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Rippatha40
Wie und welche Methode hat euch geholfen Panikattacken zu bewältigen?

Mittlerweile gibt es neben der klassischen Konfrontationstherapie auch andere Methoden um diese Angst- und Panikreaktionen zu überwinden. Ich hatte vor 20 bzw. 16 Jahren das erste mal ziemlich starke Panikattacken (2-4 Stück).
Konnte diese halbewegs überwinden. Nachdem ich aber immer wieder Antidepressiva einnahm kann ich es bis heute nicht genau sagen, ob nicht doch noch Restverhalten in meiner Amygdale abgespeichert sind.

Ich komme beruflich und vor allem durch private Schiksalsschläge immer wieder über meine mentalen und psychischen Grenzen, sodass es sehr oft gar nicht so einfach zu definieren ist ob es jetzt Angst/Panikreaktionen sind, Depressionen/Belastungsdepression, Burnout oder von allem etwas.

Depressionen gehen ja sehr oft mit Angst/Panikreaktionen einher. Umgekehrt kann eine Agoraphobie/Panikattacken oder Panikstörungen in weiterer Folge auch Depressionen begünstigen, sodass man als Betroffener sehr oft nicht mehr weiß, ob man aus Antriebslosigkeit viele Dinge nicht mehr macht und bewältigt oder es doch auf die Grunderkrankung von Angst und Panik zurückzuführen ist.

Vielleicht könnt ihr mir und auch anderen in diesem Beitrag schildern, wie ihr eure Ängste, Panik bewältigen konntet, mehr Resilienz aufbauen konntet und von euch selbst sagt - ICH BIN GEHEILT UND DARÜBER HINWEG.

LG

10.06.2022 12:57 • 10.06.2022 x 3 #1


6 Antworten ↓


Beebi
@Rippatha40

Richtig gut geschrieben . Ich hätte es nicht besser formulieren können .

Es ist wirklich schwierig , wie ich finde.
Angstattacken und eine richtige schlimme Panikattacke , sind ja irgendwie doch schon sehr verschieden . Bei einer Panikattacke zum Beispiel , hilft mir garnichts mehr . Ich möchte nicht angefasst werden , habe keinerlei Kontrolle über meinen Körper und denke eigentlich, dass ich sterben werde . Ich habe auch grundsätzliche einen Bewegungsdrang und kann auf keinen Fall Ruhig liegen . Das einzige was mir da hilft , ist eine Flasche Wasser , wo ich die ganze Zeit dran nippe . Dieser trockene Mund ist ja auch , einfach nur Hölle bei so einer Attacke .

Bei einer einer Angstattacke ist es etwas anders . Da habe ich noch die Kontrolle über meinen Köper und Gedanken . Da schaffe ich es zum größten Teil , mich davon zu befreien . Es ist nicht einfach , aber das gelingt mir . Auch kann ich bei einer Angstattacke ruhig Ligen bleiben und es an mir vorbei ziehen lassen . Ich rede mir da immer ein , dass alles gut ist und nichts passieren wird . Wenn mir das nicht gelingt , springt es über in eine Panikattacke und dann ist eh wieder alles vorbei mit guten Zureden.

10.06.2022 13:14 • x 2 #2


A


Die beste Methode um Panikattacken zu bewältigen

x 3


Beebi
@Rippatha40

Ich glaube nicht , dass man komplett davon geheilt werden kann , aber lernen damit umzugehen kann man denke ich schon . Man kann dinge die man gelernt hat , auch wieder verlernen .

Bestimmt sind Tabletten da eine gute Hilfe . Aber ich denke auch , dass es irgendwie auch so funktionieren kann!?
Man quält sich allerdings bei der ganzen Sache , doch schon sehr . Also das ist nur meine Meinung dazu .

10.06.2022 13:19 • x 1 #3


P
Zitat von Rippatha40:
Vielleicht könnt ihr mir und auch anderen in diesem Beitrag schildern, wie ihr eure Ängste, Panik bewältigen konntet, mehr Resilienz aufbauen konntet und von euch selbst sagt - ICH BIN GEHEILT UND DARÜBER HINWEG.


Wie ich schon im anderen Strang schrieb, denke ich, man ist von Angst und Depression nie für immer geheilt. Aber kann für sehr lange oder immer in Remission sein. Ich hatte meine letzte richtige Panikattacke am 3.3.2020. Ich definiere richtige Panikattacke als Situation, in der ich wirklich panisch, also nahezu kopflos reagiere und mein panische ich, meinen panischen Anteil, nicht mehr mit meinem vernünftigen Ich erreichen kann.
Diese letzte PA markiert für mich das Ende dieser letzten Krise. Ab da ging es steil bergauf.

Seit dem habe ich trotzdem immer mal wieder Phasen, wo ich merke, die Angstgedanken nehmen zu, auch Ansätze von Panikattacken, wo ich das Gedankenkreisen, was zu einer Abwärtsspirale werden kann, wahr nehme.
Diese Situationen sind für mich wichtige Warnsignale, die ich sehr ernst nehme und sofort einen oder mehrere Gänge zurück schalten (weniger Stress, mehr Ruhepause, auf guten Schlaf und gutes Essen achten, Dinge tun, die mir gut tun)

10.06.2022 13:30 • x 1 #4


G
Hallo!

Ich glaube, ganz geheilt oder ganz drüber hinweg ist man bei solchen Geschichten leider nie. Da schließe ich mich @Beebi an.
Ich glaube aber fest daran, dass man es dauerhaft schaffen kann, so gut damit umzugehen, dass man keine Hilfe mehr benötigt.
Wie man das hinkriegt, ist sicher sehr individuell.

Mein persönliches Ziel ist also einen guten, für mich passenden Umgang mit der Angststörung zu finden, einen Umgang, der mir ermöglicht irgendwann in einigermaßen naher Zukunft ohne AD's und bestenfalls auch ohne Therapie auszukommen.

10.06.2022 13:34 • x 1 #5


G
Hoppla, das hab ich nicht dazu geschrieben, mit den Panikattacken! Sorry!

Meine Panikattacken sind schon länger her und ich hab da gefühlt ewig gebraucht, um da wieder raus zu kommen. Ich hab gezittert, mir war schwindelig, alles hat gekribbelt, trockener Mund, tausend Gedanken schossen durch den Kopf und ich hatte das Gefühl, aus meiner Haut zu müssen, es aber natürlich nicht zu können. Ich hab dann Tabletten bekommen, die mich extrem gedämpft haben. Ich war den ganzen Tag wie in Trance, aber damit verschwanden die Panikattacken mit der Zeit und kamen zum Glück nicht mehr wieder. Das AD hat da sicher seinen Teil mit beigetragen. Ob die ohne dem noch durchkommen würden weiß ich nicht. Ich glaube, ich würde es aktuell nicht versuchen.

10.06.2022 13:53 • x 1 #6


Rippatha40
Da wo ich immer wieder mit meiner alten Therapeutin bzw. überhaupt mit den Therapeuten sehr hadere, ist dass ich ein sehr lösungsorientierter Mensch bin, was bedeutet, dass es für mich immer ein Ursache - Wirkprinzip gibt.

Eines der für mich wichtigsten Dinge ist bei Angst- und Panikattacken ist ja folgende Erkenntnis, dass in den meisten Fällen in der Vergangenheit die allererste Panikattacke mit all ihren scheinbar furchtbaren und lebensbedrohlichen Symptomen.

Sofern man diese Attacke nicht wegstecken kann, ist meistens die 2 Panikattacke jene, die die Betroffenen einen Notarzt bzw. Krankenhaus aufsuchen lässt. Nicht verarbeitet kommt es aus Panikattacken heraus dann zu einem Vermeidungsverhalten all jener Situationen, in denen Panikattacken stattgefunden haben. Es entsteht die Angst vor der Angst und in der Vielzahl der Fälle entwickelt sich darauf eine Agoraphobie, vielleicht auch eine Hypochondrie.

Es kann aber auch sein, dass Betroffene unter normalen Umständen gar keine Angst oder Panik vor diversen Dingen oder Orten haben, sondern im Vordergrund einen beginnende Depression/Überforderung steht, die aber mit Angst und Panikattacken einhergehen kann.

Ich bringe da ein Beispiel von mir selbst - Ich habe keine Angst/Panik davor

· einkaufen zu gehen
· mit dem Auto allein zu fahren
· ins Kino zu gehen
· ins Restaurant zu gehen
· auf ein Konzert zu gehen
· wandern zu gehen
· Allein zu Laufen oder Mountainbiken
· Angst vor diversen körperlichen Missempfindungen, die jeder einmal hat
· Angst vor Krankheiten


Diese Dinge hatte ich eine gewisse Zeit nach meinen ersten Pankattacken, vergingen aber mit den Monaten wieder.

Bei mir verschlechterte sich mein allgemeines Empfinden erst nach meiner Coronainfektion, welche bei mir ohne Beschwerden oder hohes Fieber war. Ich hörte 8 Monate vor der Coronainfektion mit Citalopram auf, nachdem ich das Medikament über den Zeitraum von 24 Monaten immer weiter reduzierte und bei 2.5mg (1-1.25mg Escitalopram) absetzte.

In dieser Zwischenzeit verstarb meine Mutter nach vielen Jahren schwerer Krankheiten, welche mich und meinen Vater sehr belasteten. Gleichzeitig hatten wir im Jänner auch erhebliche Schwierigkeiten in der eigenen Firma und eben dann mit Anfang Februar kam die Omikron-Coronainfektion dazu.

Mir ist mittlerweile bewusst, dass wenn man generell mit seinen gesamten Belastungen des Lebens (privat wie beruflich) sich immer knapp unter dem Limit bewegt, nur ein zusätzlicher Stressor oder Ereignis dazukommen darf, das Fass über läuft und der Körper und die Seele anfangen zu streiken.


14 Tage nach der Coronainfektion (Anfang Februar 22) ging es mir wie untern angeführt. Wie fühle ich mich im Moment (Notiz von 14.02.2022)

· Diffuser Kopfdruck
· müde/kraftlos aber mehr ein Gefühl als wirklich
· Schwitzen
· Nach dem Aufwachen ist es am anstrengenden.
· Ich bin sehr weinerlich, verschiedenste Situationen/Gedanken an Dinge können mich zum Weinen bringen.
· scheinbar grundlos bin ich recht angespannt
· Schulter-Nackenverspannungen sind mehr geworden
· vieles strengt mich mehr an als zuvor
· Seit kurzem habe ich wieder leichten Tinnitus
· emotional müde
· Mehr ruhebedürftig
· Nach dem Frühstücken rebelliert auch mein Magen mir ist schlecht, vom Gefühl her als ob der Kreislauf kippen würde.


Gestern (13.02.2022) war ich mit den Hunden 6km unterwegs, da ging es mir soweit gut. Das es jetzt innerhalb der letzten 2 Wochen so bergab geht schockiert mich schon recht.
Im März und im April konnte ich eindeutig feststellen, wie ich regelrecht immer unrunder wurde. Denn ganzen Beschwerden ging eine Phase (Jänner) von intensiver Arbeit voraus.

Einmal sind es körperliche Beschwerden (Schmerzen, funktionelle Störungen) im Vordergrund, ein anderes Mal wieder die psychischen (Unruhe, Grübeln, Konzentrationsschwächen, innere Anspannung, Getriebenheit). In diesen Phasen habe ich KEINE ÄNGSTE, es ist dieses nicht mehr ausreichend zur Ruhe kommen. Ich intensiviere meine Outdooraktivitäten, um diese Druck- und Getriebenheitsgefühle abzubauen.

In diesen Phasen gibt es perfekte Tage und blöde, leicht belastende Tage. Aber man merkt, dass der Trend sehr schleichend in Wellen bergab geht. Ich erkannte/erkenne da nie ein Muster dahinter (jedenfalls bis jetzt). Verliere das Interesse an schönen Dingen, nicht weil ich keine Lust mehr dafür habe, sondern weil es mit den Beschwerden einfach keinen Spaß macht Freunde zu treffen, Kino, Fortfahren usw.

Dann beginnt immer mehr das Grübeln und Herausfinden an was es den liegt, dass es dir wieder einmal so sch. geht. Ich komme scheinbar aber zu keiner Lösung oder sehe es einfach nicht. Arbeit wird immer beschwerlicher. In dieser Phase greife ich immer leichter zu Beruhigungsmittel um einfach den Druck, Anspannung und Stress, wenn auch nur kurzfristig aus dem System zu bringen. Ein Vollrausch ende März gibt mir den Rest und ab da beginnen wieder die Depersonalisationsgefühle und Derealisationsmomente.

Es geht in Wellen bergauf und bergab. Berufliche Termine funktionieren zum Teil nur mehr mit Beruhigungsmittel, nicht weil ich Ängste oder Panik habe, sondern weil ich mich immer schwerer tue bei der Sache zu bleiben um mich in den jeweiligen Situationen wohl zu fühlen.

Zu erden gelingt mir nur mehr am Abend und wenn ich mit meinen Hunden ausgedehnte Wanderungen mache. Berufliche oder private Verpflichtungen oder auch angenehme Dinge werden zu großen Belastungen. Ich will immer mehr zuhause bleiben und hoffe dass der Tag schnell vergeht und ich den Abend halbwegs genießen kann.

Spätestens jetzt ist der Punkt erreicht wo ich für mich und meine Angehörigen eine Entscheidung treffen muss und beginne wieder mit Citalopram.

Leider hilft mir in diesen Phasen auch das zuvor gelernte aus den Therapien nicht. Ich will nicht sagen, dass ich mich nicht bemühe. Ich will ja unter allen Umständen gesund bleiben/werden. Aber der Körper und die Seele lässt es einfach nicht zu. Ich habe fast jeden Tag mit meiner Therapeutin geschrieben und sie hat auch viele Tipps und Ratschläge gegeben. Aber es war dieses mal das gleiche wie 2017. Längstens wenn die DPDR-Gefühle auftreten, ist bei mir ein Punkt erreicht, wo ich es einfach nicht schaffe auch darüber noch hinwegzukommen. Alles läuft auf aus dem Ruder und die Tage sind nur mehr eine Qual obwohl ich alles dafür unternehme gegenzusteuern.

Wenn es bei mir eine reine Angsterkrankung wäre, dann hätte ich zwar vor gewissen Dingen ein Vermeidungsverhalten, darüber hinaus würde es mir vermutlich gut gehen. Aber so erfasst es mich als ganzen und die Talfahrt beginnnt.

Ich habe schon gehört, dass durchaus auch eine Coronainfektion lange dannach einen Betroffenen auch auf der mentalen, psychischen Ebene treffen kann.

Ich habe ich oft gefragt, würde ich die Selbstständigkeit an den Nagel hängen und mich scheiden lassen, wäre ich dann durch/geheilt?

Irgendwo sage ich mir noch immer muss es doch einen Grund geben der mich seit 16 Jahren immer wieder in diese Episoden zurückkatapultiert. Oder muss ich mich damit abfinden, dass ich einfach an rezidivierenden Depressionen leide?

LG

10.06.2022 15:46 • x 3 #7





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