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L
Hallo. Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich hier richtig bin und ob man bei mir schon von richtiger Angst reden kann. Im Vergleich zu dem was ich bisher gelesen habe ist meine Angst wohl eher noch lachhaft.
Es beschäftigt mich aber sehr und mir geht es jetzt shcon relativ schlecht.

Ich schildere nun gern einmal was los ist.

Vor genau einer Woche habe ich erfahren, dass ein Freund von mir sich selber erschossen hat. Es ist schlimm und ich bin auch sehr traurig.
Am Mittwoch war die Beerdigung. Ich habe ihn noch einmal gesehen. Der Sarg war offen. Es war das erste Mal in meinem Leben das ich einen Toten gesehen habe.
Für mich war der Anblick schrecklich. Das Leben war ausgelöscht und die Wärme die er mir sonst entgegen brachte war nicht da. Es war nur noch sein Körper, seine Hülle.
Seither geht mir dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf und ich frage mich was passiert ist mit ihm. Also mit meinem Freund der in dem Körper steckte. Wo ist er?
Ich habe angefangen ein Buch zu lesen von Pascal Voggenhuber, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Das es Leute gibt die mit Toten in Kontakt treten können oder das auch Leute zu Hause schon einmal den Verstorbenen gesehen haben.
Ich habe Angst davor das es passieren könnte. Tagsüber und wenn ich nicht alleine bin geht es. Aber sobald es dunkel ist und ich alleine bin habe ich Angst. Mein Herz schlägt schneller und bei jedem Geräusch zucke ich zusammen aus Angst das es irgendwas aus dem Jenseits sein könnte. Ich versuche mir zu sagen, dass es das nicht gibt weil ich bis heute nichts gesehen habe, aber es geht nicht aus meinem Kopf raus. Da sind so viele ungeklärte Fragen. Diese wird mir wohl auch nie einer beantworten können.
Abends zu Hause und in der Nacht sowie in der Dunkelheit ist es sehr schlimm. Auf der Arbeit ist unser Archiv im Keller. Ich kann nicht mehr alleine dorthin gehen. Ich habe Angst davor den Fernseher und das Licht abends bzw. nachts aus zumachen und in der Nacht wache ich etwa 4-5 Mal auf. Ich schliesse die Augen im Bett aus Angst etwas sehen zu können. Aber dann kommen mir wieder unheimliche Gedanken und Bilder in den Kopf.
Jedes Geräusch macht mir Angst und ich könnte weinen und schreien. Hoffe das das Geräusch nicht wieder kommt. Wenn es dunkel ist und das Licht ist an kann ich nicht zur Fensterscheibe schauen aus Angst das ich dort was sehen könnte. Mit den Gedanken bin ich nur noch halb dabei.
Bin immer ein lebhaftes Mädel gewesen doch zur Zeit hab ich zu nichts lust und an nichts wirklich Freude. Ich bin einfach nur down.

Es ist wirklich Angst allein zu sein und vor der Dunkelheit. Ich weiss nicht was ich machen soll und ob ich jetzt schon Hilfe suchen soll. Ich merke nur das ich immer kraftloser werde und es mich mehr und mehr einnimmt.

Was kann ich machen bzw. wer kann mir helfen. Und was ist das überhaupt?

Liebe Grüsse

08.11.2009 10:38 • 11.11.2009 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Lady Lugano,

erst einmal musst Du ein Ereignis verdauen, das bisher nicht Teil Deines Lebens war - den Tod Deines Freundes. Das braucht Zeit, das solltest Du auch zulassen - die Trauer um den Verlust und die Fragen nach dem Tod, die Dich jetzt verständlicherweise beschäftigen. Zu lernen, dass der Tod Teil des Lebens ist, diese Einsicht anzunehmen - ohne Angst davor - ist eine Lebensaufgabe, die wir alle - jeder zu seiner Zeit - haben. Du kannst daraus gestärkt herausgehen.

In Bezug auf Deine Ängste: Leider hast Du gerade in einer Zeit, wo Du emotional verunsichert und labil warst, diesen Unsinn vom Jenseits, zu dem wir Kontakt haben könnten, in Dir aufgenommen. Dies wäre wahrscheinlich ohne den Tod Deines Freundes nicht so gekommen. Du musst deinem Gehirn jetzt deutlich machen, dass es sich irrt, dass es einer falschen und irrationalen Befürchtung folgt. Beweis es ihm und Du wirst wieder fröhlich sein können.
Das Wichtigset ist, dass Du Deine Ängste akzeptierst als Gefühle, die einfach da sind, weil Du entsprechende Befürchtungen gedanklich entwickelt hast. Lehne aber bewusst ab, dass Gefühle Wahrheiten sind. Sie sind Signale, die auf Erwartungen, Einstellungen und Gedanken/Bewertungen beruhen. Wenn Dir klar ist, dass das alles Unsinn ist, was Du Dir angeeignet hast, dann gibt es keinen Grund, der Angst nachzugeben. Vermeide also nichts aus dieser Angst heraus, was Du früher getan hast und hättest. Gehe weiterhin in alle Situationen, so oft wie möglich und halte die Angst aus bis sie weniger wird.

Ein anderer Aspekt ist das, was wir Spiritualität nennen, dass wir daran glauben wollen, dass es so etwas wie ein höheres Prinzip, eine höhere Ordnung in unserem Leben gibt - manche nennen es Gott, andere kreieren etwas anderes für sich, was Ihnen Geborgenheit und Sicherheit gibt.
Ich persönlich glaube nicht an Gott und fühle mich trotzdem gut in einer Welt aufgehoben, in der es für alles einen Anfang und ein Ende gibt und dass dies gut so ist, wie es ist. Nur so habe ich das Glück, hier für eine begrenzte Zeit auf dieser Welt leben zu können und zu dürfen. Irgendwann sind andere dran.

Wenn Dir dies aber nicht reicht und Du eher ein religiöser Mensch sein willst oder dies klären willst, dann kannst Du in Deiner jetzigen Situation auch Rat und Gespräch z.B. mit einem Pfarrer suchen. Aber bitte keine Scharlatane, die Dir vom Jenseits erzählen, als sei dies nicht nur eine von Menschen erfundene Idee, sondern Realität. Ideen sollten Dir aber keine Angst machen, sondern nur reale Gefahren.
Also lass nicht zu, dass irrationales Denken und blanker Unsinn Macht über Dich und Dein Leben gewinnen. Wehr Dich dagegen, Du hast die Kraft dazu !

Alles Gute für Dich

Bernd Remelius

P.S. noch ein Tipp: Wolf, D., Ängste verstehen und überwinden, PAL Verlag
https://www.psychic.de/panikattacken.php

11.11.2009 22:26 • #2