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H
Hallo,

ist es ein Wunder, wenn man seit 17 Jahren sein Konto im Soll hat, dass man irgendwann Angstörungen wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hat?

Wenn ich mir überlege, was ich mir so alles aufgehalst und erlitten habe, ist es eher ein Wunder, dass ich noch voll im Berufsleben stehe und eine glückliche Familie gegründet habe.

Ich habe in 1995 zum ersten Mal geheiratet. Die Ehe hielt keine zwei Jahre, da bin ich beruflich nach Frankfurt gegangen, und sie ist einfach nicht mitgekommen. Es würde zu weit führen, alles im Detail zu erklären. Die Scheidung in 2001 hat mich fast 30.000 Mark gekostet mit einem halben Jahr an Unterhaltszahlung. Mein Anwalt hat mich einfach abgezockt und mit dem gegnerischen Anwalt gemeinsame Sache gemacht.

Meine zweite Ehe dauerte kurioserweise auf den Tag genau so lang wie die erste Ehe! Ich weiß bis heute nicht, was mir dadurch mitgeteilt werden sollte, schließlich hatte ich keinen Einfluss auf den Scheidungstermin. Herausgekriegt habe ich das nur durch Zufall. Mit Excel kann man so einfach aus zwei Tagesdaten die Anzahl Tage ausrechnen. Diese Ehe hat mich bis auf den Unterhalt an meinen Sohn kein Geld gekostet. Ich hatte sogar Prozesskostenhilfe gekriegt. Der Grund war, dass ich in der Ehe ein Haus gebaut habe und durch die finanzielle Belastung gar kein Geld für eine Scheidung hatte.

Ich war zu der Zeit in 2006 völlig aufgelöst und unfassbar wütend, weil ich damit rechnete, innerhalb weniger Wochen pleite zu sein. Komischerweise ist das nicht passiert. Den Unterhalt für meinen Sohn habe ich dadurch bezahlen können, dass meine Ex vorher irgendwie ziemlich verschwenderisch war und mir auf einmal viel mehr Geld zur Verfügung stand.

Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen. In der Zwischenzeit driftete mein Konto aber doch immer weiter ins Minus, dadurch, dass ich nur noch Steuerklasse 1 hatte. In 2008 machte ich eine Erbschaft von 30.000 EUR. Das Geld ist einfach so versickert. Bis auf ein neues Auto und ein vorübergehend ausgeglichenes Konto ist davon nichts mehr übrig.

Inzwischen ist nicht nur mein Konto wieder überzogen und die Kreditkarte am Anschlag sondern ich stottere auch noch meine vorfinanzierte Eigenheimzulage ab. Es ist also so, dass ich ein strukturelles Defizit habe, sprich: mein Einkommen ist zu niedrig. Ich habe in 2008 zum dritten Mal geheiratet, meine wunderbare Frau hat ihren Sohn mitgebracht, für den sie aus bestimmten Gründen keinen Unterhalt bekommt.

In der Zwischenzeit habe ich zwar eine teure Teilfinanzierung meines Hauses umgeschuldet, aber dummerweise hat mich in 2009 ein Zahnarzt übelst abgezockt, was mich jetzt für die nächsten 2 1/2 Jahre noch 250 EUR monatlich kostet. Normalerweise war es schon fast fahrlässig von mir, überhaupt wieder zu heiraten. Mir war fast schon klar, dass das so finanziell nicht funktionieren konnte. Denn meine zweite Frau hat natürlich deswegen Schluss gemacht, weil sie nach eigener Aussage niemals Sicherheit von mir vermittelt bekam. Also wegen des Geldes, obwohl sie das so nie zugegeben hätte. Ich habe den Schritt aber gewagt, weil ich dachte, dass sich immer ein Weg findet.

Letztes Jahr habe ich noch eine Tochter bekommen. Das Elterngeld ist einfach so versickert, obwohl wir nicht verschwendet haben. Ich wusste vorher schon, dass meine monatlichen Belastungen so hoch sind, dass wir davon keine großen Sprünge machen können. Man hat ja auch mehr Belastungen durch so ein Kind.

Beruflich habe ich finanziell seit zwei Jahren keine Gehaltserhöhung bekommen und trotz Jobwechsel verdiene ich heute genauso viel wie vor zehn Jahren. Deswegen habe ich jetzt beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann und mich intensiv auf Stellensuche begeben. Bei einem Stellenangebot mit 30% höherem Lohn rechne ich mir gute Chancen aus. Und meine Frau arbeitet jetzt auch, nur weiß sie nicht, wie lange dieser Job bestehenbleibt. Und für die Kleine haben wir eine glückliche Lösung mit einer Tagesmutter gefunden, die bei uns wohnt und eine alte Freundin meiner Frau ist.

Um aus dem ganzen Schlamassel rauszukommen, bin ich kurz davor, mit meinem Chef eine Krise zu provozieren, damit er mich nach 5 1/2 Jahren mit einer Abfindung erlöst. Ist das nicht traurig? Eine Abfindung für eine finanzielle Altlastenbeseitigung gedanklich einzuplanen? So unrealistisch ist das nicht. Das haben die bei meinem Vorgänger auch so gemacht und das war nicht der Einzige.

Ich bin der festen Überzeugung, dass sich meine Angstattacken von einem auf den anderen Tag in Luft auflösen, wenn nur die Geldsorgen endlich mal verschwinden. Zu trinken habe ich auch aufgehört, aber das allein hat nicht geholfen, mein strukturelles Defizit zu beseitigen.

Falls es wen interessiert, werde ich posten, wie es weitergeht.

Heilstrom

01.08.2011 00:04 • 15.09.2011 #1


11 Antworten ↓


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Hi,

hast du alle möglichen staatlichen Unterstützungen ausgeschöpft?

Wohngeld? Auch Eigenheimbesitzter können m.W. Anspruch auf Wohngeld haben.

Hast du alle deine Versicherungen in letzter Zeit mal durchgecheckt, ob es da nicht inzwischen viel günstigere Angebote gibt (gibt es meistens).

Angstgefühle wegen finanzieller Bedrohung sind m.E. ganz normal. Wer diese dann nicht hat, hat sie m.E. nicht alle.

Gute Besserung wünscht dir
GastB

01.08.2011 10:49 • #2


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Geldsorgen

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H
Zitat von GastB:
Hi,

hast du alle möglichen staatlichen Unterstützungen ausgeschöpft?

Wohngeld? Auch Eigenheimbesitzter können m.W. Anspruch auf Wohngeld haben.

Hast du alle deine Versicherungen in letzter Zeit mal durchgecheckt, ob es da nicht inzwischen viel günstigere Angebote gibt (gibt es meistens).

Angstgefühle wegen finanzieller Bedrohung sind m.E. ganz normal. Wer diese dann nicht hat, hat sie m.E. nicht alle.

Gute Besserung wünscht dir
GastB

Na, dann bin ich ja beruhigt. Nein, an Versicherungen kann ich nichts mehr sparen. Es hört sich auch so weltfremd an, wenn ich sage, meine Einnahmen sind zu niedrig. Jeder normale Mensch sollte erst gar nicht zu hohe Ausgaben haben, wenn sein Einkommen nicht reicht. Aber in meinem Fall habe ich zu hohe Fixkosten, an denen ich kurzfristig nichts machen kann und es ist nicht soooo schwer, mein Gehalt zu erhöhen. Ich habe am Mittwoch schon ein Vorstellungsgespräch.

Die Frage ist nur: Wenn ich keinen Grund für einen finanziellen Engpass mehr haben muss, komme ich da auch von meinem Antidepressivum wieder runter?

Gruß
Heilstrom

01.08.2011 12:03 • #3


G
Zitat von Heilstrom:
Die Frage ist nur: Wenn ich keinen Grund für einen finanziellen Engpass mehr haben muss, komme ich da auch von meinem Antidepressivum wieder runter?

01.08.2011 12:16 • #4


H
Zitat von GastB:
Zitat von Heilstrom:
Die Frage ist nur: Wenn ich keinen Grund für einen finanziellen Engpass mehr haben muss, komme ich da auch von meinem Antidepressivum wieder runter?

Ich gehe mal davon aus. Ich befürchte, dass durch das Antidepri und dessen Absetzen Ängste entstehen, die vorher gar nicht da waren. Letzte Woche habe ich schon einen Vorgeschmack bekommen, was passiert, wenn ich von 20 mg auf 10 mg reduziere. So angenehm wie es damit ist, so grausam ist es ohne. Vielleicht hätte ich lieber nur eine Therapie machen sollen anstatt wie jetzt nur Tabletten schlucken.

01.08.2011 14:13 • #5


Schattenbinder
Hallo Heilstrom,

ich habe ein ähnliches Problem wie du und ich kann dir sagen: Ja, die Geldsorgen machen einen großen Teil der Ängste aus. Zumindest bei mir. Ich bin ein Mensch, der sehr nach Sicherheit strebt, die er aber nicht findet, weil das Geld jeden Monat so knapp ist, dass ab dem 15. Hungern angesagt ist. Wenn es mal einen Monat lang besser ist (Geld von den Eltern bekommen o. ä.), merke ich mir selbst deutlich an, dass ich entspannter bin.

Ich hoffe, dass du das Problem für dich gut lösen kannst. Mach dir nicht zu viele Gedanken wegen des Antidepressivums. Klar stellt sich im Hirn was um, aber wenn man regelrecht drauf wartet, fordert man es auch heraus. Und am besten lässt man ein Medikament eh immer erst mal ausschleichen. Und das kann eine Weile dauern.

Lieben Gruß
Schabi

09.08.2011 13:37 • #6


R
Hallo

ich kann dir nur eins Raten , wenn du so im Soll bist und noch soviel zu zahlen hast , gibt es nur 1 möglichkeit um wider plus minus null zu kommen.

gehe auch davon aus das du kein Kredit oder sowas mehr bekommst.

Private Insolvenz ist die Lösung , ein Bekannter hat die gerade ging ihm ähnlich wie du und seit dem er das hat schläft er gut ihm bleibt geld zum Leben auch für seine familie , mehr wie Harz 4.
Wenn ich in so einer situation wäre , würde ich dies sofort tun. Nach 6 jahren biste schuldenfrei .
Lasse dich doch mal bei der verbraucherzentrale beraten

09.08.2011 17:40 • #7


H
Rockshaver: Das hatte ich auch mal überlegt, aber ich probiere erstmal eine saubere Lösung. Immerhin wird meine Hypothek in zwei Jahren verlängert und ich habe keine Lust, so kurz vorm Ziel eines neuen Arbeitsplatzes mit 30% mehr Gehalt die Hoffnung zu verlieren.

Was ich bis heute nicht verstehe, ist, wie ich in der Zeit von 2002 bis 2004 finanziell nicht klar kam, obwohl ich das gleiche Gehalt wie heute hatte aber kein Haus, sondern mit meiner damaligen Frau zur Miete wohnte. Ich glaube, ich hatte ihr zu sehr vertraut und nie ihre täglichen Einkäufe analysiert. Meine jetzige Frau ist da viel sparsamer.

Heilstrom

10.08.2011 13:15 • #8


R
dies ist eine sauber lösung , wenn dir dies nicht bewusst ist , dann zahlste noch 30 jahre.

gehe mal zur verbraucherzentrale die sit kostenlos und lasse dich beraten

10.08.2011 19:09 • #9


F
Ich finde es eigentlich ganz normal, dass man Angst um seine finanzielle Unabhängigkeit hat. Allerdings solltest du dir davon nicht den ganzen Tag vermiesen lassen. Mach dir doch klar, was du in deinem Leben schon erreicht hast, auch finanziell, und glaub an dich.

21.08.2011 18:59 • #10


V
Hallo Heilstrom....

mir gehts finanziell ähnlich beschissen wie dir... ich bin summasummarum mit 35.000 Euro (inkl. Dispo und div. Krediten) in den Miesen...

ich kann nicht mehr einschlafen ohne zu grübeln.. jede Post (wenns nicht grad Werbung ist) macht mir Angst, obwohl oft nicht mal Mahnungen drin sind...

bisher hab ich alle Kredite bedienen können, bis jetzt auf einen in Höhe von 99 Euro.. und dies schon 2x = 248 incl Mahnkosten. Meinen Job als Bürosachbearbeiterin hab ich seit 20 Jahren und ich hoffe auch noch länger..

Nur sind die Raten so viel und zu hoch für die Menge an Krediten, daß ich jetzt tätig geworden bin und alle Kreditinstitute angerufen bzw. angeschrieben habe, zwecks Stundung oder Ratenreduzierung...

Ich hoffe daß ich dadurch ein wenig mehr Luft bekomme... trotzdem liegen die Schulden wie ein schwerer STein auf meiner Brust.. ich denke wenn ich meine Finanzen in den Griff kriegen sollte bin ich ein ganz anderer Mensch...

lg
Vogelstrauß

22.08.2011 16:13 • #11


H
Hallo Vogelstrauß,

ich kann dich auch voll verstehen. Schulden sind was grausames. Sieht man ja jedesmal Mittwochs um 21:15 auf RTL.

Ich bin in der Lage, mit meiner Abfindung Ende Oktober alle kurzfristigen Schulden komplett bezahlen zu können inkl. Kreditkarte. Nur muss ich bis dahin auch eine neue Stelle haben, sonst ist ganz Feierabend. Aber das wird nicht passieren. Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass ich diesmal von solchen Zwangslagen ein für allemal erlöst werde.

Gruß
Heilstrom

15.09.2011 20:23 • #12


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Mira Weyer