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Hallo Angstkaninchen,

unser Glück ist es, dass wir alle 4 unsere Ruhephasen benötigen. Also meine kleine Familie. Wenn wir zusammen in Urlaub fahren legen wir immer Ruhephasen ein. Ich erzähle dir mal von unseren 3 Tagen letzte Woche. Wir sind z.B. mit dem Zug angekommen und haben uns erst Mal alle Vier hingelegt. Augen zu, alle Reize ausgeschaltet. Ohropax hatten meine Tochter und ich sogar noch dabei. Dann sind wir los gezogen.
Am ersten Abend hatten wir uns das Abendprogramm vorgenommen. Beim Essen gehen, achten wir z.B. darauf, dass wir immer einen Tisch an der Seite haben. Also so ein bisserl abgelegen. Auch bei einer Tischreservierung sage ich immer: Bitte einen etwas abgelegenen Platz. Und so finden wir immer instinktiv die richtigen Orte zur richtigen Zeit. Am zweiten Tag sind wir erst gegen 12 Uhr los gezogen. Und wir hatten ein Prgramm aufgestellt, wo wir zwischendurch uns ins Getümmel stürzten und und dann wieder einen Ort der Ruhe suchen. Z.B. hatten wir ne Schiffahrt gemacht und uns da etwas abseits gesetzt. Naja und vor dem Abendprogramm hieß es wieder, sich ausruhen gehen.
Ich habe die Hochsensibilität an meine Kinder vererbt und mein Mann braucht auch zwischendurch Ruhephasen. Daher harmoniert das Ganze.
Der Vorteil dabei ist, wir sind zwar nicht die ganze Zeit in Aktion und haben unsere Ruhephasen, aber dadurch, dass wir alles auf einmal wahr nehmen, versäumen wir nichts. Vielleicht hast du mein Beispiel von Venedig gelesen. Es ist wirklich so, dass wenn wir zurück kommen und anderen von unserem Urlaub erzählen,haben die das Gefühl, dass wir mindestens doppelt so lange weg waren.
Und wenn wir länger weg sind, dann nehmen wir eine Ferienwohnung, damit wir alles nach unseren Bedürfnissen ausrichten können.

Und zu dem vielen Fühlen.

Wenn es unangenehme Gefühle sind, dann macht mich das fertig. Also wenn etwas zu laut ist, oder zu arg riecht, oder zu arg schmeckt. Aber angenehme Gefühle, genieße ich inzwischen richtig. Die sauge ich so richtig auf.

Am ärgsten ist das Mitfühlen für mich. Ich muss ganz oft einordnen: Ist das jetzt mein Gefühl, oder das Gefühl des Menschen neben mir. Und ich bin oft unter vielen Menschen. Es kann mir sogar passieren, dass ich zusammen falle, wenn ein Mensch ganz viele Probleme in sich trägt und mit mir in Körperkontakt tritt. Wenn ich z.b. einen Menschen tröstent in den Arm nehme. Dem Menschen tut das dann richtig gut, aber ich falle erst mal danach wie ein naßer Sack zusammen. Ich muss mich hinsetzen und mich wieder sortieren. Inzwischen wäge ich ab, ob ich das jetzt schaffe oder nicht. Ich schaue auch den Menschen beim Gespräch auf den Mund und nicht in die Augen. Manchmal schaue ich auch mal kurz weg in die Ferne.

Das war mir früher, bevor ich über meine Hochsensibilität wusste, so unheimlich. Es ist wirklich was dran, dass man denkt, man sei von einem anderen Stern.

26.08.2015 15:16 • #21


Entwickler
Hallo Wolke,

ich habe gerade versucht, rauszufinden, wie diese Eigenschaften mit meinen vergleichbar sind. Denn als Asperger ist man auch schnell reizüberflutet, aber irgendwie auf eine andere Weise. Ein Autist nimmt ja gerade keine Gefühle wahr, sondern die pure Präsenz anderer Menschen, und wie sie auf einen einwirken. Meine Frau bezeichnete solche Momente, wo ich nicht angesprochen werden durfte als: Er ist wieder in seiner Kapsel.

Ich weiß nie, was mit Gefühle intensiv wahrnehmen, und meine oder seine Gefühle gemeint ist, denn ich bin da etwas abgestumpft, bzw. von Geburt an blind. Ich sehe nur, wenn meine Tochter schmollt, aber ich weiß nicht, warum. Mein Sohn merkt das schon eher. Und meine Frau sowieso.

Was mich immer wieder irre macht, ist, wenn Prozesse gestört werden. Bspw man ist am Essen, und jemand klingelt an der Tür, wird nicht weggeschickt, das Essen wird kalt, die Zeit läuft davon, und der Plan des Essenwollens existiert dann nur noch für mich. Da könnte ich ausrasten. Dass mir an der Arbeit dauernd Leute dazwischen kamen, daran hatte ich mich ja gewöhnt. Und daran, dass man deswegen Zeit verliert, und andere Sachen erst gar nicht anfangen kann. Bei jeder Stelle haben sich diese Unterbrechungen und Fehlleistungen durch Zeitdiebstahl so dermaßen kumuliert, dass ich nur mit einem Stellenwechsel eine Erlösung fand. Da war dann der Zähler wieder auf 0 gestellt und alle Spannungen abgebaut. Wenn ich das nicht konnte, z.B. weil ich keine andere Stelle gekriegt habe, dann ist es mir einmal fast und dann komplett im burnout geendet.

Ich habe selber so Angst, Prozesse von anderen zu stören, dass ich als Jugendlicher niemals mich an ein Mädchen rangemacht hätte, wo gerade ein Anderer dran rumbaggert. Selbst meine Mutter musste mich da anschubsen. Aber ich hatte keine Lust mehr. Wenn sie ein Anderer haben will, soll er doch damit glücklich werden. Ich hatte aber irgendwie Angst, in einen gottgegebenen Plan einzugreifen. Verrückt, oder? Und genau die Gefahr sehe ich bei meinem Sohn auch.

Ich glaube, dass die Hochsensibilität von Aspergern auf einer anderen Skala liegt, und nicht vergleichbar ist. Gibt es evtl. irgendwo einen Baum der Andersartigkeiten, wo man sehen kann, wo man sich da befindet? Das letzte, was ich über Menschen mit abweichenden Normen gelesen habe, war das hier:

http://www.amazon.de/Irre-behandeln-Fal ... 3579068792

Aber ich glaube, Hochsensible hat er da nicht abgehandelt.

26.08.2015 17:03 • #22


A


Ein leben lang Angst wegen Hochsensibilität!?

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W


Das Buch hört sich gut an. Wir behandeln die Falschen.

Jo mit Witz drüber stehen, das hab ich auch inzwischen gelernt.

Also ne Kapsel um mich herum, das wünsche ich mir oft. Aber wenn mir alles zu viel wird, dann lasse ich innerlich mein Schwert um mich kreisen. Als ich nämlich diese Übung das erste Mal gemacht hatte. Da fiel alles von mir ab. Da war ich so in mir, dass war ein wahnsinns Gefühl.

Aber das mit dem Fühlen, tja wie soll man es erklären, wenn man es sich selbst nich erklären kann.

Ein Beispiel: Ein Herzkrankes Kind mit Lungenproblem hat sich mal an meinen Rücken gelehnt. Ich wusste nicht, dass es dieses Kind war. Seh ja nicht hinterm Rücken. Plötzlich zog sich mein Herz zusammen und meine Lunge war wie eingequetscht. Ich dachte nur: Was ist das denn mit mir? Ich drehte mich um und sah dieses Kind. Das Kind merkte aber auch, dass da grad was geschah. Wir sahen uns beide erst verängstigt und dann lachend in die Augen. Das war das erste Mal, wo ich das Ganze so bewusst wahr genommen hatte. Naja, das war noch die Zeit, wo ich nix von der Hochsensibilität wusste und dachte, ich bin irgendwie nicht von dieser Welt.

Das Problem ist halt, sich selbst wahr zu nehmen. Z.B. Ängste. Ist es meine Angst, oder ist es die Angst des Gegenübers. Oder Wünsche. Ist es mein Wunsch, oder ist es der Wunsch meines Gegenübers. Und darum ist das Allein sein zwischendurch so wichtig. Um zur inneren Klarheit zu gelangen. Und um wieder zur Ruhe zu kommen.

26.08.2015 17:22 • #23


Entwickler
Was ist denn mit hochsensiblen Männern? Kriegen die nicht viel mehr Probleme, weil gemutmaßt werden könnte, sie seien vom anderen Ufer?

Bei Aspergern ist das Verhältnis ca. 90% Männer und 10% Frauen. Wobei unter den 90% Frauen mindestens 3/4 geschlechtslos sein dürften, aufgrund eigener Beobachtungen und gelesener Darstellungen. Das liegt am Testosteron, was bei Aspergerinnen fast nicht mehr nachweisbar ist.Ich kannte mal eine von den 25%, die nicht geschlechtslos sind. Die war dann gleich sexuell hyperaktiv, sah aber auch überhaupt nicht mehr feminin aus.

Mich würde mal interessieren, wie bei euch die statistischen Verteilungen aussehen, wenn es so eine Untersuchung gibt.

26.08.2015 17:33 • #24


W
Das weiß ich nicht. Wie das mit der Statistik ist. Vielleicht kann das jemand anderes beantworten, wo sich damit befasst.

Aber das hat nix mit der Sexualität zu tun. Das Hochsensible. Das sind halt sensible Männer. Sensibilität ist auch keine weibliche Eigenschaft.
Also ich kenne mindestens einen sensiblen Mann. Das ist immer lustig mit uns Beiden. Wir können uns nix vormachen. Wenn einer von uns beiden es versucht, merkt man plötzlich den Blick des Anderen. Dem geht auch vieles sehr nah. Wir gehen uns sogar ein bisserl aus dem Weg, wenn es uns schlecht geht, weil wir wissen, dass der andere es merkt. Und irgendwie wollen wir nicht immer, dass der andere das weiß. Und wenn wir uns erzählen, dann kommen immer die großen Augen und das: Gell, gell! Diese Erkenntnisblitze, nenne ich es mal. Er hilft mir auch oft zur Klarsicht, wenn ich gefühlsmäßig total verworren bin. Weil, er vesteht das halt.

26.08.2015 20:02 • #25


Entwickler
Ich kann mir vorstellen, dass es nicht gut bei Frauen ankommt, wenn ein Mann zu sehr mitfühlt. Viele Frauen mögen es auch nicht, wenn die Väter ihre Kinder trösten, wenn was schlimmes passiert ist. Weil das total unsexy wirkt. Ich musste das ein paar mal durchmachen und war völlig entsetzt, dass ich dann noch geschimpft wurde.

26.08.2015 22:01 • #26


W
Och ne. Das ist süß.
Ich kenne viele tolle Papas, die das machen. Mein Mann ist auch so ein Papa, der mit seinen Kindern mitfühlt. Der vermisst die Kids mehr als ich, wenn sie weg sind. Der legt dann nachts das Handy neben das Bett. Und wenn die mitten in der Nacht anrufen, dass sie heim wollen. Dann ist der schneller angezogen als ich gucken kann.

Und ich hab das Gefühl mitfühlende Männer werden immer mehr Inn. Matchos sind out.

26.08.2015 22:28 • #27


Nette86
Ich geselle mich mal zu eurem Club dazu! In dem Thema hochsensibilität finde ich mich wieder! Für mich ist es wie eine Gradwanderung zwischen Himmel und Hölle..Einerseits ist es eine Gabe..Menschen einfühlend gegenüber zu treten..schneller die Bedürfnisse und Gefühle anderer wahrzunehmen und zu erkennen.. Das kann nicht jeder..Die Umgebung mit allen Sinnen aufzusaugen (auch wenn es Kräfte zerend sein kann)..wacher und aufmerksamer durchs Leben gehen als andere.. Andererseits nehme ich mich zu stark war (Folge:generalisierte Angststörung)...Ich glaube es hat einen Sinn so wie wir sind!Das wir uns so sehr mit uns auseinander setzen..Auch wenn es Phasen gibt die die Hölle sein können..Ich bemühe mich nach wie vor die Hochsensibilität positiv zu sehen.. Hilft mir zb sehr im Berufsleben(bin Erzieherin)...naja und was die Angststörung angeht..Das hängt alles zusammen..Es bringt nichts es auseinander zu dividieren.. Hat man eh nichts von..Es gibt ein Lied das mir aus der Seele spricht..schaut mal auf YouTube von Brücken-lady Angst!Ich wünsche euch einen schönen hochsensiblen aber angstfreien Tag

08.09.2015 10:46 • #28


W
Hallo Nette,
schön, dass sich noch jemand hier dazu gesellt. Also, weil so langsam komme ich mir wirklich vor wie vom anderen Stern, wenn sich auch hier keine Gleichgesinnten finden.
Weil, ich denke auch, die Hochsensibilität hat ganz schön viel mit der Angst zu tun. Ich hab früher zum Beispiel immer gedacht, an mich darf nie was Böses kommen, dann bin ich gleich weg, weil ich ja gar kein Medikament vertrage und alles so extrem wahr nehme. Das machte mir oft Angst.
Da erfuhr ich an einem Hochsensiblen-Abend, dass wir sogar zum Überleben gemacht sind. Dann las ich in meinem Buch nach, da stand auch, dass wir den Überblick behalten, wenn es nötig ist. Gut, dass habe ich auch schon oft festgestellt. So sehr ich mitfühle, wenn aber alles um mich herum chaotisch und wuselisch wird, dann stellt sich bei mir alles auf Funktion ein. Dann finde ich die richtigen Worte, den richtigen Tonfall und alles hört auf mein Komando. Das funktioniert auch über lange Zeit hinweg. Nur, vergesse ich dann bei dem Ganzen mich selbst dabei. Und mich hauts dann so richtig um, wenn alles vorbei ist. Dann bekomme ich nen fiesen Virus, der mich so richtig lahm legt und mich an den fiesesten Stellen erwischt. Oder wie vor ca 3 Jahren der totale Zusammenbuch. Das Burn Out.
Und endlich beschäftige ich mich dann mit dieser Hochsensibilität. Die ich so an mir haßte, weil ich sie genau so wenig an mir akzeptierte, wie die Anderen es akzeptieren. Weil ich mir merkwürdig vor kam und nicht von dieser Welt und Allein unter Vielen war. Und oft angefeindet wurde, weil bei mir alles so einfach aussieht.
Aber auch ich war intolerant gegenüber von meinen Nächsten. Ei die müssen doch nur gucken, dann sehen sie es doch. Ich kapiere jetzt nicht, warum die das jetzt nicht kapieren. Ei sind die dann blind Ui ui ui, ich glaube da hieß es duck dich, wenn ich austeilte. Besonders, wenn es um meine Schützlinge ging. (Naja ich kann auch schreiben geht, denn dann kann ich immer noch ziemlich böse werden )

Aber weißt du was, seitdem ich mich damit befasse und die Hochsensiblität an mir akzeptiere. Weil, wie sagte mal ein für mich sehr wichtiger Mensch: Es gehört zu dir und es macht dich aus! Seitdem komme ich damit besser zurecht und meine Umwelt reagiert anders. Es nahm vielleicht so ein bisserl den Zauber von mir, aber vieles war plötzlich für meine Mitmenschen erklärbar. Und das verrückte bei der ganzen Geschichte ist, das Menschen die mir sehr nahe sind, auf mich so aufpassen, wie ich auf sie aufpasse.
Der Kreis hat sich irgendwie geschlossen.

Das klingt jetzt nach, Wölkchen hat die Erkenntnis Aber es liegt noch ne Menge Arbeit vor mir, mich vor weiteren Zusammenbrüchen zu schützen. Das, was kognitiv schon voll klar ist, muss der Gefühlsmensch in mir auch noch mehr kapieren und fesigen. Darum ist mir der Austausch auch so wichtig.

09.09.2015 15:41 • #29





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