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B
Hallo,

folgende Themenbereiche sind bei mir halt Thema:

1. Depression
2. Sozialangst/-Unsicherheit
3. Einsamkeit
4. Unwissenheit was machen
5. Therapiemüdigkeit

Die Unwissenheit nicht genau zu wissen was wollen, oder anders ausgedrückt zu wenig Interessen zu haben, sich für was zu begeistern, ist wohl schon sehr lange. Zum Teil seit der Jugendzeit. Heute bin ich 42.

Ich hab mal irgendwo in einem Selbsthilfebuch gelesen, dass es damit zu tun hat, wenn man zu wenig Zugriff auf seine Gefühlsebene hat. Ich denke das ist auf jeden Fall bei mir so, aber ob das die Ursache ist?

Erschwerend kommt hauptsächlich die Depression hinzu, dass das Freudeempfinden stark eingeschränkt ist, und daher vieles einfach nicht so den Spaß macht. Wozu dann Neues immer wieder anfangen? Viel ausprobieren wurde mir geraten, aber wozu tausend Dinge ausprobieren, wenn das Spaßempfinden gestört ist, dass andere Leute es auch merken und man nie dran bleibt dadurch? Die Angststörung spielt da mir vermutlich auch einen Streich teilweise, sodass ich mir einrede, dass es nichts bringt.

Hat jemand sowas schon mal gehabt und da rausgefunden?
Ein Patentrezept gibts da vermutlich eh nicht, jeder Mensch ist ja verschieden.

Psychotherapien hab ich bisher 5 gehabt, die meisten nach einiger Zeit abgebrochen, weil das kein Sinn mehr machte. Die spulen mehr oder weniger nur das ab, was irgendwo in ihren Büchern steht, aber sonst ist da nicht viel. Klinikaufenthalte haben noch weniger gebracht, nämlich nichts.

Früher war Computer mein sehr starkes Interesse, heute kaum noch, weil ich gemerkt habe das Leben spielt draußen ab. Außerdem denke ich, dass die Depression sich verstärkt hat und dadurch auch weniger Interesse da ist.

SHG will ich mal probieren, aber in Gruppen sage ich nie viel, was sich leider nicht wirklich ändert (Klinikerfahrung). Außerdem würden andere mir Vorschläge machen, so von wegen probiere doch mal Fußball oder sowas.

Reine Vorschläge bringen mir gar nichts, es muss doch von einem selber kommen irgendwie. Rausfinden was es alles da draußen in der Welt gibt, kann ich ja selbst. Es gibt ja auch so Listen, was man alles so machen kann. Habe ich mir angeschaut und es war gefühlt nichts dabei, wo ich gesagt hätte, das ist es.

Es wurde mir schon mehrfach vorgeworfen, ich wolle nichts verändern oder ähnliches. Aber das kann nicht sein, weil ich online nach Kontakten suche, nur halt ohne Freizeitthema, sondern allgemein.

Ich bin zwar mal gerne draußen in der Natur, weil mir das gut tut seelisch. Aber darüber lernt man auch schwer Leute kennen, die in der Nähe wohnen.

Viele Grüße

30.04.2022 19:32 • 01.05.2022 x 2 #1


5 Antworten ↓


Gaulin
Hallo @BTown
Deine Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Klingt etwas nach Schwarz-Weiß-Denken: Bringt doch eh nix, nix macht Spaß usw.
Vielleicht magst du mal anders anfangen. Was fehlt dir? Ist es JEMAND? ETWAS? Fehlt dir überhaupt was? Hast du oft Langeweile?
Ich kann schon mal ein positiven Effekt erkennen, der dir gut tut: Die Natur. Du schreibst es selbst. Ich bin auch viel im Wald, am Wasser usw. Ich habe dadurch schon einge getroffen und auch kennengelernt, ganz allein. Für mich ist es eher ein Vorteil als ein Nachteil allein raus zu gehen. Alles eine Frage der Sichtweise. Wenn du jemanden kennenlernen willst ohne rauszugehen, dann evtl über Datingportale, Apps und Co. Ansonsten evtl. Fitnessstudios, VHS-Kurse, SHG, Freizeiteinrichtungen usw. Da gibs ja unzählige Möglichkeiten... Wenn du dich allerdings sozial sperrst anderen gegenüber wird auch das schwierig, dann liegt es an deiner Einstellung Bzw inneren Überzeugungen. Das müsste dann therapeutisch bearbeitet werden. Hat dir denn gar keine Therapie irgendwas gebracht? Kann es auch sein, dass du vieles nur negativ beurteilst?

30.04.2022 20:59 • x 1 #2


A


Unwissenheit wie weiter geht / nicht wissen was wollen

x 3


G
Hallo,


ich bin 30 und bin glaube ich in einer ähnlichen Situation. Auch Depressionen und Ängste, die einfach unüberwindbar scheinen, soziale Isolation und quasi nicht berufstätig bzw. im familiären Umfeld angestellt und das über mehrere Jahre. Das war und ist heute wieder meine Situation.

Ich war auch in einer Psychotherapie und habe zudem Antidepressiva genommen. Das hat mir aber nicht wirklich geholfen (obwohl rückblickend betrachtet schon etwas)

Ich habe aus dieser Situation tatsächlich mal "rausgefunden. Bzw. es war so, dass mit Anfang/Mitte 20 privat einen Menschen kennengelernt gehabt, der mich praktisch bei sich aufgenommen hat und mir versucht hat zu helfen, emotional wie auch arbeitstechnisch. Und das hat auch funktioniert, ich war aber so sehr in meinem "Film" drin, dass das nur sehr langsam vonstattenging, was aber auch in Ordnung war. Es ging langsam vorwärts und ich fühlte zum ersten Mal richtig "glücklich".

Dann hat sich leider etwas bei der Person, die mir geholfen hat, privat verschlimmert, weswegen sie mir nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenken konnte und ich bin wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen. Im Nachhinein betrachtet, war es so, dass ich es gar nicht bemerkt hatte, als sich meine Depressionen und Ängste etc. gelüftet hatten. Erst als sie praktisch schon längst verschwunden waren merkte ich selbst, dass es mir eigentlich total gut ging. Als ich noch in psychiatrischer Behandlung war, hörte ich von meiner Psychiaterin auch, dass stark depressive Menschen erst spät selbst eine Besserung wahrnehmen.

Vielleicht bringt dir mein Erfahrungsbericht ja etwas.

Was mir noch einfällt: Es ist auch etwas schwieriger neue Leute kennenzulernen, wenn man schon aus dem Jugend- bzw. dem jungen Erwachsenenalter raus ist. Da geht das ja meistens zumindest "automatisch". Aber was das angeht, glaube ich, dass die Depressionen und Ängste uns da auch einen ordentlichen Streich spielen und man viele Gelegenheiten, die sich einem bieten, gar nicht wahrnimmt, was bei mir definitiv so war.

Daher ist es glaube ich erst einmal wichtig (für dich) aus dem Tief herauszukommen und sich über das Weitere nicht so sehr den Kopf zu zerbrechen und danach offen für jede Situation zu sein, die sich dir bietet und das Ego (was du ja angesprochen hast) herunterzuschrauben. Aber das kommt meiner Erfahrung nach erst im zweiten Schritt.

Alles Gute und viel Glück und Erfolg.

30.04.2022 21:25 • x 3 #3


B
Zitat von Gaulin:
Hallo
Deine Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Klingt etwas nach Schwarz-Weiß-Denken: Bringt doch eh nix, nix macht Spaß usw.
Vielleicht magst du mal anders anfangen. Was fehlt dir? Ist es JEMAND? ETWAS? Fehlt dir überhaupt was? Hast du oft Langeweile?
Ich kann schon mal ein positiven Effekt erkennen, der dir gut tut: Die Natur. Du schreibst es selbst. Ich bin auch viel im Wald, am Wasser usw. Ich habe dadurch schon einge getroffen und auch kennengelernt, ganz allein. Für mich ist es eher ein Vorteil als ein Nachteil allein raus zu gehen. Alles eine Frage der Sichtweise. Wenn du jemanden kennenlernen willst ohne rauszugehen, dann evtl über Datingportale, Apps und Co. Ansonsten evtl. Fitnessstudios, VHS-Kurse, SHG, Freizeiteinrichtungen usw. Da gibs ja unzählige Möglichkeiten... Wenn du dich allerdings sozial sperrst anderen gegenüber wird auch das schwierig, dann liegt es an deiner Einstellung Bzw inneren Überzeugungen. Das müsste dann therapeutisch bearbeitet werden. Hat dir denn gar keine Therapie irgendwas gebracht? Kann es auch sein, dass du vieles nur negativ beurteilst?


Vielen Dank für deine Antwort.

Doch mir fehlt was. Eigentlich ganz viel, sodass ich wohl gar nicht weiß, wo anfangen. Und ich vermute auch dass Antidepressiva viel verdrängt.
Also die Arbeit hat mir nicht viel gegeben persönlich, die ich zuletzt ausübte. Ich dachte, es wird dann alles langsam schrittweise auch in anderen Bereichen besser. Die Power war für anderes dann doch nicht so da. Aber fehlen tut mir schon Arbeit. Aber der Zustand ist jetzt so, dass ich nicht ans Arbeiten denke aktuell.
Also doch wieder die Kehrtwende und versuchen gesund bzw. gesünder zu werden und dann wieder arbeiten.

Partnerin fehlt mir auch, aber da sehe ich in dem Zustand kaum Hoffnung.

(positive) soziale Kontakte (außerhalb der Familie) will ich erstmal aufbauen und da eier ich halt viel online rum und das Problem online ist die örtliche Distanz oft. Außerdem soll einen ja auch was Positives (z.B. Hobby) verbinden und nicht unbedingt Probleme, so sehe ich es.

Mittlerweile hab ich teils wirklich Langeweile, weil ich weiß, dass was mir sonst anscheinend gut getan hat, nicht das ist was mir wirklich gut tut. Sonst viel online gewesen etc. Computerspiele, die ich heute gar nicht mehr spiele. Filme gucke ich abends doch noch regelmäßig. Allerdings ist es oft auch nicht das was ich will und denke mir auch, wieso soll ich mich wieder ablenken und unterhalten lassen von einem Medium. Daher gucke ich oft nur den Film zur Hälfte und nächsten Tag weiter. Selten kommt es mittlerweile vor, dass ich einen Film komplett am Stück gucke.
Teils tut´s ja auch gut. Ist aber auch gesamtgesellschaftlich denke ich ein Problem, dass viele vor TV, Netflix etc. sitzen.

In Gruppen sperre ich mich sozial wohl, wie du es ausdrückst. Ist eher so unterbewusst bei mir viel. Ich kann am besten mit jemanden zu zweit sprechen mittlerweile. Früher fand ich es eher am besten, wenn man zu dritt war, weil ich dann nicht alleine bzw. eigentlich zur Hälfte für das Gespräch verantwortlich war.

Ganz abgeschlossen hab ich mit Psychotherapie noch nicht, denn es liegt auch viel an dem Zusammenspiel zwischen Therapeut u. Patient bzw. am Therapeut/in. Ich hab diesbezüglich so nachträglich betrachtet auch nicht das glücklichste Händchen gehabt denke ich mittlerweile. Andererseits sehe ich das so, dass Therapeuten auch keine Übermenschen sind..

Nein nachhaltig gebracht hat mir keine Therapie was.

Denken tue ich schon teils negativ ohne es zu merken. Teils aber auch zu positiv. Es ist eher gemischt mit leicht negativem Überhang. Zumindest was die bewussten Gedanken betrifft im Kopf(=Verstand). Es gibt ja viel mehr, nämlich die unterbewussten Gedanken und Gefühle, die ich gerade nicht alle so (bewusst) wahrnehme.

Dienstag will ich mal zur SHG in eine andere Stadt fahren (1 Stunde Fahrtzeit), wo ich schon mal vor paar Monaten war. Dann u.a. wg. Corona-Zahlen nicht mehr.

01.05.2022 11:19 • x 1 #4


B
Zitat von Germanist:
Ich habe aus dieser Situation tatsächlich mal rausgefunden. Bzw. es war so, dass mit Anfang/Mitte 20 privat einen Menschen kennengelernt gehabt, der mich praktisch bei sich aufgenommen hat und mir versucht hat zu helfen, emotional wie auch arbeitstechnisch. Und das hat auch funktioniert, ich war aber so sehr in meinem Film drin, dass das nur sehr langsam vonstattenging, was aber auch in Ordnung war. Es ging langsam vorwärts und ich fühlte zum ersten Mal richtig glücklich.


Ersteinmal vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht.

Genau das ist es nämlich, was einem hilft denke ich. Jemand der privat einem hilft und/oder gut tut. Leute, die damit Geld verdienen können das nicht wirklich leisten. Allein schon weil sie zig andere Patienten haben und weil sie emotional auch nicht bei einem sind wie es ein guter Freund wäre. Wenn sie das wären, würden sie sich selber denke ich kaputt machen bei all den Problemen ihrer Patienten.
Außerdem hab ich festgestellt, dass selbst bei wöchentlichen Terminen die Therapeuten vieles gar nicht mehr so genau wissen, was die Vorwoche so war. Man kommt sich dann auch nicht wirklich wertgeschätzt vor. Aber die Erklärung ist ja klar, weil sie noch zig andere Patienten in der Woche bei sich im Gespräch hatten...


Zitat von Germanist:
Was mir noch einfällt: Es ist auch etwas schwieriger neue Leute kennenzulernen, wenn man schon aus dem Jugend- bzw. dem jungen Erwachsenenalter raus ist. Da geht das ja meistens zumindest automatisch.


War bei mir früher in der Schulzeit auch viel besser. Ich war zwar früher eher introvertiert und nicht der kontakfreudigste, aber hatte immer so meine 2-3 Leute, später teils auch eine Gruppe, die nachträglich betrachtet für mich nicht die beste war, weil oft Alk. getrunken wurde. Heute kann ich mir so welche Kontakte nicht mehr im Ansatz vorstellen und habe auch keinen Kontakt mehr, was von mir ausgehend ist.

Im mittlereren Alter sind viele in ihren sozialen Strukturen fest verankert und brauchen ja auch nicht neue Kontakte und das stellt dann für Leute ein Problem dar, die doch sozialen Bedarf haben. So meine Theorie dazu. Allerdings darf man natürlich nicht zu negativ denken, kann ja trotzdem klappen.

01.05.2022 11:34 • x 1 #5


G
@BTown Das mit der Therapie hat mir damals insofern geholfen, dass ich einfach mal außerhalb vom engen Familienkreis irgendwo Input hatte (es war auch eine Gruppentherapie).

Es klingt zwar irgendwie schei***e aber damals dachte ich: wenigstens weiß ich durch die Gruppe und den Therapeuten, die ich zwei Mal im Monat sehe, dass ich nicht komplett durchgedreht bin xD.

Die Familie hat da halt einfach einen anderen Blick auf einen. Sie ist zwar wichtig, da man sonst ja (ich zumindest) gar nicht so leben könnte wie ich lebe, aber wirklich rauskommen aus seiner Situation tut man ja auch nicht, wenn man wirklich NUR die engere Familie regelmäßig sieht. Und das ist bei mir heute wieder der Fall.

Das mit den Jugendfreunden war bei mir auch ähnlich. Irgendwann sind alle in Dro. und Alk. abgerutscht und die Beziehungen, wenn man sie überhaupt so nennen kann, waren sehr obligatorisch. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass ich eigentlich seit ich 15 oder so war keinen richtigen Freund mehr hatte. Dass man so Depressionen und Ängste entwickelt, ist für mich heute vollkommen klar. Aber mit Anfang 20 verstand ich die Welt einfach überhaupt nicht mehr und wusste nicht im Ansatz von wo das alles kommt.. Naja.

01.05.2022 11:53 • x 1 #6





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