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Hallo!
Ich habe in dieses Forum gefunden, in der Hoffnung, etwas Unterstützung oder Verständnis durch andere Betroffene zu bekommen.

Seit etwa fünf Jahren bin ich mir bewusst darüber, dass ich Iatrophobiker bin. Allerdings fing das Problem schon weit früher an. Ich hatte schon vor ca. 20 Jahren Probleme damit zum Arzt zu gehen, zunächst nur bzgl. Gynäkologen - bei dem ich mit ca. 15 Jahren sehr negative Erfahrungen machte -, sehr bald auch normale Hausarztbesuche. Ich reduzierte diese auf das notwendige Minimum und setzte lieber auf Hausmittelchen, ein Verfahren was ja auch nicht unbedingt auffällt. Auch mir selbst nicht. Skepsis gegenüber der Schulmedizin und Naturheilkunde sind in meinen Kreisen nichst Ungewöhnliches und wenn man nicht bei jedem kleinen Wehwehchen zum Arzt rennt, beweist man nur seine Disziplin und seinen Charakter.

Seit 10 Jahren lebe ich nun außerhalb der sozialen Kontrolle von Eltern und Geschwistern und nicht mehr im Einzugsgebiet meines ehemaligen Hausarztes und habe mir nie einen gesucht.
Auch da begründet duch Ausreden: Ich bin ja nur kurz hier, zieh bald wieder um! Mir fehlt ja nix! Das geht auch so wieder weg! Ich bin hart im Nehmen! Der hat nen schlechten Ruf, etc.
Da ich eine chronische Schilddrüsenerkrankung habe, suchte ich gelegentlich meinen ehemaligen Hausarzt auf, schickte meine Eltern vor oder brachte mir die im Ausland frei verkäuflichen Medikamente von Auslandsreisen mit, so dass ich die notwendigen Medis weiter nehmen konnte. Vor fünf Jahren versiegten aber einige Bezugsquellen für mich, so dass ich die Medis nur noch unregelmäßig und nun seit zwei Jahren gar nicht mehr nehmen konnte. Mit entsprechenden gesundheitlichen Auswirkungen. Ich habe mittlerweile sehr deutliche Symptome meiner leicht in den Griff zu bekommenden chronischen Erkrankung. Ich bin mir des Risikos, das ich eingehe auch durchaus bewusst.

Trotzdem bringe ich es einfach nicht fertig, einen Arzt aufzusuchen. Ich kann dafür nicht mal die Gründe benennen, frage mich selbst jeden Tag wieder, warum eigentlich nicht? Wovor hast du Angst und warum hast du überhaupt Angst? Ich habe keine traumatischen Kindheitserfahrungen gemacht. Da ist nie was Schlimmes passiert. Ich bin auch, abgesehen von der jetzigen Situation, nie ernsthaft krank gewesen. Und sonst in allen anderen Bereichen meines Lebens diszipliniert und kein bisschen wehleidig, auch niemand, der zum Lachen in den Keller geht oder sein Leben hasst.

Ich finde mein Benehmen selbst absonderlich.
Ich belüge meine Umgebung, was offensichtlich erkennbare Krankheitssymptome angeht und spiele sie vor anderen und auch vor mir selbst runter.
Ich gehe Menschen mit medizinischen Berufen aus dem Weg (meiner eigenen Mutter).
Ich wechsle vor Ärztehäusern die Straßenseite.
Ich mache keine Krankenbesuche. Die drei letzten Punkte berühren mich auch beruflich und fielen auch schon meinem Vorgesetzten auf. Berufliche Konsequenzen sind eine Frage der Zeit.
Ich quäle mich durch Krankheitsphasen durch - mit Hausmittelchen - weil ich mich nicht mal mehr in Apotheken traue, etc. Z.B. quäle ich mich wochenlang mit einer äußerst schmerzhaften steifen Schulter, bei der ich mir nicht mal mehr die Socken anziehen konnte, oder schlafe nicht mehr, weil mich übelste Zahnschmerzen quälen (ich habe keine Zahnbehandlungsangst, aber der Zahnarzt könnte bei Blick in meinen Mund auf meinen Gesundheitszustand schließen und mich erinnern zum Arzt zu gehen).
Ich habe ein geradezu morbides Interesse für Ärzteserien und Dokus im TV, die mir einen Thrill versetzen wie anderen Leuten Kettensägen-Massacker 1-15 Ich kaue mir da die Fingernägel vorm Fernsehen runter und fühle mich mies, weil ich ganz offensichtlich nen Knall habe.
In anderen Situationen, die mich irgendwie an Arzt erinnern, hatte ich nun auch schon mehrmals Panikattacken, z.B. weils in der Schule nach Desinfektionsmitteln riecht und der Kollege mir auf dem Flur im Laborkittel begegnet.

Ich weiß, dass ich dringend dagegen vorgehen muss. Mein physischer Zustand ist langsam bedenklich, mein psychischer auch.
Da ich selbst beruflich im Bereich KVT einige Fortbildungen gemacht habe, weiß ich, was ich als Akuthilfe bei Angst- und Panikattacken tun kann und vor allem, dass ich was dagegen tun kann. Dumm ist, dass ich bei mir auf dem Land, so gut wie keine Chance habe kurzfristig eine therapeutische Unterstützung zu bekommen - auch nicht als Privatpatient oder Selbstzahler. So richtig nötig wäre es vielleicht auch gar nicht. Ich brauche eher nen Pusch den ersten Schritt zu machen und mir einen Arzt zu suchen demgegenüber ich endlich offen zu gebe, dass ich mit der Situation ein Problem habe. In den letzten 24 Monaten habe ich es zweimal über die Schwelle in eine Praxis geschafft. Dort konnte ich aber nicht zugegeben, dass es mir nicht gut geht. Ich habe den Doc vollgequasselt und um Beratung bzgl. ner Fernreise bzw. ne Krankschreibung wegen Arbeitsüberlastung gebeten, die ich auch ohne Untersuchung bekam.

Ich kann einem wildfremden Menschen gegenüber nicht zugeben, dass ich Angst habe und Hilfe brauche.
Der nimmt mich eh nicht ernst, den ernst nehmen kann man daran ja auch nichts!
Der hält mich für meschugge!
Die sind in dem Bereich eh nicht ausgebildet und haben weder Verständnis noch Ahnung!
Ich kann nicht die kostbare Zeit von Ärzten (gerade bei mir auf dem Land) wegen so nem Pipifax beanspruchen, nur weil ich am Rad drehe und das Wartezimmer sitzt voller Schwerkranker.
Ich will nicht seine/ihre Aufmerksamkeit, dass da jemand denkt, die spinnt, stellt sich an, hat nen Knall, läuft völlig aus der Spur.
Ich weiß ja, der oder die kann das eh nicht verstehen, weil selbst nicht betroffen...
Das ist so dieses dämliche Gedankenkarussell, dass da zu laufen beginnt und das ich selbst nicht abstellen kann.

Da ich sehr zurückgezogen lebe, bzw. die wenigen mir wirklich nahestehden Menschen in den letzten Monaten/Jahren was meine Gesundheit angeht massiv belogen habe, kann ich mich auch sonst niemandem anvertrauen ohne viel Vertrauen, das sie in mich setzen zu zerstören.

Ich weiß echt nicht, was ich machen soll. Ich bin - abgesehen vom jährlichen Novemberblues - wirklich niemand, der sich durch schwarze Gedanken runterziehen lässt. Aber wenn ich mich momentan so mehr oder weniger durch meinen Alltag schleppe, dann kommt mir schon ab und an der Gedanke, dass es nicht besonders schlimm wäre, wenn das alles ein Ende hätte. Noch hoffe ich aber auf ein Happy End für mich


Sorry, ist ein bissl lang geworden. Ich hoffe hier gibts keine Strafpunkte dafür.

Danke fürs Lesen

zuiop

20.01.2013 15:45 • 13.02.2013 #1


22 Antworten ↓

V
Hallo

Ich befinde mich in einer fast ähnlichen Situation wie du. Ich gehe zwar zu Ärzten. Aber wovor ich tierische Angst habe, ist der Besuch beim Gyn. Ich bin da genau wie du, gehe auf die andere Straßenseite wenn ich auch nur ein Schild vom Gyn sehe. Ich gehe nicht zur Vorsorge aus Angst vor Diagnosen. Ich mache mir selbst das Leben schwer. Ich erfinde 1000 Ausreden warum ich nicht gehen kann. Auf der andere Seite habe ich natürlich tierisch Angst davor Krebs zu bekommen. Täglich beschäftigt mich diese Angst und habe sogar Angst meine Brust zu berühren aus Angst etwas zu ertasten. So macht das Leben auch keinen Spaß mehr. Eine Lösung habe ich auch nicht. Ivh war auch in Therapie aber die Therapeutin sagtw sue könne mir nur weiter helfen wenn ich bereit bin zum Arzt zu gehen. Dabei hatte ich gehofft dass ich in der Therapie lerne die Angst zu verlieren.

Ich wünsche dir dass du den inneren Schweinehund uberwindest und es schaffst zum Doc zu gehen. Ich habe es noch nicht geschafft.

LG Violetta

20.01.2013 19:50 • #2


A


Arztangst

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A
Mir gehts ganz genauso, wobei die Ursache bei mir ist, daß ich einige traumatische Erlebnisse hatte. Ich reagiere mit Panik und Selbstverletzung wenn ich zu einem unbekannten Arzt soll. Ich hab für mich inzwischen eine Strategie entwickelt mit der ich recht gut klar komme:
1. Ich suche mir die Docs nur noch über www.jameda.de aus. Dort werden Ärzte bewertet. Ich wende mich nur noch an die, die dort als nett eingestuft werden.
2. ich schicke dem Doc vorab eine email und schildere mein Problem mit der Panik usw. Selbst Blutdruckmessen ist ein riesen Problem bei mir. Wenn der doc darauf nett reagiert scheint er ja ok zu sein. Meine größte Angst ist beim Arzt wieder angeschrien oder ausgelacht zu werden wenn ich wegen so nen Kleinkram heule.

Auf die Art hab ich inzwischen einen Zahnarzt, Proktologen und Gyn gefunden. Letzterer ist inzwischen auf privat mit uns befreundet, was es um Welten noch einfacher macht Mit ist allerdings vollkommen klar, daß ich mit meiner Phobie durchaus Gefahr laufe nicht alt zu werden, aber das ist mir egal, denn ich hab wesentlich weniger Angst vorm sterben als vorm Arzt.

Was aber total bescheuert ist: Auf der anderen Seite (als nicht-Patient) finde ich Medizin total faszinierend....

Auf Grund meiner ehrenamtlichen Tätigkeit war ich gezwungen eine Sanitäterausbildung zu machen - DAS hat mich echt einiges an Mut gekostet da überhaupt hinzugehen, immer in der Panik eventuell einen Unfall zu haben und dann in der Höhle des Löwen festzusitzen (was dann ja sogar auch passiert ist!)...

Zu der Ausbildung gehört auch ein Praktikum aufm Rettungswagen - man hatte ich Schiss vor den Kollegen... Aber die Arbeit aufm Retter war so superspannend, daß ich inzwischen regelmäßig mitfahre wenn ich Zeit hab. Dadurch hab ich inzwischen jede Menge nette Rettungsdienstleute kennengelernt, vor denen ich keine Angst mehr als nicht-Patient hab. Aber ich glaub, sobald ich in die Patientenrolle falle wird's trotzdem wieder schwierig...

Ich weiß nicht wieso ich einerseite solche Panik hab als Patient, aber andererseite total begeistert bin als Sanitäter...

21.01.2013 01:48 • #3


V
Hallo Angsthase,

Ich finde es toll dass du eine halbwegs gute Lösung gefunden hast doch irgendwie zum Doc zu gehen. Wie ich ja schon geschrieben habe ist meine größte Angst die Angst vorm Gyn bzw vor der Diagnose. Ich habe keine schlechte n Erfahrungen mit Ärzten genacht so wie ru. Es ist einfach die pure Angst. Ivh muss dazu sagen meibe Mutter starb als ich 18 war an Krebs. Ich war 13 da starb mein Neffe mit 11 Jahren innerhalb von einer Woche an einem Hirntumor. Jetzr sollte nan meinen das wäre Motivation genug regelmäßig zur Vorsorge zu gehen. Aber nein das Gegenteil ist der Fall. Wenn es doch nur anders wäre. Oder ich nicut ständig an Krankheiten denjen müsste. Einen schönen Tag an euch.

LG Violetta

21.01.2013 08:11 • #4


V
Hallo Angsthase,

Ich finde es toll dass du eine halbwegs gute Lösung gefunden hast doch irgendwie zum Doc zu gehen. Wie ich ja schon geschrieben habe ist meine größte Angst die Angst vorm Gyn bzw vor der Diagnose. Ich habe keine schlechte n Erfahrungen mit Ärzten genacht so wie ru. Es ist einfach die pure Angst. Ivh muss dazu sagen meibe Mutter starb als ich 18 war an Krebs. Ich war 13 da starb mein Neffe mit 11 Jahren innerhalb von einer Woche an einem Hirntumor. Jetzr sollte nan meinen das wäre Motivation genug regelmäßig zur Vorsorge zu gehen. Aber nein das Gegenteil ist der Fall. Wenn es doch nur anders wäre. Oder ich nicut ständig an Krankheiten denjen müsste. Einen schönen Tag an euch.

LG Violetta

21.01.2013 08:11 • #5


V
Hallo Angsthase,

Ich finde es toll dass du eine halbwegs gute Lösung gefunden hast doch irgendwie zum Doc zu gehen. Wie ich ja schon geschrieben habe ist meine größte Angst die Angst vorm Gyn bzw vor der Diagnose. Ich habe keine schlechte n Erfahrungen mit Ärzten genacht so wie ru. Es ist einfach die pure Angst. Ivh muss dazu sagen meibe Mutter starb als ich 18 war an Krebs. Ich war 13 da starb mein Neffe mit 11 Jahren innerhalb von einer Woche an einem Hirntumor. Jetzr sollte nan meinen das wäre Motivation genug regelmäßig zur Vorsorge zu gehen. Aber nein das Gegenteil ist der Fall. Wenn es doch nur anders wäre. Oder ich nicut ständig an Krankheiten denjen müsste. Einen schönen Tag an euch.

LG Violetta

21.01.2013 08:11 • #6


K
Hallo zuiop, fast zwei Jahrzehnte erging es mir so ähnlich wie Dir...
Heute ist es schon viele Jahre ganz anders geworden. Als ich schon eine Weile begonnen hatte mein ganzes Leben zu ändern bin ich eines Tages zu einem Arzt gegangen, dort fand ich im Gegensatz zu meinen schlechten Erfahrungen als ich jung war zum ersten Mal jemand mit dem ich sprechen konnte... in den ersten Jahren dann haben mir Ärzte viel geholfen auf meinem Weg, sie konnten manchmal eine Brücke bauen, aber gehen musste ich sie selber.

Das man sich bei Krankheit nicht anstellen soll, man nicht zum Arzt rennt, man gefälligst sich nicht ausruht sondern arbeitet und vieles mehr habe ich viele Jahre zu hören bekommen und auch vorgelebt bekommen in meiner Familie. So wie sicher viele Menschen meiner Generation, ich bin heute 47 Jahre alt.
Ich bekam eine Menge Ärger als ich began das anders zu handhaben und began mein eigenes Leben zu leben.

Aber ich lernte auch neue Menschen kennen, die mich so mochten wie ich bin. Ich hab in Therapie in einer Klinik gelernt das es besser ist wenn ich mit mir innerlich zährlicher umgehe und nicht so hart wie ich es seit frühester Jugend kannte. Ich bin noch dabei das zu üben und zu lernen.

Ich habe auch eine Schilddrüsenerkrankung und da ist es ganz wichtig jeden Tag die Tabletten dafür zu nehmen, es tut Dir gar nicht gut wenn Du das nicht angehst, aber das fühltst Du ja auch selber. Das alles kannst Du auch nur selber ändern und wenn Du es wirklich willst, ich lebe besser damit wie es heute ist um nichts möchte ich es wieder so haben wie früher. Ärzte sind auch nur ganz normale Menschen und wenn es mir heute wo gar nicht gefällt gehe ich nie wieder hin und schreibe ihm oder ihr auch warum nicht...zu meinen Ärzten habe ich Vertrauen.
Wenn Du privat versichert bist könntest Du es ja mal bei einem homöopathischen Arzt/Ärztin versuchen, da gibt es viel Zeit und eine ganzheitliche Behandlung und Gespräch. Wenn man es selber bezahlen muss kostet dort ein Erstgespräch wohl ca. um die 200 Euro. Ich glaube es wird Dir viel besser gehen wenn Du einmal Deine Ängste offen zu so jemand sagen kannst, mir hat es sehr geholfen....

Viel Kraft wünscht Dir herzlich kerze

21.01.2013 09:18 • #7


A
Zitat von Violetta:
Wie ich ja schon geschrieben habe ist meine größte Angst die Angst vorm Gyn bzw vor der Diagnose.


Gyn war für mich auch immer der Alptraum schlecht hin, hab mich erst mit 25 hingetraut. Aber auch erst nach regem email Kontakt in dem ich ihm von meinen Ängsten und Problemen berichtet hab. Was mir letztlich geholfen hat danach dahin zu gehen war die Aussage vom Doc, daß er mich gut verstehen kann, da er selber unter einer Arztphobie leidet *lach*

Vor Diagnosen hab ich eigentlich überhaupt keine Angst, daß für mich schon seit vielen Jahren feststeht, egal was kommen mag, ich geh in keine Klinik zu fremden Ärzten, auch wenn das bedeutet, daß ich irgendwann früh sterben werde. Vor etlichen Jahren hab ich meine Angst vor Tod und Sterben verloren und seitdem hab ich auch keine Angst vor Diagnosen.

21.01.2013 17:29 • #8


Z
Vielen Dank für eure Anteilnahme und Unterstützung. Es ist schon eine kleine Erleichterung zu wissen, es gibt noch andere wie mich - und scheinbar auch Ärzte, die tatsächlich auf eine Angstproblematik eingehen.

Meine Schwierigkeit ist so ein bisschen, dass ich ziemlich abgelegen im ländlichen Raum wohne, in einer Gegend, die langsam aber sicher total überaltert. Auch bei den hiesigen Ärzten gibt es keinen Nachwuchs. In den letzten fünf Jahren haben zwei Praxen ohne Nachfolger geschlossen und in all den anderen Praxen kommen die Ärzte auch so langsam aber sicher ins Rentenalter. Ähnlich sieht es mit der psychologischen Betreuung aus. Da hier mal ne Suchtklinik war, sind zwar ein paar hängen geblieben - immerhin - aber auch die sind total überlaufen. Dazu kommt dann auch noch, dass wir noch nicht ganz im 21.Jahrhundert angekommen sind. Wir haben kein DSL hier, die wenigsten Leute haben überhaupt Internet-Zugang und die Kommunikation läuft tatsächlich eher übers Telefon, nicht über Email, auch bei den Ärzten nicht.
Ich habe vor einiger Zeit mal anonym per Mail gezielt in Praxen angefragt, bekam aber nur von zweien eine Antwort. Eine sehr freundlich formuliert, die mir mitteilte, dass es im normalen Praxisbetrieb nicht möglich wäre auf mein Problem so einzugehen, wie es wünschenswert wäre, weshalb man mir einen Arzt in der 40km entfernten Kreisstadt empfehle (der aber auch gleich abwinkte, man nähme keine Patienten mehr an) und eine Kurzantwort, mit zwei Links zu Wikipedia. Einmal der Artikel zu Iatrophobie und einmal der Artikel zu Krankheitsgewinn und der pampigen Antwort: mit ersterem haben wir keine Erfahrung, für zweiteres haben wir keine Zeit. Man muss dazu sagen, dass ich das Stichwort Krankheitsgewinn selbst in meiner Mail angebracht habe, weil ich mir selbst nicht sicher war, ob ich nicht einfach nur Zuwendung suche. Trotzdem hat diese Mail all das Geschirr zerdeppert, was ich bis dahin mühsam zusammengeklebt hatte. Ich könnte jetzt noch vor Wut- und Enttäuschung heulen über diese Reaktion.

Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ich vorher noch mal Kontakt per Mail suche. Email ist für mich einfach rein Gefühlsmäßig ein Medium des Misstrauens. Man weiß nie wer mitliest und wer überhaupt antwortet und man weiß auch nie, was der andere und man selbst herausliest. Naja, sei's drum, da werde ich meine eigene Herangehensweise suchen müssen.

Bzgl. Gyn kann ich noch sagen, dass ich da bisher in Deutschland nur negative Erfahrungen gemacht habe. Obwohl der Besuch dort bei vielen Frauen in etwa so angstbehaftet ist, wie der Besuch beim Zahnarzt, hatte ich nicht den Eindruck, dass Frauenärzte überhaupt mit den Themen Hemmungen, Scham und Angst was anfangen können Flappsig gesagt könnte man meinen, die haben die Einstellung Gynäkologie wäre ein Traumjob, wenn unsere Patienten keine Menschen mit Gefühlen wären!.
In anderen Ländern ist man da sehr viel weiter, zumindestens was Hemmungen und Scham angeht. In den USA sind Nischen zum Ausziehen selbstverständlich, wird die Brust unter einem Patientenhemdchen abgetastet und wird das Untersuchungsfeld so abgedeckt, dass die anwesende Nurse keinen Vollpanorama-Blick auf das Geschlecht hat, wie das bisher bei meinen deutschen Ärztinnen war.

Mein Eindruck ist überhaupt, dass Iatrophobiker (oder auch nur gehemmte Menschen) im deutschen Gesundheitsbetrieb keine Lobby haben, obwohl angeblich 2 Mio Menschen davon direkt betroffen sind. Und wenn sich dann doch mal ein Weißkittel mit einem beschäftigen muss, dann gibts halt ein Zäpfchen oder ne Spritze, nach der man sich nach Möglichkeit an nichts mehr erinnert. Mich macht das echt stinkwütend.

21.01.2013 18:26 • #9


A
Ja das mit den negativen Erlebnissen kenn ich auch, bin so oft ausgelacht worden oder der Arzt hat Witze gegenüber der Assistentin gemacht weil ich mich in sienen Augen wie ein Baby anstelle... seitdem traue ich mich zu keinem fremden mehr. Via email hab ich halt die Chance zu sehen, wie die Ärzte drauf sind ohne direkt in eine entwürdigende Situation zu kommen,die dazu führen würde das ich mich hinterher wieder selbst verletze.

Damals bei der Gynsuche hab ich 40 Ärzte im Umkreis von 50km angeschrieben. Davon haben damals 2 geantwortet und bei dem einen bin ich jetzt geblieben. Er ist zwar auch 35km entfernt, aber das ist mir egal. Er kennt die Phobie von sich selber, wenn er mal zum Arzt muss und kann daher echt super mit meinem Problem umgehen. ich bin jetzt seit 11 Jahren bei ihm und inzwischen geh ich vollkommen angstfrei und entspannt hin. Einen Zahnarzt und einen Augenarzt hab ich damit auch gefunden. Der Augenarzt ist witzigerweise auch Arztphobiker *lach* Zu ihr muss ich auch gut 40km fahren

21.01.2013 21:34 • #10


K
Hallo zuiop, möchtest Du sehr weit abgelegen ländlich wohnen? oder geht es nicht anders? Ansonsten wäre doch vielleicht auch mal ein Umzug zu überlegen... ich wohne auch sehr ländlich, aber nicht abgelegen und die nächste Stadt ist relativ schnell zu erreichen mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Es grüßt kerze

22.01.2013 07:28 • #11


Z
Ja, da bei mir Privatleben und Beruf ineinander übergehen, muss und will ich eigentlich auch auf dem Land leben. Ich brauche Natur um mich herum, eine überschaubare Dorfgemeinschaft, die einen Menschen wie mich nicht vereinsamen lässt und ich sehe mich auch in der Pflicht, die Alten nicht alleine zu lassen. Ich muss aber sagen, dass es manchmal erschreckend ist, wenn man feststellt, dass im eigenen Wohnort und in den beiden Nachbarorten niemand mit meinem Geburtsjahrgang wohnt und auch aus den Geburtsjahrgängen davor und danach nur einer. Zum Ausgleich mache ich gerne Städtereisen

22.01.2013 12:34 • #12


R
Angst, zu Ärzten zu gehen, habe ich nicht. Jedoch wird man von manchen Ärzten wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt.
Das es einige Ärzte gibt, die ihre Patienten als nicht gleichwertige Menschen behandeln, dürfte allgemein bekannt sein. Kein Geheimnis!
Was mir vergangene Woche passierte, spottet jeder Beschreibung. Das Schlimme daran: Man kann als normaler Patient nichts gegen die Willkür der Ärzte und deren Launen unternehmen. Entweder du lässt dir alles gefallen, oder du wechselst den Doc. Letzteres ist meine Option.

22.01.2013 12:39 • #13


K
Lebst Du denn alleine in Deiner Wohnung?

22.01.2013 14:23 • #14


Z
Zitat von kerze:
Lebst Du denn alleine in Deiner Wohnung?


Ich? Ja, ich lebe alleine. Das hängt alles mit meinem Beruf zusammen. Den möchte ich hier aber nicht nennen.


Zitat von Renate25:
Angst, zu Ärzten zu gehen, habe ich nicht. Jedoch wird man von manchen Ärzten wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt.
Das es einige Ärzte gibt, die ihre Patienten als nicht gleichwertige Menschen behandeln, dürfte allgemein bekannt sein. Kein Geheimnis!


Leider kenne ich das auch, selbst aus dem privaten und beruflichen Umgang mit Ärzten. Die spöttische Rede von den Halbgöttern in Weiß hat doch viel Wahrheit und einige breiten einen ziemlichen Nimbus um sich aus.
Ich habe manchmal den Eindruck, entweder sie reden gar nicht mit einem, weil sie jeden außerhalb ihrer Kaste für nicht zurechnungsfähig halten, geben nur knappe Anweisungen und mit deinen Fragen, Ängsten und Befürchtungen musst du alleine zurecht kommen oder sie reden mit einem, - total herablassend, so als wäre man drei Jahre alt oder debil.
Wahrscheinlich können sie nicht mal was dafür. Sensible Naturen sind da nicht gefragt und sensibilisiert werden sie dafür nicht. In der Ausbildung beginnt die Kommunikation mit Patienten erst allmählich eine Rolle zu spielen, allerdings nur sehr am Rande. In der Facharztausbildung zählt nur noch das technische Know How. Sie bekommen gezeigt wie man - platt gesagt - den Menschen aufschlitzt und wieder zunäht, aber nicht wie man den Menschen für sich öffnet und ihm zuhört. In der Zahnmedizinischen Ausbildung ist man da sehr viel weiter. Da ist der Umgang mit Patienten und die Kommunikation mit dem Patienten (schon weil man ihm ja auch was verkaufen will) und auch der Umgang mit Angstpatienten ein Bestandteil der Ausbildung und Fortbildung. Wäre mein Zahnarzt mein Gyn, hätte ich wahrscheinlich keine Probleme. Der könnte doch echt mal umsatteln. So ein Stuhl lässt sich doch sicher auch umbauen

22.01.2013 14:44 • #15


K
Ich lebe auch alleine, schon sehr lange.... aber seit einem Jahr habe ich eine glückliche Fernbeziehung...

22.01.2013 15:33 • #16


R
Zitat von zuiop:
Zitat von kerze:
Lebst Du denn alleine in Deiner Wohnung?


Ich? Ja, ich lebe alleine. Das hängt alles mit meinem Beruf zusammen. Den möchte ich hier aber nicht nennen.


Zitat von Renate25:
Angst, zu Ärzten zu gehen, habe ich nicht. Jedoch wird man von manchen Ärzten wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt.
Das es einige Ärzte gibt, die ihre Patienten als nicht gleichwertige Menschen behandeln, dürfte allgemein bekannt sein. Kein Geheimnis!


Leider kenne ich das auch, selbst aus dem privaten und beruflichen Umgang mit Ärzten. Die spöttische Rede von den Halbgöttern in Weiß hat doch viel Wahrheit und einige breiten einen ziemlichen Nimbus um sich aus.
Ich habe manchmal den Eindruck, entweder sie reden gar nicht mit einem, weil sie jeden außerhalb ihrer Kaste für nicht zurechnungsfähig halten, geben nur knappe Anweisungen und mit deinen Fragen, Ängsten und Befürchtungen musst du alleine zurecht kommen oder sie reden mit einem, - total herablassend, so als wäre man drei Jahre alt oder debil.
Wahrscheinlich können sie nicht mal was dafür. Sensible Naturen sind da nicht gefragt und sensibilisiert werden sie dafür nicht. In der Ausbildung beginnt die Kommunikation mit Patienten erst allmählich eine Rolle zu spielen, allerdings nur sehr am Rande. In der Facharztausbildung zählt nur noch das technische Know How. Sie bekommen gezeigt wie man - platt gesagt - den Menschen aufschlitzt und wieder zunäht, aber nicht wie man den Menschen für sich öffnet und ihm zuhört. In der Zahnmedizinischen Ausbildung ist man da sehr viel weiter. Da ist der Umgang mit Patienten und die Kommunikation mit dem Patienten (schon weil man ihm ja auch was verkaufen will) und auch der Umgang mit Angstpatienten ein Bestandteil der Ausbildung und Fortbildung. Wäre mein Zahnarzt mein Gyn, hätte ich wahrscheinlich keine Probleme. Der könnte doch echt mal umsatteln. So ein Stuhl lässt sich doch sicher auch umbauen



Bist du etwa ARZT?

22.01.2013 19:04 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

Z
Zitat von Renate25:

Bist du etwa ARZT?


Nö, definitiv nicht. Obwohl bei denen ja angeblich Arztangst auch sehr verbreitet ist.

22.01.2013 19:51 • #18


R
Zitat von kerze:
Lebst Du denn alleine in Deiner Wohnung?


Meinst du mich, mit deiner Frage?

23.01.2013 10:04 • #19


K
Nein Dich meinte ich nicht...

23.01.2013 14:54 • #20


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