Ich hoffe, ich antworte nicht zu schnell, ich hab mir einfach angewöhnt, eher schnell zu reagieren, da ist alles noch frisch.
Und solange es nichts kritisches ist, wo mehr Bremse erforderlich wäre, gehts vielleicht auch.
Andererseits kommen natürlich auch noch andere Gedanken, wenn man sich manches mehr durch den Kopf gehen lässt, das kann auch interessant sein...
Und was mir noch wichtig ist: Ich erwarte keine genau so schnelle Reaktion, kein Stress.
Zitat von illum: Hätte ich im Nachhinein nicht gesagt bekommen, dass das eine Psychose war, hätte ich es auch nie gewusst, was man sich darunter vorstellen muss und wie es einem dann geht. In dem Augenblick war es eine Wahrheit, keine Wahnheit.
Joah, also in dem Moment selbst, war das bei mir auch pures Erleben. Hab mich nur gewundert, warum die ganze Welt so komplett anders wirkt und anders auf mich einströmt. Plötzlich gab es GANZ andere Zusammenhänge.
Bei mir gings darum, dass ich, meine Familie, meine Arbeitsstelle von wem auch immer gestalkt und manipuliert wurde und ich überhaupt nicht wusste, was das sollte. Und es gab so ein Gefühl/ feste Überzeugung, überall abgehört zu werden an jeder Stelle oder überwacht bis hin zu meine Kollegen haben einen Knopf im Ohr und werden so dermaßen bedroht, dass sie alles nach Drehbuch sagen müssen zu die Enten, Gänse und Schwäne beim spazierengehen sind voll arrangiert für mich (da war ich dann überzeugt, dass der Organisator ein Linker ist und Sinn für Humor hat, zwischendrin), bis hin zu ich bin fällig, ich werde jeden Moment getötet war alles dabei.
Achso, ja, und vor allem RTL sendete für mich ein eigenes Programm, was mir irgendwas sagen sollte. RTL wirkte irgendwie so wahnsinnig sadistisch auf mich, und manchmal aber auch urkomisch.
Zitat von illum: Man denkt ja als Laie bei Psychosen eher an, kA *beep* mit dem Messer in der Bahn rumlaufen, um Passanten zu bedrohen wie Räuber Hotzenplotz usw aber bei mir war es die absolute Gewissheit, dass ich sterben muss
Hmm, ja, so denkt man. Mein Therapeut meinte, das Aggressive kann irgendwann als Defensivreaktion kommen, wenn man sich irgendwann tötlich in die Ecke gedrängt fühlt, und dann kommt es drauf an, welchen Film man fährt.
Ich hatte in meiner Story GsD keine Mission...Fühlte mich eigentlich viel offener und meinem näheren Umfeld mehr verbunden. Nuja, der eine Kollege war ja auch noch heimliches Oberhaupt der russischen Mafia, Ressspekkkkt, das hätte ich ja von ihm nicht gedacht, ne.
Aber dass Leute in Psychose einfach verschwinden und nur rumwandern, das konnte ich nachvollziehen, ich bin auch viel gewandert, Tag und Nacht durch Feldwege, weil ich dachte, da kann mir keiner was. Erstmal hab ich aber meine SIM Karte vergraben. Und das mit dem Radio - hmm, das hatte ich mal gehört, dass andere das haben, dass sie das auf sich beziehen, aber das hätte ich mir im Traum nicht einfallen lassen, dass ich das mal so erlebe. (ja, also Radio und RTL).
Aber das mit dem Sterben war ja bei dir auch, ich vermute da, dass das Gehirn einfach so dermaßen unter Feuer steht, dass es sich sehr bedroht sieht. Warum bedroht, das hängt dann vermutlich von dem Input ab, den man so hat, und aus dem man die Story stricken kann. Lightning hier aus dem Forum meinte auch mal, Psychose kann durch Trauma verursacht sein, aber genauso auch Trauma verursachen.
Joah, also ich denke das stimmt, denn wenn man wochenlang fühlt, es hat das letzte Stündlein geschlagen und man ist nur der allerletzte Wurm, dann ist man ständig in Todesnähe und in Megaangst, was an sich ein Trauma bewirken kann.
Zitat von illum: Dass ich mich selbst zurücknehme und die unangenehmen Eigenschaften an mir, von denen ich weiß, dass ich sie benutze, um mich durchzusetzen, keinen Platz einnehmen lasse.
Achso ok. Ist das nicht eher normal? Dass man eher so seine ruhigeren Seiten leben kann, bis einer unangemessen nahe rückt, zu aggressiv ist oder ähnliches?
Aber gut, auch engere Beziehungen brauchen mal Grenzen. Da hatte ich mal ne Freundin bei der das stark war, dass sie
bei näheren keine Aggressionen zeigen konnte, bei Fremden schon.
Und bei mir denke ich, gibts so zwei unschöne Muster. Das eine ist einmal drin gehangen, immer loyal, kaum noch Abstand - so dass auch ungute einseitige Beziehungen dann über Jahre, Jahrzehnt oder sowas weiterliefen. Also da auch nicht mich vertreten oder abgrenzen. Auch weil ich mich wahrnehmungstechnisch total verliere.
Wenn ich mich habe, kann ich mich auch vertreten, da bin ich nicht zu feige. Nur wenn alles diffus wird und ich denke und fühle, ich will was der andere will, dann wird es schwierig. Da baut sich Spannung auf, die ich erst in ganz viel Distanz zum anderen deuten kann.
Ja und das andere ist, dass Nähe manchmal meinen Terror im Kopf triggert, also weniger so freundschaftliche Nähe aber partnerschaftliche. Also entweder wird es ganz langweilig und sachlich und starr, dann gehts, aber dann fehlt mir die Lebendigkeit, oder ich bin voll drin, dann kommt ein reißender Strom und Negativität und Co und ich fange an zu sabotieren. Gut, dass ich in meinem Alter sowas auch gar nicht mehr groß vermisse und anstrebe.
Zitat von illum: Hm. Also bist du auch nicht unbedingt so eine Freundin von Medikamenten oder ist das eher eine persönliche Präferenz?
Ich bin jedenfalls so, dass ich zB bei Schmerzmittel häufig nur geringe Dosen nehme, um den Impuls zu setzen und den Rest vom Placeboeffekt erledigen zu lassen.
Ich war sehr lange gegen Medikamente. Aber über die Jahrzehnte hab ich gemerkt, dass so eine Art Hilfe dann doch gut tut, zumal wenn man sich selber nicht aus dem Sumpf ziehen kann. Aber so wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Das mit den Schmerzmitteln kenne ich auch so.
Haben bei dir nicht auch durch das ADHS manche Medikamente eine paradoxe Wirkung?
Also ich hab von manchen gehört, dass z B Kaffee total müde macht (also munter macht mich das auch nicht, eher neutral).
Zitat von illum: Ich habe das Gefühl Menschen, die mir nahe stehen, immer etwas zu schulden. Ich weiß auch, warum ich das mache und das ist vielleicht auch ein Grund, warum ich Menschen nicht unbedingt an mich ranlassen möchte, weil es idR ausgenutzt wurde.
Hmm ja schwierig. Wäre die Frage, wie automatisch das läuft oder ob man sich immer noch als Persönlichkeit auch mal wieder trennen kann und so ne Art Bestandsaufnahme machen. Und dann ganz offen kommunizieren, nicht gefällig.
Also ich hatte das mir in einer Beziehung mal so vorgenommen, dass ich vorher so dermaßen auf die Schnauze gefallen war und dermaßen in mir in Automatismen falle, dass ich dachte, die fang ich nur an, wenn ich GANZ präsent bleibe, nichts automatisiert tue, und Dinge anspreche.
Hatte am Anfang soweit auch ganz gut funktioniert und der Anfang fühlte sich auch stimmig an. Aber er war damit auch bisschen überfordert, also mit Selbstwahrnehmung und Reflektion hatte er es nicht so und nickte nur unverständig gutmütig, ratlos grinsend, und als er damals sagte, lesen tut er auch nie, war das schon bisschen enttäuschend.
Ich war mir auch immer unsicher, wieviel Enttäuschung und nicht passen kann eine Beziehung ertragen? Bevor man die Reißleine zieht. Also da ist bei mir dann wieder der Automatismus, was ich mal angefangen hab, da bleib ich dann auch erstmal bis Enttäuschung hoch 1000.. Aber gut, das ist auch ein andere Thema.