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M
Hallo liebes Experten-Team,
vielleicht sollte ich mich erstmal kurz vorstellen: ich bin 23 Jahre alt und arbeit im öffentlichen Dienst. Seit ca. 3 Jahren habe ich immer wieder Angst- und Panikattacken und Depressionen. Körperliche Symptome wie Rücken- und Nackenschmerzen, Reizdarmsyndrom, Müdigkeit und Erschöpfung kommen hinzu.
Im März letzten Jahres habe ich mich dazu entschlossen eine Gesprächstherapie anzufangen, die mir auch schon sehr gut geholfen hat. Nur leider habe ich immer noch nicht das notwenige Vertrauen zu meinem Therapeuten gefunden um mit ihm eines meiner Hauptprobleme anzugehen: Ich habe Angst vor Berührungen. Vor Intimitäten jeglicher Art. Solange es sich um Händeschütteln, oder kurze Umarmungen handelt, geht es noch, aber mehr halte ich nicht aus. Außer solche mechanisch ablaufende Berührungen, wie bei Ärzten und Physiotherapeuten. Die machen mir dann wiederum nicht viel aus.
Ich blocke aber Männer total ab, die mir gefährlich nahe kommen könnten. Solange ich merke, dass da nichts rüberkommt, verstehe ich mich ausgezeichnet mir ihnen, aber sobald ich merke, dass jemand echtes Interesse an mir hat, werde ich richtig kalt. Von jetzt auf gleich ist sämtliches Interesse an dieser Person verschwunden und ich fühle mich bedrängt. Ich hatte bisher auch noch keine Beziehung, noch nicht mal eine flüchtige, was bei dieser Thematik wohl nicht überraschend sein dürfte.

Außerdem habe ich auch schreckliche Angst davor, dass meinen Eltern was zustoßen könnte. Sie sind beide schon recht alt (an die 70) und wir leben im gleichen Haus. Ich habe noch keinen Sterbefall im näheren Verwandten/Bekanntenkreis miterlebt und mich plagt es manchmal ununterbrochen, dass ich nicht weiß, wie ich mit einem Todesfall umgehen sollte. Allein bei dem Gedanken überfällt mich die Angst.

Hoffentlich könnt ihr mir helfen und ein paar Tipps geben, woher diese Ängste kommen und was ich dagegen unternehmen kann.

Ich danke euch schon mal im Voraus recht herzlich für eure Zeit und Hilfe!

Viele Grüße
marian

06.05.2008 20:08 • 09.05.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo marian,

es ist wahrscheinlich besonders schwer, über deine sexuellen Probleme, die mir in einen Konflikt eingebettet erscheinen, wie Du Nähe und Distanz gesund regulieren kannst, gerade mit einem männlichen Therapeuten zu sprechen - schwer, aber nicht unmöglich.
Scheinbar bist Du eher in einer emotionalen Abhängigkeit groß geworden (zu den Eltern?) und traust Dir kaum zu, das Du selbst über Dich und Deine Bedürfnisse bestimmen kannst. Dann bei Nähe von einem Mann lieber sofort ganz auf Abstand gehen, bevor ich mich verlieren könnte oder mir jemand weh tut - was ja zum erwachsenen Leben dazu gehört und ausgehalten werden kann!

Mir scheint dieser Bereich wirklich für Dich sehr zentral zu sein, wenn Du weiterkommen willst. Hast Du eigentlich gemerkt, dass Du mir gegenüber (auch ein Mann) schon über Deine Probleme gesprochen hast. Klar - anonym und ohne dass wir uns kennen. Aber trotzdem - Du hast es getan. Jetzt wäre es nur noch ein kleiner Schritt - aber ein wichtiger - auch in der Therapie darüber zu sprechen und das Wagnis einzugehen. Dafür gibt es keine Tricks. Dafür musst Du den Mut aufbringen und es einfach tun. Nichts anderes kann ich Dir raten! Um wen geht es - um Dich? um Dein zukünftiges Leben? Dann solltest Du Dir diesen kleinen Schritt wert sein und es tun. Und Mut aufbringen heißt: es trotz, nicht ohne Angst tun! Schon in der nächsten Stunde - und nicht mehr länger vermeiden! Außer Deinem (falschen) Gefühl gibt es keinen Grund, es nicht zu tun - oder?
Und wenn Du noch einen kleinen Zwischenschritt brauchst - dann schreibe es zuerst Deinem Therapeuten und gehe dann in die nächste Stunde, um darüber zu sprechen.

Weshalb Du so Schwierigkeiten mit körperlicher Nähe und Intimität hast, kann ich hier natürlich nicht wissen. Aber vielleicht wäre es zusätzlich ratsam, Dir eine Körpertherapeutin zu suchen, um diesen Bereich beschützt, aber aktiv anzugehen. Denke mal darüber nach.

Hier noch weitere Infos zur Angst vor Berührung und Angst vor Verlusten.





Ich wünsche Dir auf Deinem Weg alles Gute. Es ist zwar banal, aber trotzdem richtig: es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Herzliche Grüsse

Bernd Remelius

09.05.2008 13:56 • #2





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