@Feuerschale
Zitat von Feuerschale: Letztes Jahr hatte ich mal Bock meine Wohnung zu gestalten und auch das Bürozimmer und da ist eine ziemlich bunte Explosion an Farben, Formen und Funktionen geschehen
Hihihi
Wo das innen nach außen tritt, existiert Leben ️
Zitat von Feuerschale: Außerdem hab ich mir, um draußen zu überleben, eine sehr starke Selbstordnung, Selbststrukturierung bis hin zu Zwang angewöhnt. Es ist anstrengend, wenn ich draußen funktionieren muss, weil ich dann immer einen großen Teil von mir leugnen und unterdrücken muss.
Das ist eine gute Beschreibung, zumal es ja nicht bedeutet, dass man mit ADHS nicht gut planen oder strukturieren kann. Es ist nur anstrengender, weil das Arbeitsgedächtnis ständig mit neuen Reizen unterbrochen wird.
Zitat von Feuerschale: Wie ist das denn bei dir? Konntest du diesen kreativen Teil gut ausleben? Oder bist du deutlich angeeckt?
Hm. Ja, schon. Aber ich bin damit auch angeeckt, klar. Oder bei mir wurde angeeckt. Relativ Kommt zudem auf den Rahmen an. Beim Bund wird es geschätzt, wenn du taktisch mit Kreativität überraschen kannst, in der Schule eher nicht. Ein Lehrplan ist idR strikter und keine Sache der schnellen Improvisation oder eigenen Entscheidungsfreiheit.
Zitat von Feuerschale: Automatische Reaktion vor bewusster aktiver Reaktion
Richtig. Das ist zB auch das Problem bei einer Angststörung.
Emotionale Reaktionen müssen nicht erst gedacht werden, sondern liegen als Instinkte parat, damit sie schneller als bewusste Gedanken sind. Die Beine müssen schneller als der Kopf sein. Der Löwe im Gras lauernd diskutiert nicht, sondern man sieht ihn idR erst dann, wenn Laufen (Angst) die letzte Option ist.
Dafür muss aber eine Schranke im Gehirn passiert werden. Bei ADHS oder einer Angststörung, Traumata usw. ist diese Schranke weiter geöffnet als nötig, weshalb auch auf Reize reagiert wird, die gar keine Gefahr darstellen.
Zitat von Feuerschale: Ist das immer noch der gleiche Mechanismus, dass man viel zu automatisch reagiert durch die Überflutung an Wahrnehmungen und der eigenen Fülle?
Ja. Das ist diese Schranke.
Zitat von Feuerschale: Schade ist, dass es keine Entscheidung wirklich gibt, denn manches mal schiene es mir besser, etwas nicht heranzulassen. Das ist bei mir mit Willen und Meditation aber nicht zu erreichen, das ist der Punkt, wo es eher stofflich chemisch läuft.
Die Kunst besteht mMn darin, entweder sein Temperament strenger an die Leine zu legen, oder die Filter durch eine KVT zu bearbeiten, um sich ein dickeres Fell zuzulegen. Ich habe mich für beides entschieden. Aktives Weghören oder Analyse von individuellen Beweggründen , sowie, wenn es die Person nicht unterlässt zu stänkern, die Gewissheit und damit die Ruhe, dass wenn ich hohldrehe, die Person die Konsequenzen nicht tragen können wird.
Eine gewisse Ignoranz, Empathie und Selbstsicherheit gibt mir dann die Gelassenheit, Streitigkeiten oder Konflikte mit einer gewissen Ruhe abzuwinken. Früher war es nicht so, aber man lernt ja dazu.
Zitat von Feuerschale: Vielleicht kommt auch so ne Art Wut hoch, wenn Leute so mächtig, rechthaberisch, einseitig scheinend auftreten, weil die A) so stark wirken, und gleichzeitig die eigene Welt stark einfärben und B) eine Welt dermaßen zerschneiden und schwarz weiß machen, dass Übelkeit entsteht- denn in diesem Moment ist das für ne Weile meine Welt.
Jo. Dominanzverhalten ist, würde ich zumindest vermuten, für jeden der davon betroffen? ist, grundsätzlich erstmal ein Krampf im A.rsch, wie ein Herr Polizist, der seine Rolle als Fahrkartenkontrolleur übertreibt, aber wenn dieses Verhalten emotional doppelt und dreifach so hart reinknallt, wird dieser Druck natürlich unaushaltbar.
Vielleicht ist das auch einer Gründe, warum ADHS nicht selten mit anti-autoritären Zügen korreliert, die so allergisch auf Dominanzverhalten reagieren, und warum die Erziehung in dem Fall nicht mit Gewalt und Druck funktioniert, weil der Mensch emotional nicht dazu fähig ist, sich dem Druck durch Dominanz unterzuordnen, sondern nur, wenn die natürliche Hierarchie von Empathie und echter Fähigkeit geprägt ist.
Ein Kind mit unkontrollierbaren Wutausbrüchen oder Heulkrämpfen muss man trösten, nicht anschreien, das Zimmer abschließen oder verprügeln, bis es das Maul hält. Früher war normal, heute ein Fall fürs Jugendamt.
Beim Bund hatte ich dann das Glück, auf Menschen zu treffen, die als Vorgesetzte nicht durch Gebaren, sondern durch ihre charakterlichen und militärischen Fähigkeiten bestochen haben, weshalb ich mich gerne untergeordnet und schnell von ihnen gelernt habe.
Zitat von Feuerschale: würdest du sagen, dass ADHS auch eher einem kindlichen Zustand des Gehirns zuzuordnen ist? Also ist es eine Art
Entwicklungsverzögerung? Dass die Ordnung und Struktur nicht geht, dass die eigene Linie nicht so gut geht?
ADHS ist mMn eine angeborene Eigenschaft des Gehirns, die sich deshalb am stärksten im Kleinkindalter zeigt, weil dort die höchste Differenz aus Bewusstsein und Anpassung besteht.
Das Bewusstsein erreicht an dem Punkt die kritische Schwelle zur eigenen Existenz, aber besitzt noch keine (angepasste) Fähigkeit zur Regulation seines eigenen (kognitiven wie emotionalen) Zustandes, weil es vorher nicht da war.