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Herbstkind
Hallo liebe Forenmitglieder,
ich habe dieses Forum kürzlich entdeckt und mich nun auch endlich einmal angemeldet, denn ich fühle mich derzeit wirklich sehr verzweifelt und weiss einfach nicht mehr weiter.
Seit Jahren leide ich an starker Agoraphobie mit Panikattacken. Monatelang konnte ich das Haus nicht bzw. nur in Begleitung und selbst da nur unter stärksten Ängsten verlassen. Durch mehrere Therapien und seit drei Jahren Venlafaxin ist es deutlich besser geworden. Um ehrlich zu sein, habe ich keine wirklichen Panikttacken mehr, aber die Agoraphobie, die entsetzliche Angst vor der Angst, ist geblieben. Diese äußerte sich bei mir immer mit extremen körperlichen Beschwerden wie starkem Schwindel, Herzrasen und Ohnmachtsgefühl (wirklich umgekippt bin ich, wie wohl die meisten, nie, aber es ist meine größte Angst, dass dies eintreten könnte.) Eine Zeitlang hatte ich auch große Angst, mich in der Öffentlichkeit erbrechen zu müssen.
Allein habe ich mir einen gewissen Radius erarbeitet, den ich angstfrei bewältigen kann. Wegfahren kann ich nach wie vor nur in Begleitung einer vertrauten Person und da sich fast alle Freunde während der schlimmsten Angstzeit und auch durch mehrere Umzüge sozusagen in Luft aufgelöst haben, ist dies mein Partner. Wir sind seit elf Jahren zusammen. Familie habe ich keine, außer meiner Mutter, zu der aber kein gutes Verhältnis besteht, da meine Kindheit und Jugend alles andere als schön war und wahrscheinlich auch stark zur Entstehung meiner Angststörung beigetragen hat.
Seitdem ich wieder mehr machen kann und wir auch mehrfach in einer bestimmten Großstadt waren (Kurztrip) merke ich, wie ich hier, wo wir leben, verkümmere. Genaugenommen weiß ich inzwischen, auch durch Gespräche mit meinem Psychiater, dass die Umgebung hier sehr passend für mich war, als ich noch mitten in der Angst steckte. Nun habe ich aber wieder Blut geleckt, jedesmal wenn ich in der Großstadt bin, ist das wie eine Reise in meine (angstfreie) Vergangenheit. Dort ist das Leben, wie ich es geliebt und gelebt habe, bis die Angst kam: Viele Menschen, Tag und Nacht was los, Licht, Weite, während ich mich hier in einem kleinen Ort förmlich eingesperrt fühle und mir die Decke auf den Kopf fällt. Bin ich in meiner Stadt, blühe ich auf, bin ich hier zurück, falle ich förmlich in Depressionen und mir ist, als hätte mir jemand den Stecker gezogen.
Mein Partner kommt mit meiner Veränderung und dem Wunsch, wieder mehr am Leben. am Trubel, teilzunehmen, überhaupt nicht zurecht. Ehrlich gesagt bin ich in der Beziehung auch schon länger nicht mehr glücklich, es ist eigentlich nur noch ein Nebeneinander herleben wie in einer Wohngemeinschaft. Und ich möchte mehr, habe Sehnsucht nach mehr, möchte mich mit dem allen nicht mehr zufrieden geben. Je mehr mein altes Ich zurückkommt, wir mir auch hier klar, dass es mit viel Angst und dem dadurch Zufriedensein mit einem abgeschiedenen Leben okay war, aber dass wir ansonsten wahrscheinlich nie zusammengefunden hätten. Denn mein Partner ist, wie erwähnt, mit all dem super zufrieden, er braucht auch keine Freunde, ist ein totaler Einzelgänger, während ich es ganz schrecklich finde, immer nur allein zu sein und außer ihm praktisch niemanden zu haben. In dem kleinen Ort hier findet man auch keinerlei Anschluß.
Das Problem ist, dass ich wie gesagt nach wie vor stark unter der Agoraphobie leide, sonst hätte ich wahrscheinlich schon lange meine Koffer gepackt und wäre weggezogen. Ich habe mich in den ganzen jahren immer nach meinem Partner gerichtet, bin auch mehrfach aus beruflichen Gründen seinerseits mit umgezogen.... jetzt möchte ich einmal eine Veränderung für mein Wohlbefinden, aber er macht dicht, vertröstet mich auf vielleicht in zwei, drei Jahren und lässt darüber hinaus auch keine Zweifel, dass ER eigentlich gar nichts ändern möchte.
Und ich fühle mich gerade schlimmer als in der schlimmsten Angstphase, denn da fühlte ich mich nur zuhause in meinen vier Wänden sicher und war froh, keinen Fuß nach draußen setzen zu müssen. Jetzt fühle ich mich nach wie vor wie ein Gefängnisinsasse, der jedoch alle paar Monate einmal die Zelle aufgesperrt bekommt und die Freiheit kosten darf, um danach aber wieder monatelang in seiner Zelle eingesperrt zu werden. Darüberhinaus habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen meinem Partner gegenüber, weil sich eben meine Gefühle ihm gegenüber deutlich abgekühlt haben.
Kennt noch jemand diese Phase? Ich schaffe den letzten Schritt einfach nicht, es einfach zu wagen, allein los zu gehen und ich habe auch Angst, dass ich es nie schaffe und so weiterhin in dieser Abhängigkeit verbleiben werde. Ich will raus, aber es gibt nirgends jemanden, der auf mich wartet, ich wäre komplett auf mich allein gestellt und schon bei dem Gedanken daran beschleicht mich schon wieder die Panik. Aber das restliche Leben so weitermachen? Immer nur nach jemand anderem richten, weil man von ihm abhängig ist?
Ich bin nun schon monatelang wirklich fast depressiv und hab mir allen Ernstes schon die schlimme Angstphase zurückgewünscht, weil ich da wenigstens mit der ganzen Situation drumherum zufrieden war. Das ist doch verrückt!?
Ich danke allen fürs zuhören und vielleicht gibt es ja jemanden, der eine ähnliche Entwicklung mitgemacht hat.
Liebe Grüße,
Herbstkind
ich habe dieses Forum kürzlich entdeckt und mich nun auch endlich einmal angemeldet, denn ich fühle mich derzeit wirklich sehr verzweifelt und weiss einfach nicht mehr weiter.
Seit Jahren leide ich an starker Agoraphobie mit Panikattacken. Monatelang konnte ich das Haus nicht bzw. nur in Begleitung und selbst da nur unter stärksten Ängsten verlassen. Durch mehrere Therapien und seit drei Jahren Venlafaxin ist es deutlich besser geworden. Um ehrlich zu sein, habe ich keine wirklichen Panikttacken mehr, aber die Agoraphobie, die entsetzliche Angst vor der Angst, ist geblieben. Diese äußerte sich bei mir immer mit extremen körperlichen Beschwerden wie starkem Schwindel, Herzrasen und Ohnmachtsgefühl (wirklich umgekippt bin ich, wie wohl die meisten, nie, aber es ist meine größte Angst, dass dies eintreten könnte.) Eine Zeitlang hatte ich auch große Angst, mich in der Öffentlichkeit erbrechen zu müssen.
Allein habe ich mir einen gewissen Radius erarbeitet, den ich angstfrei bewältigen kann. Wegfahren kann ich nach wie vor nur in Begleitung einer vertrauten Person und da sich fast alle Freunde während der schlimmsten Angstzeit und auch durch mehrere Umzüge sozusagen in Luft aufgelöst haben, ist dies mein Partner. Wir sind seit elf Jahren zusammen. Familie habe ich keine, außer meiner Mutter, zu der aber kein gutes Verhältnis besteht, da meine Kindheit und Jugend alles andere als schön war und wahrscheinlich auch stark zur Entstehung meiner Angststörung beigetragen hat.
Seitdem ich wieder mehr machen kann und wir auch mehrfach in einer bestimmten Großstadt waren (Kurztrip) merke ich, wie ich hier, wo wir leben, verkümmere. Genaugenommen weiß ich inzwischen, auch durch Gespräche mit meinem Psychiater, dass die Umgebung hier sehr passend für mich war, als ich noch mitten in der Angst steckte. Nun habe ich aber wieder Blut geleckt, jedesmal wenn ich in der Großstadt bin, ist das wie eine Reise in meine (angstfreie) Vergangenheit. Dort ist das Leben, wie ich es geliebt und gelebt habe, bis die Angst kam: Viele Menschen, Tag und Nacht was los, Licht, Weite, während ich mich hier in einem kleinen Ort förmlich eingesperrt fühle und mir die Decke auf den Kopf fällt. Bin ich in meiner Stadt, blühe ich auf, bin ich hier zurück, falle ich förmlich in Depressionen und mir ist, als hätte mir jemand den Stecker gezogen.
Mein Partner kommt mit meiner Veränderung und dem Wunsch, wieder mehr am Leben. am Trubel, teilzunehmen, überhaupt nicht zurecht. Ehrlich gesagt bin ich in der Beziehung auch schon länger nicht mehr glücklich, es ist eigentlich nur noch ein Nebeneinander herleben wie in einer Wohngemeinschaft. Und ich möchte mehr, habe Sehnsucht nach mehr, möchte mich mit dem allen nicht mehr zufrieden geben. Je mehr mein altes Ich zurückkommt, wir mir auch hier klar, dass es mit viel Angst und dem dadurch Zufriedensein mit einem abgeschiedenen Leben okay war, aber dass wir ansonsten wahrscheinlich nie zusammengefunden hätten. Denn mein Partner ist, wie erwähnt, mit all dem super zufrieden, er braucht auch keine Freunde, ist ein totaler Einzelgänger, während ich es ganz schrecklich finde, immer nur allein zu sein und außer ihm praktisch niemanden zu haben. In dem kleinen Ort hier findet man auch keinerlei Anschluß.
Das Problem ist, dass ich wie gesagt nach wie vor stark unter der Agoraphobie leide, sonst hätte ich wahrscheinlich schon lange meine Koffer gepackt und wäre weggezogen. Ich habe mich in den ganzen jahren immer nach meinem Partner gerichtet, bin auch mehrfach aus beruflichen Gründen seinerseits mit umgezogen.... jetzt möchte ich einmal eine Veränderung für mein Wohlbefinden, aber er macht dicht, vertröstet mich auf vielleicht in zwei, drei Jahren und lässt darüber hinaus auch keine Zweifel, dass ER eigentlich gar nichts ändern möchte.
Und ich fühle mich gerade schlimmer als in der schlimmsten Angstphase, denn da fühlte ich mich nur zuhause in meinen vier Wänden sicher und war froh, keinen Fuß nach draußen setzen zu müssen. Jetzt fühle ich mich nach wie vor wie ein Gefängnisinsasse, der jedoch alle paar Monate einmal die Zelle aufgesperrt bekommt und die Freiheit kosten darf, um danach aber wieder monatelang in seiner Zelle eingesperrt zu werden. Darüberhinaus habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen meinem Partner gegenüber, weil sich eben meine Gefühle ihm gegenüber deutlich abgekühlt haben.
Kennt noch jemand diese Phase? Ich schaffe den letzten Schritt einfach nicht, es einfach zu wagen, allein los zu gehen und ich habe auch Angst, dass ich es nie schaffe und so weiterhin in dieser Abhängigkeit verbleiben werde. Ich will raus, aber es gibt nirgends jemanden, der auf mich wartet, ich wäre komplett auf mich allein gestellt und schon bei dem Gedanken daran beschleicht mich schon wieder die Panik. Aber das restliche Leben so weitermachen? Immer nur nach jemand anderem richten, weil man von ihm abhängig ist?
Ich bin nun schon monatelang wirklich fast depressiv und hab mir allen Ernstes schon die schlimme Angstphase zurückgewünscht, weil ich da wenigstens mit der ganzen Situation drumherum zufrieden war. Das ist doch verrückt!?
Ich danke allen fürs zuhören und vielleicht gibt es ja jemanden, der eine ähnliche Entwicklung mitgemacht hat.
Liebe Grüße,
Herbstkind
08.11.2011 05:27 • • 08.11.2011 #1