Zitat von Ja02: Besonders dieser interdisziplinäre Ansatz zwischen Philosophie und Physik ist ein sehr wichtiger Punkt, der meiner Meinung nach viel zu selten Beachtung findet. Natürlich ist es so, dass die Quantenmechanik mit ihren extrem präzisen, mathematisch fundierten Modellen die Grundlage für vieles bildet, was wir heute über die physische Welt wissen. Aber was passiert denn, wenn man diese Modelle aus einem anderen Blickwinkel betrachtet? Wenn man mit philosophischen Fragestellungen an die Quantenwelt herangeht, welche die Physik so in ihrer täglichen Praxis nicht stellt? Und genau an dieser Schnittstelle entstehen auch für mich in meiner Position als passionierter Naturwissenschaftler unglaublich spannende Perspektiven, denen ich gerne auf den Grund gehen möchte.
Super, das hört sich genau richtig an. Philosophisch hat sich dem Michael Esfeld gewidmet, Bernardo Kastrup ist eine solche lebende Schnittstelle und Bernard Carr offenbart sich da in interessanter Weise, ist aber natürlich einer der Physiker von Rang.
Kastrups Ansatz ist, dass die materielle Welt der Ausdruck der geistigen Welt ist, der sich uns durch Interaktionen/Messvorgänge darstellt, aber sie ist nicht die Ursache für die Phänomene der geistigen Welt, fdes Bewusstseins.
Interessant finde ich immer, wenn verschiedene Ansätze zu identischen Lösungen kommen, Kastrup formuliert in einer der vielen Gespräche, dass 'niemals etwas existiert hat' und das sagt wortgleich einer der spiritueller Meister der annähernden Gegenwart, der mit Wissenschaft nichts am Hut hat.
Was auch immer wir tun, wir tauchen damit ja ohnehin in unseren Geist ab, wo sonst entstehen Theorien oder mathematische Zusammenhänge? Muss man sich immer wieder mal klar machen, selbst wenn man die Relationen 'da draußen' zu sehen meint. Die innen/außen Trennung hält einer nähere Betrachtung auch nicht stand, was sich ja die Konstruktivisten zu eigen gemacht haben, man kann Kant als eine Art Vorläufer sehen, der ja sagt, dass wir mit dem, was er 'Kategroien' nennt, etwas der Erkenntnis voran stellen, was uns diese erst ermöglicht.
Im Grunde greift Kastrup und auch die Quantenmechanik dies nun wieder auf, das Messproblem tritt ja, soweit ich es verstanden habe, nicht nur bei Messungen auf, sondern bei jeder Interaktion, bei den Messungen fällt es nur auf. Und wo beginnt überhaupt Interaktion? Wenn ich den Arm habe oder schon, wenn ich imaginiere? (Ohne daraus vorschnell zu machen, dass man sich die Welt zurechtwünschen kann, wenn man nur heftig übt.)
Zitat von Ja02: Was bedeutet es denn, dass der Beobachter in der Quantenwelt so entscheidend ist? Was passiert mit der Vorstellung von Realität, wenn wir anfangen, die Subjektivität der Wahrnehmung in unsere physikalischen Modelle einzubeziehen? Hier wird die Verbindung zwischen Philosophie und Physik dann wirklich interessant, weil sie uns an dieser Stelle dazu zwingt, die Grenzen der reinen Wissenschaft zu überdenken.
Genau.
Ohne damit - das ist die Kehrseite derer, die es durchaus gut meinen - zu viel Esokitsch zu machen und alles heilen zu wollen, wenn man nur richtig denkt.
Aber Ansätze wie die der Archetypen, die im Grunde nur ein Äquivalent zu den Grundkräften der Physik sind - bei denen man ja auch nicht weiß, ob die Gravitation dazu gehört oder es, wie immer wieder mal diskutiert, eine fünfte Kraft gibt - und im Idealismus (von Kastrup) sozusagen die Welt für uns alle bereit stellt.
Zitat von Ja02: In Bezug auf die psychologischen Aspekte, welxhe du ansprichst (der Wiederholungszwang oder auch die Art und Weise, wie sich Informationsballungen in uns manifestieren) kann ich mir gut vorstellen, dass es hier Parallelen zur Quantenwelt gibt. Vielleicht ist es sogar so, dass, ähnlich wie Teilchen in Quantenfeldern miteinander interagieren, auch unser psychisches System aus wechselseitigen Resonanzen besteht, die uns immer wieder in die gleichen Muster zurückführen. Daraus würde dann praktisch die Frage resultieren, auf welche Weise diese psychischen Muster ineinandergreifen?! Und womöglich könnte ein tieferes Verständnis der Quantenmechanik und ihrer Prinzipien uns helfen, solche inneren Strukturen besser zu begreifen. Auf einer sehr abstrakten Ebene könnte man sich das als eine Art Interferenzmuster von Erfahrungen und Emotionen vorstellen, welche unsere Wahrnehmung stumpf gesagt immer wieder auf irgendeine Weise beeinflussen.
Schön, dem gehe ich gerne nach.
Interessant ist dann auch, was diese Muster oder Resonanzen ggf. erschöpft, denn psychologisch kann man von diesen Mustern auch irgendwann wieder ablassen, wenn man eine Erkenntnis gewonnen hat, ist die Resonanz verschwunden, mindestens eingeschränkt.
Zitat von Ja02: Was mir außerdem gerade durch den Kopf geht, ist diese Frage nach der Überforderung und dem Drang, sich ständig mit schwierigen Problemen auseinanderzusetzen. ... Wie denkst du darüber?
Es ist ein Drang, eine Lust, ein Eros. Keine Pathologie oder kein Umweg, um sich den 'wahren' Problemen der Welt nicht zu stellen. Welche sollen das denn sein? In der Philosophie ist das die Frage nach der 'Eigentlichkeit', dahinter steht die Behauptung, man wisse, worum es im Leben eigentlch oder wirklich geht.
Sehr oft sind das historisch entstandene und erkennbar austauschbare Zeitgeist Versionen, die sich - das kann man anerkennen - um die Regulierung unseres Zusammenlebens drehen, aber geht es wirklich im Kosmos um das Reihenhaus mit Garten, für 4 Jahrzehnte?
Kann natürlich sein, dass alles so gar keinen Sinn hat, aber genau dieser Drang ist ja die Gegenthese. Er treibt uns alle an, ist also ganz einfach da und wir haben nichts Besseres zu tun, als Theorien zu entwerfen, die daraus einen vernachlässigbaren Webfehler im sinnleeren Muster machen wollen, obwohl wirklich alles in uns dagegen anschreit.
Was konstant, in so ziemlich jedem Menschen, alles antreibt, dem würde ich ungern der Status der Nichtexistenz zuschreiben, es sei denn, man macht es wie Ramana, der mit dem Ich auch gleich die Welt komplett kassiert, übrig bleibt nur Sein/Existenz und, so wird gesagt, Glück.
Ist aber auch hier eine Frage der Ebenen, es bringt wenig, das zu vermischen, ohne vorher die Ebenen verstanden zu haben und auch für diese kühne Behauptung gibt es Labore, wenn man so will, in diese Welt habe ich mich in letzter Zeit versenkt, die Frage an der ich hakte war, wie Erleuchtete die Welt erleben, wenn es keine gibt.
Die Antworten sind einigermaßen verrückt, auf der anderen Seite nun auch wieder nicht so, wenn man einfach nur sieht, dass im Konstuktivismus und bei der Frage des psychischen Organisationsebene im Gruinde das stattfindet, was wir hier erleben, eine wechselseitige Sprachlosigkeit mit manchmal hilflose Deutungsversuichen, wenn es um die Sicht auf die Welt geht.
Insofern ist der Spiegel dieses Forums bestens geeignet, wo gerätselt wird, warum man sich für 'so was' überhaupt interessieren kann, wenn die wirklich wichtigen Fragen doch (scheinbar) woanders liegen.
Ohne da eintauchen zu wollen, mehren sich die Anzeichen, dass 'die Welt' aktuell einfach ziemlich gaga ist, da braucht man sich nicht zwingend einklinken zu wollen. Bin gerade umzingelt von Menschen, die das ähnlich sehen, bin aber, wie Du, Grenzgängen und auf wohlmeinende Kooperation in den Grundeinstellungen geeicht.