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...später merkt man dann wieder, wie einsam man wirklich ist.

Diesen Freitag war ich das zweite Mal auf der WG-Party von der Schwester meines Klassenkollegen.
Na ist doch super, werden jetzt alle sagen, dem ist aber keinesfalls so.

Nachdem ich meinem Klassenkollegen im Vorfeld der ersten WG-Party zufällig schon etwas angetrunken vor einer Kneipe auf dem Nachhauseweg vom Stadion getroffen habe und er mich gefragt hatte, ob ich mitkommen will, endete der Abend auf der WG-Party.

Nachdem wir (er, ich und ein paar Leute von ihm) ein bißchen im Park auf der Wiese abhingen und so einiges an B. und Wodk. konsumiert hatten fuhren wir, selbstverständlicherweise mit dem Taxi, zur WG-Party seiner Schwester.

Noch nie sah ich so viele Leute in einer dafür doch viel zu klein geratenen 5-Zimmerwohnung, über 100 dürften es mindestens gewesen sein, mancher Orts konnte man sich kaum noch bewegen und es war extrem laut, nicht wegen zu lauter Musik, sondern wegen den vielen Gesprächen.

Dank dessen ich schon einiges getrunken hatte kam ich sicherlich auch mehr oder weniger leicht ins Gespräch mit manchen Leuten.
Da ich selten nein sagen kann (und um nicht als Weichei dazustehen) kamen noch ein paar Biere und Schnäpse dazu.
Ein, zwei Pizzabrötchen frisch aus dem Ofen nahm ich dort noch zu mir, doch dies half dann auch nicht mehr viel da ich bis auf eine rote Wurst nichts im Magen hattte.
Dazu kommt noch, da ich ja meistens alleine mit mir selbst bin, es nicht unbedingt gewohnt bin große Mengen Alk. zu trinken.
Der Abend endete wie es kommen musste, mir war übel, das Laufen fiel schwer und der Weg zur Toilette war von Leuten versperrt.

Glück im Unglück hatte ich dabei das seine Schwester sich wirklich sehr lieb um mich kümmerte als es mir schlecht ging.

Die Party war für mich zu Ende und so fand ich mich am Morgen danach in einem Zimmer im Bett (nicht falsch verstehen, selbstverständlich allein) eines WG-Zimmers wieder.

Viel wusste ich nicht mehr was auf dieser Party alles passiert ist, aber sie ist mir in Erinnerung geblieben, hat einen gewissen Eindruck bei mir hinterlassen.

Da sie noch schlief und ich noch nichtmal ihren Namen wusste, geschweige denn ob sie überhaupt dort wohnt (wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht das sie seine Schwester ist), fragte ich einen Mitbewohner, nachdem ich sie auf der Fotowand der WG wiedererkannt hatte.

Ich entschied mich, ihr eine Nachricht zu hinterlassen mit meiner Nr. und schrieb das ich mich gerne revanchieren würde.

Etwas später meldete sie sich tatsächlich per SMS.
Ich schrieb ihr zurück doch bis diesen Freitag sollte sich keine Möglichkeit finden zum Einlösen dieser Schuld.
Es entwickelte sich keine wirkliche Unterhaltung per SMS und so hörte ich für 2 Monate nix mehr von ihr.

Vor ein paar Tagen fragte mich ihr Bruder ob ich mitkommen wollte, es gäbe wieder eine WG-Party bei ihr.

Dazu sagte ich dann natürlich nicht nein und wollte auch die Gelegenheit nutzen sie mal wieder zu sehen.

Da ich erfuhr das sie diesen Mittwoch Geburtstag hatte gratulierte ich ihr natürlich per MMS und entschloss mich, ihr ein kleines Geschenk zu kaufen.
Auf Rat eines Bekannten und Ex-Arbeitskollegen kaufte ich ihr einen Gutschein für das Buffet in einem Hotel für 2 Personen.

Sie bedankte sich für die Nachricht und schrieb das sie sich freut das ich auch kommen werde.

Ich nahm mir vor das diesmal alles anders sein sollte, dass diesmal nicht wieder die Party vorzeitig für mich vorbei sein sollte oder ich gar als jemand angesehen werde, der sich nicht beherrschen kann.

Diesmal kamen wir (mein Klassenkollege mit seiner Freundin und ich) ohne einen Tropfen Alk. und mit dem Bus bei der WG an.

Kurz zuvor hatte ich noch ein ausgiebiges Mal bei einer bekannten Fastfood-Kette eingenommen sowie 1-2 EL Olivenöl als Geheimtip.
Ich war vorbereitet.

Oben angekommen begrüßte uns der Begrüßungs-Clown , der nicht etwa aus dem Zirkus entflohen war, nein, es war eine Mottoparty und nicht alle, aber einige hatten sich verkleidet. Wir drei Ankömmlinge gehörten nicht zur letzteren Gruppe.
Ich erfuhr aber auch erst einen Tag davor etwas davon.

Dann sah ich sie auch wieder. Sie sah anders aus als ich sie in Erinnerung hatte (lag schicherlich auch an der Perücke, die sie auf hatte ).
Sie stand ebenfalls vor der Tür um ihre Gäste zu begrüßen.

Noch bevor ich ein Wort sagen konnte umarmte sie mich stürmisch, drückte mich fest.

Ich dachte mir Was ist denn jetzt los?. So sehr ich diesen Moment genossen habe, so sehr war ich überrascht von dieser Herzlichkeit.

So etwas ist für mich eben nichts alltägliches und schon etwas besonderes, nichts das ich gewohnt bin.

Um es zusammenzufassen: Einfach nur schön!

Ich stellte das Sixpack B., welches ich mitgebracht hatte, in die Badewanne (Hausbar ), welche randvoll mit Eiswürfeln und Flaschen war.

Plötzlich kam eine andere mir gut bekannte Person entgegen. Es war der Studienkollege des Bruders meines Klassenkollegen, ein Chinese, mit dem ich mich schon letztes Mal gut verstanden hatte.

Er fragte mich wo ich letztes Mal denn hinverschwunden sei, er hätte mich gesucht gehabt. Ich erwiderte das ich da drinnen lag und zeigte auf eine geschlossene Zimmertür am Ende des Flures.

Nun war der Moment gekommen und ich überreichte ihr ihr Geschenk.
Es brauchte eine Weile um den Umschlag vom Geschenkpapier zu befreien.
Sie freute sich darüber und bedankte sich bei mir.

Für später nahm ich mir vor mit ihr auf ein B. anzustoßen, ich schuldete ihr ja noch etwas und nicht umsonst hatte ich welches mitgebracht.

Die Party war am laufen, diesmal, so wirkte es, waren deutlich weniger Leute da als letztes Mal.

Ein paar Leute begrüßten mich, sogar manch andere erkannten mich wieder und fragten nach ob ich nicht letztes Mal einer von denen war, die aus dem Taxi getorkelt ist.

Ich machte es mir mit dem B. in der Hand auf einer Couch in einem Zimmer bequem wo jeder mal über Youtube seine Musik auflegen konnte.

So gab ich ein paar trancige/houseige Lieder zum Besten, nach DJ Tiesto und Paul Kalkbrenner erkundigte ich mich bei seiner Schwester wie denn so die Bowle ist.

Ich holte für uns beide ein B. und wir stießen an.

Leider war sie immer bei irgendwen anderes, meistens bei einer ihrer vielen Freundinnen von der Uni und so fühlte ich mich sehr gehemmt, zumal diesmal noch sehr nüchtern und das fettige Essen zeigte dann auch seine Wirkung.

Gewisse Hemmungen wollte einfach nicht fallen und sie war nie länger wie ein paar Minuten am selben Ort.
Nunja, sie ist wohl eben ein kleiner Wirbelwind.

Ich dachte bevor es irgendwie blöd rüber kommt lass ich einfach mal alles auf mich zukommen.

Ich machte dann noch die Bekanntschaft mit Lara Croft , die Videospieleheldin meiner Jugend schlechthin.
Ich unterhielt mich ganz nett mit ihr, sie studierte wie seine Schwester ebenfalls Technische Biologie nur wie es nun mal so ist, riß irgendwann der Faden und so verschwand sie in eine andere Ecke.

Später erkannte ich noch eine andere Frau vom letzten Mal wieder (wusste nur noch was sie studiert und das sie letztesmal auch ganz schön betrunken war), diesmal so verkleidet, das es niemand erraten konnte.

Ihren Namen werde ich wohl vergessen, in Erinnerung wird sie mir aber bleiben als die mit der Melone in der Hand.

Mit der Zeit fühlte ich mich selbst auf der Party alleine, ich kam immer schlechter ins Gespräch und die Bar leerte sich immer mehr, bis selbst der Kühlschrank von sämtlichen Bierflaschen erleichtert war.

Zudem zeichnete sich ab, das die ein oder andere Frau wohl in Begleitung ihres Freundes war (die Melonenlady etwa mit Captain Spock).
Auch Lara Croft beschäftigte sich zu später Stunde lieber mit ihrem Handy (sicher nicht um mit ihren Eltern zu simsen) anstatt mit mir oder sonst wem.

Ab vier Uhr morgens verabschiedeten sich die ersten Gäste, auch mein Klassenkollege ging weil seine Freundin heim wollte.

Ich selber wurde auch ziemlich müde und sie noch immer ständig bei einer Freundin war entschloss auch ich zu gehen. Ich verabschiedete mich bei ihr, bevor ich das Haus verließ umarmte sie mich drei mal noch, ich wünschte ihr viel Spaß in Afrika und Holland (geht dort hin für die nächsten 4 Wochen bzw. 4 Monate) und sie gab mir noch mit auf den Weg, dass ich von ihr hören werde (sinngemäß, wie sie es genau sagte weiß ich nicht mehr).

Tja, was soll ich sagen, ich habe einerseits mein Ziel erreicht und werde nicht als sich nicht beherrschen könnender Alki in die Analen der WG einziehen, andererseits weiß ich nun auch das andererseits ich keine Kontakte für die Ewigkeit knüpfen konnte, wenn man denn überhaupt nochmal jemanden wieder sehen wird.

Bis auf die Erinnerung und ein paar Vornamen ist mir nichts geblieben und von meiner Vergangenheit her weiß ich, das manche Versprechen nur leere Worthülsen sein können, die dich für den Moment glücklich machen können, für die Ewigkeit aber einsam und depressiv.

Vielleicht bin ich einfach nicht geschaffen für das Leben, für ein lebenswertes Leben!

Den Samstag habe ich nun jedenfalls alleine in meiner kleinen Wohnung verbracht und die nächsten folgenden Wochenenden, sowie mein Urlaub, werden wohl ebenfalls so aussehen.

Ich muss wohl damit fertig werden können nie wirkliche Freunde bzw. eine Freundin haben zu können.

Danke an alle die dies hier komplett gelesen haben, ist mehr geworden wie ich zu anfangs dachte.

24.07.2011 05:19 • 24.07.2011 #1




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