App im Playstore
Pfeil rechts
21

Zitat von Bingo:
Birgit ist das Salz in der Suppe.

Jetzt musste ich lachen
Der Satz könnte zu einem running gag werden.

@NoNameUser boah keine Ahnung ey. Es ist doch was völlig anderes ein legitimer Konflikt entwickelt, als wenn so emotional unreife Sachen passieren und abgehen.
Ich kann einfach auch normal ein Gespräch führen auch wenn es ein Konflikt ist und muss nicht ständig so abdrehen und versuchen mit dem Kopf durch die Wand zu ballern.

Wo hast du denn rausgelesen, dass wir alle depressiv und harmoniesüchtig sind?

A


Herausfordernde Mitpatientin

x 3


Zitat von TheFunnyOne:
Wo hast du denn rausgelesen, dass wir alle depressiv und harmoniesüchtig sind?

Das habe ich für mich so interpretiert, anhand deiner Erzählung.
Ich sehe mich als Verteidiger oder Anwalt von Birgit.
Bei Ungerechtigkeiten, oder bei Sachen, die ich als ungerecht empfinde, kann ich schon mal anders und bissig werden.
Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Dafür bin ich zu sehr das Produkt meiner eigenen Erfahrungen.

Zitat von TheFunnyOne:
Ich kann einfach auch normal ein Gespräch führen auch wenn es ein Konflikt ist und muss nicht ständig so abdrehen und versuchen mit dem Kopf durch die Wand zu ballern.

Kennst du denn ihre Diagnose?
Ich will auch nicht weiter rumstressen hier.
Bin auch schon weg.

Hallo,

bin gerade auf das Thema gestoßen. Ehrlich gesagt irritiert mich eine Sache. Hat Birgit denn nun eine Allergie gegen Hunde oder nicht? Also du sagst sie hat „plötzlich“ eine Allergie. Hattet ihr vorher auch Hunde da und es hat ihr nichts gemacht? Hat sie sonst immer von ihrem vielen schönen Hundeerlebnissen gesprochen?
Also ich verstehe ja, dass sie wohl generell von der Mehrheit der Gruppe als Störfaktor empfunden wird, so im Allgemeinen.

Aber ich möchte mal aus Sicht einer von multiplen Allergien betroffenen Person schreiben: Ich habe viele Allergien. Ja, ich reagiere auf sehr viele harmlose Stoffe sehr extrem (bis hin zum Schock). Nein, man kann sich nicht daran gewöhnen, haben meine Eltern jahrelang versucht, als Dank ist meine Lunge aufgrund der vielen Asthmaanfälle irreparabel kaputt. Nein, man kann das nicht mal für eine Stunde abstellen, nur weil es gerade unbequem ist. Nein, Medikamente ermöglichen mir nicht, mit einem ganzen Tier in einem Raum zu sein. Medikamente helfen mir, dass ich im Bus keinen schweren Asthmaanfall bekomme (oder einen Schock), wenn sich jemand mit Tierhaaren auf der Kleidung neben mich setzt. Am schlimmsten ist für mich da ein Cocktail aus Hunde- UND Katzenhaaren. Ja, das ist eine massive Einschränkung für mein Sozialleben. Und über die Jahre bin ich es leid, mich ständig zu erklären. Mache ich nicht. Ich gehe einfach. Jemand, der einen Assistenzhund braucht, dem geht es bestimmt deutlich schlechter als mir. Trotzdem bin ich leider auch auf den süßesten, liebsten, best erzogensten und hilfreichsten Assistenzhund einfach nur allergisch. Und ich könnte es meiner Lunge nicht zumuten, wöchentlich eine Stunde mit einem Hund (oder einer Katze, einem Pferd, einem Meerschweinchen, irgendwas, das Heu frisst…) in einem Raum zu verbringen. Das geht einfach nicht. Das ist keine Option.

Allerdings kläre ich gerade bei so Therapiesachen vorher immer ab, dass es da keine Tiere gibt. Dass auch sonst den Tag über in dem Raum keine Tiere sind. Ich erkundige mich explizit nach Therapie- und Assistenzhunden. Sowas kläre ich aber mit der leitenden Person, nicht vor und mit allen. Ich wäre dann auch sauer, wenn es doch einen Hund auf einmal gäbe, wäre dann halt mal wieder eine Sache, an der ich nicht mehr teilnehmen kann.

Ich kenne eure Gruppe und Birgit ja nicht. Wollte nur mal diese Seite beleuchten. So wie du von der Allergie geschrieben hast, klingt es halt so, als wäre das eine unwichtige Kleinigkeit. Das kann eine sehr schwere Erkrankung sein.
Liebe Grüße

Das klingt wirklich nach einer schwierigen Situation für alle Beteiligten.

Ich habe ambulant, aber vor allem auch stationär, viele herausfordernde Situationen in Gruppen erlebt. Manchmal sind daraus aber auch gute Lernerfahrungen für alle Beteiligten herausgekommen. Hier zum Beispiel sehe ich hauptsächlich ein Problem in der Art und Weise der Kommunikation untereinander, und zwar auf viele verschiedene Arten und Weisen ( die einen zu laut, die anderen zu leise, zu viel Kommunikation hinter den Kulissen, zu wenig offene Kommunikation, mangelnde Leitung und Vermittlung durch die Therapeutin, Patienten, die ohne vorherige Kommunikation mit einer unerwarteten Situation konfrontiert werden, unklare Regeln usw.... dazu später mehr).

Ich habe viel an Gruppen teilgenommen, in denen es so einige Patienten wie Birgit gab. Und wenn die Gruppenleitung gut war, war das kein Problem. Es gab klare Regeln, es wurden alle Seiten gehört und berücksichtigt, und dann haben die verschiedenen Charaktere viel voneinander lernen können.

Gerade bei schwereren Erkrankungen, die z.B. Kommunikation, Emotions-Regulation und Impulskontrolle betreffen, ist ein klarer Rahmen und vor allem Fairness sehr wichtig.

Ja, Birgit ist mit ihrer Art der Kommunikation übers Ziel hinausgeschossen, aber sie wurde auch ohne Vorwarnung mit einer für sie sehr schwierigen Situation konfrontiert, die aus ihrer Sicht total unfair war und in der sie nicht das Gefühl hatte, dass man ihre Meinung dazu berücksichtigt. Man hat sie ungefragt vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie hat sich vermutlich ziemlich ohnmächtig gefühlt, und wenn Patienten wie sie das Gefühl bekommen, dass ihre Meining nicht gehört und berücksichtigt wird, werden sie oft von einem Gefühl von Ungerechtigkeit und Hilflosigkeit förmlich überrollt, und dann kommt es zu überschießenden Reaktionen.

Ich hatte mal eine Gruppe, da wäre das wie folgt geregelt worden:
Die Gruppenleitung hätte ein klar gelenktes Gruppengespräch mit allen Beteiligten geführt, in dem jeder seine Position darstellen darf und muss, inklusive der Emotionen, die dabei hochkamen.
Da hätte man Birgit dann kommunizieren können, dass ihre Meinung zu der Situation ja durchaus berechtigt ist, dass sie nur eine andere Form der Kommunikation hätte wählen sollen.
Und dann wäre ein (von vielen Patienten gefürchtetes ) Rollenspiel gemacht worden,
in welchem jeder Patient mal in die Rolle von Birgit geschlüpft wäre, und dann hätte man verschiedene Möglichkeiten durchgespielt.
Birgit hätte sich dann gesehen gefühlt und hätte sich bei anderen Patienten abgucken können, wie man ein ruhiges und sachliches Gespräch über die Situation führen könnte, und die anderen Patienten hätten Birgits Hilflosigkeit selber erleben und fühlen können.

Und abschließend hätte man sich nochmal über die Gruppenregeln unterhalten können, in diesem Fall vielleicht
- kein Geläster über andere Patienten, auch nicht auf WhatsApp
- bei einer so gravierenden Änderung wie dem Hund müssen zuerst alle Gruppenmitglieder gehört werden, niemand wird einfach mit Änderungen überfallen
- alle Gruppenmitglieder müssen ihre Meinung sagen und sich an dem Gespräch beteiligen
Und ich habe es als wichtig erlebt, dass die Gruppenleitung in solchen Situationen eingreifen und die Sitzung deutlich leiten muss, dann können auch verschiedene Charaktere in einer Gruppe gut koexistieren und voneinander lernen.

Wie sich dann langfristig die Situation mit dem Hund klärt, muss man dann natürlich sehen, aber man kann zumindest davon ausgehen, dass Birgit, wenn sie sich gehört und gesehen fühlt, sehr viel aufgeschlossener reagieren wird.
Und von den anderen Patienten, bei denen vielleicht viele schüchterne und ruhigere Patienten dabei sind, könnten lernen, sich zu beteiligen, den Mund aufzumachen, die eigene Meinung einzubringen, sich für andere einzusetzen und auch mal die Position des anderen ganz persönlich selber zu erleben.

Und so können alle einen guten therapeutischen Profit aus der Situation mitnehmen.

Je nach schwere der Allergie muss dann geklärt werden, ob sich eine Lösung finden lässt oder ob jemand gehen muss,
aber wer gehen muss bzw. evtl. die Gruppe wechseln muss, sehe ich eher als eine Sache zwischen der Gruppenleitung, Birgit und der Patientin mit dem Hund.

Aber die grundsätzliche Situation in Bezug auf die Kommunikation untereinander geht alle an.

Das ist jetzt aber natürlich nur meine persönliche Erfahrung, in anderen Gruppen wäre die Situation bestimmt auch anders gelöst worden.
Ich bewerte das auch gar nicht, es ist nur ein Erfahrungsbericht.
Ich habe es so kennengelernt und habe es erlebt, dass auf diese Art und Weise schnell wieder Frieden in der Gruppe war und alle etwas daraus lernen konnten.
Aber es gibt bestimmt auch ganz viele andere Lösungsmöglichkeiten und Erfahrungen dazu.

Ich hatte in meiner Reha-Nachsorgegruppe auch eine Mitpatientin, die gar nicht ging. Ich habe mich nie in ihre Nähe gesetzt und auch nicht das Gespräch mit ihr gesucht.

Nach einer gewissen Zeit kristallisierte sich heraus, das es den anderen auch so ging.

Sie war die Einzige die litt, kein Arzt verstehe sie, alle sind gegen sie, jeder Arzt, Therapeut würde sie mobben usw. Für mich kaum zu ertragen.

Irgendwann meinte sie mir einen Spruch aufs Auge drücken zu müssen, der Spruch war sehr verletzend. Da habe ich ihr sehr direkt Kontra gegeben und ihr auch deutlich kommuniziert das sie mich in Ruhe lassen soll. Da wollte sie auch wieder ihr Theater abziehen. Die Therapeutin hat interveniert und die Gruppe hat mit ihr gesprochen. Geleitet wurde das Gespräch von der Therapeutin. Es war das totale Drama (von ihr), kaum auszuhalten.

Lange Rede, kurzer Sinn: Sie hatte null Einsicht und hat die Gruppe massiv gestört. Das Gruppengespräch hat nichts gebracht. Sie hat sich dann immer kurzfristig abgemeldet von der Gruppe und kam dann nicht mehr.

Und ganz ehrlich, ich habe mich davon distanziert. Es gibt Menschen die sind so gepolt und da ist es egal was man probiert: Es kommt einfach nicht an.

Das mache ich nicht mehr zu meinem Problem, das ist mein Lernprozess, denn ich neige immer dazu alles zu meinem Problem zu machen.

Und ganz ehrlich, sagt jemand er/sie/es sorgt dafür das der Hund verschwindet, ist bei mir komplett durch und bekommt null Verständnis (u.a. habe ich 2 Katzen und einen Hund).





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
App im Playstore