kjabo2
Warum gehen wir überhaupt davon aus, dass es eine unverzerrte, objektive Realität gibt? Diese Annahme setzt ja direkt voraus, dass die Welt unabhängig von uns existiert und dass wir sie in ihrer wahren Form erfassen können - ersteres ist möglich, die Welt scheint! ja bereits vor der Entstehung eines Individuums zu „existieren“. Doch die Physik, insbesondere die Quantenmechanik, zeigt uns auch, dass das Bild, welches wir von der Welt haben, stark von unserem Beobachtungsstandpunkt abhängt. Heißt, Teilchen existieren nicht in festen Zuständen, sondern in Wahrscheinlichkeitsfeldern, die sich erst durch Messungen manifestieren. Unsere Wahrnehmung der Welt ist also demzufolge nicht nur subjektiv, sondern auch dynamisch und kontextabhängig.
Sprache spielt dabei, so finde ich, eine ganz entscheidende Rolle, denn in erster Linie ist es diese, welche uns die Illusion einer stabilen, objektiven Realität vermittelt. Aber warum sollten wir nun annehmen, dass unsere sprachlichen Kategorien der Welt in ihrer „wahren“ Form entsprechen? Die Begriffe, die wir verwenden, sind nichts als Konstrukte unseres Denkens und unserer kulturellen Prägung. Vielleicht ist die Vorstellung einer objektiven Realität, welche wir unverzerrt erfassen können, also weniger eine Entdeckung als eine Projektion, die uns hilft, eine chaotische und komplexe Welt in ein vermeintlich geordnetes System zu übersetzen, welches in keiner „Realität“ vorherrscht.
09.02.2025 15:00 • x 2 #682
