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Hallo, vielleicht hilft dem einen oder anderen ja mein kurzer Bericht:

Ich habe eine zweijährige Fachoberschulreife gemacht und hatte die ganze Zeit über panische Angst davor, vor der Klasse zu reden. Ob Vorträge, Vorlesen oder eine eigene Meinung laut sagen, vor alledem hatte ich panische Angst.
Ich habe schlechte Noten kassiert und mich öfter als zu doof dargestellt, nur um mich vor Aufgaben zu drücken, die mit freiem Sprechen zu tun hatten.

Nun, irgendwie hab ich den Wandel aber, zumindest grundlegend, geschafft.
Irgendwann musste ich dann einen wichtigen Vortrag halten, vor dem ich mich nicht ohne weiteres drücken konnte.

Ich denke das Schema kommt bekannt vor: Erst bereitet man sich unsagbar darauf vor und denkt alles wird easy und cool und man erzählt allen wie cool der Vortrag wird. Aber dann, je näher der Termin rückt, desto unrealer scheint das alles.
So auch bei mir: Material und alles: 1a. Aber kurz vorher kam die Angst. Gleichzeitig hab ich aber erkannt, dass ich so viele Qualitäten habe, sprachlich so wunderbar begabt bin und so gerne mit anderen rede und dass der Mensch keine Angst davor haben sollte, mit anderen Menschen zu reden.
In dem Moment habe ich mir gesagt, dass ich den verdammten Vortrag halte und wenn ich dafür durch die Hölle muss. Ich habe irgendwie einen Anker vorgeworfen und egal was für Horrorszenarien ich mir vorstellte (Totaler Realitätsverlust, keiner versteht mich, Klapse, Spott und Gelächter, Ohnmacht, das volle Programm halt), keiner von diesen Gedanken konnte mich davon abhalten mich zum Anker zu ziehen.

Es war wie ein mentaler Boxkampf bei dem der Sieger schon feststand und deswegen war es auch so einfach. Ich habe mich dann stundenlang vor einen Spiegel gestellt und den Vortrag immer wieder gehalten. Danach dann mit geschlossenen Augen, die Klasse vor Augen und habe die Horrorszenarien durchgespielt. Und egal wie unreal alles war, ich konnte am Ende immer noch reden und weite vortragen.

Am nächsten Tag bin ich ganz ruhig zur Schule und habe bewusst nicht an den Vortrag gedacht. Ich habe mir einfach gesagt Du machst es eh, da kannst du auch kurz vorher noch Angst haben.
Kurz vor dem Vortrag bin ich dann kurz aus dem Klassenzimmer raus, habe mir die (nassen) Hände gewaschen und habe dann direkt angefangen. Und was soll ich sagen, nach ein paar Momenten der Angst und Unsicherheit habe ich einen totalen Wandel durchgemacht und den Vortrag ohne Probleme gehalten.

Mir wurde danach mehrfach gesagt, dass ich ausgezeichnet im Vortragen bin.
Jedenfalls hätte ich mich danach eigentlich zu einem Vortrag jede Woche melden sollen, aber die Angst kam recht schnell wieder und ich war dann irgendwie zu faul mich der Angst wieder zu stellen.

Trotzdem habe ich da gemerkt, dass ich meine Angst besiegen kann, wenn ich mich ihr nur stelle und es durchziehe.
Ich habe danach noch zwei Vorträge gehalten, alle ohne Probleme und mit relativ wenig Angst sogar.

Ich weiß dass der Weg noch lang ist, aber ich denke der Schritt von es ist mir unmöglich zu dem Halten eines Vortrages vor der Klasse war schon ein guter Einstieg in ein freies, offenes und selbstbestimmtes Leben.
Vielleicht konnte ich ja jemanden inspirieren.

18.11.2008 17:04 • 19.11.2008 #1


2 Antworten ↓


M
Hallo etlam,

Schöner Bericht. Gratuliere, ich glaube auch, dass das ein Riesenschritt war.

Grüße und viel Erfolg weiterhin!

18.11.2008 17:34 • #2


C
Zitat:
Vielleicht konnte ich ja jemanden inspirieren.


Ja, mich.

19.11.2008 01:08 • #3





Dr. Reinhard Pichler