Ein paar Gedanken zu deiner Situation:
Ich war selber schon sehr oft in Kliniken und habe im Laufe der Jahre dort so einiges erlebt, sowohl indirekt von Mitpatienten als auch direkt persönlich.
Darum sind mir da jetzt so einige Gedanken zu deiner Situation gekommen.
Vorweg schonmal und bezogen auf die Frage „Wie geht es jetzt weiter“:
Ich sehe es wie @greta_ , ich würde dir auch empfehlen, dich jetzt darauf zu konzentrieren, dich ambulant zu stabilisieren.
Es gibt ja verschiedene Maßnahmen, die du ausprobieren kannst, ein paar hat Greta ja schon genannt: ambulante Therapie, Psychiater, Selbsthilfegruppe, Ergotherapie...
Ergänzen würde ich noch ambulante psychiatrische Pflege (APP), die kann dir vom Hausarzt oder Facharzt verschrieben werden. Da bekommst du ambulant eine Pflegekraft zugeteilt, so ähnlich wie die Co-Therapeuten oder Pfleger in der Klinik. Da kommt dann jemand zu dir nach Hause, um dich im Alltag zu unterstützen.
Auch kannst du den sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt/Gemeinde kontaktieren, die haben auch Unterstützungsangebote. (Oftmals sitzen die im Gesundheitsamt.)
Du kannst auch schauen, ob du bei der zuständigen PIA (psychiatrische Instituts-Ambulanz) unterkommen kannst, die haben ambulante Angebote für Patienten, die aus dem vollstationären Aufenthalt entlassen werden, dort gibt es Psychiater, Therapeuten und Gruppentherapien.
Deine ambulante Behandlung ist der Dreh- und Angelpunkt deiner Genesung, Klinik kann ergänzend sinnvoll sein, um Impulse zu setzen oder punktuell vertiefende Therapien durchzuführen, aber das Wesentliche passiert zu Hause.
Was jetzt die aktuelle Klinik und deine Situation angeht:
Meiner Meinung nach kannst du da jetzt nicht mehr viel machen.
Man hat dir klar gesagt, dass du zum jetzigen Zeitpunkt nicht wieder vollstationär aufgenommen werden wirst.
Das kannst du nur akzeptieren, da jetzt gegen angehen zu wollen wird dir vermutlich nicht viel bringen.
Ich würde dir raten, jetzt die Tagesklinik zu Ende zu bringen und dich dann um deine ambulante Versorgung zu kümmern.
Dieses Gefühl, aus dem Nest gestoßen zu werden, ist relativ normal nach einem vollstationären Aufenthalt, das geht vielen Patienten so.
In der Klinik wird man ja recht umfassend versorgt, man hat nicht viele Verantwortlichkeiten, kann sich auf sich selbst konzentrieren und die Anforderungen des normalen täglichen Lebens werden von einem ferngehalten.
Aber genau darum ist es auch wichtig, dass die Aufenthalte nicht so ewig lang gehen. Denn je länger man in der vollstationären Klinik bleibt, umso mehr entfernt man sich von seinem „realen“ Leben und umso schwieriger wird es dann, sich zu Hause wieder zurechtzufinden.
Und auch wenn es oftmals hart ist:
Viele Patienten werden in einem recht instabilen Zustand entlassen. Vielen Patienten geht es wieder schlechter, wenn die Entlassung ansteht.
Und auch wenn man erst nach 12 Wochen entlassen wird, ist trotzdem oft das Gefühl da, noch nicht bereit zu sein.
Zu der Frage mit der anderen Klinik: Du kannst dich um eine Einweisung in eine andere psychosomatische Klinik bemühen. Dafür brauchst du eine Einweisung vom Psychiater oder Psychotherapeuten. Der muss dann begründen, warum du wieder eingewiesen werden musst und warum es eine andere Klinik sein soll.
Du kannst bei deiner Krankenkasse erfragen, mit welchen psychosomatischen Kliniken ein Kooperationsvertrag besteht, dann entscheidet die Klinik, ob sie dich aufnimmt, und du musst nicht erst noch die Genehmigung der Krankenkasse einholen.
Das wird mit Wartezeiten verbunden sein, psychosomatische Kliniken sind ja keine Psychiatrien, wo man direkt hingehen kann, wenn es einem schlecht geht, du kannst also nicht einfach so in eine andere Klinik gehen, aber du kannst dich bei einer psychosomatischen Klinik anmelden. Die führen dann oftmals eine medizinische Prüfung durch, in der entschieden wird, ob du als Patientin in Frage kommst.
Bei diesen Kliniken bist du auch nicht regional festgelegt, die Klinik kannst du deutschlandweit frei wählen.
Obwohl ich nochmal sagen möchte: Es ist wichtiger, sich erstmal um die ambulante Versorgung zu kümmern.
Zur Einordnung deiner Erlebnisse mit deiner Beschwerde und den Dingen, die danach passiert sind, schreibe ich später noch etwas, sonst wird das hier noch länger, als es eh schon geworden ist . LG
29.11.2025 17:30 •
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