Veränderung und übt Druck auf Dich aus, indem sie sagt: Geh doch!
Aber mal ganz ehrlich...das geht ja nicht, weil sie komplett von Dir abhängig ist. Es ist also nur heiße Luft!

Aber Du bist irgendwie mittlerweile genauso abhängig von ihr...ich weiß nicht warum?

Warum sperrst Du Dich freiwillig mit ein?
Warum hast Du Job und Hobbies aufgegeben?

Und was passiert, wenn Du wirklich mal krank wirst...ein Blinddarm reicht ja schon....was dann??

04.06.2009 16:01 • #32


J
hey grawil, Deine Frau hat recht: Medikamente wie Antidepressiva und Beruhigungsmittel zwar die Angstbewältigung unterstützen - allerdings bekämpfen sie die zugrunde liegenden Probleme nicht... - so sagen selbst die Professoren.
Ihr habt schon alles Mögliches versucht... Nun lass doch Deine Frau ein 1000-seitiges Buch aus ihre Ängste zu schreiben!! Sie hat doch dafür genug Zeit! Und das hilft! Garantiert! Ich spreche nicht aus dem Himmel, sondern aus meiner eigenen Erfahrung! Viele suchen komplizierte Lösung und vergessen dass - Alles Geniale ist einfach!
Die Ängste muss man mal materialisieren. Substanz geben. Ist es doch schwierig mit etwas fertig zu werden, dass keine Substanz hat.
Beim Herausschreiben der Ängste aufs Papier, lässt du sie substanziell werden, materialisierst Du sie. Schmeiße dann sie alle ins Feuer! So einfach..
Und weil die Ängste nur im Inneren existieren können, verlieren sie draußen ihre Kraft und lösen sich auf... vertraut mir bitte!
gruß jonatan

04.06.2009 16:42 • #33


J
Zusammenfassung Zitaten:
…Du hast geschrieben, dass Ihr es schaffen müsst. Letztlich kann nur sie das und das weißt Du ja…
…Da hat sie wohl inzwischen verlernt, selber aktiv zu sein -und das ist pures Gift für sie, dich, ihre Krankheit, und eure Beziehung…
…Übrigens: Die 5km, die kann sie überwinden. Sie will nur nicht
…Und indem du ihr das glaubst, und darauf Rücksicht nimmst, bestärkst du sie in ihrer angst…
…Aber erst solltest Du eben Deiner Frau die Möglichkeit bieten, selber aus der bescheidenen Situation ausbrechen zu wollen...
…deine frau hat bis jetzt nur den bequemen weg gewählt und du hast es ihr ermöglicht. jetzt liegt es an dir, ihr diesen wieder zu verwehren.
...ängste sind letztendlich nur durch Konfrontation zu besiegen…
…vielleicht bemerkst Du es gar nicht, aber Dein Verhalten hat sich schon dem Deiner Frau angepasst...
…du musst aufhören mitzuspielen. du musst ihr grenzen setzen...
…Es muss eine Änderung her und die muss im Kopf beginnen...
…Deine Frau hat Angst vor Veränderung und übt Druck auf Dich aus
…Und was passiert, wenn Du wirklich mal krank wirst...
Oder noch schlimmer ....was dann??
...…Befrei Dich aus dem Teufelskreis...Deine Frau ist krank, nicht Du!
und NUR SIE kann sich selbst von der Angst befreien!
gruß jonatan

04.06.2009 17:22 • #34


G
Ich danke erst einmal allen, die sich hier in diesem Forum zu Wort gemeldet haben, besonders Zamira für das angenehm Gespräch. Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend wird sich mit den vielen Aussagen auseinanderzusetzen. Deshalb mache ich erst einmal 3-4 Stunden Pause. Ich bin aber für jeden weiteren Beitrag dankbar!
Bis bald, Grawil

04.06.2009 17:28 • #35


S
Medikamente sind gar net so schlecht, nur sie alleine reichen halt auf keinen Fall. Als bei mir die agoraphobie damals diagnostiziert wurde, wurde ich auch vor die wahl gestellt ob ich Antideppressiva nehmen möchte oder nicht. Ich hab auch lange nein gesagt, aber irgendwann dann halt doch zugestimmt. mittlerweile bin ich aber auch wieder weg davon.
Und ich hab anfangs auch immer extreme angst gehabt dass irgendwas passiert sobald ich die tablette genommen hab. Hab dann immer auf der Lauer gelegen und in mich hineingehorcht und mehr oder weniger drauf gewartet, dass mir der kopf abfällt ^^
Was ich damit sagen will - ADs sind in meinen Augen ne ziemlich gute Starthilfe und es gibt genügend verschiedene, irgendeins wird schon verträglich für sie sein

Und zu der Sache mit der Einweisung - durch n dummen zufall war ich dabei als die agoraphobie meiner tante ihren höhepunkt erreicht hatte (was gleichzeitig der Zeitpunkt der ärztlichen diagnose bei ihr war, also es war noch lange nicht so schlimm bei ihr, wie bei deiner frau). Und sie wurde ausm krankenhaus direkt in eine Klinik eingewiesen. Natürlich war das auch für sie nicht leicht, und für deine Frau wäre es das mit sicherheit auch nicht, aber dort is n haufen professionelles personal anwesend, das weiß was zu tun ist.
Mein Onkel ist während ihrem Aufenthalt zu jeder Besuchszeit dagewesen, was es ihr auch erleichtert hat. Und heute geht es ihr deutlich besser (sie ist noch nicht komplett geheilt), aber sie ist schonmal wieder selbstständiger.

so far

04.06.2009 17:34 • #36


P
Ich würde auch, wie Zamira, ein total drastisches Mittel einsetzen, um sie aufzurütteln.
Allerdings nicht ,wie Zamira meint, NOCH mehr bemuttern, denn das scheint sie ja zu mögen, sondern total auf Abstand gehen.
Einfach, wie ich schrieb, mal ne Woche wegfahren, ohne so.
Denn dann ist sie allein und dann MUSS sie es schaffen.
Und das kann sie auch -sie will nur nicht, weil du es ihr so bequem machst.

Du brauchst auch keine Angst haben, dass sie das dann nicht schafft.
Letzte Weihnachten ist mein Papa gestorben, und der hat für uns drei Frauen ALLES geregelt. Geldsachen, Überweisungen, Banking, Abonnements, Sachen repariert, Urlaub geplant -einfach alles.
Jetzt ist er gerade mal 5 Monate tot.
Und mittlerweile macht meine Mutter, die seit über 30 Jahren nichts mehr mit den Geldgeschäften zu tun hatte, sämtliche Überweisungen per Online-Banking. Ich bin gerade dabei, mein komplettes Zimmer zu renovieren. Ich hab auch schon unsere Stereoanlage repariert und einen Computer wieder zum Laufen gebracht. Urlaub haben wir auch schon gebucht für August. Außerdem noch Witwenrente und Halbwaisenrente beantragt und und und.
Und das sind bloß kleine Sachen..
Wir hätten nie gedacht, dass wir das können, und mussten es auch nicht -Papa hat's ja gemacht.
Jetzt ist er tot.
Und nun müssen wir es machen, und es geht, weil diese alltäglichen Dinge nicht schwer sind.

Und deine Frau kann das auch.
Nur ist es für sie halt bequemer, dich Alles machen zu lassen.

Ich rate dir, einfach mal wegzufahren, oder ein Hobby anzufangen, oder so.

Deine Frau hat übrigens Recht: Ablenkung TUT gut.
Seit ich PAs bekommen hab hab ich 3 neue hobbies angefangen.
ABER: Sie sucht nach Hobbies, die zu ihrer situation passen -und du auch.
Und das ist falsch!
Denn da hat sie ja wieder keinen Grund, sich anzustrengen und aus ihrem Loch rauszukommen.
Sie soll sich nen Verein suchen, der am anderen Ende der Stadt liegt -DAS wird helfen.
Alles, was einen zwingt, aus dem Loch rauszukommen, hilft.
Auch ein Therapeut am anderen Ende der Stadt, hilft genauso!
Und dann fährst du sie eben mal nicht mit dem Auto, da muss sie dann mit den Öffentlichen hin fahren.
Das mag dir schrecklich erscheinen, aber hier schreiben dir Leute, die die Angst schon bekämpfen bzw,. schon besieht haben.
Und es geht. Man muss nur wollen. SIE muss nur wollen.
Und DU musst aufhören, ihr die ganze Arbeit abzunehmen

Alles gute,
Pilongo

04.06.2009 17:34 • #37

Sponsor-Mitgliedschaft

Christina
Hallo Grawil,

ruf' in der nächsten Psychiatrie an, mach einen Termin für sie und fahr' sie ganz spontan (ohne sie vorher zu informieren) dahin. Die können sie natürlich nicht gegen ihren Willen da behalten, aber wenn sie erstmal dort ist, kannst Du sie evtl. davon überzeugen, dass es absolut notwendig ist, etwas zu tun. Wenn's weiter als 5 km ist, wird sie trotzdem weder aus dem Auto springen, noch vor Angst umkommen. Vielleicht wird sie sogar so wütend, dass sie kaum noch Angst hat. Das ist eine sehr brutale und letzten Endes auch entmündigende Vorgehensweise. Normalerweise bin ich deswegen eine strikte Gegnerin von Versuchen, Angehörige oder Partner zu therapieren, aber Eure Mündigkeit und jeglichen persönlichen Freiraum habt Ihr beide ja eh schon verloren.

Falls Dir obiges - wie ich vermute - zu krass ist: Ich finde auch, dass Du Deine Unterstützung einstellen solltest. Mit Ansage, denn es geht nicht darum, sie fallen zu lassen. Hör auf, ihr alles abzunehmen und es ihr leicht zu machen. Du brauchst es ihr auch nicht besonders schwer zu machen, aber verhalte Dich normal. Geh' aus, geh' Deinen Hobbies nach - ohne Deiner Frau einen Ersatz zu organisieren und ohne in Telefonbereitschaft zu sein. Fahr' zu Treffen der Hundefreunde. Du kannst Deiner Frau immer anbieten, mitzukommen. Will oder kann sie das nicht, dann fahr allein. Bau Dir wieder ein Leben auf. BTW - wovon lebt Ihr eigentlich? Wäre es nicht sowieso besser, wenn Du wieder arbeiten würdest? Wenn Du Dir das selbst nicht wert bist, dann denk an Euer Kind. Das braucht eine gewisse Normalität und Eltern als Vorbilder, die irgendwie im Leben zurecht kommen. Wo wollt Ihr in fünf bis zehn Jahren stehen? Viele hier im Forum machen sich ein irre schlechtes Gewissen, weil sie wegen der Krankheit nicht so für ihre Kinder da sein können, wie sie möchten. Die können alle nichts für ihre Krankheit, ihre Ängste oder dafür, dass manche Dinge eben manchmal nicht gehen. Aber die bemühen sich alle nach Kräften, etwas zu ändern. Ihr scheint Euch dagegen mit den vielen Restriktionen arrangiert zu haben und sucht jetzt eine Lösung innerhalb der Restriktionen. Die wird es aber nicht geben!

Zitat von grawil:
Einen Therapeute oder eine psychotherapeutische Klinik finden ist doch nicht das Problem-aber wie soll man dorthin kommen, wenn man so stark unter einer Agoraphobie leidet, dass man sein Umfeld nicht weiter als ca. 5 km verlassen kann und das auch nur sehr kurzfristig.
Ihr habt beide x Bücher durch. Sie ist untersucht und so weit wohl gesund. Ihr wisst, dass ihr nichts passiert, wenn sie Angst hat. Natürlich ist es ein Sch***-Gefühl, das vertraute Umfeld zu verlassen, wenn man Agoraphobie hat. Aber es hilft nichts, der einzige Weg aus der Angst führt durch die Angst. Wenn Deine Frau es definitiv nicht schafft, sich einmal pro Woche zum Therapeuten bringen zu lassen, der etwas weiter als 5 km weg ist, dann muss sie sich einmal (in acht Wochen) in eine psychosomatische Klinik schaffen lassen, die vielleicht 100 km weg ist. Notfalls in Vollnarkose! Alles, was Ihr vor Ort selbst machen konntet, habt Ihr durch. Und entschuldige, einiges habt Ihr im therapeutischen Sinne offensichtlich falsch gemacht. Denn Ihr habt ja nur erarbeitet, dass Deine Frau bestimmte, eng eingegrenzte Situationen besser aushält, nicht dass sie die Angst besser aushält. Die Angst hat sich wohl eher verschlimmert, so dass alles, was Euren engen Rahmen sprengt, für Euch beide tabu ist. Wenn Du Deine Frau begleitest, ihr hinterm Fahrrad oder hinterm Pferd her fährst, dann gestattet sie sich einen Hauch von Normalität unter Vermeidung der Angst. Was Ihr da täglich macht, ist nicht Üben, sondern Vermeiden. Dafür spricht auch, dass sie sofort wieder Angst vor den Aktivitäten bekommt, wenn sie nicht täglich gemacht werden. Sie scheint gar nicht das Gefühl, geschweige denn die gefestigte Erfahrung zu haben, dass sie Angst wird aushalten können und dass die Angst nachlassen wird.

Zitat von grawil:
mit leichten AD´s (Insidon) hat sie es probiert. Sie reagiert sehr sensibel (schon bei kleinster Dosierung) darauf und das bereitet ihr noch größere Angst. Auch die Nebenwirkungen sind nicht zu unterschätzen. Vor diesen Erfahrungen/Hintergrund lehnt sie eine medikamentöse Behandlung ab. Sie sagt:Ich muß bei mir bleiben, um mit der Angst zu kämpfen und Medikamente stellen mich ruhig und dieses Gefühl kann ich nicht ertragen!.
Sie kämpft aber doch gar nicht...Und sie wird so ziemlich jedes Gefühl ertragen können, sofern sie nicht psychotisch ist. Das ist sie aber nicht, sie hat bloß 'ne Angststörung, da lauern in unser aller Phantasie Tod und Wahnsinn. Aber beides tritt nicht ein, die Angst ist körperlich und psychisch extrem unangenehm, aber ungefährlich. Auch da: Wenn's ohne Medikamente nicht geht - und ganz offensichtlich geht es nicht, jedenfalls nicht weiter - sollte man der medikamentösen Behandlungsoption eine ernsthafte Chance einräumen. Es wirken nicht alle Medikamente gleich, nicht alle stellen ruhig, außerdem ist ruhig nicht gleich ruhig. Die angstlösende Wirkung von Lorazepam z.B. ist etwas völlig anderes als die sedierende, mitunter benommen machende Wirkung von Insidon. Und ein Benzodiazepin wäre z.B. ein Mittel, das es Deiner Frau ermöglichen könnte, die Entfernung zu einem Therapeuten oder einer Klinik zu überbrücken. Und klar, was wirkt, hat meist auch Nebenwirkungen. Die sind unterschiedlich, je nachdem, zu welcher Gruppe ein Medikament gehört, sie lesen sich auch gruselig, aber manchmal muss man Risiken eingehen.

Zitat von grawil:
Ein Argument meiner Frau ist auch, dass ihr eine sinnvolle und sie ausfüllende Beschäftigung fehlt. Sie ist der festen Überzeugung, sich damit auch von der Angst befreien zu können, da sie sich dann auf diese Sache und nicht mehr auf die Angst konzentrieren würde.
Angst ist das stärkste Gefühl, dessen ein Mensch fähig ist. Das ist ja auch evolutionsbiologisch sinnvoll (Du weißt ja sicher, die Sache mit Bären und Säbelzahntigern...). Aber dagegen kommt keine sinnvolle Beschäftigung an. Euer Sohn ist neun, es hat in den letzten Jahren bestimmt viele Dinge gegeben, die Deine Frau im Zusammenhang mit ihm hätte sinnvollerweise tun können. Ich nehme an, dass sie ihr Kind liebt. Außerdem liebt sie Pferde und vermutlich Euren Hund. Dich hoffentlich auch . All' das konnte sie bisher kein bisschen von der Angst wegbringen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wenn sie angefangen hat, sich der Angst wirklich zu stellen und sich wieder Freiräume zu erarbeiten, dann findet sich vielleicht auch eine sinnvolle und ausfüllende Beschäftigung - durch Dinge, die ihr im Alltag begegnen, durch Ausprobieren, durch Erfahrung, durch andere Menschen. Im luftleeren Raum, rein theoretisch, lässt sich keine Perspektive entwickeln.

Ich kenne alle diese Ausflüchte, die Gründe, was warum auf keinen Fall geht, und die (falschen) Hoffnungen nur zu gut. Ich leide auch unter Agoraphobie. Ganz am Anfang habe ich mich nicht mehr aus dem Haus getraut. Gar nicht. Aber nur drei Wochen lang, denn es war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich hatte dann einen Termin bei einer Ärztin, und die hat mir vorher für diesen Termin ein Benzodiazepin verschrieben. Das habe ich genommen - trotz irrer Angst vor der Wirkung und den Nebenwirkungen. Und dann habe ich mich zur Ärztin bringen lassen. An der nächsten Straßenecke dachte ich, dass ich jetzt vor Angst wahnsinnig werde. Das ist nicht passiert. Stattdessen ließ die Angst nach. Die Tablette fing übrigens an zu wirken, als ich schon längst wieder zu Hause war, und die Angst, das Haus zu verlassen, hatte ich nie wieder. Trotzdem habe ich einiges an Therapie durch, schlimme Rückfälle und lange Zeiten, in denen ich nichts allein unternehmen konnte. Ich war in zwei psychosomatischen Kliniken, bei der ersten dachte ich, mein Leben ist zu Ende. Auch das war nicht der Fall. Die agoraphobische Phantasie malt immer die schlimmsten Katastrophen aus, die niemals eintreten. Deine Frau leidet unter Agoraphobie, Du nicht. Bleib' also in der Realität. Das heißt nicht, sie nicht ernst zu nehmen und ihre Angst zu leugnen. Es heißt nur, anzuerkennen, dass sie Angst hat und leidet, aber dass realistischerweise - und das weiß sie ja auch - keine Gefahr besteht. Und Euer Leben müsst Ihr an der Realität ausrichten, nicht an phantasierten Katastrophen.

Liebe Grüße
Christina

04.06.2009 17:53 • #38


P
Und an deiner Stelle würde ich deiner Frau auch sagen, wie DU dich fühlst.
Nämlich, wie du es hier schreibst: Ich kann nicht mehr!
Einfach: Frau, ich kann nicht mehr, deine PA machen mich kaputt. Ich bin jetzt für eine oder zwei Wochen bei XY, und ich wünsche mir, dass du in der Zeit dein Leben wieder in Ordnung zu bringen beginnst. Denn ich halte das so, wie es ist, nicht mehr länger aus.
Und dann gehst du.
Ich wette, dass das sehr wachrüttelnd auf sie wirken wird.
Und ich wette, dass sie dann auch einen Ansporn hat, sich zu ändern.
Denn sonst macht sie dich kaputt.
Schau, du hilfst ihr ja schon wieder: Anstatt, dass sie sich mal auf die suche nach so einem forum macht, liest du dir hier 4 Seiten Berichte und Tipps von anderen Betroffenen durch
Das ist so lieb von dir und ich bewundere dich sehr, aber du opferst dich zu sehr auf. Deine Frau macht am Ende auch noch dich krank -und das hast du nicht verdient, denn du bist scheinbar ein sehr lieber Mensch.

Gönn dir einfach mal so einen Abstand, mach mal wieder was, was dir gefällt. Dann muss sie zwangsläufig selber zurecht kommen.
Oder, wenn sie sagt, dass sie weg will, sagst du einfach: Ok -dann geh doch?
Du musst ihr klar machen, dass das eben nicht normal ist, dass du ihr immer hinterher fährst, dass das total irrsinnig ist, wie euer Leben mittlerweile abläuft.
Und ich glaube, so eine woche Abstand täte euch beiden sehr sehr gut.
Dann muss sie auch mal über sich selber nachdenken -das vermeiden viele Paniker nämlich gerne.

Sorry, dass ich dir immer so viel schreib, aber ich hab meine Angstattacken besiegen können, ohne meine Familie oder meinen Freund da mit hinein zu ziehen, und wenn ich dann lese, wie wenig rücksicht deine Frau auf dich nimmt, krieg ich so ein Kribbeln in den Fingern..
Da will ich am Liebsten zu euch hinfahren und euch beide kräftig schütteln und schreien: Wacht auf! Das ist nicht normal, die Frau braucht Hilfe und Veränderung!

Alles Liebe,
Pilongo

04.06.2009 17:55 • #39


M
Lieber Grawil,

es stimmt! SO geht es nicht! Ich lebe auch mit meinem Freund zusammen und allein der Gedanke daran ihn mit meiner Angst zu überfordern und zu belasten bereitet mir Schuldgefühle. Ich könnte nicht damit leben ihn über Jahre hinweg so einzuschränken und zuzulassen, dass er sein Leben nur noch auf mich ausrichtet oder seinen Lebensmut meinetwegen verliert.
Du kannst doch nicht nur ausschließlich Verantwortung für deine Frau übernehmen, deine Frau hat in eurem Fall doch ebenso eine Verantwortung für dich!!
Und sie lässt zu, dass der wichtigste Mensch in ihrem Leben sich derart verliert.
Gerade wenn sie bemerkt wie du und eure Beziehung unter ihrer ANgststörung leiden sollte sich ein ganz wichtiger Schlüssel bei ihr drehen.
Genau dann sollte SIE die Zügel in die Hand nehmen und eine Therapie beginnen. Niemand sagt, dass dieser Schritt bequem und angenehm ist.
Aber einen besseren gibt es nicht.

Ihr habt jahrelang gekämpft, gelitten und kleine Erfolge erzielt. Doch ihr seht, dass dieser Kampf zu zweit euch nicht weiterführt.
Wenn ihr euch ehrlich ein normalisiertes Leben wünscht dann dürfen keine Ausreden mehr greifen.
Es sei denn es wird sehr bald ein Wundermittel erfunden, dass uns Paniker allesamt schlagartig von all unseren Problemen befreit. Wird leider nicht passieren.

In diesem Forum kennen die Schreiber die schreckliche Unruhe die einen ergreift sobald man das Haus verlässt und ebenso die winzigen, manchmal kaum spürbaren Verbesserungen. Alles wirkt zunächst unüberwindbar. Aber wenn man wild entschlossen ist und alles daran setzt die Angst zu überwinden dann ist es ein stetiger Weg. Ihn nur halb gehen geht nicht.
Und deine Frau braucht Zeit! Sie lebt nun seit Jahren mit der Angst, also wird sie auch eine Weile brauchen um sich von ihr zu distanzieren.

Ich habe seit dem Ausbruch meiner Angst mehrere lange Strecken hinter mich bringen müssen und teilweise haben sie sich schrecklich angefühlt.
Aber ihr wisst doch das absolut NICHTS passiert!
DU schreibst, dass ihr Berge von Fachliteratur, Ratgebern etc. durchgearbeitet habt. Da müsstet ihr euch doch wirklich ein sehr gutes Wissen über Angst/Panik angeeignet haben.

Vertraut auf dieses Wissen und nicht auf die Angst die euch immer wieder von eurem Weg abbringen will! Und es bis dato auch geschafft hat.

Ich wünsche euch beiden alles erdenklich Gute!

04.06.2009 18:03 • #40


A


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