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T
Hallo,
Ich bin neu hier und möchte euch erstmal kurz etwas über mich erzählen.
Ich bin 14 Jahre alt, gehe auf ein Gymnasium und spiele sehr gerne Gitarre.
Der Grund weshalb ich mich hier angemeldet habe ist, dass ich seit ungefähr 4 Jahre an Emetophobie leide und ich langsam einfach keine Kraft mehr habe um weiterhin mit dieser Angst weiterzuleben. Ich hoffe, dass ich hier viel Zuspruch, Hilfe und Antworten auf meine Fragen bekomme.
Liebe Grüße,
TiredGirl

12.09.2014 20:19 • 13.09.2014 #1


6 Antworten ↓


G
Hallo liebes TiredGirl,

erzähl mal, was dein Problem ist. Meistens haben Menschen mit Metophobie enormen Leistungsdruck.

Bist du mit deinem Problem in Behandlung? Sprichst du mit deinen Eltern über dein Problem?

Das wäre vorerst einmal wichtig zu wissen!

Ich freue mich über deine baldige Antwort!

LG

Gerd

12.09.2014 22:25 • #2


A


Emetophobie und keine Kraft mehr

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G
Emetophobie natürlich

12.09.2014 22:54 • #3


T
Hallo Gerd,
Ich weiß nicht genau wo ich anfangen soll zu erzählen...
Der Grund, weshalb ich an Emetophobie leide ist ein traumatisches Erlebnis. Ich war mit einer Freundin zelten und musste mich dort übergeben. Leider nicht nur einmal, sondern die ganze Nacht lang in kurzen Abständen. Seit dem kann ich in Zelten und Wohnwägen nicht mehr schlafen, da es mir immer übel wird. Mit der Zeit wurde es aber immer schlimmer. Mir wurde es zunächst immer abends übel und ich konnte dann auch zuhause nicht mehr schlafen und mittlerweile tritt die Übelkeit auch tagsüber auf.
Wegen dem Leistungsdruck...Was sehr positiv ist, ist, dass mir meine Eltern keinen Druck machen. Dies ist aber auch nicht nötig, da ich mich selbst in der Schule sehr unter Druck setze. Das liegt daran, dass ich durch das viele lernen eine Zeit lang meine Probleme vergessen kann, weil ich mich eben voll und ganz auf den Lernstoff konzentriere. Außerdem macht es mich glücklich wenn ich dann eine gute Note herausbekomme und da ich oft sehr unglücklich bin ist mir jedes Ereignis das mich glücklich macht sehr wertvoll.
In Behandlung bin ich mit meinem Problem noch nicht. Das liegt daran, das ich mich lange nicht getraut hab mit meinen Eltern darüber zu reden. Anfangs wusste ich selbst nicht einmal was mit mir los ist. Zuerst habe ich mich dann aber meiner besten Freundin anvertraut und zusammen mit ihr bin ich zu einem Lehrer von mir gegangen. Nach ein paar Monaten habe ich mich überwunden und habe meiner Mutter von meinem Problem erzählt. Sie hat mich zwar ernst genommen, aber ich glaube sie versteht nicht so wirklich wie sehr ich darunter leide Ich war dann auch beim Arzt. Dieser hat mir von einer Therapie abgeraten und hat mir nur solche Zäpfchen verschrieben, damit ich mich sicher fühle. Ich fühle mich aber deswegen kein bisschen besser oder sicherer und deshalb leide ich immernoch sehr stark unter dieser Phobie.
Der Text ist jetzt ziemlich lang geworden, das tut mir leid:/
Ich würde mich freuen, wenn du mir bald wieder antwortest!
Liebe Grüße,
Julia

13.09.2014 09:55 • #4


tommilu
hallo guten morgen
warum hat dein arzt dir von einer therapie abgeraten? ich würde dir dringend eine emphehlen. vieleicht kann dir ein vertrauenslehrer weiter helfen
lg tommilu

13.09.2014 11:07 • #5


G
Liebe Julia,

Dass du dich deinem Lehrer anvertraut hast, finde ich sehr richtig und Hut ab, dass du über dein Problem dich sprechen getraut hast.
Deinem Hausarzt kann ich auf gar keinen Fall folgen, warum er dir von einer Therapie abgeraten hat.
Das wäre jetzt bei dir höchst wichtig, bevor sich eventuell eine Essstörung voll entwickeln kann.

Was würde ein Therapeut mit dir machen:

In einer Therapie, insbesondere in einer kognitiven Verhaltenstherapie, könntest du lernen, mit der Angst, dass dir übel wird und du erbrechen könntest, umzugehen.
Dies werden dir viele Emetophobiker bestätigen. Was erwartet dich in einer Therapie?
Zusammen mit Ihrem Therapeutenwirst vermutlich zunächst schauen, ob sich in deiner Vergangenheit eine Erklärung für deine Erkrankung finden lässt.
Möglich, dass du hierbei fündig werden. Es kann aber auch sein, dass nicht.
Wie auch immer die Suche ausgeht, für deine Therapie hat das keine großen praktischen Konsequenzen.

Ein Schwerpunkt deiner Therapie wird nämlich darin bestehen, die Prinzipien der Angstentstehung und Bewältigung kennenzulernen und anzuwenden.

D.h. Ihr Therapeut wird sich mit dir über das Wesen der Angst unterhalten: wie du diese erzeugst, wie du diese verstärken und wie du diese mental bewältigen und kontrollieren kannst.
Da alle Theorie grau ist, liegt ein weiterer Schwerpunkt deiner Therapie darin, sich deiner Angst zu stellen. Angst kann man nur besiegen, wenn wir uns ihr stellen, wenn sie auftritt.
Wenn wir flüchten, wenn wir uns ablenken, können wir nicht lernen, mit der Angst umzugehen. D.h. dein Therapeut wird dich auffordern, sich mit deinerr Angst zu konfrontieren und sie zu spüren.
Konkret bedeutet das: Du wirst sich in die Situationen begeben, die du aus Angst vor dem Erbrechen gemieden hast. Du musst dir die Chance geben, zu erleben, dass die Übelkeit eine Begleitung deiner Angst ist und deine Angst, zu erbrechen, unbegründet ist.
Und selbst wenn du erbrechen sollten, kannst du lernen, damit umzugehen. Das gibt Selbstvertrauen. Schließlich würdest du doch auch nach einem Autounfall weiter Auto fahren, oder?
Vielleicht wird dir dein Therapeut auch Bilder mit Menschen zeigen, die erbrechen oder dich in der Realität mit solchen Situationen konfrontieren.
Du wirst diese Bilder so lange ansehen, bis diese dir gleichgültig sind und du bei deren Anblick nichts mehr empfinden – außer vielleicht einem kleinen Ekel, der aber völlig normal ist. D.h.

du musst eine Menge unangenehmer Gefühle und Gedanken in Kauf nehmen – aber das ttust du ja bereits jetzt schon.

Dein Therapeut wird dich vermutlich auch auffordern, dein Sicherheitsdenken und Verhalten aufzugeben, sprich, ohne Kotztüte oder Medikamente aus dem Haus zu gehen, oder gänzlich auf die Einnahme von Antibrechmitteln zu verzichten.
Vielleicht wird dein Therapeut mit dir auch über deine Angst vor dem Kontrollverlust sprechen. Warum hast du Angst, die Kontrolle zu verlieren?
Kontrolle ist ein Ausdruck von Misstrauen. Letztlich geht es um Vertrauen, um den Verlust der inneren Sicherheit.
Warum fehlt dir dieses Vertrauen? Schritt für Schritt ein Vertrauen aufbauen, und so das übersteigerte Kontrollbedürfnis in puncto Erbrechen aufgeben.
Je nach deiner psychischen Verfassung, wird dein Therapeut mit dir auch über Ihr Selbstvertrauen sprechen und dir zeigen, wie du dieses stärken können.
Vielleicht sind auch Selbstbewusstsein und selbstsicheres Auftreten ein Thema, denn wie ich bereits gesagt habe: die Angst zu erbrechen ist vielleicht nur ein Schutz. Dahinter verbergen sich möglicherweise andere Ängste.
Wenn man ständig Angst hat – und sei es nur unbewusst – dann ist das für den Körper ein Dauerstress.
Verständlich wenn einem irgendwann dieser Stress auf den Magen schlägt und es einem übel wird und das erst recht, wenn man sich dann noch unregelmäßig ernährt oder zu wenig isst oder bei jedem Bissen Angst hat, man könnte etwas essen, von dem einem schlecht werden könnte.
Wenn selbst jeder Bissen eine Gefahr darstellt, - weil einem übel werden könnte - man nicht mehr unbeschwert essen und trinken kann, dann ist das ein zusätzlicher Stressfaktor, der auf den Magen schlägt.

Deshalb wird Ihr Therapeut dir sicherlich empfehlen, ein Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung zum Beispiel nach Jacobsson zu erlernen, um die durch deine ständige Angst im Körper hervorgerufenen Stressreaktionen abzubauen.

Mein Vorschlag letztendlich: Sprich bitte noch einmal mit deiner Mutter, damit sie dich zu einem Psychiater begleitet. Wenn deine Mutter noch immer glaubt, dein Problem ist nicht so groß, gehe noch einmal zu deinem Lehrer mit deiner Freundin, dieser kann dich dann deinem Schularzt vorstellen und dieser kann dich dann beraten, wie du am besten zu einem Psychiater kommen kannst.

So jetzt hab ich dich auch mit einem langen Text konfrontiert, lies ihn, überlege und gegebenenfalls lies ihn noch einmal.
Ich denke, meine Zeilen sind für deine weitere Vorgangsweise eine Hilfe.

Liebe Julia, halt die Ohren steif, es wird wieder, davon bin ich überzeugt, und lass dich nicht von etwaigen Rückschlägen einschüchtern, die passieren leider immer wieder. Aber es ist doch schon ein Erfolg 3 Stufen aufwärts zu gehen und gelegentlich eine Stufe zurück zu fallen.

Wenn du was los werden willst, oder sprechen willst, schreib einfach, ich bin für dich da!

Liebe Grüße und alles Gute

Gerd

13.09.2014 11:48 • #6


T
Hallo Tommilu und Gerd,
Erst einmal zu deiner Frage Tommilu. Mein Arzt hat mir von einer Therapie abgeraten, da sich viele noch mehr in ihre Phobie reinsteigern und es ihnen deshalb noch schlechter geht. Außerdem hat er gemeint, dass eine Therapie nicht immer hilft.

Vielen lieben Dank Gerd für deine ausführliche Erklärung einer Therapie und für den Zuspruch.
Ich habe nächste Woche einen Arzttermin (mein Blut musste untersucht werden) und da werde ich dieses Thema nochmal ansprechen. Wenn ich dann nochmals mit meinem Arzt geredet habe, spreche ich meine Mutter darauf an.

Hat jemand vielleicht schon Erfahrungen mit einer Therapie?

Liebe Grüße,
TiredGirl

13.09.2014 16:59 • #7





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