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Zitat von superstes:
Aber einen Kübel des Hasses auf diese Therapie zu schütten...mit Verlaub, da halte ich dir einen Spiegel vor dein Gesicht.


Ich finde es genauso doof, wenn Kritikern dieser Therapieform suggeriert wird, dass ihnen fabelhaftes Material zum Aufarbeiten ihres Lebens entginge. Weil es ja gar nicht sein kann, dass jemand gegen Kunsttherapie ist - wenn er wüsste wie toll sie ist.

Und wenn sich jemand weigert dies auszuprobieren, wird das mitunter als direkter Beweis dafür angesehen, dass die entsprechende Person besonders große Probleme hat. Denn sonst würde sie es ja ausprobieren....

Und ja, einige finden sie gut. Ich finde sie ebenso verzichtbar wie eine Tarot-Therapie.

03.05.2021 12:33 • #41


superstes
[ZITATUnd wenn sich jemand weigert dies auszuprobieren, wird das mitunter als direkter Beweis dafür
angesehen, dass die entsprechende Person besonders große Probleme hat. Denn sonst würde sie es ja ausprobieren....
Und ja, einige finden sie gut. Ich finde sie ebenso verzichtbar wie eine Tarot-Therapie.

Ich denke, daß in allen Therapien der Psyche der/die Therapeut'innen versuchen an die Unbewußten und die Unterbewußten Schichten ihrer Klienten heranzukommen.
Welche Methode wirksam heilt, Darüber wird schon lange gestritten. Und es tummeln sich auch am Rande dieser Szeneviele Scharlatane Wie vielfältig die Meinungen auseinandergehen und auch wieviel Halbwissen vorherrscht, merkt man an diesem Faden...

03.05.2021 14:17 • #42


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Kunsttherapie bei traumatischen Kindheitserfahrungen

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Allerdings! Da der Begriff Therapie nicht geschützt ist, darf sich auch jeder als Therapeut ausprobieren...

03.05.2021 14:43 • #43


silverleaf
Ich habe auch diverse Erfahrungen mit Kunst-/Gestalt-Therapie gemacht, in meinen diversen stationären Aufenthalten, und kann sagen: meine Haltung dazu hat sich im Laufe der Zeit verändert.

Zuerst stand ich dem Ganzen völlig ablehnend gegenüber, wollte zuerst auch gar nicht teilnehmen, musste ich dann aber, saß die ersten Wochen nur da, ganz konkret gebockt wie ein kleines Kind und wollte, dass man mich dort wieder herausnimmt. Aber ich musste bleiben, und nach ein paar Wochen habe ich dann doch angefangen, etwas zu tun, und irgendwann wurde es besser, ich konnte mich Stück für Stück auf den Prozess einlassen, fand es gut, dass ich einfach machen konnte, wonach mir war, und eben nicht wie früher im Kunstunterricht etwas Künstlerisches dabei herauskommen musste (wir durften die Sachen auch nach der Stunde entsorgen, wenn wir wollten, es ging wirklich nur um den gestalterischen Prozess). Zu einigen Materialien habe ich nach wie vor überhaupt gar keinen Zugang, aber hier und da habe ich doch das eine oder andere Material entdeckt, mit dem ich arbeiten mochte und fand es z.T. faszinierend, dass sich hier und da ein erleichternder Effekt eingestellt hat (mir fällt gerade kein bessere Wort ein), den ich mir bis heute nicht vollständig erklären kann.

Ich fand es gut, dass die (guten) Therapeuten einen zu nichts gedrängt haben, dass sie einen in Ruhe gelassen haben, wenn man das wollte, dass sie unterstützt haben, wenn man das gerne wollte, dass die anderen Mitpatienten nicht kommentieren durften, was man gemacht hat (besprochen wurden die Sachen nur mit den Therapeuten), das waren gute Stunden. Anstrengend fand ich die Therapeuten, die einen ständig bedrängt haben, einem Sachen aufzwingen wollten und tatsächlich krampfhaft in wirklich alles etwas hineininterpretieren mussten, egal, ob man das wollte oder nicht (solche habe ich auch kennengelernt).

Insofern kenne ich beide Seiten und habe auch für beide Seiten vollstes Verständnis. Hätte ich an dem kritischen Punkt in meiner Kunsttherapie den falschen Therapeuten gehabt, hätte ich vermutlich nie den Zugang dazu gefunden. Und ich habe auch Mitpatienten kennengelernt, die auch nach 10 Wochen noch immer nichts mit der Kunsttherapie anfangen konnten, da fand ich es grenzwertig, diese weiterhin dahinzuzwingen (hartes Wort vielleicht, trifft aber den Kern der Sache), auch wenn das natürlich therapeutisch begründet wurde... Sicher ist es nicht verkehrt, Patienten auch mal aus ihrer Komfort-Zone herauszubringen, zu fordern und auch mal gegen innere Widerstände anzugehen, aber bitte immer mit Verstand und Augenmaß.

Quintessenz: Ich habe Kunsttherapie lieben gelernt, verstehe aber auch jeden, der damit nichts anfangen kann.

LG Silver

03.05.2021 22:30 • x 8 #44


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Zitat von silverleaf:
Zuerst stand ich dem Ganzen völlig ablehnend gegenüber, wollte zuerst auch gar nicht teilnehmen, musste ich dann aber, saß die ersten Wochen nur da, ganz konkret gebockt wie ein kleines Kind und wollte, dass man mich dort wieder herausnimmt. Aber ich musste bleiben, (...)


Das liest sich gruselig. Ich glaube, ich weiß schon, warum ein stationärer Aufenthalt für mich nicht in Frage käme. Als ich mir besagte Tagesklinik ansah, hatte dies allerdings einen anderen Hintergrund. Im Prospekt stand, dass Gruppenpsychotherapie ein Angebot wäre. Bei der Besichtigung der Klinik stellte sich heraus, dass das vermeintliche Angebot doch eine Verpflichtung der Patienten war. An dieser Stelle habe ich die Besichtigung abgebrochen, nachdem ich noch einigermaßen amüsiert festgestellt habe, dass in der Kunsttherapie Leistung zum Ausstellen gewünscht wurde.

03.05.2021 22:58 • #45


superstes
Danke @silverleaf, das liest sich für mich als sehr einfühlsam und gelungen ! ganz und gar nicht gruslig Es ist auch ein Hinweis, wie unterschiedlich Therapien in Kliniken gehandhabt werden und natascha, deine Einwände gegen die Kunsttherapie kannst du getrost in den müll werfen. Kein Patient wird zu einer Therapie gezwungen...das funktioniert nicht. Und deine Giftschleuder gegen Kunsttherapie kannst du ruhig bei dir behalten.Wir sind allesamt unterschiedlich...und das ist gut so !

03.05.2021 23:15 • x 2 #46


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Zitat von superstes:
Und deine Giftschleuder gegen Kunsttherapie kannst 


Nun, dass was manche als gelungene Aktion präsentieren, sehe ich eher als abschreckende Beispiel.

Wenn jemand schreibt, er musste an dieser Therapie teilnehmen, dann wird das wohl so gewesen sein. Über Wochen hinweg. Das klingt für mich, als würde man seiner Persönlichkeit beraubt und zu etwas verbogen, was man nicht ist.

Mittlerweile bin ich heilfroh, dass die Finanzierung von Kunsttherapie in D lediglich in Kliniken gesichert ist. Sonst würde ich mich tatsächlich fragen, wofür ich da eigentlich Beiträge zahle.

03.05.2021 23:28 • #47


superstes
Heijeijei, liebe Natascha, soviel Verdruß. Das ist ja eine richtige Attacke gegen Kunsttherapie...Davon scheinst du sehr angefressen zu sein...

04.05.2021 00:43 • #48


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Nach dem, was ich hier gelesen habe, auf jeden Fall.

04.05.2021 06:21 • #49


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Zitat von Natascha40:
Nun, dass was manche als gelungene Aktion präsentieren, sehe ich eher als abschreckende Beispiel. Wenn jemand schreibt, er musste an dieser Therapie teilnehmen, dann wird das wohl so gewesen sein. Über Wochen hinweg. Das klingt für mich, als würde man seiner Persönlichkeit beraubt und zu etwas verbogen, was man ...


Meine Tante Emma ist 91 alt geworden und hatte immer eine Flasche Klosterfrau Melissengeist in ihrer Küche. Für sie war diese Hilfe sehr gut. Aber weil es bei Tante Emma geholfen hat, wäre es fatal, den Klosterfrau Melissengeist als ultimative supergute Hilfe anzupreisen, denn andere Menschen könnten in eine fatale Abhängigkeit geraten.

Das gilt aber nicht nur für den Klosterfrau Melissengeist. Die Diätmafia, also Leute wie Mr. Slimfast, der Milliarden scheffelt, arbeitet auch nach dem Prinzip, ihre frohe Botschaft über Produktfans in die Welt hinauszurufen. Wer nicht mitmacht wird geteert und gefedert und als konterrevulutionär gebrandmarkt.

Leider warte ich bis heute noch auf alte Hasen hier im Forum, die damals 1999 bis 2002 die Psychotherapie als ultimative Superhilfe propagiert haben, und heute wieder gesund und lebensfroh im Sattel sitzen.
Wo sind sie dann Alle?
tric7, cap, erklärbär, i-pünktchen, smilie und die vielen vielen anderen Freudianer

04.05.2021 06:42 • #50


F
Widerstand gegen Therapien ist kein Ausdruck besonderer Kompetenz sondern Symptom von Erstarrung, auch Teil des Problems, von dem man sich (angeblich) befreien möchte. Ich war vor vielen Jahren nach einer schweren Erkrankung in einer Reha-Klinik, die anthroposophisch arbeitete. Ich war nie und werde nie Anthroposoph sein. Ich finde die Lehre R. Steiners gelinde gesagt krude. Trotzdem waren die Kur und alle Anwendungen ganz wunderbar, denn ich habe mich ihnen geöffnet und auch Therapieformen mitgemacht, die ich total schräg fand, zum Beispiel Eurythmie. Das war die größte Herausforderung (ich musste innerlich lachen und sagte mir: auf keinen Fall darf mich jemals einer meiner Freunde hier sehen, so peinlich ist das. Und? Gar nichts ist peinlich. Ich machte die Therapie gelockert, interessiert und so gut ich konnte mit, es war eine sehr gute Erfahrung und ich erinnere mich total gerne daran zurück.
Ich kann nur jedem Menschen raten, nicht immer alles gleich zu beurteilen, vor allem zu verurteilen und abzulehnen. Das ist nur ein Ausdruck von Erstarrung und Verkrampfung. Im Bereich kreativer Tätigkeiten bzw. Therapieformen sind ablehnende (natürlich wortreich begründete) Aussagen schlecht für andere, denn sie können deren Unsicherheit verstärken (lächerlich, ich kann nicht zeichnen, ist nur peinlich). Falscher Ansatz, Leute!

04.05.2021 08:23 • x 4 #51


moo
Zitat von Fauda:
Ich kann nur jedem Menschen raten, nicht immer alles gleich zu beurteilen, vor allem zu verurteilen und abzulehnen. Das ist nur ein Ausdruck von Erstarrung und Verkrampfung. Im Bereich kreativer Tätigkeiten bzw. Therapieformen sind ablehnende (natürlich wortreich begründete) Aussagen schlecht für andere, denn sie können deren Unsicherheit verstärken (lächerlich, ich kann nicht zeichnen, ist nur peinlich). Falscher Ansatz, Leute!


Schön, wenn jemand meine Gedanken so trefflich in Worte fügt - herzlichen Dank!

04.05.2021 08:34 • x 3 #52


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Zitat von Fauda:
Widerstand gegen Therapien ist kein Ausdruck besonderer Kompetenz sondern Symptom von Erstarrung, auch Teil des Problems, von dem man sich (angeblich) befreien möchte. 


Es wäre mir nie eingefallen, Widerstand gegen die Therapie als Kompetenz zu bezeichnen.

Allerdings finde ich es lächerlich zu suggerieren, dass jemand der gegen besagte Kunsteinheit ist, würde sich nur angeblich von seinen Problemen befreien wollen.

04.05.2021 09:16 • #53


moo
Als mir in der Klinik nach ausführlicher Anamnese u. a. Kommunikative Bewegungstherapie (KBT) beschrieben und dringend empfohlen wurde, war mir das völlig suspekt und bei den ersten Terminen fühlte ich mich sehr unwohl.
Nach 4 Wochen musste ich verblüfft feststellen, dass es genau dieses Modul war, welches für den heilsamsten Effekt sorgte.
Seitdem verstehe ich den Ansatz (guter) Therapeuten, gerade auf jene beim Patienten unbeliebten Module zu setzen. Aber klar, nicht bei jedem funktioniert es. Auch diese Tatsache ist anzuerkennen!

04.05.2021 10:46 • x 2 #54


kritisches_Auge
Ich war nie in einer Klinik das würde ich auch vermeiden wollen so wie es irgendwie geht, aber ich hatte eine lange analytische Therapie.

Ich habe nie zeichnen können, das ging so weit, dass Mutter mir die Bilder für die Schule zeichnete, meine sehen aus wie von einem vierjährigen Kind. Aber ich habe ein sehr gutes Gefühl und Interesse für Farben, auch deshalb shoppe ich gerne und erfreue mich daran, ganz neuartige Kombinationen zu sehen.

Und ich habe nicht gezeichnet aber gemalt, ich war wie in einem Flow, wenn ich malte hörte und sah ich nichts anderes, ich berauschte mich an den Farben und konnte nicht genug Buntstifte haben, jede Farbe sah etwas anders aus, braun war nicht gleich braun und jeder Stift lag anders in der Hand. Die Bilder bekam meine Analytikerin und wir sprachen darüber, in einer Gruppe hätte ich nie darüber reden wollen. Wenn ich pathetisch wäre, würde ich sagen, dass das Malen fast lebensrettend war, doch das wäre übertrieben.

Jetzt male ich nicht mehr, die Zeit ist vorbei, es ist abgeschlossen, meine Bilder habe ich noch, meine Thera gab sie mir als sie ihre Praxis aus Altersgründen schloß.
Aber manchmal sehne ich mich nach dieser Zeit.

04.05.2021 11:12 • x 2 #55


superstes
Zitat:
Und ich habe nicht gezeichnet aber gemalt, ich war wie in einem Flow, wenn ich malte hörte und sah ich nichts anderes, ich berauschte mich an den Farben und konnte nicht genug Buntstifte haben, jede Farbe sah etwas anders aus, braun war nicht gleich braun und jeder Stift lag anders in der Hand. Die Bilder bekam meine Analytikerin und wir sprachen darüber, in einer Gruppe hätte ich nie darüber reden wollen. Wenn ich pathetisch wäre, würde ich sagen, dass das Malen fast lebensrettend war, doch das wäre übertrieben.


Danke ! Dein Bericht freut mich sehr ! Genau so wird das gemacht. Zuerst geht es über die Farben, jeder hat Vorlieben für eine bestimmte, oder gleich mehrere Farben.
Farben wirken auf die Seele, damit wird gearbeitet. An Kunst denkt dabei niemand.

Zitat:
Aber klar, nicht bei jedem funktioniert es. Auch diese Tatsache ist anzuerkennen!


Danke moo! Vor allem dann, wenn schon in der Schulzeit eine Aversion dagegen sich entwickelt hat. Daß es auch anders sich entwickeln kann, hat sehr anschaulich @kritisches_auge geschildert

04.05.2021 12:04 • x 1 #56


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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf