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S
Hallo,

seit Jahren plagen mich diverse Ängste, die sich seit eingier Zeit zu einer regelrechten Leukämie-Angst entwickelten. Ich bin nun bereits das zweite mal in Therapie. Da vor Jahren die Tochter meiner Freundin an dieser Krankheit starb, vermutet meine Theapeutin, dass ich mich da zu sehr einbrachte.

Komischerweise habe ich diese Angst nur bei meinem jüngeren Sohn. Mein Ältester wohnt bei uns im Haus und ich kann ich täglich sehen. Mein Jüngster aber zog vor ein paar Jahren mit seiner Freundin zusammen und seitdem plagt mich diese Angst. Vor allem, weil er, im Gegensatz zu meinem Älteren, mir wenig erzählt und ich so irgenwie die Kontrolle über sein Leben verloren habe.

Meine Leukämie-Angst ist derart heftig, dass ich tagelang grübeln und googeln kann. Jede Mandelentzündung, jeder blaue Fleck, den ich zufällig bei ihm sehe, jede Müdigkeit .... alles verbinde ich sofort mit dieser Krankheit. Wobei ich mir z.B. über andere Krankheiten keine Gedanken mache.

Nun habe ich ihm von meinem Problem erzählt, weil er ja eh meine Ängste mitbekommt. Ich bat ihn, mir eben öfters zu sagen, wie es ihm geht. Jetzt ist es eher noch schlimmer. Ich fange an, ihn zu belästigen und auszufragen. Ihm wird das nun auch ziemlich lästig und unsere Beziehung leidet dadurch sehr.

Es ist wie eine Panik, die durch irgend einen kleinen Anlass aufkommt. Ich kann dann nicht mehr klar denken, habe das Gefühl durchzudrehen und würde am Liebsten zu ihm fahren, ihn befragen und untersuchen. Da das nicht geht und lästig wäre, sitze ich dann zu hause und grüble nur noch vor mich hin. Dabei habe ich imme mehr das gefühl, durchzudrehen.

Einige Male habe ich das auch schon, indem ich anrief und er dann meine Panik voll mitbekam. Seine Freundin natürlich auch, was mir hinterher sehr peinlich war.

Ich habe mich dabei schon ertappt, dass ich nur zu einem Fussballspiel, er spielt seit Jehren in einer Mannschaft, fuhr, um zu sehen, ob er fit ist.

Durch diese Angst habe ich keine Lebensqualität mehr!

Liebe Grüsse,
Sonne

11.12.2010 21:42 • 16.12.2010 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo sonne,

bitte verstehe, dass ich mich nicht in Deine laufende Therapie einmischen mag und darf. Es ist auf jeden Fall gut, dass Du Dir therapeutische Hilfe geholt hast.

Einpaar allgemeine Hinweise möchte ich Dir aber geben: Hinter Deiner Angst, dass Dein Sohn schwer erkrankt, steht letztendlich, die Angst jemanden für Dich wichtigen zu verlieren. Bitte mache Dir klar, dass eine realistische Sichtweise bedeutet, dass Du dies bei noch so viel Kontrolle nicht verhindern könntest ! Es gilt zu akzeptieren, dass wir unser und das Leben anderer nicht völlig in unserer Hand haben - UND DASS DIES GUT SO IST ! Oder wolltest Du etwa für alles und jeden selbst die Verantwortung tragen ?

Das Einzige, was Du mit Deiner Kontrolle also erreichst, ist die Beziehung zu Deinem Sohn zu belasten - sonst nichts. Es geht nicht um eine Erkrankung, sondern allein und nur um Deine Lebensangst. Das ist allein Deine Aufgabe, Dich damit auseinander zu setzen.

Deine Angst wird stabilisiert und verstärkt durch Dein Kontrollverhalten - aber immer nur kurzfristig. Dann ist sie wieder da, weil Du ihr Recht gibst und sie Dein Leben bestimmen lässt. Wie soll Dein Gehirn so lernen, dass diese Angst irrational ist und verschwinden darf.
Also was kannst Du tun:
1. In Deiner Therapie ist es wichtig, Deiner Angst auf den Grund zu gehen - weshalb gerade diese Angst ? gibt es dahinter eine noch ganz andere und größere Angst ? was wäre, wenn Du plötzlich alleine wärst? was bist Du Dir alleine ohne das Kümmern um Deine Kinder selbst wert ? usw.
2. Du darfst Deiner Angst nicht nachgeben, sondern musst ihr standhaft entgegen treten und sie aushalten, bis sie nachlässt und Du ihr selbst damit zeigst, dass sie unnötig ist- und das heißt ganz konkret:
- kein Googlen mehr nach oder über Krankheiten, PC sofort aus, wenn Du den Drang dazu verspürst
- sag Deinem Sohn, dass es Dein und nicht sein Problem ist und dass er Dich auf keinen Fall mehr über seinen Gesundheitszustand mehr informieren darf, dass er sofort auflegen soll, wenn Du ihn danach frägst und dass er nur mit Dir sprechen soll, wenn ihr über andere Dinge sprechen wollt - gib ihm die Erlaubnis dazu, damit er nicht in Konflikte kommt. Das wird auch ihn entlasten.
- bis Deine Angst weniger geworden ist, kein Fußballspiel mehr, um ihn zu beobachten
- wenn DU grübelst, schreib Dir alle Gedanken auf und setze Dich mit ihnen und ihrem tatsächlichen Wahrheitsgehalt auseinander oder besprich sie in Deiner Therapie

Deine Angst wird durch DEINE Gedanken und Einstellungen erzeugt. Dadurch kannst Du sie auch verändern ! Ich weiß, dass dies kein einfacher Weg ist, aber es ist der Einzige, den DU gehen kannst, um Dich zu verändern.

Vielleicht schaust Du Dir auch mal das Buch von Dr. Doris Wolf, Ängste verstehen und überwinden aus dem PAL Verlag an. Es ist ein Buch, mit dem Du zusätzlich arbeiten kannst.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius

16.12.2010 17:21 • #2