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Liebe Helfer,

danke für dieses Forum!

Ich bin 38 Jahre alt und single, lebe also alleine und arbeite freiberuflich. Habe kaum soziale Kontakte.

Frau Wolf, ich habe ihr Buch gelesen wenn der Partner geht - einfach super. Es war mir in einer sehr schweren Zeit eine gute Hilfe. Mein Lebensgefährte hat mich nach 5 Jahren verlassen, während ich suizidgefährdet in einer psychiatrischen Nachtklinik war.

Seit ca. 2 Jahren gibt es einen schweren Familienkonflikt. Ich wurde aus dem Leben meiner Mutter ausgegrenzt, da ihr Freund mich nicht mag bzw. ich ihm mal seine Grenzen aufgezeigt habe. Er treibt einen Keil zwischen meine Mutter und mich. Er setzt sie massiv unter Druck. Er sagte einmal, er würde sie verlassen, wenn sie mit mir in eine Therapiestunde ginge. Diesen Vorschlag machte ich einmal, als ich noch Therapie hatte (Mittlerweile ist die Therapie ausgelaufen und ich muss 2 Jahre pausieren, was mich auch sehr belastet, da ich niemanden zum Reden habe.)

Ich darf nicht länger zu Besuch bleiben. Wenn ich meinen Hund abhole, der ab und zu bei ihr ist, dann bleiben wir im Flur stehen und ich gehe dann wieder. Manchmal bekomme ich auch eine Tasse Kaffee, die trinke ich dann im Wohnzimmer, während ihr Freund auch da ist.
Ich habe versucht, den Konflikt zu lösen, indem ich mich bei ihm entschuldigte (obwohl ich eigentlich keine Veranlassung dafür sah und ich mich demütigte). Aber er steht auf dem Standpunkt, dass er nie wieder mit mir Kontakt haben will und sich auch nicht einigen will. Keiner versteht ihn und meine Mutter leidet sehr darunter.

Meine Mutter hatte bereits 2 Psychosen und lebt in einer emotional abhängigen Beziehung zu ihrem Freund. Ihr Freund weiß, dass sie Psychosen hatte, er hat eine auch miterlebt. Sie nimmt Medikamente. Die Belastung muss auf das Minimum begrenzt werden und dieser Konflikt, den er aufrechterhält, ist eine gefährliche Belastung für meine Mutter - und für mich. Das nehme ich ihm sehr übel! Das ist nämlich keine Liebe.

Dass ich ausgegrenzt bin, wiederholt sich gerade. Ich habe das gleiche zwischen 16 und 23 erlebt, als meine Mutter einen anderen Freund hatte, der mich immer weg haben wollte. Es kam auch vor, dass ich mit 16 nachhause kam und das Türschloss ausgetauscht war etc.

Ich habe seit meiner Kindheit Probleme mit Angst, Pavor Nocturnus (bis ca. 10 J.). In meinem Leben habe ich viele Therapien gemacht, auch eine 2-jährige Verhaltenstherapie bei einer Traumatherapeutin. Die Diagnosen sind Panik-/Angststörung und Depression, Anpassungsstörung.

Ich nehme 25µ L-Thyrox fü eine leichte SD-Unterfuntion und sonst keine Medikamente.

Im August war ich 1x in der Notaufnahme (wegen Hautreaktion auf ein Enzympräparat, das nahm ich wegen ungekl. Schmerzen im linken Unterleib). Seitdem habe ich vor lauter Angst mit dem regelmäßigen Sport aufgehört, habe Angstzustände, bin in negativen Gedankenspiralen, habe Wahrnehmungsstörungen. Ich versuche mit Louise Hays CDs und Büchern der Angst entgegenzuwirken, was zeitweise sehr gut gelingt. Aber manchmal sind die Gedanken, oder angstvollen Eindrücke sag ich mal, zu schwer, sodass ich mit positiven Affirmationen nicht dagegen ankomme.

Deshalb war ich auch noch 2x beim Internisten, 1x beim Gynäkologen, 1x beim Endokrinologen, weil ich denke, dass ich krank bin und es keiner herausfindet. Meine Symptome sind so vielfältig, vom Kopfdruck, bis Hautjucken, spontane Flächenrötungen, Durchfall und Verstopfung, Frieren bei 30°, Wassereinlagerungen...dass ich einfach am Ende bin mit meinem Latein.

Ich habe ja schon viel Erfahrung mit Ängsten, aber diese massive Psychosomatik ist mir fremd.
Vielleicht sind viele Symptome auch normal und gehören zu meinem Zyklus, vielleicht sind es auch die Wechseljahre, vielleicht eine Hormonkrise, vielleicht alles zusammen. Ich weiß nicht mehr weiter. Kann das alles von der Depression kommen?

Danke für jede Form der Unterstützung. Wenn ich das so lese, dann kommen mir die Tränen.

ajnat

PS: Ich bin nicht akut suizidgefährdet und würde mir vorher Hilfe holen. Das versichere ich.

08.09.2009 12:02 • 09.09.2009 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo ajnat,

Du hast sehr offen und ausführlich Deine Situation und Dein Befinden beschrieben. Du hast auch schon Einiges versucht, um eine Veränderung zu erreichen - zeitweise auch mit Teilerfolgen. Wir wissen, dass es für das eigene Leben eine große Belastung darstellt, wenn enge Bezugspersonen unter Psychosen leiden.
Deshalb möchte ich Dir auch nicht mit einem platten es wird schon wieder werden antworten (tue ich aber auch sonst nicht, wenn ich das richtig einschätze).
Das wird sicherlich nicht einfach für Dich und es ist nicht zu sagen, wo Dir Veränderungen gelingen können und wo Du eher das Akzeptieren und das Leben TROTZ aller Widrigkeiten lernen musst.

Mir ist nicht ganz klar, was Du Dir von mir erwartest, in diesem Rahmen und ohne viel über Dich zu wissen. Manchmal wünscht man sich ja, in so einer Situation jemanden, der das eigene Leid etwas mit einem teilt, damit es nicht ganz so schwer wiegt. Wenn ich dies kann, in dem ich Dir zuhöre und diese Antwort schreibe, dann tue ich dies gern.
Manchmal wünscht man sich aber auch den Trick, den einen zündenden Gedanken, den Zauber, der alles anders macht. Darüber verfüge ich leider nicht. Diese Macht ist keine Menschenmacht - und darüber bin ich auch ganz froh, weil ich nicht wüsste, ob ich diese Verantwortung tragen könnte.

Was mir aber bleibt, ist vielleicht einen Weg zu zeigen, den Du gehen könntest - beurteilt aus der Ferne und ohne Deine Lebenswirklichkeit tatsächlich zu kennen. Meines Erachtens hat Deine Mutter in ihrem Leben bewusste und unbewusste Entscheidungen getroffen, die Du nur akzeptieren kannst und aushalten musst. Noch immer scheinst Du aber Dein Heil im Aufbau einer guten Beziehung zu Deiner Mutter zu suchen oder Verantwortung für sie zu übernehmen, ohne dass sie Dir dafür die notwendigen Möglichkeiten zur Verfügung stellen will oder kann. Allerdings: DU bist die junge Generation ! SIE hat Dich auf die Reise geschickt, DEIN eigenes Leben zu leben und zu gestalten, Verantwortung für DICH und nicht für sie zu übernehmen.

Das erscheint mir Deine Entwicklungsaufgabe zu sein und nicht das Verharren und die Verbundenheit mit der Vergangenheit durch Angst, die Dich daran hindern soll, genau diese Entscheidung zu treffen, Dich zu befreien, Dich abzunabeln und ein selbstverantwortlicher erwachsener Mensch zu werden.

Das kannst Du alleine versuchen. Du kannst Dir aber auch Hilfe dafür organisieren. Ich weiß nicht, wie Deine Arbeitssituation als Freiberufler ist. Trotzdem erscheint es mir sinnvoll, dass Du darüber nachdenkst, wie Du eine stationäre Behandlung in einer speziellen Fachklink organisieren könntest. Mir erscheint aber, dass es jede Mühe wert wäre, wenn Du noch etwas verändern möchtest.

Ich nenne Dir deshalb hier einige Fachkliniken, mit denen Patienten gute Erfahrungen gemacht haben (natürlich auch nicht jeder und nicht alle):

Klinik Berus.Orannastr.55.66802 Überherm-Berus

Psychosomatische Klinik Windach-Ammersee,Schützenstr.16,86949 Windach

Psychosomatische Fachklinik,Kurbrunnenstr.12, 67098 Bad Dürkheim

Vogelsbergklinik,Jean Berlit Str.3l, 36355 Grebenhain

Klinik Roseneck.Am Roseneck 6. 83209 Prien

Psychosomatische Fachklinik Bad Pyrmont,Bombergallee 10,31812 Bad
Pyrmont


Ich wünsche Dir, dass Du einen Weg für Dich findest und weiterkommst. Entwicklung bedeutet aber immer: aufstehen und gehen ! in welche Richtung wirst Du sehen.

Liebe Grüße

Bernd Remelius

09.09.2009 17:26 • #2





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