Pfeil rechts
219

C
Zitat von Quasinemo:
Da stehe ich gerade auf der Leitung: Eigentlich macht man sich doch dadurch unbeliebt, dass man in der Opferrolle verharrt - und zwar ganz unabhängig vom Änderungspotential.

Heute vielleicht ein wenig mehr als vor 20 Jahren, aber eigentlich klappt das noch immer recht gut.
Zum Teil wird es sogar institutionalisiert ... oder heute gerne politisiert.
Zitat von Quasinemo:
Um die Spreu vom Weizen zu trennen (also Änderungsmöglichkeit von Unabänderlichkeit zu unterscheiden) bedürfte es eines gewissenhaften Hinsehens.......da wären wir wieder bei dem Thema in die Tiefe gehen.

Zweifelsfrei. Nur kommt man heute selten über einen Billigskeptizismus mit fertiger Verschwörungstheorie hinaus und meint dann, man sei ungeheuer kritisch.

Zitat von Quasinemo:
Wohl aber habe ich von einem Fall gehört, wo vor Behandlung eines Herzinfarktpatienten erst die Versichertenkarte verlangt wurde.....ob das wahr ist, weiß ich nicht, vorstellen kann ich es mir allemal!

Verrückte Einzelfälle findet man reichlich, aber die wird es immer geben. Sie überdecken aber häufig, dass die Grundausrichtung des Systems falsch ist. Man darf mit Krankheiten kein Geld verdienen. Höchstens über Bande, in der Weise, dass eine Gesellschaft, die sich ein intaktes Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystem leistet, davon profitiert, vermutlich auch monetär, aber wenn man liest, dass die Altenversorgung der Bereich ist, in dem man noch zweistellige Prozente auf sein investiertes Geld kriegt, dann muss man kein Genie sein, um zu verstehen, dass die Kohle hier sicher nicht den Alten zukommt. Aber schöne Hochglanzprospekte gibt es.

Dann doch lieber mit 10 oder 15 Leuten einen Bauernhof umbauen oder was auch immer einem da einfällt. Ein Nebeneffekt ist, dass wenn man gebraucht und gefordert wird, man viel länger fit bleibt.

12.01.2023 19:23 • #141


Q
Zitat von Cbrastreifen:
Ein Nebeneffekt ist, dass wenn man gebraucht und gefordert wird, man viel länger fit bleibt.

Da möchte ich ganz gerne auf die Passivität hinweisen, die sich bereits aus dem Satzbau ergibt: gebraucht werden bedeutet nämlich, man ist auf die Wertschätzung seiner Person durch die Umwelt angewiesen. Die eigene Verantwortung beruht darauf, sich mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen zu bemühen, ein Ziel zu erreichen - so z. B. eine Leistung anzubieten. Die Einflussnahme endet aber dort, wo die Nachfrage beginnt - oder eben ausbleibt. Genau das meinte ich mit dem gewissenhaften Hinsehen, wo persönliche Veränderungsmöglichkeiten liegen und wo nicht.

12.01.2023 20:20 • #142


A


Austausch Ü50

x 3


C
Zitat von Quasinemo:
Die Einflussnahme endet aber dort, wo die Nachfrage beginnt - oder eben ausbleibt.

Ich stimme Deinen Ausführungen zu.
Darum wäre ja meine Idee, eine Wohnsituation zu kreieren, in der beide Aspekte zusammen kommen.
In dem man sich einbringen kann, weil es so angelegt ist, dass man sich engagiert (im individuell möglichen Rahmen) und dies eben auf der Basis von Wechselseitigkeit, ohne die Möglichkeit sich freizukaufen.
Die Nachfrage wird also gesichert sein.

In der Gesellschaft heute besteht diese Nachfrage nicht. Man ist von jetzt auf gleich Rentner(in) und die höchste Errungenschaft ist dann nur noch niemandem zur Last zu fallen. Das ist unsäglich.
Warum sollte man nicht wirklich von den Qualifikationen des Alters profitieren? Wir sind immer toll mit Floskeln, aber wenn es dann mal konkret werden soll, will keiner etwas ändern.
Daran will ich etwas ändern.

12.01.2023 20:37 • #143


Q
Zitat von Cbrastreifen:
Man ist von jetzt auf gleich Rentner(in) und die höchste Errungenschaft ist dann nur noch niemandem zur Last zu fallen. Das ist unsäglich.

Würden sich stattdessen alle (noch) nicht Betroffenen, die den Alten zu einem unwürdigen Dasein verhelfen, bewusst machen, dass sie eine Belastung sind, wäre dies ein segensreicher Fortschritt für die Menschheit.

Zitat von Cbrastreifen:
Daran will ich etwas ändern.

Ich auch. Aber was kann ich konkret. d.h. durch aktives Handeln ändern und zwar möglichst bald, denn in ein paar Jahren werde ich dazu definitiv nicht mehr in der Lage sein....... Zitat aus einem Lied der früheren Gruppe Münchener Freiheit: Was kann ich heute tun, das bis morgen seinen Sinn behält? Hast du einen Tipp für mich?

12.01.2023 21:34 • #144


C
Zitat von Quasinemo:
Würden sich stattdessen alle (noch) nicht Betroffenen, die den Alten zu einem unwürdigen Dasein verhelfen, bewusst machen, dass sie eine Belastung sind, wäre dies ein segensreicher Fortschritt für die Menschheit.

Viel seltsamer finde ich, dass das so wenigen auffällt. Wir alle leben so und spielen da mit, tun so, als würde es bei uns ganz anders laufen, kann ja auch sein, aber auf den worst case oder einfach den Normalfall will sich niemand vorbereiten. Muss man es dann, ist es zu spät. Zynisch könnte man sagen, wie in anderen Lebensbereichen, ist ja nicht so, dass die Probleme die uns heute umtreiben nicht schon seit Jahrzehnten bewusst gewesen wären.
Ich bin durchaus auch dafür tiefer zu graben, was meinst Du, wo das herkommt? (Ich habe schon eine Privattheorie.)

Zitat von Quasinemo:
Aber was kann ich konkret. d.h. durch aktives Handeln ändern und zwar möglichst bald, denn in ein paar Jahren werde ich dazu definitiv nicht mehr in der Lage sein.......

Ganz konkret, alles, was Du ändern kannst, ohne Dich dabei selbst zu quälen. Oft sind 10% weniger hier und 10% mehr da, mehr wert, weil nachhaltiger, als sein Leben radikal zu ändern.
Die Ausrede ist oft: Ach, das bisschen bringt doch nichts und wenn man dann dort ist, wo es was bringt wird es als Zumutung empfunden.
Will sagen, das ist in erster Linie ein Bewusstseinsproblem. Wir müssen Leute in die Lage versetzen, die komplexen Probleme gleichzeitig zu sehen und anzugehen, wie und wo der Einzelne dann aktiv wird, kann jeder selbst entscheiden, wenn gesehen wird, dass man die Bereiche nicht gegen einander ausspielen kann und sollte. Dafür muss man monokausale Lösungen überwinden.
Die Hilfe sieht m.E. so aus, dass man wirklich in die Tiefe geht und dieses Denken einübt und exemplarisch darstellt, jede(r) für seinen/ihren Bereich.

12.01.2023 21:59 • #145


Q
Zitat von Cbrastreifen:
was meinst Du, wo das herkommt? (Ich habe schon eine Privattheorie.)

Du meinst, weshalb die meisten in unserer Gesellschaft erst dann wach werden, wenn das Dilemma an die eigene Türe klopft? ...Na ja, Verdrängungsmechanismus eben. Mit dem Anblick des Alterns beispielsweise wird jedem der Spiegel eigener Vergänglichkeit vorgehalten. Damit wollen viele - in erster Linie diejenigen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen oder zumindest etwas haben, das ihnen Halt gibt - nicht konfrontiert werden.

Wie sieht denn deine Theorie aus?

Alles, was mir noch dazu einfällt, möchte ich ungern hier schreiben. Folgender Vorschlag:

Wenn ich meine Tagebuchaufzeichnungen planmäßig beendet habe, können wir uns gerne in dem Thread weiter austauschen. Dazu musst du alles vorher von mir Niedergeschriebene ja gar nicht lesen, wenn es dich nicht interessiert; denn da sind natürlich viele eigene Erlebnisse aufgeführt (was ein Tagebuch so an sich hat). Wir würden dann einfach auf der letzten Seite fortfahren. Es kann nur leider noch etwas dauern, bis ich soweit bin, da ich eine gewisse Chronologie einhalten und den roten Faden nicht verlieren möchte - aber: thematisch zusammenhängend sind unsere Anliegen auf jeden Fall. (Als Überschrift wählte ich nicht umsonst : Freud und Leid der Vergänglichkeit......) Du kannst ja mal darüber nachdenken.......

Zitat von Cbrastreifen:
Ganz konkret, alles, was Du ändern kannst, ohne Dich dabei selbst zu quälen

Sehr empathisch geschrieben! Zugleich auch diplomatisch. Meine Frage an sich ist natürlich schon ziemlich blöd gewesen: woher sollst du wissen, was ich ändern kann - du kennst meine Lebenssituation doch gar nicht!

Meine Mutter lebt (wenn man das denn noch so nennen kann) wie zuvor erwähnt, in einer Pflegeeinrichtung. Deshalb bekomme ich ja hautnah mit, was alles im Argen liegt. Und es ist bestimmt nicht so, dass ich nicht bereits pikante Gespräche geführt hätte - auch mit der Heimleitung, als sich meine Mutter ruppig angegangen fühlte. Letztlich sind diese Leute mir jedoch schon allein hinsichtlich der psychischen Belastbarkeit (dickes Fell) deutlich überlegen. Da kam mir zwangsläufig der Gedanke: Ach, hätte ich nur noch Geschwister oder einen Mann; Kinder, Freunde - irgendjemanden, der mir in solch schwierigen Situationen den Rücken stärken könnte! Nützt aber nichts!

Worauf ich hinaus will: eine einzelne Person kann selten mehrere ersetzen. Es geht nicht immer ohne Unterstützung (oder hast du schon mal jemanden allein demonstrieren sehen? - Nur als Beispiel). Meine Qual wäre somit die, Erkenntnis, in den Bereichen, die mit einem geselschaftlichen Umdenken einhergehen müssten, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nichts bewirken zu können. Auch das ist Perspektivlosigkeit.

13.01.2023 15:17 • #146


C
Zitat von Quasinemo:
Du meinst, weshalb die meisten in unserer Gesellschaft erst dann wach werden, wenn das Dilemma an die eigene Türe klopft? ...Na ja, Verdrängungsmechanismus eben.

Das ist ja die Reaktion auf etwas, dass man verdrängt.

Zitat von Quasinemo:
Wie sieht denn deine Theorie aus?

Auf einen Satz gebracht, würde ich den Naturalismus anklagen. Er ist die oft zu einem wissenschaftlich-technischen Weltbild eingekürzte Idee und seinem austrudelnden Siegeszug seit 250 Jahren, der meint, auf alle Arten von Innerlichkeit verzichten, bzw. diese durch äußere Umstände (vom Sozialen bis zur Hirnchemie) reduzierend erklären zu müssen/können.

Zitat von Quasinemo:
Du kannst ja mal darüber nachdenken.......

Mach ich, ich finde anregenden Austauch generell gut.

Zitat von Quasinemo:
(oder hast du schon mal jemanden allein demonstrieren sehen? - Nur als Beispiel)

Greta Thunberg. Gibt aber auch noch andere.

Zitat von Quasinemo:
Meine Qual wäre somit die, Erkenntnis, in den Bereichen, die mit einem geselschaftlichen Umdenken einhergehen müssten, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nichts bewirken zu können. Auch das ist Perspektivlosigkeit.

Am Ende der Kette kann man meist wenig erreichen. Überforderte Angestellte treffen auf überforderte Angehörige, dabei liegt in dem Fall das Problem an anderer Stelle.
In dem Fall eben recht einfach benennbar, in der schwachsinnigen Idee, an Krankheit und Gebrechlichkeit verdienen zu müssen.

13.01.2023 23:13 • #147


Q
Zitat von Cbrastreifen:
In dem Fall eben recht einfach benennbar, in der schwachsinnigen Idee, an Krankheit und Gebrechlichkeit verdienen zu müssen.

Der Menschen Not ist der Ausbeuter täglich Brot, fiel mir mal so ein. Dieses Leitprinzip funktioniert eigentlich überall recht gut, doch wenn es um Erkrankungen geht, sind die Notleidenden am hilflosesten.

14.01.2023 16:28 • #148


C
Zitat von Quasinemo:
Der Menschen Not ist der Ausbeuter täglich Brot, fiel mir mal so ein. Dieses Leitprinzip funktioniert eigentlich überall recht gut, doch wenn es um Erkrankungen geht, sind die Notleidenden am hilflosesten.

Und da ist die Frage doch naheliegend, wie man diesen Trend drehen kann. Da wären wir dann in meiner Welt wieder bei den inneren Stühlen, die man umstellen sollte.
Da werden ja dann auch die Fragen gestellt, wie man mit den vermeintlich Schwachen einer Gesellschaft umgehen sollte.

14.01.2023 16:58 • #149


Deddie
Hallo, ich kann gut nachvollziehen, wie das ist, alleine zu sein, ich bin auch 51, partner hatte ich nie. Man hat doch Angst, wieder enttäuscht zu werden. Ich will nicht alleine sein, ich ertrage es halt irgendwie. Es geht doch immer um das eine. Und geprauchtwird man nicht.

14.01.2023 17:04 • x 2 #150


Q
Jetzt laufen hier gerade 2 Themen parallel. Das eine hat überhaupt nichts mit Einsamkeit zu tun, weshalb ich es als am Austausch Beteiligte gerne in einen anderen Thread verlagern würde......

@Cbrastreifen, interessanterweise habe ich an anderer Stelle von einem Forumsmitglied gelesen, das dieselben Missstände anprangert. Somit wären wir schon zu dritt....Die Person ist aber z. Zt. nicht online. Ich bleibe dran.

@Deddie, willkommen hier. Vielleicht hast du ja Lust noch ein wenig von dir zu berichten, z. B. welche Erwartungen du an die Zukunft hast oder was auch immer dir wichtig erscheint!

14.01.2023 19:00 • #151


Deddie
@Quasinemo Hallo, ich bin schon oder so 51j, meine jung oder alt habe 5 Herzop's, Epilepsie, restless legst, Schlaganfall kopf und Nieren und nen Herzschrittmacher. Arbeiten tuh ich noch. All diese Sachen sind nun, ich als Mensch nicht mehr in. Ich sage das weil ich es erlebt hab und bei jeder Niederlage, hat man immer weniger Lust.

14.01.2023 19:47 • x 1 #152


Deddie
Esse aber noch selbsständig, also noch alles dran

14.01.2023 19:50 • x 1 #153


C
Zitat von Quasinemo:
, interessanterweise habe ich an anderer Stelle von einem Forumsmitglied gelesen, das dieselben Missstände anprangert. Somit wären wir schon zu dritt....Die Person ist aber z. Zt. nicht online. Ich bleibe dran.

Danke, sag' mir einfach, wenn Du ihn oder sie gefunden hast, ich schreibe gerne auch in einem anderen Thread mit.

14.01.2023 20:00 • #154


Deddie
@Cbrastreifen ja mach ich doch glatt

14.01.2023 20:05 • #155


C
Zitat von Deddie:
ja mach ich doch glatt

Ging eigentlich an @Quasinemo, kannst Du aber gerne auch machen.
Wie kommst Du denn an so viele gesundheitliche Probleme in vergleichsweise jungen Jahren?

14.01.2023 20:09 • x 1 #156


Deddie
Lange Geschichte, hab ich alles mit dem Herz nach und nach bekommen. War so 2015, da fing alles an und noch einiges unschöne Dinge.

14.01.2023 20:12 • x 1 #157

Sponsor-Mitgliedschaft

Deddie
kann ich mal einen Text senden, der ist von mir. Wer liest versteht auch.

14.01.2023 20:15 • #158


C
Zitat von Deddie:
Lange Geschichte, hab ich alles mit dem Herz nach und nach bekommen. War so 2015, da fing alles an und noch einiges unschöne Dinge.

Geht es Dir denn heute etwas besser? Klang jetzt eher so durchwachsen.

14.01.2023 21:26 • #159


Q
@Deddie, das tut mir leid zu erfahren, dass du so viele gesundheitliche Probleme hast. Und du arbeitest noch? Das ist ja unglaublich, aber gibt dir andererseits vielleicht auch Kraft. Was genau machst du denn?

14.01.2023 21:52 • #160


A


x 4


Pfeil rechts



Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Dr. Reinhard Pichler