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@icefalki: Warum ist das so, dass ein Mensch beim Doc nicht reden kann, aber hier in scheinbar anonymen Welt. Ist es der Blick in die Augen, wenn jemand vor dir sitzt, dich erwartungsvoll anschaut und man sein Innerstes herauslassen soll, das dabei die Blockade in mir ensteht, Ich habe schon mal für den Doc einen Brief geschrieben, war zwar ein ganze blödes Gefühl, ihm diesen zu geben, aber das hab ich zumindest geschafft, ob er ihn dann allerdings gelesen hat, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Ich war vor dem großen Unfall unseres Freundes ein Arbeitstier, hab Kinder und Haushalt irgendwie unter einen Hut bekommen, mein Mann war dazu noch oft im Ausland tätig. Aber es lief.
seit dem Unfall denke ich ganz anders, es kann alles so schnell vorbei sein, warum soviel arbeiten, die Tage mit der Familie werden immer kürzer, man wird älter. Ich möchte wieder mal in den Urlaub fahren, mal für ein paar Wochen, einfach weg, ohne handy oder pc oder sonst irgendwas. Leider ist mein Mann noch nicht soweit, er ist nur am Arbeiten, ok das Finanzielle muss auch stimmen, aber trotzdem, was nützt mir das ganze Geld, wenn ich es nicht ausgeben kann; allein mag ich nicht raus gehen, noch nicht, bin ich zu feige und lustlos.
zur zeit bin ich froh, dass ich es noch zur Arbeit schaffe und den tag überlebe. Konzentration wird immer schlechter, ich schaffe kaum was. dort ist Kaffee mein bester Freund. sehr anstrengend ist auch immer die scheinbar gute Laune an den Tag zu legen,
mir ist alles zuviel, bin ständig müde, selbst Kleinigkeiten sind eine Herausforderung für mich, den Staubsauger bedienen ist schon ein paar Tage her, Wäsche türmt sich, der Garten sieht echt schlimm aus, ich mag mich nicht mal mehr auf die Terrasse setzen, es macht mich wütend, dass ich nichts mehr auf die Reihe kriege. Ich hab schon versucht, mir so eine Art Tagesplan aufzustellen, z.b. montag :Staub saugen; dienstag ein Teil des Bades putzen, usw. klappt in den ersten Tagen meistens auch, aber wehe da kommt etwas ungeplantes dazwischen.
lieben gruß

01.08.2016 20:04 • #41


Icefalki
Ich kenn das auch. Du hast dir eben eine Fassade zugelegt, und das funktioniert recht lange.

Naja, bist es eben nicht mehr geht. Und wenn du beim doc sitzt, wirst du vielleicht Angst haben, diese Maske fallen zu lassen.

Denn, weiß der doc erstmals was los ist, kommt dessen Reaktion. Und damit wirst du dann konfrontiert und vor dem hast du vielleicht Angst.

Im Prinzip bräuchtest du wirklich mal eine gute Klinik. Aber dazu müsstest du erstmals bereit sein, über alles zu reden. Und davor fürchtest du dich.

Ich kann das sehr gut verstehen, hab mir auch keine Hilfe geholt. Und das mit dem ungeplanten kenn ich noch viel zu gut. Solange alles einigermaßen normal verläuft ,geht es irgendwie, wehe, wenn nicht..

Boah, das erinnert mich an alte Zeiten.

Ich kann es dir eigentlich nur raten, dir Hilfe zu holen, aber, ich war kein Deut besser.

01.08.2016 21:32 • x 1 #42


A


Was soll ich nur tun um da wieder rauszukommen?

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F
Ich danke dir für deine Worte.
Es ist gut zu wissen, dass es auch andere Menschen gibt, denen es ähnlich geht wie mir. In der Realität ist es leider so, dass wenn man sich ein Stückchen öffnet, dass man dann bemitleidet oder ignoriert oder im Schlimmsten Fall ausgelacht wird.
Gut der Doc wird mich wahrscheinlich nicht unbedingt auslachen, aber trotzdem. Vielleicht mache ich mir das Leben auch selbst schwer, wahrscheinlich sind mehr Leute um mich herum, die mit Depris zu kämpfen haben, man kann eben nicht in den Kopf hineinschauen.

02.08.2016 13:39 • #43


F
Mir ging/geht es ähnlich. Als ich noch arbeitete, ging es darum, einigermassen die Fassade zu wahren, was mir aber auch nicht immer gelang. So würde ich als wankelmütig empfunden von den Arbeitskollegen, einmal fiel auch der Spruch manisch-depressiv. Vor der Arbeit müde, während der Arbeit müde, mit 5 Tassen Kaffee irgendwie durchgehalten, nach Hauseweg oft Angst, dass ich es gar nicht mehr nach Hause schaffe, dann irgendwie nach Hause gekämpft, dort Dreck und Siff weil zu kaputt am WE zum putzen, selbst kleine Dinge wie Grüngut nach unten bringen eine Aufgabe, die ich aufschrieb und 2 Wochen oder länger vor mich hinschob, bis ich es dann erledigen konnte. Fragte mich, was nur mit mir los ist, weil arbeiten kann ich ja noch irgendwie, vielleicht bin ich ja faule Sau geworden. Erst als es mir mal wieder ein bisschen besser ging, merkte ich, dass ich keine faule Sau gewesen war, sondern einfach krank.

Bei mir war es so, ich wollte unbedingt die Fassade wahren. Ich wollte noch funktionieren können, Teil der Gesellschaft sein. Ich verband meine Erkrankung mit Weicheiig tun, ich müsste mich nur mehr zusammenreissen, wieder ein bisschen raus, dann wird das schon wieder. Habe durchgehalten, bis dann halt nicht mehr ging, ganz verkrampfter Kiefer gehabt, tat richtig weh, Tinnitus, Rückenschmerzen, Schwächeanfälle, Zittern, immer wieder erhöhte Temperatur, Hautausschläge, Pusteln an den Händen. Irgendwas war immer. Übers tägliche Weinen war ich da längst hinaus. Da war nur noch Anspannung und Leere. Aber egal, Hauptsache irgendwie noch funktionieren! Irgendwie geht's immer, hab ich mir damals zum Credo gemacht.

Das war kein Leben mehr.

02.08.2016 16:11 • #44


F
@freisein: wie du das schreibst, es hätte von mir sein können, das einzige,was ich nicht habe sind Rückenschmerzen und Hautsausschlag; Schwächeanfälle waren / sind bei mir am ausgeprägtesten, Ich habe schon so oft auf der Arbeitstelle in der Umkleidekabine gelegen, immer mit der Ausrede: kein Frühstück, Kann man auch nicht so oft bringen, wenn ich merke, mir gehts schwindelmäßig schlechter, schleiche ich mich ganz langsam zur Klokabine, halte mich dort etwas auf, bis es wieder geht, bis jetzt bin ich dort gottseidank noch nicht in Ohnmacht gefallen.
Allerdings fast regelmäßig beim Arzt oder sogar vor der Tür, Scheinbar treibt so ein Arztbesuch mein Blutdruck so in die Höhe, ich fange an zu zittern, entweder zu frieren oder schwitzen, mir knicken dann irgendwann die Beine weg. Das ist so schlimm für mich, wenn ich dann nicht wieder alleine hochkomme, dann läßt der Weinkrampf nicht lange auf sich warten, so oft haben mich schon fremde Patienten wieder zurück in die Praxis geführt,
Du schreibst, du arbeitest nicht mehr? wie und was hast du deinem Leben geändert?
Ich habe auch schon überlegt, was wäre, wenn ich die Arbeit aufgeben würde, aber was ist dann?
Rente beantragen? soviel Kampfgeist habe ich nicht, ich hab sogar eine Telefonsperre. Das war so schrecklich, als ich vor meinem Klinikaufenthalt selbst dort anrufen musste. Aber es wurde verlangt, dass ich mich persönlich melde, mein Mann hatte für mich angerufen, es wurde aber nicht akzeptiert. (Ich habe noch nicht mal ein Telefon auf der Arbeitsstelle)
Vielleicht würde bei mir eine Reha nochmal helfen, manchmal ist es ja so, wenn man für einige Zeit aus dem Alltag heraus kommt. Reha nicht unbedingt wegen der Gespräche, sondern einfach nur um abzuschalten, allerdings weiss ich nicht, wie ich das hinbekommen soll.
liebe Grüße

02.08.2016 17:20 • #45


Icefalki
Schau, Freisein hat das erlebt, ich hab das erlebt, bestimmt noch viele andere.

Das Problem, wenn man knüppeldick da drin steckt, erscheint das außen als gefährlich. Auf die Idee, dass einem da Menschen helfen können, dass die nicht urteilen, auf die Idee kommen wir nicht.

Dir hilft kein dem Alltag entfliehen. Das tust du doch schon. Du hast Angst, aber die Angst ist in dir drin. Kannst laufen soweit du willst, sie sitzt dir im Nacken.

Es ist nicht die Arbeit, das Umfeld, die Familie, nein, leider sind es wir selbst. Wir sind die Angst.

Und das führt immer wieder zur Frage, warum? Und dieses warum gilt es zu suchen. Warum und vor was haben wir Angst? Dieses qualvolle, zerstörende Gefühl?

Was lässt dich nicht kommunizieren? Im Prinzip die einfachste Sache der Welt. Eigentlich.

Zu Beginn meiner Angst, hab ich nicht mal begriffen, dass ich Angst habe. Ich konnte meinen Zustand überhaupt nicht in Worte fassen. Außer, dass ich jetzt sterben werde.

Und Ärzte hab ich genauso gefürchtet. Nicht den Arzt, sondern das, was mich dort erwartet. Ausgeliefertsein, Krankheit, Tod, Leiden, Schmerzen, Panik, eigentlich alles, richtig benennen konnte ich das alles nicht.

Mein ganzes Inneres war ein Klumpen Angst, nach außen aber irgendwie funktioniert.

Ich war so voller Adrenalin, dass ich mich nicht mal erschrecken konnte.

Ich schreib dir das nur, damit du vergleichen kannst. Hab das viele Jahre so gelebt. Dabei hätt ich doch nur mal was sagen sollen.

Ich kann dir nur raten, genau das zu tun. Mach deinen Mund auf, und wenn es das Letzte ist, was du in deinem Leben tust. (Übertrieben gesagt).

02.08.2016 22:09 • #46


F
Zitat von freakirina:
Du schreibst, du arbeitest nicht mehr? wie und was hast du deinem Leben geändert?
Ich habe auch schon überlegt, was wäre, wenn ich die Arbeit aufgeben würde, aber was ist dann?


Ich arbeite nicht mehr, weil es nicht mehr ging. Ich hatte eine befristete Anstellung. In der Regel kommt im Krankheitsfall zuerst die Krankenttaggeldversicherung, dann die Arbeitslosenkasse, dann Berentung oder Sozialamt (in der Schweiz, weiss nicht wie es in D ist). Z.b. Hat eine Mitpatientin von der Klinik nun 2 Jahre Krankentaggeld gehabt, jetzt kann sie einen Arbeitsversuch machen. Bei mir wird die Rente geprüft. Keine Ahnung ob da was kommt, ich fühl mich nicht so wohl bei der Sache. Aber ich habe noch Rahmenfrist vom Arbeitsamt, d.h. ich hab nun noch knapp 1 Jahr Zeit um auf ein finanziell tragbares Niveau der Arbeitsfähigkeit zu kommen.

Ich frage mich manchmal, ob es mir schneller wieder besser gegangen wäre, wenn ich früher reagiert hätte, anstatt so lange durchzuseuchen (ging dann so 2 Jahre mind. nur noch mit Tavor). Bei meiner Therapeutin und auch meinem Freund war ich nicht sprachlos. Das war bei mir im Privaten weniger ausgeprägt. Ich habe dort eher weniger von mir resp. belanglose Sachen erzählt, weil ich Angst hatte, dass die wenigen Freunde dann auch noch schreiend davonrennen, weil ich nur jammere. Ich habe aber v.a. bei meinem Freund und bei der Therapeutin vermutlich auch zu wenig von mir preisgegeben, da ich im Nachhinein merkte, dass ich gar nicht so verstanden wurde. Wie denn auch, wenn ich nicht viel sage. Die Therapeutin hat für mich in der Klinik angerufen erstmal, dann habe ich mich gemeldet für ein Vorgespräch.

Die Rentenprüfung wurde automatisch ausgelöst. Ich musste mich bei der Invalidenversicherung (IV) melden, weil der letzte Arbeitgeber keine Krankentaggeldversicherung hatte. Mit der Anmeldung bei der IV und 20% Arbeitsfähigkeit kann ich Arbeitslosengeld beziehen. Durch die IV wurde dann ein Belastungstraining gemacht. Da ich keine 50% erreichen konnte während drei Monaten wird das Belastungstraining nun eingestellt und die Rentenprüfung eingeleitet. Ich muss dazu sagen: am Anfang hatte ich Hilfe von einer ganz lieben Coachingfrau, zu der ich über private Kontakte kam.

02.08.2016 22:33 • #47


Erdferkel
Auch bei mir ist es ähnlich, funktionieren um jeden Preis , bis mein Körper gestreikt hat. Jede Menge Symptome von Tinnitus über Rückenschmerzen,
Verspannungen, die wiederum neue Probleme hervorrufen aber Hauptsache alles läuft. Bis ich zu einem Dok kam, der mich durchschaut hat und mir auf den Koof zusagte was mir fehlt, er sorgte dafür? Dass ich sofort Therapiestunden bekam.
Zusätzlich eine Überweisung zum Psychiater.
Das ist jetzt 2 Jahre her. Nun bin ich seit 01.12.15 in Pension. Langsam geht es mir besser.
Leider noch nur mit Medikamenten. Durchwerfe ich auch noch los.

Meine Empfehlung, lass Dir helfen, von Fachleuten.

02.08.2016 23:20 • #48





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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl