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B
In Sorge um meinen Sohn habe ich mich heute hier angemeldet. Mein Sohn ist 16 und leidet seit ca. 1,5 Jahren unter immer schlimmer werdenden Ängsten. Die Behandlungsansätze reichen von Depression, Essstörung, Schlafstörungen bis hin zu generalisierten Ängsten und Agoraphobie. Er ist momentan total schulunfähig, kaum in der Lage, alleine aus dem Haus zu gehen.
Mein Sohn ist in ambulanter Therapie, bekommt Antidepressiva und wartet auf einen stationären Behandlungsplatz. Wie kann ich ihn unterstützen, ihn motivieren, nicht aufzugeben und nach vorn zu schauen? Wir haben ein sehr starkes Vertrauensverhältnis zueinander, was es wiederum meinem Mann nicht so leicht macht. Er fühlt sich momentan ziemlich mies, wie auf dem Abstellgleis. Die Schwester im Prüfungsstress. Mir schwirrt der Kopf!

01.04.2014 21:33 • 03.04.2014 #1


12 Antworten ↓


V
Hi,
die Anfangszeit bei mir sah so ähnlich aus.
Als Bezugsperson hatte ich nur meine Mutter, bei allen anderen bin ich durch gegangen.

Einen Vater direkt habe ich nicht, aber eine Person der diese Rolle eingenommen hat.
Er war auch der Meinung das ich bei ihm keine Probleme habe, es war aber nicht so.
Den hilflosen Gesichtsausdruck habe ich direkt erkannt gehabt , konnte es aber nicht ändern, es war einfach so.
Es war aber auch so bei meiner Oma, Opa oder sonst wer.

Behaupte mal als außenstehender kann man sich das schwer vorstellen was in einem los ist.

Bei mir ging es erst Berg auf wie ich es selbst verstanden hatte was mit mir los ist.
Es testen und probieren konnte was der Kopf für eine Macht über den Körper haben kann.

Meine ersten Versuche waren die Haustüre zu verlassen, zum Hoftor zu laufen, ein zwei tiefe frische Luft geschnappt und wieder zurück ganz schnell
Die Dauer und die Strecke hatte ich selbst bestimmt.

Verbinde das nun mit Sport und fahre Fahrrad.

02.04.2014 10:40 • #2


A


Bei einem 16jährigen - Depression mit Panikstörung?

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L
hallo und willkommen im forum
ich litt in genau diesem alter auch unter vielen ängsten, allem voran die emetophobie (also die angst sich erbrechen zu müssen). diese angst hat mich schließlich auch in eine massive essstörung reingeritten und ich nahm damals über 15 kilo ab (ich sah aus wie eine magersüchtige). die scham, dass eine panikattake in der klasse oder für mich das schlimmste, mich vor aller augen erbrechen zu müssen, eintreten könnte, war ich damals in der 9. klasse auch vollkommen schulunfähig. zunächst war ich auch in ambulanter therapie, die mir leider nichts gebracht hatte. nach vielen monaten zuhause (ich ging die ganze zeit auch nicht in die schule) musste ich aufgrund einer schon fast lebensgefährlichen dehydration (ich hatte dann auch panische angst von wasser erbrechen zu müssen) in eine uniklinik eingewiesen werden und kam nach einer physischen stabilisation per notfalleinweisung in eine kinder- und jugendpsychiatrie. dort blieb ich dann 12 wochen. danach war ich aber immer noch nicht schulfähig und begann ein freiwilliges praktikum in einem kindergarten. dort konnte ich meine arbeitszeit langsam steigern (ich schaffte es innerhalb eines halben jahres von 1std auf 6 std täglich). erst nach einem anderthalb jahre, in denen ich nicht in die schule ging, begann ich wieder mit dem unterricht (dank des praktikums hatte ich mich hochtrainiert).
für deinen sohn ist es jetzt vorallem wichtig, dass er den druck genommen bekommt, so schnell wie möglich zu genesen, um beispielsweise wieder in die schule gehen zu können. versuche ihm zu vermitteln, dass jetzt erstmal nur die therapie und seine gesundheit das wichtigste sind. alles andere kann man später immer noch nachholen - man hat schließlich sein ganzes leben zeit seine ziele zu verwirklichen. das leben ist so kostbar und man lernt dies erst nach der therapie richtig zu schätzen und erfreut sich viel mehr an den kleinen dingen des lebens. aber dein sohn ist mit 16 jahren noch so jung und die chancen stehen sehr gut für eine genesung, wenn er, wie ihr schon richtig angefangen habt, eine gute therapie bekommt.
auch ich habe nach dieser langen abstinenz in der schule wieder gut fuß fassen können, obwohl keiner meiner therapeuten dies für möglich gehalten hatte. trotzallem habe ich, zwar mit verspätung, mein abitur geschafft, bin daraufhin zu hause ausgezogen und habe ein studium angefangen.
ich hatte damals in dieser schweren zeit auch eine zu starke bindung zu meiner mutter. ich glaube heute, dass gerade dies auch sehr förderlich für meine erkrankung damals war. ich weiß, das klingt ziemlich hart, aber erst in der stationären therapie (die damals in einer ganz anderen stadt als meiner heimatstadt stattfand) konnte ich mit dem nötigen abstand...wie soll ich sagen, selbstständig lernen mit meinen problemen und meiner erkrankung umzugehen. natürlich ist aber die unterstützung und der beistand der familie mit das wichtigste in der therapie (das wollte ich nicht in frage stellen).
ich wünsche dir und deinem sohn von herzen alles gute!

02.04.2014 14:26 • x 2 #3


G
Zitat von Blueberry565:
Wie kann ich ihn unterstützen, ihn motivieren, nicht aufzugeben und nach vorn zu schauen? Wir haben ein sehr starkes Vertrauensverhältnis zueinander, was es wiederum meinem Mann nicht so leicht macht. Er fühlt sich momentan ziemlich mies, wie auf dem Abstellgleis. Die Schwester im Prüfungsstress. Mir schwirrt der Kopf!

Ganz ehrlich?

Indem du fragst: Wie können WIR ihn unterstützen?

Oder: Wie kann MEIN MANN ihn unterstützen?

Ein Junge in der Pubertät sollte vorrangig mit seinem Vater zu tun haben. Und du schreibst ja schon selber, dass sein Verhältnis zu dir viel enger ist als zu seinem Vater. Daran solltet ihr m.E. dringend arbeiten.

02.04.2014 14:44 • #4


V
Warum sollte ein Junge in der Pubertät denn vorrangig mit seinem Vater zu tun haben?

02.04.2014 14:53 • #5


W
Im Gegensatz zu Leonieloewenherz seh ich das leider nicht so rosig, mit den guten Chancen auf Genesung. Meiner Erfahrung nach, haben Menschen die schon sehr früh derartige Probleme hatten in ihrem Leben immer damit zu kämpfen. Klar, kann es sein, dass er irgendwann wieder gesund ist, aber ich kenn zumindest niemand, der wieder ganz gesund wurde, der sowas in jungen Jahren schon hatten. Alle die ich kenn leiden latent ihr ganzes bisheriges Leben darunter mit mehr oder weniger häufigen und starken Rückfällen. Ich will dir damit nun nicht die Hoffnung nehmen, lediglioch sagen, dass auch du dich auf so etwas einstellen musst, damit du vllt selber nicht falsche Erwartungen oder Hoffnungen hast, die enttäuscht werden, falls die Therapien nicht (gleich) den erwünschten Erfolg bringen.
Sonst kann ich ihr aber nur zustimmen, dass es wichtig ist, seine Gesundheit allem vorran zu stellen und nicht seine Schulfähigkeit oder dergleichen.
Achte bei allem aber auch auf deine Tochter, dass die mit seinen Problemen nicht zu kurz kommt. Passiert schneller als vielen Eltern lieb ist, was sich negativ auf beide Kinder und die ganze Familiensituation auswirken kann.

02.04.2014 14:55 • #6


G
Zitat von Verschollen:
Warum sollte ein Junge in der Pubertät denn vorrangig mit seinem Vater zu tun haben?

Dann solltest du dich mit Entwicklungspsychologie befassen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Entwicklungspsychologie

http://vatersohn.wordpress.com/tag/pubertat/

und viele andere. Dies ist anerkannte psychologische Lehrmeinung, nicht von mir.
Und wird in allen Völkern traditionell auch so praktiziert.

02.04.2014 15:05 • #7


L
mal ganz ehrlich gastb, aus welcher alten klamotte hast du diese information gezogen? mit entwicklungspsycholgie hat das nun wirklich wenig zu tun, jedenfalls habe ich so einen schwachsinn noch von keinem professor gehört und auch noch in keinem lehrbuch gelesen. was sollte denn deiner meinung nach aus jenem jungen werden, der in seinem leben nie einen vater hatte? glaubst du diese menschen werden, aufgrund dieses fakts, nicht im leben bestehen können? und sich nicht zu echten männern entwickeln können? - wohl kaum. sicherlich ist es gut wenn ihr (blueberry 565) daran arbeitet, dass euer verhältnis zueinander ausgewogen ist, aber primär sollte es jetzt um die besserung des zustandes deines sohnes gehen. und wenn er sich momentan lieber dir anvertraut, dann ist es eben so! das soll jetzt nicht heißen, dass dein mann gänzlich unbeteiligt bleiben soll. im gegenteil, er muss genauso in die therapie mit einbezogen werden wie du auch.

02.04.2014 19:26 • x 1 #8


SchwarzeSchwingen
Hallo,

also ich hatte eine beste Freundin die sich das Leben nahm und eine Mutter die seit ihrem 18 Lebensjahr depressiv ist und ich kann Dir ein bisschen was erzählen.

- Du kannst für deinen Sohn dasein, gib Dir aber nicht die schuld dran was er hat
- Es wird viele Augenblicke geben WO du nicht mehr kannst und musst aufpassen,
dass du nicht selber in ein Loch fällst, weil sein eigenes Kind ist Depresiv ist nicht gleich.
- versuch mit ihm was zu unternehemn er wird nein sagen aber liebevoll immer fragen
und sei einfach bei ihm und lächel ihn an ..

Mit deinem Mann, du kannst es nicht ändern
aber Abends erzähle ihn wie es euren Sohn geht
Öffne ihn die Welt die ihr beide habt so kann er ein Teil werden
Gib deinen Mannd as Gefühl das ihr ihn braucht
Sag ihn auch das du froh bist ihm an deine seite zu wissen trotz allem

Ich wünsche euch vom herzen alles gute

02.04.2014 19:34 • #9


G
Zitat von leonieloewenherz:
mal ganz ehrlich gastb, aus welcher alten klamotte hast du diese information gezogen? mit entwicklungspsycholgie hat das nun wirklich wenig zu tun, jedenfalls habe ich so einen schwachsinn noch von keinem professor gehört und auch noch in keinem lehrbuch gelesen. was sollte denn deiner meinung nach aus jenem jungen werden, der in seinem leben nie einen vater hatte? glaubst du diese menschen werden, aufgrund dieses fakts, nicht im leben bestehen können? und sich nicht zu echten männern entwickeln können? - wohl kaum.
Mal ganz ehrlich, Frau Löwenherz,

ich habe auch selten so etwas Unqualifiziertes gelesen wie das von dir hier.
Ich kann ja nichts dafür, dass du noch nie davon gehört hast. Und ja, natürlich tun sich überdurchschnittlich viele Männer schwer, die keinen oder einen schwachen Vater hatten. Usw. Ich mag mich nicht mit dir hier darüber streiten, ich kann die Realität nicht ändern und du auch nicht.

Es bringt aber nichts, das wegzudiskutieren, dass der Vater eine VIEL stärkere Rolle für den Jungen spielen sollte als bisher und die Mutter eine viel schwächere, wenn der Junge gesund werden soll.
Da sich der Vater ja schon ziemlich mies fühlt, würde/wird das gleichzeitig dem Vater helfen. Und somit der ganzen Familie.
Vielleicht wäre eine Familientherapie sinnvoller als eine Einzeltherapie für den Jungen, der möglicherweise nur der Symptomträger der Familie ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Symptomtr%C3%A4ger
http://www.die-kunst-zu-leben.de/archiv ... erapie.htm

(Sorry dass ich nicht demütig einknicke. )

02.04.2014 20:59 • #10


L
Naja gut, der klügere gibt dann wohl nach. Ich möchte mich ja nicht wiederholen. Ich weiß jedenfalls was ich weiß und was in der wissenschaft geschrieben steht.

02.04.2014 23:46 • #11


kalina
Liebe Blueberry,

ich hoffe, dass Dein Sohn einen guten und geeigneten stationären Behandlungsplatz bekommt. Suche eine gute Klinik aus, da gibt es wirklich Unterschiede.

Eine stationäre Behandlung kann ein guter Schritt nach vorne sein, wenn der Sohn Vertrauen zum Therapeuten hat und es der passende Therapeut ist.
Vielleicht ist es gut für alle, wenn Dein Sohn ein paar Wochen weg von zuhause ist. So lernt er für sich selbst Verantwortung zu übernehmen und die anderen Familienmitglieder können auch ein bisschen zur Ruhe kommen. Ein bisschen Abstand kann manchmal nicht schaden.

Wie lange so eine Erkrankung besteht kann man heute überhaupt noch nicht sagen. Lass Dich da bitte nicht verrückt machen! Genauso muss man erst herausfinden, woher die Probleme kommen. Das kann schon länger dauern. Man braucht mit solch einer Erkrankung VIEL Geduld. Meist spielen viele Faktoren (genetische Disposition plus Umwelteinflüsse) eine Rolle bei Ängsten.

Es ist ein bisschen wie ein Wollknäuel, das völlig verheddert ist. Daran zu zerren bringt gar nichts, ganz im Gegenteil. Man muss es langsam und mit viel Geduld entknoten und wieder neu ordnen und aufrollen. Die meiste Arbeit muss da der Patient selbst machen, der Therapeut zeigt wie es geht und die Famile kann mit Verständnis unterstützend mitwirken.

Viel Glück für Euch!

03.04.2014 00:59 • #12


B
Wir, Vater, Sohn und ich, haben gemeinsam mit guten Ratschlägen der Therapeuten eine Top-Adresse ausgewählt. Leider dauert eben die Aufnahme dort sehr lange, wodurch sich alles etwas hinzieht. Mein Sohn hätte fast sofort in einer anderen Klinik aufgenommen werden können, dahin wollte er aber nicht und ich hatte auch kein gutes Bauchgefühl.
Zuerst mal muss ich aber sagen, dass wir unserem Sohn die entsprechende Ruhe und Zuversicht zur Therapie geben. Alles andere, Schule, Ausbildung etc. kann warten. Da finden sich dann zu gegebener Zeit Lösungen.

Erschwerend kommt hinzu, dass mein Sohn einen sehr hohen IQ (145) hat und über alles nachdenkt, grübelt und auf die Zukunft projiziert. Aber daran arbeiten wir auch.

03.04.2014 12:28 • #13


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Dr. Reinhard Pichler