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M
Hallo!

Ich leide seit 4 1/2 Jahren an Agoraphobie mit Panikattacken und Depression.

Am kommenden Samstag hat meine Mutter Geburtstag und möchte mit meiner Oma, meiner Schwester, meinem Schwager und mir mit dem Zug in eine etwa 300 km entfernte Großstadt fahren.

Ich habe jetzt schon seit 4 Tagen wahnsinnige Panik und die entsprechenden körperlichen Symptome vor diesem Tag, nur beim Gedanken daran wird mir total übel und schwindelig und ich bekomme Herzrasen.
Ich sehe diesen Tag als meinen persönlichen D-Day, sehe mich hilflos und ohnmächtig in der Gegend liegen oder mich ständig übergeben und zusammenbrechen.

Ich muss dazu sagen, dass ich auch schon öfter ohnmächtig geworden bin und mich auch schon in der Öffentlichkeit übergeben musste...

Einmal hatte ich bei einem Tanzwettbewerb (bei dem ich auch selbst mitgemacht habe) einen so schlimmen Panikanfall, dass ich mich mehrere Stunden übergeben habe und dann einen total Kreislaufzusammenbruch erlitten habe. Ohne Hilfe konnte ich nicht mehr laufen.
Damals war ich auch in einer Großstadt weit weg von zu Hause, und immer wenn ich jetzt an den kommenden Samstag denke, befürchte ich, dass es mir dort wieder genauso schlecht gehen wird wie damals...

Seit 10 Tagen geht es mir körperlich auch wieder sehr schlecht, bin ständig erschöpft, werde nicht mehr richtig wach, ständig Schwindel und Kopfschmerzen...Ich habe Angst, dass ich mich einfach nciht den ganzen Tag auf den Beinen halten kann, selbst wenn ich nicht so große Panik hätte, einfach vom körperlichen her...

Ich arbeite mit einem Therapeuten und einer Angstbewältigungsgruppe an meinen Ängsten, und ein paar Sachen Fortschritte habe ich auch schon gemacht...

Wie kann ich mich denn auf den Geburtstag meiner Mutter vorbereiten bzw. die Horrorvorstellungen von diesem Tag verringern? Vor allem die körperlichen Symptome machen mir Sorgen, denn wenn die Übelkeit jetzt noch die ganze Woche anhält und ich weiterhin kaum noch Hunger habe, dann werde ich am SA wirklich sehr schwach sein und nicht fahren können...

Vielen Dank für Ihre Antwort!

24.02.2008 23:41 • 25.02.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Miss Sixty,

Du gibst mir nicht gerade viel Zeit, um Deine Angst zu therapieren. Jetzt müsste ich Zauberer und nicht Psychotherapeut sein. Dann würde ich Dir gerne das Rezept Deines Lebens schicken. Aber leider bin ich auch nur ein ganz normaler Mensch (so hoffe ich wenigstens - auf das normal bezogen) und ein Simsalabim auf diesem Wege wird wohl bis Samstag nicht ausreichen.

Aber ich hoffe, das hast Du auch nicht erwartet - oder doch?

Vielleicht kann ich Dir einige Anregungen geben:

1. Vorsicht ! So wie Du schreibst, bereitest Du innerlich schon alles vor, um Dich so schwach zu fühlen, dass Du krank sein kannst und die Reise vermeidest (siehe besonders Deinen letzten Absatz).
Sinnvoller wäre es, zuerst eine Entscheidung - und zwar Du selbst ! - zu treffen: Willst Du es überhaupt wagen ? oder weißt Du innerlich eigentlich schon, dass Du Dir diese Reise nicht zumuten willst. Wenn ja - dann hast Du wohl eher Angst, statt krank zu werden bis Samstag, zu sagen: Ich komme nicht mit, weil ich Angst habe! Dann aber musst Du genau das tun und lernen, Deine eigene Entscheidung zu vertreten, auch wenn viele Dich nicht verstehen werden ! (= ein Schritt raus aus der Angst)

2. Wenn Du aber wirklich fahren willst - dann hast Du Dir eine schwere Aufgabe vorgenommen. Du wirst Dich dann Deiner Angst in der Situation stellen müssen. Wenn Du es meisterst, wird es Dir helfen, wenn nicht, hast Du auch nicht mehr als wieder eine Erfahrung gemacht, die Du schon kennst - tut weh, aber hast Du schon mehrfach überstanden.

Sprich nochmal mit Deinem Therapeuten darüber.

Eventuell könnte Dir für diese spezielle Situation auch ein Medikament helfen. Sprich mit einem Arzt darüber.

Nimm Dir eine Entspannungskassette oder -disc mit (Jacobson Entspannungstraining).

Schreibe unterwegs permanent alles auf, was Dir durch den Kopf geht und wie Du Dich fühlst. Und achte besonders darauf, wie die Angst langsam weniger wird, wenn Du Dich nur beobachtest, ganz bei Dir in der Situation bleibst und Dich nicht durch Gedanken ablenken läßt (z.B. das, was Du spürst, in Gedanken zur Katastrophe machen).

Nutze die Tage noch, um Deine Gedanken und Katastrophenideen, was alles schlimmes passieren könnte, aufzuschreiben. Frage Dich bei jedem Gedanken: Ist das wahr? woher weiß ich das? wie wahrscheinlich wäre das? was wäre das schlimmste, was passieren könnte? wäre das eine Katastrophe, oder nur sehr unangenehm? Was könnte ich tun, um das zu verhindern? (vgl. Wolf,D., Ängste verstehen und überwinden oder Merkle/Wolf, Gefühle verstehen und Probleme bewältigen aus dem PAL Verlag).

So, das waren einige Ideen für Dich. Denke immer daran: Du hast die Entscheidung, was Du tun willst. Du hast keine Macht über Deine Gefühle. Die sind real und folgen Deinen Gedanken und Einstellungen in der jeweiligen Situation oder sie sind schon automatisiert und werden einfach ausgelöst.
Aber Du hast Macht über Dein Denken und Dein Handeln ! oder zumindest großen Einfluss.

Gleich wie Du Dich entscheidest - ich wünsche Dir einen Schritt vorwärts !

Herzliche Grüsse

Bernd Remelius

25.02.2008 16:51 • #2





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