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Hallo,
ich bin 54 Jahre alt, männlich, wohne alleine und habe seit ca. 6 Monaten ein riesen Problem:
ich habe zwei gute Freunde mit denen ich einiges unternehme. Mit dem Einen habe ich fast täglich telefonisch Kontakt und treffen uns alle 2-3 Tage. Mit dem Anderen habe ich alle 3-4 Tage telefonisch Kontakt und wir sehen uns 2 Mal die Woche.
Wenn sich einer der zwei nicht in dem gewohnten Rythums meldet, oder ich erreiche Sie nicht bekomme ich sofort Panik. Ich fange an zu zittern, mein Magen wird heiß, und das Gedanken-Karussel geht los. An Schlaf ist dann nicht zu denken. Schon die Vorstellung, dass ich Sie nicht erreiche löst diese Panik aus- Angst vor der Angst.
Ich leide seit ca. 2 Jahren an Depressionen, die ich in den Griff behommen habe. Und jetzt das. Ich habe totale Angst das ich diese Probleme nicht in den Griff bekomme. Mache zur Zeit auch eine Psychotherapie die aber in 3 Sitzungen zu ende ist. Glaube nicht, dass wir in dieser Zeit die Probleme in den Griff bekommen.
Hat jemand Erfahrung mit so einer Art der Angst gemach?

Viele Liebe Grüße

23.09.2020 12:03 • 05.07.2022 #1


16 Antworten ↓


Ja, damit machte ich Erfahrungen, ich bin sehr zuverlässig, Verabredungen sind für mich bindend und wenn ich sage, dass ich um eine bestimmte Zeit anrufe, könnte man die Uhr danach stellen.

Viele Bekannte sind es leider nicht und ich rätsele dann woher es kommt, dass sie mich sicher nicht mögen, sonst würden sie anrufen.

Fürchtest du, dass der Kontakt verloren geht wenn sie sich nicht im gewohnten Rhythmus melden, hast du Verlustängste? Das kenne ich von mir aus früheren Zeiten, aber ich habe daran gearbeitet, dass sie mir nicht mehr so wichtig sind.

Haben deine Bekannten überhaupt eine Ahnung davon, dass es dir so wichtig ist?

A


Angst das Kumpel sich nicht meldet

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Hallo,
danke für deinen Beitrag. Ja, ich habe Angst Sie zu verlieren wenn Sie sich nicht wie gewohnt melden. Dazu kommt, dass dann sofort das Kopfkino anfängt sowie die körperlichen Symtome. Und genau vor dieser Situation habe ich eigentlich am meisten Angst- Die Angst vor der Angst. Ich gehe davon aus, dass ich starke Verlustängste habe und emotional Abhängig bin.
Bisher kannte ich so etwas nicht.
Den einen Bekannten habe ich gebeten ans Telefon zu gehen wenn ich anrufe oder sofort zurück zu rufen wenn er es nicht mitbekommen hat. Dem anderen habe ich nichts gesagt. Ich habe die Befürchtung, dass ich nicht verstanden werde.
Wie hast du es geschafft dich davon zu distanzieren?

Liebe Grüße

Ich gebe dir mal folgendes zu denken: Als ich gelesen habe, dass regelmässige Kontakte bestehen und plötzlich nicht mehr, dachte ich sofort, oh, hoffentlich ist da nichts Schlimmes geschehen.

Du schreibst,
Zitat von Daywalker1409:
Sie zu verlieren
, wobei ich das so interpretiert habe, dass du Angst hast, sie hätten die Nase voll von dir, also reine egoistische Befürchtungen.

Ich schreibe das jetzt nicht, um dich anzugreifen, sondern um dir mitzuteilen, dass du im Aussen Sicherheit suchst, die andere dir geben sollen. Das funktioniert nie.

Ich übertrage die Situation einmal auf mich und meinen damaligen Freund denn mit dem war ich emotional viel mehr verbunden als mit den Freundinnen.

Es gab Situationen an denen er ein Wochenende nicht erreichbar war, es gab das Handy und es gab Tonnachrichten. Ich konnte an nichts anderes denken, einmal hieß es, seine Mailbox sei voll, da war es, als ging die Welt unter, als würde sie versinken. Ich war wie gelähmt, fühlte mich nicht mehr lebendig.
Und als er sich dann meldete, war es, als käme wieder Leben an mich.

Ich hatte immer Angst vor den Wochenenden, Angst, dass ich so tief fallen würde.

In abgeschwächter Form lässt sich das auf andere Situationen übertragen, wenn jemand sich nicht meldete, hatte ich das Gefühl, als gäbe es ihn nicht mehr, als bliebe ich auf einer Insel zurück.
Mir fällt ein, dass ich diese Gefühle auch hatte wenn meine Kinder verreist waren und sich nicht meldeten.
Es ist eine tiefe emotionale Verbundenheit mit dem anderen.

Ich würde es langsam angehen lassen, vielleicht magst du noch mehr erzählen, warum sind dir diese beiden Freunde so wichtig, was geben sie dir, was unternehmt ihr gemeinsam?

Zitat von Icefalki:
wobei ich das so interpretiert habe, dass du Angst hast, sie hätten die Nase voll von dir, also reine egoistische Befürchtungen.

Mit der Aussage kann ich so nichts anfangen. Was ist daran egoistisch?

Ich schreibe das jetzt nicht, um dich anzugreifen, sondern um dir mitzuteilen, dass du im Aussen Sicherheit suchst, die andere dir geben sollen. Das funktioniert nie. [/quote

Leider hast du Recht mit dieser Aussage. Ich selber kann mir nicht diese Sichheit geben. Vielleicht schaffe ich es ja irggendwann.



Diese beiden Freunde kenne ich fast 20 Jahre und Sie haben viel mit mir durch gemacht. Leider habe ich so gut wie keine Familie mehr, und in den Jahren sind die beiden zu meiner Familie geworden. Mit dem einen verbringe ich sehr viel Zeit. Meistens gehen wir spazieren und reden über Gott und die Welt, wir Joggen, gehen Essen, Shoppen... Mit dem anderen verbringe ich eigentlich relativ wenig Zeit. Wir wohnen im selben Dorf, grillen, spielen Dart, Joggen... Beide geben mir Halt. Aber das ich nun so reagiere wenn Sie sich nicht melden macht mich fertig.

Zitat von Daywalker1409:
Den einen Bekannten habe ich gebeten ans Telefon zu gehen wenn ich anrufe oder sofort zurück zu rufen wenn er es nicht mitbekommen hat.


Das könnte aber nach hinten losgehen. Mich würdest du damit vergraulen.

Das dachte ich mir, mich würde man nicht vergraulen.
Sage mal, mir fällt etwas ein, nutzt du kein WhatsApp, das wäre mir viel lieber.

Zitat von Daywalker1409:
Aber das ich nun so reagiere wenn Sie sich nicht melden macht mich fertig.

Das ist eine Baustelle, an der du arbeiten musst. Freunde sind keine Verfügungsware und nicht dazu da, deine Angst zu lindern. Sie sind seit langem an deiner Seite. Ihnen zuzutrauen, dass sie dich einfach abservieren, ist kein Freundschaftsbeweis von deiner Seite.

Bedürftigkeit kommt bei Menschen ohne solche Notstände meist nicht gut an. Die Chance, durch das Einfordern sofortiger Reaktionen zu erreichen, dass sie sich tatsächlich zurückziehen, ist weit höher, als wenn du ihnen mit dem Vertrauen begegnest, das sie verdienen.

Du kannst dich auf deine Störung berufen und ihnen deine Form der Kommunikation aufzwingen, damit es dir besser geht oder dich wie ein Freund verhalten, der Respekt vor dem Eigenleben der anderen hat.

Das bedeutet Arbeit für dich.

Es mag hart für dich sein, aber Calima hat Recht.

Wenn meine Exfreundin verreist war, legte ich immer großen Wert darauf, dass sie sich über WhatsApp meldete, später erfuhr ich, wie sie das hasste, sie hasste es so sehr, dass sie schon Gefahr lief,ihr Handy zu zertrümmern.

Ich bin ein Klammeraffe und muss darauf achten, wann und wo das nicht angebracht ist.

Hallo, danke für eure Beiträge.
Mir ist klar, dass ich meinen Kumpel vergraulen könnte aber ich weiß mir nicht anders zu helfen.
Natürlich würde ich gerne das Leben meiner Freunde respektieren. Aber die Angst ist so groß und mächtig, dass ich nicht anders kann. Whatts App nutzen wir auch ab und zu-das gleiche Problem! Ich würde so gerne mein Verhalten ändern, aber bin zur Zeit zu schwach dazu.
Wie kann ich an mir arbeiten? Was muss ich machen? Ich bitte euch mir zu helfen.

Gruß

Zitat von Daywalker1409:
Ich würde so gerne mein Verhalten ändern, aber bin zur Zeit zu schwach dazu.


Dann wird sich auch nichts ändern. Von würde gern, hätte und möchte wird nichts anders - und schon gar nichts besser. Verhaltensänderungen sind anstrengend. Wenn die Anstrengung zu viel ist, findet sie nicht statt und alles bleibt, wie es ist - so einfach ist das.

Egoistisches Verhalten - wie bei dir - bringt eine Menge Vorteile. Solange deine Freunde mitspielen, kriegst du ganz wunderbar prompte Bedürfnisbefriedigung. Deswegen fällt es ja auch so schwer, etwas zu verändern.

Bleibt also abzuwarten, wie lange deine Freunde dein Verhalten tolerieren und bedienen. Spätestens, wenn sie es nicht mehr tun, ist der Leidensdruck vielleicht ausreichend hoch, um doch an dir zu arbeiten.

Wenn du vorher was tun willst, funktioniert das nur darüber, dem Zwang nicht nachzugeben und auszuhalten, dass nicht jeder Gewehr bei Fuß steht, wenn du pfeifst.

Ich würde das Verhalten nicht als egoistisch bezeichnen, das ist mir zu moralisch wertend. Egoistisch handele ich wenn ich etwas im äußeren Leben an mich reiße obwohl andere es auch möchten.

Ein Verhalten das aus Angst geboren wird, ist für mich nicht egoistisch, es mag von außen gesehen soi wirken, aber der Hintergrund ist ein anderer.

Ich würde üben, eine Tabelle anlegen und notieren wenn ich dem Impuls widerstand mich bei den Freunden zu melden, vielleicht kannst du dir als Belohnung dann etwas Schönes gönnen.

Zitat von kritisches_Auge:
Ein Verhalten das aus Angst geboren wird, ist für mich nicht egoistisch, es mag von außen gesehen soi wirken, aber der Hintergrund ist ein anderer.


Es ist vielleicht nicht zwingend schuldhaft, aber in der Wirkung dennoch egoistisch, denn die Bedürfnisse der anderen werden den eigenen untergeordnet. Und das ist es, was für eine soziale Beziehung letztlich entscheiden ist.

Ich wollte meinen Mann auch nicht mit meiner Hypochondrie quälen. Fakt ist aber, dass ich es jahrelang noch nicht mal bemerkt habe, wie er darunter leidet, weil ich nur um mich selbst und meine Befindlichkeiten gekreist bin.

Erkrankungen sind für mich Erklärungen für bestimmte Verhaltensweisen, aber keine Entschuldigung und auch kein Freibrief.

Unter egoistischen Verhaltensweisen habe ich als Kind extrem lange gelitten. Auch wenn Narzissmus eine Krankheit ist, wenn Ängste eine Erkrankung sind, sind das keine Freibriefe, die berechtigen, anderen eigenes Leiden aufzubürden. Da reagiere ich regelrecht agro, wenn mich das betrifft.

Natürlich sind wirklich gute Freunde, oder die Familie bedeutend länger bereit, diese Bürde mitzutragen, aber es kommt immer irgendwann der Punkt, wo, wie sagen wir immer?, eine Abgrenzung erfolgen soll, wenn Verhalten anderer nicht mehr getragen werden können.

Gut, noch weiss niemand, was beim TE jetzt Sache ist, warum keine Reaktion kommt, aber ......

Zitat von Daywalker1409:
Wie kann ich an mir arbeiten? Was muss ich machen? Ich bitte euch mir zu helfen.


Vernünftige Therapie, evtl. Auch mal Medis einnehmen, Hintergründe der Angst erkennen und verstehen wollen, und dann umdenken, aktiv werden, Wege suchen, die aus der Angst führen.

Sicher ist es kein Freibrief, aber ich bemühe mich immer den Betreffenden erst einmal zu verstehen, ich halte es dabei für kontraindiziert ihn egoistisch zu nennen und dann können Anregungen für eine Änderung gegeben werden.

Zitat von Daywalker1409:
Hallo, ich bin 54 Jahre alt, männlich, wohne alleine und habe seit ca. 6 Monaten ein riesen Problem: ich habe zwei gute Freunde mit denen ich einiges unternehme. Mit dem Einen habe ich fast täglich telefonisch Kontakt und treffen uns alle 2-3 Tage. Mit dem Anderen habe ich alle 3-4 Tage telefonisch Kontakt und wir ...

Hallo,

da bin ich wieder. Leider hat sich nicht viel verändert. Es war eine zeitlang auszuhalten, ist jetzt aber wieder total präsent. Mache mitlerweile eine Therapie, die bisher aber nichts bringt. Es ist richtig schlimm geworden. Denke morgens beim Aufstehen direkt daran ob er auch Heute anruft und habe dann einen Druck im Magen. Bei dem anderen Kumpel habe ich die Befürchtung, dass er einen neuen besten Kumpel hat. Das würde mich auch nicht stören, wenn er trotzdem weiter mit mir befreundet bleibt. Vielleicht habt ihr ja Ideen wie ich da raus komme. Bin für jeden Beitrag dankbar. Gruß Alex

A


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Dr. Christina Wiesemann
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