Pfeil rechts
25

squashplayer
@Kiliane77 Das hast du extrem gut formuliert, du sprichst mir aus der Seele!

Was passiert eigentlich, wenn du rausgehst, z.B. Samstags zum Einkaufen? Kriegst du wie ich dann auch Schwindel und Herzklopfen?

27.08.2020 13:44 • #21


K
Ich hab erstmal ab dem Aufstehen schon den Gedanken, dass das Einkaufen ansteht, wie festbetoniert im Kopf. Ich wäge immer aufs Neue ab, wann die beste Zeit sein könnte. Also ganz früh bei Ladenöffnung - Erfahrung: Rentnerkolonnen! Vormittags: Menschenschlangen mit vollgepackten Wägen. Horror! Mittags: immernoch viele unterwegs. Ratschend, gelassen, haben alle Zeit der Welt. Wo ich nur raus will. Nachmittags: ich bin nervlich inzwischen durch, weil ich mich seit Stunden damit quäle und mich für meine Gedanken hasse. Abends: jetzt bin ich bereits völlig am Ende, nun gibt es einfach, was noch im Kühlschrank liegt. Ich gebe auf, habs nicht geschafft.

Wenn ich doch ins Geschäft gehen sollte, wird mir bereits im Auto schlecht. Dann muss ich heftig durchatmen, dass ich wirklich rein gehe. Manchmal fahr ich wieder heim, wenn der Parkplatz zu voll ist. Hab ich nen Einkaufszettel, dann renn ich diesen hirnlos ab. Darf aber nicht zuviel drauf stehen! Hab ich keinen, dann raffe ich ein paar Dinge zusammen, renn zur Kasse und versuche mir hinterher einzureden, dass ich wenigstens da war. Macht mich aber nicht glücklicher. Seh ich die Schlangen an der Kasse, wird mir ganz leer im Kopf , ich atme automatisch schneller, versuche das aber zu kontollieren und bekomm dann keine Luft mehr. Ich zitter manchmal heftig und werde schweissnass, obwohl ich nie schwitze. Richtige Wasserbahnen, es ist unfassbar. Und ich hatte auch schon Hitzewallungen, dass ich das Gefühl hatte, meine Kopfdecke hebt ab. Und ganz oft steh ich gerade an der Kasse, wo jemand was nicht abgewogen hat, es Storno braucht oder das ganze System abstürzt! Ehrlich! Dann muss ich mich wirklich mit ganzer Kraft zusammenreissen, um mich nicht erschöpft weinen auf den Boden zu setzen, weil es schon wieder so passiert. Inzwischen bin ich auf alle
Geschäfte regelrecht konditioniert. Bei allem Rat immer wieder machen, dann hört es auf, - bei mir ist das ein tiefverwurzeltes Wissen und Erkennen all meiner Zellen. Ich finde es unfassbar traurig, dass Einfachstes nicht geht oder nur zu genanntem Preis. Von Kino oder Essen gehen will ich gar nicht schreiben! Der Lebensradius wird kleiner und kleiner. Meine Vorwürfe an mich selbst immer unbarmherziger. Welcher, in diesem Bereich Gesunde, sollte das nachvollziehen können?! Es ist zu lächerlich, als dass man das irgendjemand nachvollziehbar erklären könnte. Und das bei wachem, intelligentem Geist. Wahnsinn

27.08.2020 18:13 • x 2 #22


hereingeschneit
Zitat von Kiliane77:
Bei allem Rat immer wieder machen, dann hört es auf

Wenn ich so lese, wie du einkaufen gehst, dann glaube ich dir, dass es nicht besser wird, egal wie oft du dich da durch quälst.
Wenn es besser werden soll, dann musst du das ganz bewusst machen, nicht einfach so schnell wie möglich hinter dich bringen. Ich vermute deine Gedanken beim Einkaufen sind in etwa: Hoffentlich passiert das und das nicht, hoffentlich bin ich bald wieder draußen, hoffentlich geht es an der Kasse schnell, hoffentlich sind keine lange Schlangen an der Kasse. Oder bei großem Streß sogar, ich will hier raus, ich kriege Angst, es soll endlich vorbei sein.....
Wenn es besser werden soll, dann musst du dich der Aufgabe auch stellen. Dann atmest du bewusst, bleibst bei dir und deine Gedanken sind in etwa so: Ich gehe jetzt da rein und stelle mich allen Gefahren. Ich brauche nur 3 Dinge und die hole ich mir in aller Ruhe. Ich laufe langsam und nehme die anderen Personen wahr. Ich atme ruhig und gleichmäßig. Ich kann das, ich schaffe das, so, das erste Produkt liegt im Wagen. Es klappt. Ich schau mich um. Nächstes Produkt geschafft. Gut, ich kann das. Ah und das letzte Produkt. Immer schön ruhig bleiben. Oh weh, eine Schlange an der Kasse. Egal, ich schaffe das. Immer mit der Ruhe. Ich halte das aus. Es passiert mir nichts.... Und wenn du das Geschäft verlässt, dann sollte es so gelaufen sein, dass du auf irgendwas stolz sein kannst. Auch wenn nicht alles ganz perfekt lief, dann kannst du darüber nachdenken, wie du es nächstes Mal etwas verbessern kannst. Vielleicht mal eine Zeit am Rand hinstehen und nur beobachten oder der Kassiererin versuchen ein Lächeln zu schenken. Keine Ahnung wo genau deine Probleme liegen. Auf alle Fälle ist es wichtig, dass du dir auf die Schulter klopfen kannst, dass du etwas geleistet hast, was für dich untypisch ist. Dich einem Problem, deiner Angst wirklich gestellt hast und nicht davongerannt bist.
Wenn du das wirklich willst und dich selbst davon überzeugst, dir also immer wieder bewusst machst, dass du das kannst und schaffst, dann wird es besser werden.
Ich hab mal zu jemanden gesagt, er muss es genießen. Ja, ich weiß, das klingt blöd, und es ist ganz bestimmt nicht, das was du fühlst, aber darauf sollte es hinauslaufen. Du sollst irgendwann den Einkauf genießen können.

27.08.2020 19:04 • x 1 #23





Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Dr. Christina Wiesemann