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Hallo meine Lieben,

das Jahr fing schei... an und alles zieht sich wie ein roter Faden. Ich bin gestern sehr geschockt gewesen, als ich von dem Tod meiner Bekannten gehört habe. Sie war erst 44, Mutter 3er Kinder und stand Mitten im Leben. Sie ist wohl am Herzinfarkt gestorben.

Als ich dies hörte gestern fing ich an zu zittern und seither begleitet mich wieder die Angst. Meinem Mann geht es auch so. Wir hatten letzte Nacht beide eine PA.

Jetzt geht es wieder von vorn los, das was wäre wenn, macht mich wahnsinnig.

Ich denke ständig, was aus meinem Mann und meinem Sohn werden würde, wenn mir was passiert und umgekehrt auch. Warum belasten uns solche Fragen? Ist es eine Kriese in der Lebensmitte? Wann hört es wieder auf? Heute sind die Ängste greifbar, früher waren sie aus heiterem Himmel da, kann schon nicht mal mehr die Nachrichten ansehen oder von anderen schlimme Dinge anhören, das belastet mich. Nun horche ich ständig in mich rein. Jedes zwicken und ziepen wird interpretiert. Ich kann das nicht abstellen.

Gestern Abend bin ich mit dem Hund raus und hatte meinem Sohn vorher Gute Nacht gesagt. Er riss die Wohnungstür nochmal auf und sagte, Mami, ich muss Dir doch noch Gute Nacht sagen! Ich darauf, aber das haben wir doch grade. Er: doppelt ist besser.

Meine Gedanken waren direkt: Sehe ich ihn morgen früh nochmal wieder? Wenn ich euch das schreibe, bin ich den Tränen nahe, da ich einfach große Angst um meinen Sohn habe, ihn nicht weiter aufwachsen sehen zu können.

Ich hoffe, ihr könnt mir sagen, dass es euch so geht und ich nicht allein mit dieser Art der Angst bin.

Nächste Woche lerne ich meine Gruppentherapeutin kennen und hoffe, dass es dann mit der Therapie schnell los geht.

Danke wieder einmal fürs lesen.

19.03.2013 18:27 • 21.03.2013 #1


1 Antwort ↓

Hallo Tanja,

Deine Befürchtungen und Ängste kann ich sehr gut nachvollziehen. Zwar habe ich keine Kinder, habe aber die gleichen Befürchtungen was meinen Mann betrifft. Seit wir verheiratet sind wurden die Ängste noch größer. Etwas Hilfe brachte mir, dass wir einen Erbschaftsvertrag haben, und auch eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Der Spaß war beim Notar zwar nicht günstig, aber es brachte uns einen äußeren Handlungsrahmen und sehr viel Gelegenheit um über dieses schreckliche Thema zu sprechen und uns produktiv damit auseinander zu setzen.

Es gibt Phasen, in denen es mir echt körperliche Schmerzen verursacht wenn ich daran denke, dass einer von uns mal ohne den anderen leben muss. Dass von jetzt auf gleich ein Leben vorbei sein kann.

Als mein Cousin kürzlich unerwartet starb, haben wir uns sofort in die Situation reinversetzt und beide das Gefühl gehabt, es nicht ertragen zu können wenn dem anderen etwas zustößt. Auf der Beerdigung habe ich mir ausgemalt, dass ich vielleicht mal als Witwe dort stehen muss. Es war grässlich, und ist es auch noch im Rückblick.

Einen heftigen Panikschub hatte ich vor etwa zehn Jahren nachdem eine Bekannte beim Joggen tot umfiel und kurz später der Vater meiner besten Freundin zwei Monate nach einer Krebsdiagnose starb.

Mir wurde in der Therapie gesagt, dass es grob ums Thema Kontrolle geht. Sofern man sich das Leben nicht nimmt haben wir keinerlei unmittelbaren Einfluss darauf, wann es uns trifft. Darüber denkt man in der Regel nicht häufig nach, und das ist gut so. Man wird sonst verrückt.

Wir denken aufgrund unserer Panik viel zu oft darüber nach, können aber trotzdem keinen Einfluss darauf nehmen.

Diesen Umstand sollten wir lernen zu akzeptieren. Es heißt ja, man soll jeden Tag genießen als wäre es der letzte. Ehrlich gesagt würde ich durchdrehen wenn ich jeden Tag daran denken würde, dass ich mal sterben muss. Aus Selbstschutz, so vermute ich, nimmt daher dieses bewusste Ich lebe jetzt, aber wie lange nochß auch wieder ab.

Ein Rezept kann ich Dir leider nicht geben, nur ein tief empfundenes Verständnis.

Ich wünsche Dir, dass Du aus der Gruppentherapie viel Kraft schöpfen kannst und dort Werkzeuge an die Hand bekommst, die Dir auch nachhaltig helfen!





Dr. Reinhard Pichler
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