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Hallo ihr Lieben,

vor einiger Zeit habe ich mal ein Beitrag eröffnet, in dem es um die eigene Verantwortung geht Dinge loszulassen bzw. in die Umsetzung zu kommen.

Wir lernen alle so viele Sachen dazu zum Thema Persönlichkeitsentwicklung oder in der Therapie.
Aber die Veränderung, das Tun, der Perspektivwechsel liegt überwiegend bei einem selbst.

Ich bin in den letzten Monaten dank meiner 2. Therapie und der eigenen Arbeit an mir selbst und mit mir selbst, wieder sehr weit gekommen.
Ich lerne zunehmend auf mich zu achten, Grenzen zu setzen und das zu tun was mir gut tut.

Wie einige von euch sicherlich selbst gemerkt haben, stößt das auch gern auf neue Probleme.

Ich habe einen sehr engen Freundeskreis, der sich seit langem nichtmehr gut für mich anfühlt.
Es passt für mich nichtmehr so wie früher.
Meine Werte und Bedürfnisse nehme ich nun deutlicher wahr, daher habe ich nichtmehr ständig das Interesse daran jedes Vorhaben als ein Grund für Alk. zu sehen. Ich habe keine Lust mehr regelmäßig in die Kneipe zu gehen, weil ich dann mehr trinke, als ich möchte und nach Rauch rieche.
Im Gegenteil - ich habe nur noch gemerkt, wie es meine Ziele verdorben.

Ich genieße die Ruhe mit mir selbst und möchte nur doch das mit meinen Freunden tun, was ich auch wirklich möchte.
Und in keine Abhängigkeit mehr geraten, aus Angst dann nichtmehr gemocht zu werden.

Aber die Kehrseite der Medaille ist eben, dass man die Angst durchleben muss.
Selbst wenn ich bei Treffen dabei bin, sind nun die Zeiten an denen ich es nichtmehr bin, deutlich spürbar.
Ich nehme Änderungen in der Konstellation war, im Vertrauensverhältnis und in den Gesprächen.
Die Kehrseite tut weh.

Immer wieder kommen Zweifel hoch:
„Bin ich der Fehler?“
„Wieso ziehe ich mich zurück, ich kann doch dabei sein und einfach nicht so viel Alk. trinken, wenn es mich so stört“
„Brauch mich nicht wundern, wenn sich keiner für mich mehr interessiert, ich bin spießig geworden“

Kennt ihr das? Wart ihr auch mal in so einer Situation?

Letztendlich könnte ich weiterhin oft dabei sein und darauf achten weniger zu trinken, so wie es sich für mich auch gut anfühlen würde.
Jedoch ist es wie so ein Strudel oder Zog.
Und nicht nur der übermäßige Alk. gefällt mir nicht, sondern auch der Trubel, die Lautstärke, dass man mich oft überhört oder das was ich sage, tue runtergespielt wird.
Vielleicht nicht bewusst aber mein Gefühl vermittelt mir, dass es mir nicht unbedingt Akku gibt viel Zeit mehr mit ihnen zu verbringen, sondern eher andersherum.

Mittlerweile mag ich Ruhe.
Keine Hektik.
Tiefe Gespräche im Wechsel, nicht nur einseitig.
Ich mag es, wenn man sich daran erinnert was ich erzähle und es schätzt wie ich bin.
Ich mag gesunde Aktivitäten.
Und ich habe durchaus auch Freunde, die bewusster konsumieren und bei denen es mir super leicht fällt bei mir zu bleiben und ebenso null zu trinken.

Es ist traurig und schön zugleich.
Ich bin dabei abzuspringen.
Ein Leben FÜR mich zu gestalten, mich jeden Tag mehr zu lieben, mein Akku zu füllen.
Und dann kommen neue Hindernisse, die Zweifel dalassen.
Aber in meinem Leben spiele ich die Hauptrolle.
Nicht egoistisch.
Ich bin gern für andere da.
Aber das kann ich auch nur gut sein, wenn es mir gut geht.
Und irgendwie macht es gleichzeitig Spaß jeden Tag mehr auf mich zu achten.
Je wohler und vertrauter ich mit mir selbst werde, desto fremder werden mir grad bis dato vertraute Umgebungen.
Verrückt.
Aber ich wollte es die ganze Zeit nicht sehen.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Konntet ihr das anders lösen, als euch zurück zu ziehen?
Oder ist das okay, wenn man sich abgrenzt und gesunde Grenzen zieht?
Sollte ich eventuell doch regelmäßig dabei bleiben und meinen Alk. bei meinen Freunden so reduzieren, wie ich es als Ziel habe?

Manchmal hab ich Angst mich fallen zu lassen, aus Angst ein psychisch kranker Mensch zu werden, der sich zu Hause nur noch einschließt und niemanden mehr hat.
Aber es kann ja nicht in diese Richtung gehen, wenn ich in Liebe zu mir auf meine Bedürfnisse achte, oder?

Ich grüße euch ganz herzlich.

01.08.2023 19:42 • 04.08.2023 x 4 #1


5 Antworten ↓


Z
Hallo,

ich kann dir leider nur kurz und knapp antworten, da ich auf dem Sprung bin.

Du machst alles richtig!
Tue keine Dinge, die sich nicht gut für dich anfühlen.
Kümmere dich in erster Linie darum, dass es DIR gut geht.
Wenn dir gerade der Kontakt nicht gut tut, dann ist das so und hat seine Gründe.
Kommuniziere diese Gründe aber deinen Freunden gegenüber.
Halte dich an Menschen, die dir gut tun, die das Beste aus dir rausholen.

Ps: als ich mich nie um mich gekümmert habe, sondern nur um andere Menschen, nur um andere Belange, nur das getan hab um anderen Leuten zu gefallen und „mitziehen“ zu können, bin ich persönlich vor die Hunde gegangen…

Ganz liebe Grüße

02.08.2023 10:12 • x 2 #2


A


Neue Ebene - neues Leben

x 3


E
@Zweifellos1712

Naja wie soll ich das kommunizieren?
Eine Freundin hatte nach den Gründen gefragt, wieso ich einige Unternehmungen nun immer ablehne. Da hab ich klar und ehrlich gesagt, weil ich nun mehr Grenzen ziehe und wirklich nur noch zusage, wenn ich das möchte.

Ich kann ja jetzt nicht bei jeder Entscheidung Rechtfertigungen abgeben und sagen „nichts gegen euch aber möchte nicht“ oder so.

Ich merke allerdings auch, dass man mir quasi verdeutlicht aus manchen Ecken mich nicht zu vermissen oder zu „brauchen“.
Kommt schon fast trotzig rüber.
Dabei ist mein handeln kein Kriegsangriff, sondern Bewusstsein für meine Bedürfnisse.

02.08.2023 17:59 • #3


weyoun
Ja, das kommt mir alles sehr bekannt vor.

Wissen die Freunde denn, daß Du mit psychischen Sachen zu tun hast? Oder ist es so, daß Du Dich veränderst (aus Deiner Sicht: zu Deinem Vorteil), sie das aber gar nicht einschätzen können, was da derzeit los ist und daher aus Hilflosigkeit/Unwissenheit auf Distanz/Konfrontation gehen?

02.08.2023 18:48 • #4


E
Ja die wissen schon, dass ich sehr ausgebrannt war und mir deswegen Hilfe gesucht habe.

Und wenn sie nicht einschätzen können was los ist oder sich Gedanken machen, können sie ja auch einfach fragen finde ich.

02.08.2023 21:12 • #5


moo
Zitat von alruuna:
Letztendlich könnte ich weiterhin oft dabei sein und darauf achten weniger zu trinken, so wie es sich für mich auch gut anfühlen würde.
Jedoch ist es wie so ein Strudel oder Zog.
Und nicht nur der übermäßige Alk. gefällt mir nicht, sondern auch der Trubel, die Lautstärke, dass man mich oft überhört oder das was ich sage, tue runtergespielt wird.

Es gibt Party-Party-Freunde und sie sind selten die Freunde, die uns dauerhaft weiterbringen im Leben. Wer ständig feiert, der ständig eiert.
Zitat von alruuna:
Je wohler und vertrauter ich mit mir selbst werde, desto fremder werden mir grad bis dato vertraute Umgebungen. Verrückt.

Gar nicht verrückt, nur ungewohnt. Lass Dir Zeit. Die Loslösung ist ja bereits am Laufen. Es ist der Königsweg, sich zuerst aus alten unheilsamen Verbindungen zu lösen, bevor man neue heilsame Kontakte aufbaut. Letztere folgen dann ganz automatisch, sofern man offen bleibt für Signale, die man früher selber komplett überhört hat.
Zitat von alruuna:
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Konntet ihr das anders lösen, als euch zurück zu ziehen?

Ja, es war bei mir ähnlich. Insgesamt sind in diesem Zuge ca. 80% meiner Bekanntschaften nach und nach ausgelaufen. Nur ganz wenige Beziehungen vertieften sich hingegen und einige wenige kamen ganz neu dazu. Einer davon ist heute mein wichtigster Freund.
Das soziale Umfeld ist wie ein Mobile. Wenn ein Faktor sich ändert (z. B. eine wesentliche Veränderung in der eigenen Wahrnehmung), kommt das ganze Konstrukt in Bewegung. Es wird nie mehr exakt so wie vorher aussehen.
Zitat von alruuna:
Manchmal hab ich Angst mich fallen zu lassen, aus Angst ein psychisch kranker Mensch zu werden, der sich zu Hause nur noch einschließt und niemanden mehr hat.
Aber es kann ja nicht in diese Richtung gehen, wenn ich in Liebe zu mir auf meine Bedürfnisse achte, oder?

Es zeugt m. E. vom richtigen Weg, sich derlei Gendanken zu machen. Da Du auffallend oft den Alk. erwähnst, drängt sich mir der Verdacht auf, dass dieser für Dich bislang eine durchaus prägende Rolle spielte. Wir merken das meist erstmals dann, wenn wir ihn nicht mehr konsumieren. Dies ist ebenfalls ein Faktor, der dem Mobile dann fehlt - es kann aber auch dazu führen, dass das Mobile dadurch insgesamt an Bewegung gewinnt. Ein Mobile ist ja erst funktionell, wenn es sich bewegt. Bewegung kann hier auch Tiefgang hinsichtlich eines sinnvollen Lebens bedeuten.

04.08.2023 11:25 • x 2 #6





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Mira Weyer