Zitat von illum: Denn was bringt es, ein vermeintlich objektives Modell zu besitzen, dessen subjektives Verständnis in Wahrheit unbekannte Faktoren enthält (Beispiel Bewusstsein, dunkle Energie), die gar nicht objektiv beurteilt werden können, um dieses Modell objektiv oder wahr zu nennen?!
Ja, und so ist es ja auch.
Objektivität ist letztlich nicht mehr, als die Methode nach der man vorgegangen ist, zu veröffentlichen, auf dass auf diesem Weg jeder hinreichend Ähnliches findet.
Wahrheit ist wirklich ein dickes Brett, die lebt ja von Objektivität, private Wahrheiten sind schwierig oder sind einfach keine, allerdings fällt die Formulierung, dass es einfach keine Wahrheit geben könnte, in den Selbstwiderspruch, dass man mit der Formulierung ja genau das leugnet, was man andererseits beansprucht.
Zitat von illum: Alles steht unter Vorbehalt und ist subjektiv. Selbst die Aussage, dass alles unter Vorbehalt steht und subjektiv ist, ist subjektiv.
Ja.
Alles ist subjektiv und lebt von Voraussetzungen, die letztlich willkürlich gesetzt sind (und sein müssen), weil man sich ja bereits in einer Umgebung vorfindet.
Das Gesetztsein ist somit kein Makel, sondern notwendig, entscheidend ist dann die Qualität der Theorie.
Zitat von illum: Denn wer kann die Wahrheit beweisen?
Ah, schön Du kommst auch darauf zu sprechen.
Zitat von illum: Vielleicht gibt es ja eine Wahrheit, und vielleicht kennt der Mensch auch Teile dieser Wahrheit, aber dass diese Wahrheit auch zwingend wahr ist, entspringt immernoch unserer Logik und damit auch unserer Interpretation von Axiomen.
Ja, und der Leitstern ist dann Konsistenz. Die Theorie muss kohärent sein, dann aber auch manchmal empirische Daten erklären (also auch stinknormale Beobachtungen) und so hat man eben so ein Stückwerk an letztlich unzureichenden Theorien der Wahrheit, sicher nicht ganz falsch, aber zu unbefriedigend in der Theorie.
Da mag mancher die Augen rollen, aber irgendwie ist das ja auch einer der Punkte, warum man Theorien über das Universum hat, die dann auch mitunter gravierend verändert werden müssen, weil man oft keinen guten Modus hat, nach dem man vorgeht.
Zitat von illum: Kann der Mensch überhaupt alles erkennen, oder wird es immer Grenzen der Erkenntnis geben, die je dichter sich ihnen angenähert wird, nur weiter verschoben werden, wie der Ereignishorizont des Universums, der sich, ob nun relativ oder relational, weiter entfernt, je tiefer wir schauen können.
Vielleicht ist ja der Gedanke, dass wir mit unserer Erkenntnis etwas nachjagen müssen tatsächlich der Fehler und das große Einpacken oder der Rückweg richtig. So bei Ramana, auf dem ich aber nicht ewig rumreiten will, auch bei Meister Eckhart findet sich das, was Diethmar Mieth 'konsequent „archeologisch“: eine Rückreise, keine Hinreise' nennt.
Auch bei ihm wird alles wieder kassiert, bei Mystikern kein Einzelfall quer durch die Zeiten und Kulturen.
Interessant, dass bei beiden dann ebenso konsequent auch Gott kassiert wird.
Das intellektuelle Erkenntnisvermögen wäre dann ein Verhikel, was es bis zur Erkenntnis seiner eigenen Begrenztheit schafft, aber nicht weiter. Schön ist aber, dass beide Mystiker nun nicht in schwärmerischen Glauben verfallen, sondern radikal genug sind, diesen am Ende auch noch dekonstruieren.
Beiden ist der relaive Nutzen des Glaubens bewusst, er wird auch nicht attackiert, doch in letzter Konsequenz muss man auch diesen hinter sich lassen.
Die große Jagd nach immer neuen Erkenntnisse stärkt ja vor allem das Ego, weil das alles sehr spannend ist. Das alles zurück zu biegen, heißt sich auch hier zu bescheiden. Eckhart hat das in der Predigt von der Armut im Geiste klar dargestellt.