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redline85
Hallo Ihr Lieben.

es ist mal wieder soweit, aus dem passiven Lesen ins aktive Schreiben.
ich denke/hoffe das nach außen kehren, die Gedankenwirbel in Linie niederschreiben hilft mir etwas dem Akzeptieren näher zu kommen. und vielleicht ist es auch Anstoß sich gegenseitig zu unterstützen.

Seit 2008 bin ich offiziell in Behandlung wegen generalisierter Angststörung mit Panikattacken und Zwangsgedanken.
Wie das schon klingt, nach dem richtig schön ungenießbarem Cocktail
hört sich kacke an, aber wie ihr sicher wisst, fühlt sich noch beschissener an.
Objektiv gesehen in den letzten 15 Jahren gabs auch gute Zeiten/Monate immer wieder dazwischen. und viele Tiefs waren auch nicht ganz so tief und lang. ein stetiges auf und ab in relativ vielen normalen Graustufen denke ich.

Aktuell würde ich sagen bin ich allerdings in einem tieferen Loch und das schon einige Wochen, ohne dass ich momentan mal wieder etwas Licht sehen würde.

Die viel zitierten Umstände. gepaart mit meiner offensichtlich eher sensiblen Seele.

1. Ich hatte zum 1. Februar einen neuen Job begonnen. Nachdem ich mich die letzten Jahre in dem alten Job mehr gequält hatte, als es für nur einen Job sein sollte - und es tat so gut als ich entschlossen für mich gesagt habe - es ist genug! =) . Was nicht heißen soll, dass immer die anderen Schuld sind nein das bin schon auch ich. maximal zu 50% (im Zweifel gibt es immer den der es macht und der andere der es mit sich machen lässt)

Meine große Problematik in Beziehungen mit Menschen/Freunden und der Liebe, genauso wie im Arbeitsleben. ist dass ich schwer NEIN sagen kann. ich glaube immer ja ja das schaff ich schon, das geht schon irgendwie - ich tu mir schwer für mich und andere vorab und generell gesunde Grenzen zu ziehen. nehme irgendwie fast wie in Trance Probleme andere zu mir. und welch Wunder, irgendwann übermannen mich meine Gefühle der Überforderung und die seelische Alarmanlage fängt an zu brüllen.
und so war es im neuen Job nun auch wieder. ich hatte im April schon das Gefühl, das läuft nicht in die richtige Richtung. aber ich hab es mir schon wieder schön geredet und aufs Christkind gehofft, dass es schon für mich irgendwie richten würde. tja. eigentlich. sollte ich es irgendwann mal besser wissen. da war ich dann mal wieder mit stetig innerem Druck und Unruhe. Zweifel, Angst, Gedankenkreisen

momentan frage ich mich auch generell ob der Job als IT-ler, also Problemlöser wirklich so vorteilhaft für mein Naturell ist. nur was und wie sollte ich mit Ende 30 noch anderes machen!?

das war der erste Umstand, aber wie man immer so schön sagt. wenns kommt kommt alles auf einmal =/

2. Ich lebe auf einem kleinen Bauernhof. Jahrzehnte nicht mehr wirtschaftlich aktiv, aber trotzdem viel Arbeit nebenbei. Meine Eltern die eine Wohnung, ich die andere Wohnung. Im Mai ist mein Dad von einer unserer Baustellen hier von 4 Metern gefallen und mit dem Kopf gelandet. Seitdem zogen sich Untersuchungen über Untersuchungen hin. Bis er vor 2 Wochen dann am Kopf operiert wurde. Die ersten beiden Tage danach schien erstmal alles gut, bis es dann plötzlich rapide abwärts ging. 5 Tage pure Hölle! Bis er dann nochmal operiert wurde. seitdem geht es in ganz kleinen Schritten aktuell aufwärts. Dennoch die Ungewissheit immer im Nacken. Aber wir wollen positiv denken.
Seit Mai übernehme ich also nebenbei noch alle Aufgaben am Hof zu Hause.

Ich weiss also egal wohin ich schau, nicht mehr wo oben und unten ist.

Ende Juni habe ich dann gekündigt, der Druck in mir war einfach zu groß. Eigene Schwächen okay, ich hab sehr viel darüber nachgedacht - Es ist nicht das, wohin ich gehöre. Erst recht nicht in den aktuellen Umständen.

Ich habe jetzt auchFreunden, denen ich auch noch bei diversen Dingen Hilfe zugesagt habe, abgesagt, dass ich es aktuell nicht halten kann. Und alle haben es mit purem Verständnis akzeptiert - nur ich tu mir schwer.

Durch den aktuell langsam positiven Trend bei der Genesung meines Dads, also der akute Vollstress nachlässt, spüre ich die Nachwehen an/in mir dafür umso mehr.

Aktuell fühle ich mich wie belämmert, schummrig, komisch, irgendwie fremd und mir tut alles weh. Immer wieder Gedankenstrudel mit ich muss muss muss aber. und die Zwangsgedanken wirken immer wieder zwischendurch wie eine Nitroeinspritzung die dem Angst-/Panikfeuer nochmal richtig schön anheizen. Extrem unangenehm und immer wieder am Tag hab ich das Gefühl/den Gedanken So! JETZT! ist es soweit. mir legt es einen Schalter um, ich werde verrückt. Ich komme nie wieder klar und was weiss ich was jetzt passiert, es wird nicht gut und phänomal schrecklich und endgültig - rational hab ich nicht meinen Verstand verloren und ich weiss genau, dass das Quatsch ist. Aber die Gefühle sind so wahnsinnig stark, das machts alles andere als leicht.

Ich habe über die Jahre immer wieder Citalopram und später Escitalopram genommen. Zuletzt Escitalopram 10mg. die ich aber vor ein paar Monaten wieder abgesetzt hatte. Ich hatte auch das letzte Jahr, als ich sie genommen hatte irgendwie das Gefühl/Gedanke, als dass ich mich vielleicht daran gewöhnt hätte und sie ohnehin eh nicht mehr richtig wirken würden. Ich habe meinem Psychiater auch heute geschrieben, was er davon hält und dass ich überlege, dass SSRI Unterstützung vielleicht aktuell doch nicht wieder schlecht wäre. Eventuell auch eine Umstellung auf Neue, wobei ich davor natürlich auch Angst hätte irgendwie. ihr merkt das zentrale Zweifel und Thema Angst vielleicht schon

Ich hab nur noch ich MUSS aber im Kopf. ich muss stark sein, ich muss funktionieren, ich muss meine Aufgaben erledigen und und und. ich bin seit 2 Wochen jetzt auch krank geschrieben und werde es auch erstmal bleiben denke ich. was mir zumindest auf der Baustelle schon etwas den Druck nimmt. und dennoch denke ich mir, ich muss für meinen Hund, meine Mam und meinen Dad da sein. aber aktuell bin ich auch so kraftlos und irgendwie neben mir. und gerade wenn ich mit meinen Lieben zusammen bin, kommt mir immer wieder der Zwangsgedanke was wenn ich JETZT verrückt werde!? und Ihnen und mir irgendwas antun würde!? - Und zack feuert das Adrenalin in die Adern und die Panik ist da. wundervoller Teufelskreis. von morgens bis abends. es ist so wahnsinnig anstrengend und das bin ich doch nicht. ich liebe sie, ich liebe das Leben eigentlich. ich würde doch einfach nur gerne mal wieder mich leicht und glücklich fühlen und die Zeit mit meinen Lieben genießen. das macht mich so traurig

ich kann leider schwer weinen. und wenn dann nur ganz kurz. aber der innere Druck danach ist stetig da. ich hab das Gefühl mir fehlt das Ventil den Druck, die Trauer, den Schmerz, die Wut gesund abfließen zu lassen.

natürlich weiss ich dass allein die Umstände das Ganze mehr als erklären und es so nur menschlich und normal ist, wie es mir gerade geht. nur gewinnt aktuell bei mir nur das Gefühl über den Verstand.
Seit gut 3 Monaten hat sich also die Sinuskurve der Gefühle bei mir unter die Nulllinie verschoben. dieses ständige von schwarz bis dunkelgrau strengt mich so unglaublich an. ich wünsche mir so sehr mal wieder dieses Gefühl von Leichtigkeit und es ist einfach okay und gut so wie es gerade ist.


Vielen Dank schon einmal für diejenigen, die sich das durchgelesen haben!
Vielleicht habt ihr einen Tipp und ein paar aufmunternde Gedanken für mich

danke

07.08.2023 11:45 • 08.08.2023 x 9 #1


2 Antworten ↓


Carcass
Mahlzeit,

also erst einmal eines Vorweg: Einen sch. musst du!

Also das liest sich alles sehr anstrengend , aber ich kann das in sehr vielen Teilen wiedererkennen, bzw erkenne mich darin wie ich früher auch war.

Ich habe nie Tabletten genommen oder dergleichen, aber die ÜBerforderung zolte dann irgendwann seinen Tribut. Dies hat dann natürlich zur Folge, dass alle körperlichen Symptome einem das Leben versauen und auch der Leidensdruck immer höher wurde. Dass selbst meine Therapeutin zu mir damals sagte Mann, haben Sie einen am Brett

Nunja, dazu noch eine feine Mischung aus Zwangsstörung und Panikattacken und das Potpourri des Wahnsinns ist perfekt. Die Sorge um die Eltern trieb mich auch immer um und ich kann das mit deinem Papa sehr gut verstehen.

Sich einen Bauernhof aufzubürden finde ich krass, auch wenn viele die romantische Immenhof Stimmung bekommen, ist natürlich völliger mist, vielmehr Maloche ohne Ende und es nimmt ja nicht einfach so ab.

Ich lese aus deinen Zeilen heraus, dass du für alle da bist , nur du selber bleibst zwanghaft mit Angst und Schmerzen auf der Strecke. Eine Situation in der man sich einfach sch. fühlen muss wie ich finde.

Machst du eine Therapie und wenn ja, was für eine, konnte das nicht herauslesen aus deinen Zeilen. Also Psychiater für Medis ok, aber macht er auch Therapie?

Aber Hut ab, was ein Körper und Geist so alles aushalten kann, erstaunlich!


Glück auf!

08.08.2023 06:42 • x 1 #2


redline85
@Carcass
Hi Guten Morgen =)

vielen lieben Dank für Deine Antwort und netten Worte!

ja Du hast Recht, nur offensichtlich für mich leichter gesagt als getan... aber ich übe mich gerade wieder darin

haha yo das alles nicht so leicht als kloppi =D

ja das mit meinem Pa hat das Fass zum Überlaufen gebracht... und jedes Mal wenn wir denken es geht in die richtige positive Richtung kommt wieder n kleiner Seitenhieb... heute sollte er eigentlich entlassen werden... jetzt hatte er morgens 10 Minuten wieder Sprachstörungen massiver... fährt bei uns allen natürlich ein wie n Blitz! Die Angst ist da dass wieder ne Nachblutung wäre... nochmal operieren könnten sie nicht. Sie würden als Nächstes dann eher mit einem Endoskop denk ich über die Leiste bis ins Hirn fahren und versuchen die Blutung an der Stelle zu veröden. Gefahr von Lösung eines Gerinsels dabei besteht dann natürlich akut! Furchtbar is diese Ungewissheit, Warterei und Angst ständig.

Das Kuriose bei mir als Angsthase is ja... wenn wirklich was Unvorhergesehenes plötzlich passiert und um mich alle in Panik geraten (verständlicher Weise), werde ich ganz ruhig.... ich spüre zwar klar das Adrenalin, aber da macht es mir nix... ich werd ganz ruhig und weiss exakt was zu tun ist! ich spüre das dann erst danach später wenn es wieder ruhiger wird und ich runter komme. Aber dafür dann eben ziemlich massiv...

ja das sagst Du was... wie alles imm zwei Seiten der Medaille.... Das Leben am Hof mit Hunden, Pferden und Katzen in der Natur aufm Land sind schon wirklich schön! Nur eben auch viel Arbeit... und gefühlt haben wir die Jahre jedes Jahr uns immer mehr Baustellen aufgebürdet... ich sag immer wieder... lieber mal weniger Neues machen, lieber das Alte pflegen und auch mal genießen können! Ich hoffe der Unfall lässt meinen Dad da auch mal nachdenken, schließlich hat dieses immer mehr im Grunde zu dem Sch. geführt

Ja Du bringst es auf den Punkt... ich vergesse immer mich dabei... stelle mich zurück und bin immer für andere da... nur mit mir selber geh ich viel härter und unfairer ins Gericht und möchte mir nicht von anderen helfen lassen, weil ich sie ja nicht belasten möchte... doof eigentlich

Ja ich bin bei ner Therapeutin und mach ne Gesprächstherapie... gestern auch zufällig Abends noch n Termin bei ihr gehabt... sie sagt im Grunde das selbe... einfach auch gerade massiv bescheidene Umstände... Kloppi hin oder her würde das jeden anderen auch nicht grad Kalt lassen...
naja... trotz oder vielleicht auch gerade wegen den Schocks mit meinem Pa heute morgen gehts im Vergleich zu gestern schon minimal besser... meine Happy Digits schleiche ich auch langsam wieder ein, solangs momentan so akut is... und überlege und informiere mich schon ggf. Reha zu beantragen für die Zeit wenn mit meinem Pa da Gröbste vorbei is... mal sehen...

ja das denk ich mir auch immer ... daher dann auch immer die Zwangsgedanken, ich könnte/müsste/sollte ja jetzt wohl mal wirklich verrückt werden

Danke Dir!

08.08.2023 09:35 • x 1 #3




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Dr. Christina Wiesemann