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Hallo ihr Lieben,

für anderthalb Wochen habe ich mich aus dem Forum komplett zurückgezogen. Es ging mir so richtig gut! Ich habe alles gemacht und das meiste davon sogar mit Freude. Ich konnte mich - wenn es nötig war - selbst beruhigen und vor allem konnte ich mich von den Problemen anderer abgrenzen. Es waren traumhafte anderthalb Wochen!

Mir war klar, dass irgendwann ein Dämpfer kommen wird - alles andere wäre ja unheimlich. Meine Psychologin fragte mich am Mittwoch, ob ich mich als geheilt ansehe. Da sagte ich: Das kann ich erst, wenn es mir keine Angst mehr macht, dass es mir gut geht.

Besagte Psychologin ist ab morgen drei Wochen im Urlaub, die Neurologin/Psychiaterin kommt erst am 1.9. aus dem Urlaub zurück. Am 2. habe ich einen Termin bei ihr. Bei der Hausärztin war ich am Freitag erst, da kann ich morgen nicht schon wieder aufschlagen. Aber ich habe Redebedarf - also schreib ich es auf.

Mein Mann ist - mal wieder - krank. Diesmal zumindest nicht so schlimm wie im Februar. Sagt der Arzt jedenfalls. Verdachtsdiagnose: Morbus Menière. Als Mann und in den 20ern eher untypisch. Die Betroffenen sind öfter Frauen und 40-60 Jahre alt. Aber ok, wir nehmen dieses Jahr ja alles mit. Zwei Anfälle hatte er letztes Wochenende. Ich konnte mich super abgrenzen. Natürlich hatte ich Angst um ihn, da gab es ja auch noch keine harmlose Verdachtsdiagnose. Aber wir waren bei meiner Familie und ich habe mich sehr sicher gefühlt. Am Montag ging es zuhause weiter und obwohl ich mit ihm alleine war, blieb die Angst weg. Von Montag an habe ich den Haushalt geschmissen. Vor allem, weil wir nun auch noch Besuch von meiner Cousine haben, muss es ja jeden Tag was vernünftiges zu Essen geben. Wenn ich keine andere Wahl habe, klappt es offensichtlich mit mir und der Küche (zum Beispiel). Ich habe auch in einem Rutsch die ganze Wohnung gesaugt. In den letzten Monaten konnte ich das Geräusch nicht mal im Nachbarzimmer ertragen! Dadurch, dass mein Mann den Großteil der Tage im Bett verbringt, um den Schwindel erträglich zu machen, musste ich auch alleine zur Therapie fahren. 4 Stationen U-Bahn. Ich kam völlig euphorisch bei ihr an! Keine Panik, nicht mal Angst, den Rückweg habe ich sogar noch um 2 Stationen verlängert, um einzukaufen. Es war wirklich eine tolle, angstfreie Zeit.

Gestern kam dann der lang erwartete Dämpfer. Meine Cousine und ich wollten ein Konzert besuchen. Dass das eine Herausforderung wird, war mir klar, aber ich habe wirklich mehr von mir erwartet. Es war Open Air, die Ausrede mit der schlechten Luft zog also nicht und so laut wie vor ein paar Monaten in der O2-World (zu einer Zeit, in der es mir generell ziemlich schlecht ging) konnte es auch nicht werden. Gestern habe ich nicht mal die Vorband geschafft. Drei Panikattacken in anderthalb Stunden. Danach hatte ich die Nase voll und habe mich vor dem Eingang auf eine Bank gesetzt. Neben meiner Wut auf mich selbst konnte ich mir dann noch meine Tante anhören: Du lässt sie doch jetzt nicht alleine da, oder? Nein, natürlich würde ich sie nie, egal wie schlecht es mir geht, nachts alleine durch eine für sie fremde Großstadt fahren lassen. Eigentlich sollte meine Familie mich so gut kennen. Die sehr nette Ordnerin, die auch riesiges Mitleid mit mir hatte, hatte während des Konzerts ein Auge auf sie.
Wir waren erst nach Mitternacht zuhause, ich habe erst nach 1 Uhr geschlafen. Um dann nach nur 7 Stunden Schlaf heute Morgen von dem nächsten Anfall des Mannes geweckt zu werden.

Da ist nun alles: die Wut und die Trauer darüber, es gestern nicht geschafft zu haben, das Mitleiden mit meinem Mann und das alles unausgeschlafen. Heute soll ich mit meiner Cousine durch Mitte turnen. Am Sonntag, wo nicht nur die Touristen dort sind, sondern auch noch die Einwohner. Am liebsten würde ich nicht mal das Bett verlassen. Aber zum Glück erinner ich mich an die vielen guten Tage in den letzten 2 Wochen und daran, dass es nur besser wird, wenn ich weitermache.

24.08.2014 09:34 • 24.08.2014 #1


1 Antwort ↓

Hallo liebe Kris,
nachdem ich Deinen sehr ausführlichen Text gelesen habe, kann ich wirklich sagen - Du bist eine sehr starke Frau. Laß es Dir auch von Niemanden ausreden. Kranker Mann, Selbst krank und volles Programm. Hab Dich auch mal Selbst lieb und denk auch mal an Dich.
Ganz liebe Grüße von
Mary





Dr. Reinhard Pichler
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