Ja, ich habe auch schon öfters erlebt, dass Patienten von der Klinik-Nachsorge enttäuscht sind.
Die Klinik fragt meistens nur, ob man ambulante Therapie o.ä. hat.
(Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du ja eine ambulante Therapie, oder?)
Manchmal vermitteln Kliniken instabile Patienten im Anschluss in eine Tagesklinik, das wurde bei dir ja zumindest gemacht (wenn auch nur für recht kurze Zeit).
Darüber hinaus machen Kliniken eigentlich nichts. Es gibt wohl hier und da Klinken, die nochmal ein Nachgespräch führen, nach ein paar Wochen o.ä., aber mehr passiert oftmals von Klinikseite aus nicht.
Manchmal wird versucht, Patienten, die keine ambulante Therapie haben, in eine Online-Therapie zu vermitteln, aber nur dann, wenn keine ambulante Therapie vorhanden ist.
Ansonsten informieren manche Kliniken ihre Patienten über Möglichkeiten wie ambulante psychiatrische Pflege, Ergotherapie, betreutes Wohnen, sozialpsychiatrische Dienste usw., aber da du ja geschrieben hast, dass du da schon recht viel Erfahrung mit hast, hat man da bei dir wohl nicht die Notwendigkeit gesehen, vermute ich mal.
Und es wird auch nur über Möglichkeiten informiert, umsetzen und beantragen muss man das alles oftmals selber.
Meine persönlichen Erfahrungen:
Als jemand, der selber Borderline hat und schon öfters die Phase der Entlass-Krise erlebt hat, kann ich dir nur Mut zusprechen. Da es, wie ich schonmal geschrieben habe, relativ normal ist, dass es Patienten bei Entlassung wieder schlecht geht, gehen Kliniken da oft nicht weiter drauf ein, vor allem nicht bei Patienten, die ambulant irgendein Hilfsangebot wie z.B. ambulante Therapie haben. Das geht meiner Meinung nach nicht gegen dich persönlich, sondern ist relativ normal.
Und gerade bei Borderline ist ja eine emotionale Instabilität Teil des Krankheitsbildes und somit kein Grund für eine Verlängerung. Selbiges gilt auch für sehr starke Gefühle wie z.B. Verzweiflung etc.
Gerade bei Borderlinern wird sogar oft ein sehr großer Schwerpunkt darauf gelegt, den Patienten in die Eigenverantwortung zu bringen und den Patienten eben genau nicht zu sehr zu umsorgen, sondern den Patienten immer wieder anzuleiten, sich selber emotional zu regulieren, damit der Patient sich gar nicht erst zu sehr angewöhnt, bei den Therapeuten oder Pflegern nach Trost/Fürsorge/Versorgung zu suchen.
Stattdessen wird sehr genau darauf geachtet, dass Patienten auch umsetzen, was sie gelernt haben und dass sie auf ihr Wissen selbstständig zugreifen, ohne dafür jedes Mal wieder auf therapeutische/pflegerische Hilfe zurückzugreifen.
So zumindest meine Erfahrung. Es ist das, was ich erlebt habe und was mir erklärt wurde.
Es ist also tatsächlich relativ normal, dass man mit einer Borderline-Diagnose von den Therapeuten manchmal „strenger“ behandelt wird als andere Patienten.
Und es ist auch relativ normal, dass bei Borderlinern von Therapeuten oftmals nicht (oder zumindest weniger) auf nervliche Zusammenbrüche eingegangen wird, da es oftmals als dysfunktionales Verhalten angesehen wird, welches nicht unterstützt werden soll. (Und auf Stationen für Patienten mit Borderline kommen solche Zusammenbrüche sehr, sehr häufig vor und sind daher nichts, was besonders beachtet wird.)
Auch dazu sage ich nochmal deutlich: Es ist das, was ich erlebt habe.
Wie ich das bewerte und einordne, ist nochmal ein anderes Thema.
Ich sage damit also nicht, dass ich das immer gut heiße, es ist nur das, was ich erlebt habe.
Was ich damit sagen möchte: Das, was dir da gerade passiert, ist also nicht persönlich gegen dich gerichtet, denke ich. Ich glaube eher, dass die Therapeuten sich so verhalten, weil sie es therapeutisch für richtig halten und vermutlich der Meinung sind, dass du über mehr Kompetenzen verfügst, als du gerade denkst.
Und sie wollen dich vermutlich dazu bringen, wieder mehr eigenverantwortlich zu handeln, deinen „inneren Erwachsenen“ zu stärken und dich dazu zu bringen, dein „inneres Kind“ eigenverantwortlich selber zu versorgen.
(Das vermute ich jetzt nur aufgrund meiner Erfahrungen und aufgrund dessen, was du geschrieben hast.)
Das sind zumindest so Aussagen, die Therapeuten von Borderlinern oft formulieren.
(Bei anderen Krankheitsbildern wird das natürlich auch gesagt.)
In der Borderline-Therapie steht die Stärkung der Eigenverantwortung oft sehr weit oben.
Zu dem Thema, was du jetzt tun kannst, wurde hier ja schon viel geschrieben.
Jetzt geht es um die praktische Umsetzung.
Vermutlich wird auch ein Gespräch in der ambulanten Therapie anstehen, ob deine ambulante Therapie jetzt auf die Behandlung von Borderline umgestellt werden soll.
Und für einen eventuellen weiteren Klinikaufenthalt würde ich dir empfehlen, auf eine spezialisierte Station zu gehen.
Dort werden dann ganz spezifische Skills/Fähigkeiten für den Umgang mit den Borderline-Symptomen vermittelt.
Das Gute ist, dass die Therapie für dieses Krankheitsbild ja sehr gut erforscht ist, vor allem die DBT.
Ich kann für mich sagen, dass die DBT durchaus hilfreiche Ansätze hat und einem wirklich weiterhelfen kann. Es ist allerdings auch eine manchmal recht „strenge“ Therapieform. Sich darauf einzustellen, kann anfangs schwierig sein, aber langfristig kann man gute Fortschritte erzielen.
Aber zur Wahrheit gehört leider auch, dass man oftmals nur lernen kann, mit den starken Emotionen und Instabilitäten besser umzugehen, weggehen werden sie oftmals leider nicht wirklich. Aber man kann lernen, besser mit Ihnen zu leben.
Und das kann auch schon einen großen positiven Unterschied machen.
Ich wünsche dir viel Erfolg .