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Hallo,
Der Text wird vermutlich länger, aber ich versuche es so knapp wie möglich zu erklären.
Meine Eltern sind seit über 20 Jahren geschieden, mein Vater ist seitdem allein. Ich bin vor über 10 Jahren ausgezogen und wohne seitdem knappe 100 km entfernt. Mein Bruder wohnt aktuell noch in der Nähe unseres Vaters wird aber auch in den nächsten zwei Wochen weiter weg ziehen.
Mein Vater war noch nie einfach in seiner Art, sehr launisch, eher Alleingänger und nie sehr aktiv. Seit über 2 Jahren pflegt er, neben seiner Selbständigkeit als Hausmeister, zusammen mit seiner Schwester meine Oma die an Alzheimer erkrankt ist.
Ich habe vor Jahren bereits eine Therapie gemacht bei der sich herausstellte, das ich mich sehr verantwortlich für meinen Vater fühle und in dieser habe ich gelernt mich emotional zu distanzieren und zu akzeptieren, das jeder für sein Leben selbst verantwortlich ist. So kam ich gut zurecht, hatte dennoch regelmäßig Kontakt zu meinen Vater und alles war für mich soweit in Ordnung. Nun ist es so, das meine Tante mich vor einer Woche ins Gericht nahm um sich über meinen Vater auszulassen. Ich weiß, das er sich seit längerer Zeit, komplett hängen lässt, zwar arbeiten geht, meine Oma versorgt aber sich selbst und seine Wohnung vernachlässigt. Im Gespräch mit meiner Tante drehte es sich zwar unter anderem auch darum, allerdings war sie überwiegend damit beschädigt ihn auf jegliche Art und Weise schlecht zu machen.
Mein Bruder unterstützt sie zwar nicht in jeglicher Aussage, beschwert sich aber auch sehr darüber, das er sich so hängen lässt. Alle 3 sind nicht in der Lage zu kommunizieren ohne das es eskaliert und so war jetzt das Ziel beider mich dazu zu bewegen mich seiner anzunehmen, da ich als seine Tochter noch den meisten Einfluss auf ihn hätte.
Ich habe dann ein Gespräch mit ihm geführt, indem ich ihm meine Sorgen das er bereits in einem Burn out steckt und mit der Zeit in einer Depression landet geschildert habe. Er nahm das alles an, bestätigte mich in vielen Aussagen und sagte aber direkt, das er vieles aufgrund der Situation mit meiner Oma und seiner Arbeit nicht ändern kann.
Wir haben zusammen einen umsetzbaren Plan erarbeitet, dennoch geht natürlich nicht alles von heute auf morgen.
Mein Problem seither ist, das mein Vater mir unsagbar leid tut, da er meiner Meinung nach aktuell nichts richtig machen kann, weil alle ihm noch nahestehende Personen (Tante, Onkel, Bruder) nur noch negativ über ihn denken und sich über jede Kleinigkeit aufregen.
Ich sehe allerdings im Vergleich zu den anderen einen gebrochenen Mann, der so ist wie er ist, weil ihm alles über den Kopf wächst und der nicht verarbeiten kann das seine, immer sehr geliebte, Mutter Sich immer mehr und unaufhaltsam zu jemandem entwickelt den er so niemals kannte.
Meine Gedanken drehen sich hauptsächlich nur noch darum und mein Gefühl ist nur noch Mitleid ihm gegenüber.
Ich habe innerhalb einer Woche meine In der Therapie erarbeiteten Ziele komplett verloren und weiß aktuell nicht wie es weiter gehen soll.

Ich wollte mir einfach das ganze mal von der Seele schreiben und dieses Forum hat es schon oft geschafft mich seelisch zu unterstützen. Daher vielen dank an jeden der den langen Text bis hier gelesen hat!

15.07.2020 14:34 • 15.07.2020 x 1 #1


1 Antwort ↓

Icefalki
Dann macht doch einen Plan, wie der Vater entlastet werden kann. Dabei können alle Beteiligten an einen Tisch sitzen und Ideen einbringen.

Ich kenne dieses familiäre Theater nur zu gut. Mit Schuldzuweisungen etc. ändert man gar nix, stimmt was nicht, kann man darüber reden. Und zwar ganz sachlich. Wenn der Betroffene selbst keinen Handlungsbedarf sieht, dann kann man daran nichts ändern, allerdings müssen erstmals Vorschläge kommen und ihm dann das Gefühl geben, dass er selbst entscheiden kann.

Hier hilft kein Mitleid, hier helfen Taten oder eben die Einsicht, dass Taten nicht gewünscht werden.

15.07.2020 15:12 • x 1 #2





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